DON QUIJOTE

»Todavía resisto«
       Heleno Saña

Don Quijote in Deutschland*

Heleno Saña zum Fünfundsiebzigsten

Von Michael Loeckle


Als Heleno Saña in den späten 50er Jahren aus seiner spanischen Heimat im kalten und teilweise noch zerstörten Deutschland eintraf, um seine Dulcinea Gisela Böhmann, seine spätere Frau aufzusuchen, waren seine ersten Eindrücke alles andere als erfreulich. „Mir fällt bald auf: Langeweile, Eintönigkeit, große Kaufhäuser und Einkaufszentren, Vermassung überall. Und die Typen, die mit ihren Volkswagen oder sonstigen Autos herumprahlen, darunter viele ehemalige Frontkämpfer, Nazis, Mitläufer, Neureiche, die ihre Kriegsverbrechen mit ihrem nagelneuen materiellen Glanz aufpolieren wollen.“ Saña suchte das schöne, poetische, romantische Deutschland, das für ihn seine Geliebte darstellte, aber er fand nur die Häßlichkeit der Konsumgesellschaft westdeutschen Zuschnitts. Was er am meisten vermißte und bis heute vermißt, sind jene Wesenszüge, die George Orwell nach seinem Spanien-Aufenthalt während des Bürgerkriegs mit generosity und nobility, Großzügigkeit und Edelsinn umschrieben hat. „Auf der Straße, in den Wohnstuben und in den Cafés begegne ich harmlos aussehenden Menschen und dennoch weiß ich, daß viele von ihnen ihrem geliebten und großen Führer hysterisch zujubelten und ihm bis zum bitteren Ende folgten, zuhause und auf dem Schlachtfeld. Ebenso weiß ich, daß ihre tüchtigen und gepflegten Hände mit Blut befleckt sind, und daß sie damals unschuldige und wehrlose Menschen mit demselben Eifer töteten, mit dem sie jetzt am Wochenende ihre PKWs waschen, über die Autobahnen rasen und irgendwo bei Kaffee und Kuchen gemütlich sitzen, als Höhepunkt ihres im Grunde kleinkarierten und erbärmlichen Daseins und als Ersatz für die ehemaligen Kriegsabenteuer und das dahingegangene Tausendjährige Reich. Und schließlich weiß ich, daß diese Spießer und Streber damals nicht unbedingt aus Überzeugung, sondern vor allem aus purem Gehorsam andere Völker überfielen und Millionen Menschen umbrachten. Entsprechend werden sie gerade diesen Grund angeben, wenn man sie fragt, warum sie alles mitmachten: Weil sie den Befehl erhielten, und indem sie dies sagen, glauben sie schon, daß damit die Frage der Schuld und der Verantwortung erledigt sei - wie Eichmann in Jerusalem.“

Nach den bitteren Erfahrungen seiner Kindheit und Jugend, zu denen der deutsch-italienische Bombenterror während des Bürgerkriegs, die materielle Not und die Inhaftierung seines Vaters zählten, ergab sich für Saña ziemlich früh die Alternative, die auch für seine literarische Lieblingsgestalt, den unvergleichlichen Don Quijote de la Mancha gilt: entweder für das Edle oder für das Gemeine Partei zu ergreifen. Tertium non datur. „Widerstand zu leisten gegen alles, was uns negiert, uns von dem Imponiergehabe der Mächtigen nicht einschüchtern zu lassen, immer wieder zu lernen, den Schlägen des Schicksals zu trotzen.“ Hierbei hat Saña seine schriftstellerische Tätigkeit als Verpflichtung verstanden, dem Schönen zu dienen und das Häßliche zu bekämpfen, Begriffe, die er nicht nur in ästhetischem, sondern auch und vor allem in moralischem und spirituellem Sinn verwendet.

Aber so wie der Hidalgo mit seinen chevaleresken Idealen an der Prosa des Alltags scheitert, hält Saña seine emanzipatorischen Projekte und Zielsetzungen, seine Hoffnungen auf eine bessere Welt, seinen Glauben an die Vervollkommnung des Menschen für illusorisch. „Gewonnen haben von jeher nur die Lumpen, die jedes Land, jede Epoche, jede Zivilisation hervorbringt.“ Don Quijote kann nie siegen, aber er erklärt den ihn bedrohenden Zauberern: „Sie können mir wohl das Glück rauben, keinesfalls aber das Bemühen und den Mut.“


Hombre de verdad

Diese ritterliche Haltung begleitet Saña zeitlebens in seinem Kampf gegen die Windmühlen des Zeitgeistes, und er weiß: wer nicht revoltiert, ist kein richtiger Mensch, kein „hombre de verdad“, wie uns Miguel de Unamuno versichert. Es wäre für Saña unehrenhaft gewesen, der Auseinandersetzung mit einem ehrlosen Zeitalter wie dem, das er durchlebt hat, auszuweichen. „Mein Schmuck sind die Waffen, meine Ruhe ist streiten“, verkündet der Ritter de la triste figura in Cervantes’ wirkungsmächtigem Roman. Der spanische Kombattant Saña hält sich indes, wie Don Quijote, für das Relikt eines Menschentypus, der zutiefst in vergangenen Wertvorstellungen lebt; die einzigen Fragen, die ihn gefesselt haben, sind die ewigen Fragen nach Wesen und Bestimmung des Menschen. „Alles, was nicht mit dem platonischen aei on, dem ewig Bleibenden zu tun hat, hat mich gelangweilt.“

Es läßt sich leicht vorstellen, wie frustrierend für den Iberer infolge dieser Einstellung die Begegnung mit seiner neuen Heimat war, wo er ein taktloses, kontaktloses, ungepflegtes, rauhes, rohes und rüdes Eintagsleben ohne politische und geistige Hygiene vorfand. Was ihn am Leben erhielt, war seine große Liebe zu seiner Frau Gisela und ihrer gemeinsamen Tochter Christina.

Dennoch hat sich Heleno Saña schon sehr früh mit dem deutschen Geistesleben auseinandergesetzt und hat im Auftrag des Madrider Verlags „Cuadernos para el Diálogo“ Theaterstücke von Martin Walser, Max Frisch, Günter Grass und Heiner Kipphardt ins Spanische übersetzt. In seiner rund zwanzigjährigen Tätigkeit als ständiger Mitarbeiter der Madrider Kulturzeitschrift „Indice“ veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze über das deutsche Geistesleben, vor allem über die deutschen Klassiker: Kant, Hegel, Fichte, Schleiermacher, Hölderlin, Marx, Rosa Luxemburg und andere. Viele dieser Arbeiten fanden Aufnahme in seinem Buch „Historia, marxismo y filosofia“. Aber auch über zeitgenössische deutsche Autoren berichtete er, darunter Heinrich Böll, Günter Grass, Martin Walser, Peter Weiss, Rolf Hochhuth, Karl Jaspers und Martin Heidegger. 1980 publizierte er in der Universidad Autonoma de México einen umfassenden Essay über Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse unter dem Titel „La teoria crítica de Francfort“. In derselben Universität erschien Anfang der 80er Jahre ein ausführlicher Text über das deutsche Bundesverfassungsgericht. Er edierte auch für einen Madrider Verlag „Parlamentarismus und Demokratie“ von Karl Kautsky, mit einer über 70 Seiten umfassenden Einführung. In den Zeitschriften „Historia y Vida“ (Barcelona), „Nueva Historia“ (Barcelona) und „Tiempo de Historia“ (Madrid) veröffentlichte er umfassende Beiträge über den Klerus und den Nationalsozialismus. Diese Studien dienten ihm als Grundlage für sein Buch „Noche sobre Europa: el fascismo alemán 1919-1980“. Anfang der 80er Jahre erschien sein Buch „La filosofía de Hegel“.

Saña wurde in der BRD vor allem durch seine kritischen Bücher über Deutschland bekannt, die ihm zwar viel Tadel, aber genau so viel oder noch mehr Zustimmung brachten. Ebenso kritisch befaßte er sich mit der Europäischen Gemeinschaft, nicht nur in seinen eigenen Schriften, sondern auch in den Streitgesprächen, die der Journalist W. Christian Schmitt mit ihm in seinem Buch „Wenn die Euro-Deutschen kommen“ geführt hat. Aber sein Hauptinteresse als deutsch schreibender Autor galt der Weltproblematik, ein Thema, dem er mehrere höchst kritische Bücher gewidmet hat. Der streitbare Autor gehört keiner politischen Partei an. Seine Haltung als Mensch und als Schriftsteller zeichnet sich durch seine Unbestechlichkeit, Unabhängigkeit und durch sein kompromißloses Eintreten für eine humane, sozial gerechte und freie Welt aus. Seine Stimme galt immer den Verdammten dieser Erde. Für Macht empfindet er blanke Verachtung, zumal für ungerechte und inhumane Machtausübung. Oder wie er in einem seiner Bücher schrieb: „Ich bin nicht Schriftsteller geworden, um die Stiefel der Mächtigen zu putzen.“

In seinem ersten, 1974 in Darmstadt erschienenen Buch in deutscher Sprache „Die Krise Europas“, in dem Saña das historische Profil der europäischen Nationen analysiert, wird sogleich deutlich, daß die Deutschen als Nation und Volk in einem abstrakten, kranken, anormalen Zustand leben. „Die Deutschen erwecken den Eindruck von Kranken, die ihre Krankheit als perfekten Heilszustand verstehen wollen.“ In der zu Unrecht vergessenen Schrift hat Saña die hegemoniale Rolle aufgezeigt, die die anglogermanischen Völker in Europa und weltweit aufgrund ihrer technischen und ökonomischen Überlegenheit gespielt haben. In deren Zivilisationsmodell erkannte der Spanier eine neue Variante des Barbarentums und beschuldigte die anglogermanischen Völker, die humanistischen Ideale der Antike, des Christentums, der Renaissance und der Aufklärung verfälscht und ein auf Gewalt, Repression, Vulgärmaterialismus und Technizismus basierendes Lebensmodell errichtet zu haben.


Violenz als Prinzip

Gewalt hat Saña in Deutschland schon sehr früh erfahren, eine latente Gewalt der Häßlichkeit, die in den kruden, stereotypen und rigiden Gesichtern der Krauts als Frustration und Regression, als appetitive Aggressivität zum Ausdruck kommt. Abnorm uniformierte Dropouts, Hasardeure und Desperados bilden vielfach die Kulisse solcher Exhibitionen. Viele Jahre nach seinem ersten Deutschland-Buch hat Saña den „feindseligen Blick der Deutschen“ skizziert, einen „Gesichtsausdruck, der nach Gewalt dürstet und auf die Stunde der Abrechnung sehnsuchtsvoll wartet.“ Die Alemanes seien ein Volk, das im Grunde ohne Freundschaft, ohne Wärme und ohne Kommunikation lebt. „Ich kann dieses Land nicht lieben“, lautete Jahre später die Headline eines Artikels in der „Brücke“ (100/37ff), in dem Saña erläutert, warum man in diesem angeblich so ruhigen und gemütlichen Land kaum in Frieden leben kann. „Unter Deutschen zu leben bedeutet, ohne Unterlaß in Abwehrstellung leben zu müssen, nicht, weil man den Krieg mit ihnen sucht, sondern, weil sie es immer wieder fertigbringen, einem den Krieg aufzuzwingen. Und sie tun es schon mit ihrer tiefsitzenden Unhöflichkeit und Taktlosigkeit. Wenn man aus einem Land kommt, in dem auch der einfachste Mensch Wert darauf legt, dieselben guten Manieren eines Hidalgos oder Grandes zu lernen, kann man sich schwer mit der Roheit der deutschen Umgangsformen abfinden. Höchstens schaffen sie es, korrekt zu sein. Aber diese Korrektheit bleibt ein rein äußeres Ritual ohne Spontaneität und innerer Anteilnahme. Sie ist eine mechanische Technik, kein aus dem Herzen entstehendes Bedürfnis. Das läßt sich schon an ihren ausdruckslosen, stummen und unzugänglichen Gesichtern ablesen. Ich habe in keinem Land so glatte, stumpfe, freudlose Gesichter wie hier gesehen. Sie kommen mir vor wie tote, gummiartige Masken, natürlich nicht immer, aber oft. Das, was man deutschen Ernst nennt - der berühmte Ernst, auf den sie so stolz sind -, ist nichts anderes, als die Widerspiegelung des inneren Todes, den sie in ihrer Seele tragen. Kaum eine spontane Geste der Sympathie, kaum die Suche nach improvisierter Kommunikation. Vorprogrammiert wie sie sind, betrachten sie jeden Mitmenschen, der in ihrer Nähe auftaucht, als potentielle Störung. Daher ihre Verschlossenheit, Lieblosigkeit und ihr Mißtrauen gegenüber den anderen, aus Prinzip. Das ist das Produkt einer Erziehung und einer Sozialisation, die auf der Herstellung von Feindbildern aufgebaut ist.“


Die verklemmte Nation

Ähnliche Positionen finden sich in Sañas geistvollem, 1986 erschienenen Bändchen „Verstehen Sie Deutschland?“, das ein Münchener Psychologe zur „Pflichtlektüre an den höheren Schulen“ empfehlen wollte. Drei Jahre später erschien bei Knesebeck & Schuler „Die verklemmte Nation“, wo „zur Seelenlage der Deutschen“ einige remarkable und für das Volk der Dichter und Denker nur wenig schmeichelhafte Thesen vorgetragen werden. So gibt es nach Saña in kaum einem vergleichbaren Land des Westens so viel Angst und innere Unsicherheit wie in der BRD, so viele seelische Depressionen, so viele verinnerlichte Aggressionen und so viel psychisches Elend, so viel Einsamkeit und so viele Selbstmorde und Selbstmordversuche. „Brutalität und Rücksichtslosigkeit sind an der Tagesordnung, Sensibilität und Rücksichtnahme selten zu spüren, Draufgängertum, Sturheit und Unnachgiebigkeit werden mehr geschätzt als Güte, Hilfsbereitschaft, Taktgefühl oder Bescheidenheit. Hartgesottene, rohe Typen stoßen hier selten auf Widerstand, genießen eher das Wohlwollen breiter Massen.“ Dieser Zustand habe zu einer allgemeinen Verkrampfung des bundesrepublikanischen Lebens geführt. Der Deutsche lebe grundsätzlich in Angriffs- und Abwehrstellung, als müßte er sich dauernd entweder unbedingt durchsetzen oder sich seiner Haut wehren. Das entspreche der Haltung eines Menschentypus, der in seinem Innern ein kriegerisches Verhältnis zu seinen Mitmenschen hat, der sich das Leben nur als Konfrontation mit den anderen vorstellt. Aus dieser neurotisierten Aggressionshaltung folge der Mangel an Toleranz, Geduld und Verständnis für die anderen, „Wie sollen Menschen einander lieben oder nur achten, die sich als potentielle Feinde begegnen? Auch die Leistungsbesessenheit der Deutschen hat die gleiche Wurzel, gehört zu der Zwangsneurose, sich immer bewähren und behaupten zu müssen - natürlich gegen die anderen, so daß der eigene Sieg schon die Demütigung des Erliegenden voraussetzt.“

Unübersehbar leben die Tedeschi im 21. Jahrhundert nach jenem bellizistischen Prinzip des „gezückten Degens“, über das Voltaire bemerkt hat: „On ne réussit dans ce monde, qu’à la pointe de l’épée, et on meurt les armes à la main.“ Wer sich mit einem einigermaßen intakten Apperzeptionsvermögen unter die Alemanes begibt und sich ihrem feindseligen, gefühlsarmen und gleichgültigen, von Aggression, Frustration und Destruktion geprägten Präsenzmodus aussetzt, der Güte und Wohlwollen stets durch diktatoriale Allüren ersetzt, wird dem Befund Voltaires und dem Fazit Sañas zustimmen. „Es gibt kaum versöhnende Gesten, nur Entzweiung und Zwietracht. Hier waltet das Gesetz der Kälte, nicht nur was das Klima angeht, es herrscht in den Herzen der Menschen, die in der Regel unter Gefühlsarmut leiden und kein anderes Gesetz kennen als die bürgerliche, spätkapitalistische ‘Ideologie des Kalküls’.“

In der Presse wurde dieses brillante Werk als ein Stück Glasnost und als Meisterstück der Kulturkritik gefeiert, als die gründlichste und interessanteste Analyse deutschen Wesens seit langem. Petra Kelly und Gert Sebastian schrieben an den Autor: „Eine so klare und zutreffende Analyse des deutschen Gemütszustandes und der Bewußtseinsbildung seit 1945 hatten wir immer vermißt.“ Es gab natürlich auch unerfreuliche Reaktionen, etwa beim WDR, der, exakt wie 1933, eine Bücherverbrennung empfahl und den Autor zum Psychiater schicken wollte.


Das Vierte Reich

Ein noch größerer Erfolg wurde für Saña das 1990 in Hamburg erschienene Buch „Das Vierte Reich“, über das Heinrich Jaenecke im „Stern“ notierte, selten habe „ein Ausländer einen so scharfen Blick von der inneren Befindlichkeit der Deutschen in dieser Übergangsphase zu einer neuen Epoche ihrer Geschichte gezeichnet.“ Nach einer Pax britannica, einer Pax americana und einer Pax sovietica bahne sich, so Saña, am Horizont eine Pax germanica, eine Art Germanisierung Europas an. „Die Hegemonie Deutschlands auf dem Kontinent würde eine Roboterisierung des Homo europeus mit sich bringen und das Entstehen einer von jedem menschlichen Gehalt entleerten reinen Leistungsgesellschaft, so seelen- und rücksichtslos wie jene, die die Deutschen in ihren eigenen vier Wänden errichtet haben.“ Die Mehrheit der Deutschen hat sich nach Saña den neuen geschichtlichen Bedingungen zwar angepaßt, aber hinter diesem, von den Siegermächten eingeleiteten Normalisierungsprozeß leben viele der psychischen Syndrome weiter, die in der neueren Geschichte Deutschlands fast chronisch sind: nationaler Größenwahn, Rassismus, uneingestandene Ressentiments, Selbstgerechtigkeit, unbedingter Durchsetzungs- und Expansionsdrang, pubertäres Geltungsbedürfnis und Sehnsucht nach der einstigen, durch eigenes Verschulden verlorenen Macht. Nicht die Freiheit werde in der BRD als das höchste Gut angesehen, sondern die Moral der Profitmaximierung um jeden Preis, dies sei die wahre Identität der Deutschen. Saña erinnert daran, daß schon für die Urgermanen das Hauptanliegen „die Gier nach Beute war und daß die Verbindung von Plünderungslust und Herrenmoral (neben der Bestialität) das kennzeichnende Merkmal der NS-Ideologie war.“ Und er fügt hinzu: „Es ist klar, daß es in einer Ellenbogengesellschaft wie der der BRD, die auf rücksichtslosem Kampf aller gegen alle beruht, keine wahre Achtung vor anderen Werten geben kann. Und wenn unter Deutschen selbst das unausgesprochene, aber immer gegenwärtige Gesetz der Kälte und der Gefühlsarmut waltet, wie sollen sie Achtung vor ethnischen Minderheiten und fremden Völkern haben? Fremde Völker sind für den heutigen Deutschen grundsätzlich Investitions- und Absatzobjekte für ihre Exportgeschäfte und ihren Expansionsprozeß.“ Nach Ansicht Sañas wird das Vierte Reich ein neuer Zyklus germanischen Machtrauschs und germanischer Zucht und Ordnung sein, eine Entladung angestauter Rachegelüste und unüberwundener Minderwertigkeitskomplexe, ein neuer Höhepunkt der schlimmsten Traditionen dieses Volkes, mit den entsprechenden schlechten Manieren, die viele Deutsche trotz ihrer so oft gepriesenen Kultur beibehalten haben. „Es wird auch nicht die Komik fehlen, die unvermeidliche Komik des deutschen Michels als neuer Herrscher.“

In einem Kapitel dieses Buches, in dem grundsätzlich bezweifelt wird, daß sich die Deutschen seit 1945 geändert hätten, schreibt der Autor zum deutschen Nihilismus: „Das Wiedererwachen von teutonischen Herrschaftsträumen ist tatsächlich unverständlich, wenn man nicht den tiefen Nihilismus berücksichtigt, der in Deutschland mit mehr oder weniger Intensität seit über einem Jahrhundert waltet. Die unnötigen und willkürlichen Kriege, die die Deutschen entfesselten, die Verbrechen, die sie in diesem Zusammenhang begingen und der Terror, den sie überall ausübten, diese traurige, in der Weltgeschichte einzigartige Bilanz von Brutalität, Primitivität und eiskalter Menschenverachtung sind nur die Objektivierung des unbewußten Hasses auf das Leben, der in diesem Volke steckt, auch heute noch. Was Clemenceau einmal sagte, ist keineswegs bedeutungslos geworden: ‘Lieber Freund, es entspricht dem Wesen, das Leben zu lieben. Der Deutsche kennt diesen Kult nicht. Es gibt in der deutschen Seele, in der Kunst, in der Gedankenwelt und Literatur dieser Leute eine Art Unverständnis für alles, was das Leben wirklich ist, und an dessen Stelle eine krankhafte und satanische Liebe zum Tod’.“


Thanatos-Kult

Tatsächlich ist die deutsche Geschichte von einem tiefverwurzelten und immer wiederkehrenden Selbstzerstörungssyndrom, von der „Sehnsucht nach dem Tode“ (Novalis) und dem „Sein-zum-Tode“ (Heidegger) geprägt. Das Volk der Richter und Henker hat sich mehr für den Tod als für das Leben entschieden, für eine historisch beispiellose danse macabre, schon aus diesem Grund sind die Deutschen für Saña „das antihumane Volk schlechthin“. Selbstbestrafung statt Lustprinzip, Thanatos statt Eros: „der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ (Celan).

In seiner 1989 erschienenen „Dialektik der menschlichen Emanzipation“ hat Saña eindringlich daran erinnert, daß kein Grund dafür bestehe, auf das Entstehen der modernen Zivilisation stolz zu sein, „denn sie droht in einer apokalyptischen Katastrophe zu enden, in einem makabren Totentanz und einer unvorstellbaren Götterdämmerung... Der Mensch der heutigen Industriegesellschaft lebt in einem Zustand von tiefer Unzufriedenheit, er ist, wie der alte Prometheus, weiter ein gefesselter Mensch. Das Feuer, das der griechische Held den Göttern raubte, um den Menschen zu helfen, droht sich in einen Weltbrand zu verwandeln, in ein nie dagewesenes Inferno von Chaos, Zerstörung, Armut, Verdummung, moralischem Stumpfsinn und Tod... Dieser Tod heißt Hunger, Not, Neurotisierung, Angst, Kriminalität, Selbstmord, Alkoholismus, Drogensucht, Gewalttätigkeit, Aggression und zunehmende Kretinisierung der menschlichen Psyche, oder, um es ganz kraß zu sagen, Involution, Dekadenz, zurück zum Höhlenmenschen und zur Barbarei.“


Die verlorene Menschlichkeit

In dem 1994 publizierten Werk „Die verlorene Menschlichkeit“ wird diese Problematik unter dem Rubrum „Das Reich des Todes“ thematisiert, die Menschen der Postmoderne werden mit Gogols „toten Seelen“ verglichen: „Die Abende im Abendland: Menschen in ihren Löchern vergraben und mit einem Glas in der Hand, erschöpft und resigniert der verfehlten Erfüllung nachtrauernd. Innere Agonie durch audiovisuelles Entertainment, Alkohol und Drogen verdrängt. Was wir erleben, ist nicht nur das Scheitern des Systems, sondern die Auflösung des abendländischen Ich.“ Das ganze bürgerliche Zeitalter ist für Saña das Produkt des Hasses auf alles Erhabene und Edle, ihre Stifter und Epigonen seien minderwertige, ressentimentbeladene Geister, die instinktiv versucht haben, die Welt auf ihr eigenes Niveau herabzusetzen. „Hinter diesem Selbsterniedrigungsprozeß stecken der Verfolgungswahn und die Rachsucht derjenigen Kräfte, die Nietzsche die ‘reaktiven‘ (nihilistischen) Kräfte nannte, nur daß ihre Ideologie nicht mehr die Sittlichkeit und die Askese ist, sondern aus plattem Materialismus und Genußsucht besteht. Ihr wahres Ziel ist die Destruktion aller höheren Eigenschaften und Lebensweisen.“ Die Neuzeit habe sich als ein haßerfüllter Kreuzzug der niedrigen Gesinnung gegen die Höherstehenden und Höherblickenden herausgestellt, sie bedeute die Inthronisierung des Reichs der Mediokrität und des Banausentums, des Kitsches und der Flachheit. „Die eigentlichen Schwachen und Kleingeratenen haben es geschafft, sich zu vereinen und zusammen die Stärkeren und Vornehmen zu verdrängen und das von ihnen verkörperte Reich des Quantitativen als das höchste Daseins- und Gesellschaftsmodell planetarisch durchzusetzen. Der ‘homo triumphans’ ist das in Verbänden organisierte Herdentier, und der Feind, den es immer zu verfolgen gilt, ist das Qualitative und Andersartige, das Entgegengesetzte und von der Norm Abweichende.“

Was den vornehmen Geistern unter dem Diktat der Pöbelherrschaft bleibt, sind Einsamkeit, Angst und Weltschmerz. „Die Vereinsamung der gegenwärtigen Menschen bestätigt die fehlgeleitete Entwicklung der bürgerlichen Zivilisation und ihre selbstzerstörerische Grundausrichtung. Sie erklärt auch die herrschende Hoffnungslosigkeit und das Gefühl, daß alles verloren ist und daß den Menschen nichts anderes übrig bleibt, als in ihrer Todeszelle resigniert auf die Vollstreckung der Exekution zu warten.“


Die suizidale Gesellschaft

Auch in dem 1997 erschienenen Buch „Die Zivilisation frißt ihre Kinder“ wird die Agonie des westlichen Zivilisationsmodells exponiert, das „Viva la muerte!“ des Imperiums. „Trotz Internet, Datenautobahnen, TV-Wunderkisten, digitalisierter Kommunikation, Satellitensystemen, Online-Diensten, Direct-Response-Fernsehens, interaktiver Medien und anderer Vorzüge der multimedialen Gesellschaft, die ‘vox humana‘ ist zusehends verstummt und die zwischenmenschliche Kommunikationslosigkeit zur Regel geworden. Was auf uns zukommt, ist die Ära der Sprachlosigkeit, der bindungslosen Innerlichkeit, der Tod des menschlichen Miteinanders.“ Die kapitalistische „civil society“ sei mehr denn je zu einer Brutstätte der Gewalt geworden. „Rund um die Uhr sind wir mit Formen von Brutalität und Zerstörung konfrontiert, die schon als überwunden galten. Modernität erweist sich immer mehr als Regression zur Barbarei. Dazu gehört an oberster Stelle die soziale Gewalt. Menschen ihre Existenzgrundlage kaltblütig zu entziehen und sie in Armut, chronische Erwerbslosigkeit und gesellschaftliche Ausgrenzung zu stürzen, ist ein Akt der Gewalt. Verantwortlich ist neben dem Staat die anonyme, bewußt in Kauf genommene Repressionsfunktion des Kapitals.“ Was zum ersten Mal in der Weltgeschichte auf dem Spiel steht, so der spanische Intellektuelle, ist nicht mehr und nicht weniger als das Überleben des Menschengeschlechts. Falls der Kapitalismus sich weiterhin durchsetzt, werde sein Sieg mit einer Niederlage der gesamten Menschheit enden, und umgekehrt könne sich die Menschheit nur retten, wenn es ihr gelingt, den Vormarsch des Kapitalismus zu stoppen. Die gegenwärtigen gesellschaftlichen Grundprobleme seien nur in einem Gesellschaftsmodell zu bewältigen, das alles Abstrakte ablehnt und das Konkrete und Ursprüngliche als Grundlage seines Handelns setzt. Der Begriff „konkret“ bedeutet für Saña Verwurzelung, Bindung, Zusammengehörigkeit, Verbindlichkeit, Wärme, Gemeinsamkeit und Tiefe, während „abstrakt“ Verhaltenskategorien und Seinsformen wie Entwurzelung, Distanz, Kälte, zwischenmenschliche Entfremdung, Einsamkeit und Vordergründigkeit bezeichnet. Sañas grundlegende Revolution meint den Übergang von einer abstrakten in eine konkrete Gesellschaft. Die Thesen des Iberers laufen auf die Alternative hinaus: Umkehr oder Niedergang. „So wie bisher können wir auf keinen Fall weiterleben... Wenn es dem Westen nicht gelingt, seine materiellen, geistigen und moralischen Strukturen von Grund auf zu ändern, wird es ihm so ergehen wie einst dem babylonischen, dem ägyptischen, dem römischen und anderen antiken Großreichen und Kulturen.“


Ende der Transzendenz

Seit seiner „Dialektik“ hat Heleno Saña noch weitere Bücher vorgelegt, etwa 1992 „Das Ende der Gemütlichkeit“, eine souveräne und radikale Bilanz der Weltlage, die er unter das Motto Erich Fromms gestellt hat: „Die wahre Krise von heute ist einzigartig in der Menschheitsgeschichte. Es ist die Krise des Lebens selbst.“ In einem Kapitel über den postmodernen Menschen beschreibt der Autor den heutigen Zeitgenossen als ein Wesen ohne jeden Sinn für Transzendenz. Standardisierung, Vermassung, Dressur würden ein sinnvolles, von Schönheit und Spiritualität erfülltes Dasein ersetzen. „Das Verlangen des Menschen nach Kreativität und Schönheit scheint erschöpft zu sein, die Herrschaft der Ingenieure, Bankiers, Krämerseelen und Computerexperten hat zu einer Apotheose der Banalität und zu einer immer schwerer zu ertragenden Unterdrückung aller immateriellen Werte geführt. Diese von Carlyle, William Morris und anderen hellsichtigen Denkern des 19. Jahrhunderts geahnte Fehlentwicklung hat in der heutigen, spätkapitalistischen Konsumgesellschaft ihren Höhepunkt erreicht. Der postmoderne Mensch weiß nicht mehr, was Transzendenz bedeutet, er verliert immer mehr die Fähigkeit, sich zu freuen, zu träumen, sich gegen das Bestehende aufzulehnen, in die Ferne zu schauen, sich große Aufgaben zu stellen. Sein Weltbild besteht aus Kitsch, sein Alltag ist ein sich im Kreise bewegendes Repetitorium banalster Handlungen. Die Individuen handeln und reagieren, als wäre alles endgültig fertig. Das Heute ist eine Verlängerung des Gestern, das Morgen wird wie heute sein.“

Fast zwanzig Jahre nach seinem ersten Europa-Buch erschien Sañas Schrift „Die Lüge Europa“, wo der streitbare Don Quijote jene Strömungen aufzeigt, die Europas Großmächte immer wieder in Katastrophen geführt haben: Expansionismus und Nationalismus. „Irgendwann wird das heutige Europa ein ähnliches Schicksal erleiden wie das Imperium Romanum, es wird durch innere Zerrissenheit oder durch eine neue Barbareninvasion zugrunde gehen.“ Ein Rezensent schrieb wenig später im „Neuen Deutschland“: „Mit seinen sarkastischen Urteilen zwingt Saña seine Leser, ihr Bild von Europa und seinen Völkern zu überprüfen - und nachzudenken über die Zukunft im globalen Bezugsrahmen einer zerrissenen und zerrütteten Menschheit.“


Der deutsche Irrationalismus

1995 hat Heleno Saña wiederum eine Studie über die Deutschen veröffentlicht: „Die Deutschen. Zwischen Weinerlichkeit und Größenwahn.“ In diesem Buch werden die demokratiefeindlichen Gefahren in der BRD ebenso analysiert wie die Ursachen der historischen Fehlentwicklungen dieses Landes. Mit einem stupenden Wissensfundus zeigt der Autor, daß das Volk der Deutschen seit der Französischen Revolution statt politischer Erziehung eine massive Zerstörung der Vernunft durch die ideologische Trias aus Irrationalismus, Restauration und Konterrevolution erfahren hat. Daß das Führerprinzip, der Kommandoton, das Duckmäusertum, der Untertanengeist und die Regression ins vordemokratische Denken bis heute anhalten, haben die gelernten Untertanen nicht nur ihren Apologeten aus der Frühromantik, sondern hauptsächlich ihren „Meisterdenkern“ aus den kaiserlich-weimarischen und faschistischen Dekaden zu verdanken, zum Beispiel den diffusen In-dubio-pro-Patria-Tiraden Heinrich von Treitschkes: „Die politische Freiheit eines Volkes ruht auf der Unterwerfung des eigenen Willens unter den des Staatsoberhauptes.“ Friedrich Meinecke sprach von den Deutschen als „Welt- und Urvolk der Menschheit“, Rudolf Eucken nannte die Barbaren „Seele der Menschheit“, Paul Natorp fabulierte vom „Weltvolk“ und Oswald Spengler schwadronierte von einer „Weltkulturmission der Deutschen“. Ähnlichen Mumpitz findet man bei Werner Sombart, Ludwig Klages, Moeller van den Brück, Ernst Jünger, Carl Schmitt u.v.a. Der deutsche Irrationalismus als „fonction fabulatrice“ (Bergson), etwa jenes Phantasma des Heldischen bei Jünger (nach Benn mehr Verwölbung und Blähung als Front), avancierte schließlich zur deutschen Nationaltugend und feiert im gegenaufklärerischen Diskurs der Konservativen Revolution, z.B. in der regressiven Polit-Mystik des Bocksgesang-Kryptikers Botho Strauß, eine dubiose Renaissance. Rechtskonservative Neandertaler gibt es im politintellektuellen Establishment Deutschlands zuhauf, allen voran der badensische Präsidial-Lykurg und Volkstumsapologet Schäuble („Ich kann es im Rollstuhl“) mit seinem Kerygma vom künftigen Deutschtum, das in vieler Hinsicht an die Blut-und-Boden-Esoterik der Nazis erinnert.


Aufhebung der Ökonomie

Zwei der wichtigsten Bücher Sañas zur Politik sind 1998 und 2003 erschienen, zunächst „Das Elend des Politischen“ und danach „Macht ohne Moral“. Wie stets geht es in der humanistisch-demokratischen Gesellschaftskonzeption des spanischen Intellektuellen um die Schaffung eines solidarischen Weltganzen, in dem die Lösung der sozialen Frage Priorität hat. Wird sie nicht gelöst, werden alle anderen Fragen auch ungelöst bleiben. Zivilisationspolitik, die auf der Höhe dieses Begriffs steht, ist für Saña in erster Linie Sozialpolitik, aber gerade diesbezüglich sieht die Welt recht düster aus. Die Überwindung der heutigen Weltverhältnisse ist ohne eine tiefgreifende Umstrukturierung der Besitzverhältnisse nicht zu bewältigen. Absoluten Vorrang müßten dabei die Beseitigung von Armut und Elend in der Dritten Welt haben und die Schaffung von Bedingungen, die es der Bevölkerung dieser Regionen ermöglichen, ein menschenwürdiges Dasein zu führen. Dieses Anliegen wird allerdings unerfüllbar, solange sich die Benachteiligung, Diskriminierung und Ausbeutung der Peripherie durch die hochkapitalistischen Mentropolen fortsetzt. Solange der Globus auf der Grundlage der kapitalistischen Ideologie organisiert bleibt, wird es keinen consensus universalis und keine Weltgesellschaft im solidarischen Sinn geben können.

Wie für viele Theoretiker liegt für Saña die zentrale Aufgabe in der Aufhebung des Ökonomischen als primäres Regulationsprinzip der Gesellschaft sowie im Kampf um Selbstbestimmung und Selbstverantwortung, in der Schaffung nichtkommerzieller, genossenschaftlicher, sozialer und kultureller Basiseinrichtungen als Antwort auf das herrschende Kapitalismusmodell. „Ich bin davon überzeugt, daß das, was Bataille ‘Aufhebung der Ökonomie’ genannt hat, die conditio sine qua non für die Herbeiführung eines Systems im Dienst des Menschen und seiner wahren Bedürfnisse ist. Denn die Verherrlichung und Verabsolutierung des Ökonomischen als ein alles bestimmender Götze ist, wie viele andere Einrichtungen, eine Schöpfung der Bourgeoisie, kein Natur- bzw. Kulturgesetz.“ Und der rebellische Hidalgo weiß, daß für das Gelingen dieses Emanzipationsentwurfs nicht nur die utopische Vision einer Wiederaneignung der geistigen, moralischen, kulturellen und humanen Werte erforderlich ist, sondern auch der Glaube an die Macht des Guten. „Sich für das Gute entscheiden bedeutet, ein Nein zur Verzweiflung und Entmutigung, ein Ja zu Widerstand und Hoffnung zu sagen. Auch wenn man weiß, daß die Befreiung immer unvollständig bleiben wird, muß man trotzdem zu ihr stehen.“


Basisdemokratie

Das Endziel einer emanzipatorischen Weltbewegung, wie Saña sie in bester cervantinischer Tradition in seinem Buch „Macht ohne Moral“ skizziert, meint eine basisdemokratische und selbstverwaltete Gesellschaftsordnung, „in der jeder Einzelne die Chance hat, an der Gestaltung der Gemeinschaft normativ zu partizipieren, ohne die Möglichkeit zu haben, seine Mitmenschen auszubeuten oder zu benachteiligen.“ Selbstverwaltung ist für den Spanier das einzige Modell, durch das eine fruchtbare, repressionsfreie und sinnvolle Synthese zwischen den individuellen und kollektiven Interessen zu realisieren ist. Das Self-Government-Prinzip in seinem tiefsten Sinn zielt aber nicht nur auf die Elimination der Klassengesellschaft, es ist gleichbedeutend mit Gewaltverzicht, freiwilliger Entwaffnung und Weltfrieden, darin liegt für Saña das Endziel der wahren Weltordnung. „Man braucht nicht ausdrücklich zu betonen, daß dieses Ziel die allmähliche Aufhebung aller nationalen und supranationalen Einrichtungen, Institutionen und Apparate voraussetzt, die das System zur Aufrechterhaltung seiner weltweiten Hegemonie benutzt. Um sich zu verständigen und friedlich zusammenzuleben, brauchen die Menschen weder einen Weltstaat noch Nationalstaaten, am allerwenigsten Armeen und berufspolitische Kasten.“

Unabdingbar für das Gelingen eines solchen universalen Befreiungsmodells, wie es bereits von Geistern wie Godwin, Shelley, Owen, Fourier, Proudhon, Considérant, Gandhi u.a. konzipiert wurde, ist für Saña die Restitution jener ethisch-moralischen Grundprinzipien, die von Platon und Aristoteles gestiftet wurden. „Ohne ethische Grundsätze kann langfristig nichts funktionieren. Keine Gesellschaft und Weltordnung kann sich dementsprechend den Luxus leisten, auf sie zu verzichten.“ Unter ethischem Verhalten wird hier die Bereitschaft verstanden, sich für ein Daseins- und Gesellschaftsmodell einzusetzen, das prinzipiell auf das Gemeinwohl ausgerichtet ist. Die von Philosophen wie Apel u.a. geforderte planetarische Makroethik der Verantwortung zur Behebung der in der Welt bestehenden Mißstände muß unerfüllbar bleiben, solange das bürgerlich-kapitalistische System bestehen bleibt. „Der erste moralische Imperativ besteht darin, die gesamte Weltbevölkerung mit den nötigen Subsistenzmitteln zu versorgen. Ohne die Erfüllung dieses materiellen Ziels kann von einer Makroethik keine Rede sein.“

Ähnliche Positionen finden sich in Ssmas 2001 erschienenem Buch „Die libertäre Revolution“, das die Geschichte des spanischen Bürgerkriegs während der Zeit des Staatsterrors, der Lager und der allgemeinen Verelendung schildert. „Die Welt hat sich in den letzten sechzig Jahren grundlegend verändert. Dennoch bleiben die Grundwerte, die die spanischen Arbeiter und Bauern verwirklichen wollten, auch für ein zukünftiges Befreiungsmodell, das diesen Namen verdient, weiterhin unverzichtbar: Basisdemokratie, Arbeiterselbstverwaltung, Föderalismus, soziale Gleichheit, Vergesellschaftung der Ökonomie und Abschaffung jeglicher Form von Ausbeutung des Menschen durch den Menschen.“ Auch wenn der Anarchosyndikalismus als organische und institutionalisierte Kraft heute nur mehr rudimentär auftritt: bei den Protestaktionen gegen das Welt-Business und seine politischen Lakaien in Seattle, Davos, Washington, Genf, Prag, Nizza, Genua u.a. spielten die Anarchisten eine maßgebliche, teilweise eine führende Rolle. „Der immer stärker werdende Ruf der neuen Opposition nach direkter Demokratie und Selbststeuerung der Individuen und sozialen Akteure entspricht genau der Theorie und der Praxis der direkten Aktion, die der libertäre Syndikalismus von Anfang an als das geeignetste Befreiungsmodell bejahte.“ Und dies ist für Saña auch der Weg der Zukunft, „der einzige Weg, der es langfristig schaffen kann, die unheilige Allianz von Kapital und politischem Bonzentum ernsthaft herauszufordern und die systemhörige ‘pensée unique’ zu sprengen, die heute von weiten Teilen der Medien, der Wissenschaft und der Kulturindustrie als Heil der Menschheit und als ‘Ende der Geschichte’ propagiert wird. Die spanische Revolution ist nicht die einzige, aber eine der wichtigsten Erfahrungen, die für die Konstruktion einer herrschafts- und repressionsfreien Gesellschaft fruchtbar sein können. Insofern halte ich die Totenscheine, die den libertären Werten von verschiedenen Seiten ausgestellt werden, für voreilig und auch für blind.“ Oder mit den Worten des großen spanischen Anarchisten Buenaventura Durruti, der sein Leben für die Revolution gab: „Renunciaremos a todo excepto a la victoria!“ (Wir verzichten auf alles, nur nicht auf den Sieg!)


Widerstand und innere Erneuerung

Ein Satz im Geiste des Cervantes, der auch von Saña, dem vorbildlichen Moulin-Antagonisten und „Vernichter jeglicher Ungebühr“ (I,4) stammen könnte, hoch zu Roß auf seiner tapferen Rosinante. Wenige Jahre vor dieser glänzenden Recherche hat sich der sinnreiche Junker aus der hessischen Mancha als Revolté geoutet, als er in einem bemerkenswerten Artikel in der „Brücke“ (81/15ff) zum Widerstand und zur inneren Erneuerung aufrief, gewissermaßen zum Sturm auf die Bastille: „Die heutige Warengesellschaft ist die absolute Verneinung des Guten und Humanen geworden; sich gegen sie aufzulehnen ist die heilige Pflicht aller Menschen, die nicht als Komplizen und Bundesgenossen der waltenden Faktizität leben wollen und danach streben, ihrem Dasein einen tieferen Sinn zu geben. Wir müssen dieAkkommodation verlassen und die Insubordination wählen, die Befehle der Mächtigen verweigern und den befreienden und schöpferischen Geist der Negation wieder schätzen lernen.“

Auf in den Kampf, Caballero, „ma vie un combat“ (Voltaire), es geht gegen das unersättliche Monstrum des spätkapitalistischen Leviathans, das „feurige Funken schießende Ungeheuer“ (Green), „das unser Leben einsam, arm, häßlich, brutal und kurz macht“ (Hobbes), es geht gegen jene stumpfsinnigen Riesen, die der närrische Hidalgo hinter den Windmühlen vermutet hat und in denen sich die Perfidie und Niedrigkeit der Welt symbolisieren. Der scharfsinnige Junker mit seinem „sanften, mitleidigen Herzen, das stets allen Gutes und niemandem Böses zu erzeigen bereit war“ (II,25), figuriert unter dem vulgus zwangsläufig als Narr: einer der „geboren wurde durch die Fügung des Himmels, in unserem ehernen Zeitalter das goldene wieder herzustellen“ (I,20), „schreitend durch die Zeiten, zu streiten in eigentümlichem Kampfe“ (I,7). Und es konnte nicht ausbleiben, daß der tüchtige Cavaliere an der unbeschreiblichen Härte dieser Welt scheitert. „Weinet nicht, meine guten Frauen“, ruft er nach seinem Mühlen-Fiasko den Weibern zu, „denn dergleichen Unglücksfälle verfolgen immer die, so sich zu meinem Orden bekennen.“ Das Scheitern ist eine conditio sine qua non des großen Hidalgo, der zum „Wachsein“ (II,68) bestimmt ist, während die meisten Menschen im Dämmerzustand verharren. „Ich bin geboren, Sancho, um sterbend zu leben“ (II,59), erklärt der vom himmlischen Wahnsinn Erleuchtete seinem Trabanten. Die eitlen Lustbarkeiten der Welt sind ihm ein Schmarren, der Narr in Christo lebt sein Ciceronisches mori discere im Bewußtsein eschatologischer Dimensionen, so wie Teresa de Avila oder Juan de la Cruz und die Weisen aller Zeiten. Der Narr und der Weise, wir wissen es nicht erst seit dem „Narren Schyff“ Brants und der „Laus Stultitae“ des Erasmus von Rotterdam, sie stehen in einer reziproken Beziehung zueinander, beide wissen, daß die menschliche Existenz nicht nur von Vernunft geleitet ist, sondern explizit der Narrheit bedarf, um schöpferisch zu sein. Einzig am Narrenbaum vollzieht sich die Wahrheit dieser Welt.


Anwalt der Entrechteten

Und wie der Narr aus der Mancha, so forderst Du, lieber Heleno, eine humane und gerechte Weltordnung, erwartest den Verzicht auf Surrogate wie Erfolg, Besitz, Beherrschung von Natur und Mensch und erklärst uns, daß man wahre Größe nur dann erweist, wenn man sich auf die Seite der Erniedrigten und Entrechteten schlägt, und zwar ohne sich vorher zu fragen, ob dieser Einsatz mit einem Sieg oder einer Niederlage enden wird. „Barmherzigkeit, Mitgefühl, Herzensgüte: das sind die Eigenschaften, die die edlen Seelen auszeichnen, nicht Herrschaftssucht und Wille zur Macht.“ Und Du weißt nach nunmehr 75 Jahren, daß die innere Erneuerung kein Rosen-, sondern ein Dornenweg ist, eine via crucis wie jene des edelmütigen Ritters von der traurigen Gestalt. Gerade in Deutschland, dieser „Hochburg der Häßlichkeit und Unmenschlichkeit“, hast Du das besonders schmerzlich erfahren. Aber was weiß man von der Welt, ehe man das Äußerste an menschlicher Erniedrigung durchlebt hat?

Die schwertgeschmückte Germania indessen, hoch über dem „Volk der Zwerge“ (Heine) thronend, ist Dir eine seltsame Braut geworden, eine, mit Apuleius gesprochen, fortuna saevissima. Heimat konnte dieses Territorium nie sein für Dich, wo wäre die auch zu finden auf unserem Planeten, dem seinsgeschichtlichen Irrstem (Heidegger)? „Bist du ein Stern“, fragt Nietzsche, „so mußt du wandern wollen und ohne Heimat sein.“ Du hast in Deutschland, wie Du in Deiner Autobiographie schreibst, seelisch unbequem gelebt, aber dafür tiefer und sinnvoller, als es in Spanien der Fall gewesen wäre. Die damnatio ad bestias in terra barbarica war Dein Weg zu Dir selbst, die via purgativa in der noche escura del alma, die Germania war bloß eine bizarre Kulisse für Dich, eine Art Windmühle oder Vogelscheuche. Die vielen Stationen und Donquichottiaden Deines reichen Lebens zeigen jedenfalls, daß es dem ingenioso Hidalgo, der gerne auch als Philogyn reüssierte, hervorragend gelungen ist, seine Vita zu einem faszinierenden Roman zu gestalten, stets nach der horazischen Devise des ridendo dicere verum.

Heroische Lebenswege sind seit dem Tod des edlen Chevaliers ziemlich selten geworden, besonders innerhalb der race maudite, wo uns die Fliegen des Marktes alle Tage beglücken. Das laberinto de la soledad läßt uns indessen keine Wahl, es bleibt nur der contemptus mundi, die vita contemplativa, das epikureische lathe biósas: die Welt als ein Tor zu tausend Wüsten/stumm und kalt (Nietzsche). Und mit Schopenhauer weißt Du von Anbeginn, daß die Einsamkeit das Los aller hervorragenden Geister ist. Das Emigrantenschicksal, das Du freiwillig auf Dich genommen hast, ist das Fatum aller aufrechten und nach Schönheit strebenden Seelen, es führt unvermeidlich in die Abgeschiedenheit und Askese. Man könnte fragen, wozu Du Dich hier eigentlich inkarniert hast, und wieso im 20./2l. Jahrhundert? Ich denke, Dein literarisch so ungeheuer vielfältiges Lebenswerk, das die Tragödie der Epoche bezeugt, ist eine hinreichende Antwort darauf. Du hast mit Deinem „J’accuse!“ den Zeitgenossen gesagt, was sie sind, was sie nicht sind und was sie sein könnten, und Du hast es mit einem bewundernswerten esprit frondeur gesagt, dem von Katherine Mansfield nicht ganz unähnlich: „I shock them, but if they knew how they shock me.“ Was uns im 21. Jahrhundert bleibt, ist, von der Schönheit und der Liebe abgesehen, die Scham und Empörung darüber, einem genus malignus anzugehören, das seinen Omnizid als ein ästhetisches Event prozediert. Die belle âme jedoch, die sich verborgen hält in den Weiten Deiner Lebensreflexionen, sie ist unsterblich wie der Edelmut des sinnreichen Junkers aus der Mancha.


Poesie der Einsamkeit

Unsterblich ist auch der Poet in Dir, dessen lyrisches Debüt nicht zufällig ein Gedichtband mit dem Titel „Una guerra sostengo“ (Ich führe einen Krieg) war, dem schon bald die Anthologie „Viajero en la tierra“ (Reisender auf der Erde) folgte. Deinem dort exponierten Todavía resisto (Noch leiste ich Widerstand) bist Du bis heute ebenso treu geblieben wie dem Como bien español soy quijotesco / y estroy siempre de parte del vencido (Als guter Spanier bin ich wie Don Quijote / und stehe immer auf seiten des Besiegten). Die mit Exil und Emigration verbundenen Erfahrungen hast Du in Deiner Poesie der Einsamkeit in vier Versen zum Ausdruck gebracht:

Puesto a eligir, elijo      (Vor die Wahl gestellt, wähle ich
la soledad sin trampa,  die Einsamkeit ohne Wenn und Aber,
la soledad consciente,  die bewußte Einsamkeit,
la soledad entera.        die ganze Einsamkeit.)

Wie Quevedo in seinen sueños hast Du in Deinen Gedichten die Hypokrisie der Yahoos demaskiert und Dich, wie Neruda, Lorca und Hernándes, zum Anwalt der Unterdrückten und Sprachlosen gemacht, als Stimme und Gewissen des Humanismus.

So viele Gräber, so viele Leiden, so viel

Hinrasen von Bestien auf dem Gestirn! (Neruda)

Was Neruda in „Confieso Que he vivido“ über Rafael Alberti schrieb, gilt zuletzt auch für Deine Poesie: „Dichtung ist stets ein Akt des Friedens. Der Dichter wird aus dem Frieden geboren wie das Brot aus dem Mehl.“ Daß Deiner Anklage der Zeit das typisch spanische desengaño (Enttäuschung) mit seiner allgegenwärtigen Tendenz zur hora de la verdad korrespondiert, kommt in vielen Deiner Werke zum Ausdruck, paradigmatisch formuliert es Machado in seinen Soledades: Sobre la tierra amarga / camiños tiene el sueño / laberínticos (Über der bittren Erde / hat der Traum verschlungene / Wege, labyrinthische). Die betörende Schönheit des spanischen Geistes, von Seneca und Lullus über Suárez, Gracián bis Ortega y Gasset, von Manuel, Góngora über Darío, Jiménez und Lorca bis Montero und Rodríguez, von El Greco und Velazquez über Murillo und Goya bis Dalí, Gris und Picasso, von Isodorus, Ribera und Morales über Obradors, Turina und Albéniz bis Granados, de Falla und Rodrigo - dieser Schönheit hast auch Du als Deszendent und Wahlverwandter des cervantinischen Helden gedient, als Künstler und Intellektueller, Humanist und Sozialist, Dichter und Essayist. In Deiner Crónica de una ausencia hast Du ein Bekenntnis abgelegt, in dem die Essenz Deines Denkens als eine notable Mischung aus Realismus und Transzendenz, Wirklichkeit und Traum erkennbar wird, wie sie auch für den edlen Caballero de la Mancha kennzeichnend ist: Creo en el hombre / creo en las cosas tangibles como el pan y el amor / como la liberdad y la amistad (Ich glaube an den Menschen / ich glaube an faßbare Dinge wie Brot und Liebe / wie Freiheit und Freundschaft).


Bücher in deutscher Sprache

DIE KRISE EUROPAS. Melzer Verlag, Darmstadt 1974

BENPOSTA, EINE STADT FÜR KINDER (Bilder von Renate von Forster u. Rainer Drexel). Melzer Verlag, Dreieich 1979 (Lizenzausgabe Bertelsmann Club)

VERSTEHEN SIE DEUTSCHLAND? Edition Qumram im Campus Verlag, Frankfurt 1986

DIE VERKLEMMTE NATION. Zur Seelenlage der Deutschen, Knesebeck und Schuler Verlag, München 1989

DIALEKTIK DER MENSCHLICHEN EMANZIPATION. Böhlau Verlag, Köln 1989

DAS VIERTE REICH. Deutschlands später Sieg, Rasch und Röhring Verlag, Hamburg 1990

DAS ENDE DER GEMÜTLICHKEIT. Eine Bilanz der Krise unserer Zeit, Rasch und Röhring Verlag 1992

DIE LÜGE EUROPA. Ein Kontinent bangt um seine Zukunft, Rasch und Röhring Verlag, Hamburg 1993

DIE VERLORENE MENSCHLICHKEIT. Wege aus einem Ausnahmezustand, Patmos Verlag, Düsseldorf 1994

DIE DEUTSCHEN. Zwischen Weinerlichkeit und Größenwahn, Rasch und Röhring Verlag 1995

DIE ZIVILISATION FRISST IHRE KINDER. Die abendländische Weltherrschaft und ihre Folgen, Rasch und Röhring Verlag 1997

DAS ELEND DES POLITISCHEN. Patmos Verlag, Köln 1998

DIE LIBERTÄRE REVOLUTION. Die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg, Nautilus Verlag, Hamburg 2001

MACHT OHNE MORAL. Die Herrschaft des Westens und ihre Grundlagen, PapyRossa Verlag, Köln 2003

Don Quijote in Deutschland. Autobiographische Aufzeichnungen, PapyRossa Verlag, Köln 2005.


Bücher in spanischer Sprache

EL CAPITALISMO Y EL HOMBRE, Madrid 1967

EL ANARQUISMO, DE PROUDHON A COHN-BENDIT, Madrid 1970

EL MARXISMO, SU TEORíA Y SU PRAXIS, Madrid 1971

CULTURA PROLETARIA Y CULTURA BURGUESA, Madrid 1972

LA INTERNACIONAL COMUNISTA 1919-1945, Madrid 1972 (zwei Bände)

HISTORIA, MARXISMO Y FILOSOFíA, Madrid 1974

LíDERES OBREROS, Madrid 1974

ESPAñA SIN EQUILLIBRIO. De los Reyes Católicos a la II República, Madrid 1975

HISTORIA Y CONLICTO, Madrid 1976

SINDICALISMO Y AUTOGESTIóN, Madrid 1977

UNA GUERRA SOSTENGO (Gedichte), Barcelona 1977

NOCHE SOBRE EUROPA. El fascismo alemán 1919-1980, Madrid 1980

EL FRANQUISMO SIN MITOS. Conversaciones con Serrano Suñer, Barcelona 1982

LA FILOSOFíA DE HEGEL, Madrid 1983

VIAJERO EN LA TIERRA (Gedichte), Madrid 1985

CRóNICA DE UNA AUSENCIA (Tagebuch), Madrid 1987

EL DUALISMO ESPA ESPAñOL, Madrid 1990

OPRESORES Y OPRIMIDOS. Materiales para una teoría de la liberación, Las Palmas de Gran Canaria, 1991

LA CIVILIZACIóN DEVORA A SUS HIJOS, Barcelona 1999


Beiträge in Sammelbänden (eine Auswahl)

DEUTSCHLANDS NEUER PATRIOTISMUS, in: „Angst vor Deutschland“, herausgegeben von Ulrich Wickert, Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 1990

DER FEINDSELIGE BLICK DER DEUTSCHEN, in: „Denk ich an Deutschland... Stimmen der Befremdung“, herausgegeben von Wolfgang Balk u. Sebastian Kleinschmied, Fischer Verlag, Frankfurt 1993

WIE SPANIEN MIT FRANCOS ERBE FERTIG WURDE, in: „Weil das Land Versöhnung braucht“, herausgegeben von Marion Dönhoff u.a., Rowohlt Verlag, Reinbek 1993

UNZUFRIEDEN UND FREUDLOS: FETISCH PERFEKTIONISMUS, in: „Der Deutsche an sich. Einem Phantom auf der Spur“, herausgegeben von Vera u. Ansgam Nünning, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994

DIE VERANTWORTUNG DER INTELLEKTUELLEN, in: „Kunst. Was soll das? Die dritte Bitterfelder Konferenz“, herausgegeben von Klaus Staeck u.a., Steidl Verlag, Göttingen 1994

INNENPOLITISCHE MOBILMACHUNG. EINE NATION WIRD DISZIPLINIERT, in: „Weltmacht Deutschland?“, herausgegeben von Dietrich Heimann u.a., Bremen 1996

DIE VERKLEMMTE NATION, in: „Die unverkrampfte Nation“, herausgegeben von Thomas A. Seidel, Evangelische Akademie Thüringen 1996

DIE POLITISCH-ETHISCHE LEERSTELLE IM NEOLIBERALISMUS; in: „Gramsci Perspektiven“, herausgegeben von Uwe Hirschfeld, Argument Verlag, Berlin-Hamburg 1996

EMANZIPATION UND PÄDAGOGIK: OSKAR NEGT ALS ERZIEHUNGSTHEORETIKER, in: „Kritische Theorie und politischer Eingriff“, herausgegeben von Wolfgang Lenk u.a., Offizin Verlag, Göttingen 1999

WIDERSTAND UND SELBSTVERWIRKUCHUNG, in: „Solidarität, Gemeinschaft, Gesellschaft und Individuum in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“, herausgegeben von Michael Rosecker u. Bernhard Müller, Alltag Verlag, Wiener Neustadt 2004.

* Heleno Saña: Don Quijote in Deutschland. Autobiographische Aufzeichnungen, PapyRossa Verlag, Köln 2005, 276 Seiten, 19,80 Euro