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Necati Mert's Kolumne

Die instruierte Integrationsindustrie und die intensive Intervention inflationärer Informationsforen

(04/2007)

   
Die Netz-Brücke
 

Die Mäuse-Moral der Gutmenschen-Montage als mentales Metier, sich im Mikrokosmos der Metöken Meriten zu erwerben

Manifeste Maienzeit-Melange aus Krisen-Kritik und Proleten-Poetik von Necati Mert

Gewidmet den Rotten-Rittern der autoritären Bellizisten-Bastion auf ihrer Route gegen ihren aufklärerisch erdichteten "Islamo-Faschismus"

Was andere gemäß der traditionellen Prämissen der aufklärerischen Attitüden aufs Papier bringen, setze ich als literarisches Experiment in Reime, also ins Reine. Denn Menschenländer im Untergeschoß der Loser brauchen keine forschen Analysen, sondern die Laterne der Rebellion.

Es geht nicht darum aufzuklären, wie die Sirenen des Krakenkapitalismus vor dem Aufbruch in den nächsten weniger morschen Morgen schreien und welche Alternativen seine Antagonisten noch artikulieren können.

Die selbst stilisierten Avantgardisten der Eva-Emanzipation drücken sich mit Ach und Krach um den Gedankenstreit herum und weichen mit ihren Argumenten auf den Nebenkriegsschauplatz der Sprachhygiene aus, die sie dann mit der "politischen Korrektheit" beschirmen, der einzig das Suffix "Innen" innewohnt.


Graue Welt-Bilder

Die Furcht fruchtet im Überflußgürtel an beiden Ufern des nördlichen Atlantik. Die Zampanos der Zauberformel "immer mehr Markt, stets härtere unsichtbare Hand" hüllen sich schwer in Schweigen. Das nordamerikanische Novum Romanum fuhr in Mesopotamiens Morast fest - trotz einer ruhmsüchtigen Armee, deren Söldlinge sich meistens aus von sozialen Miseren diktierten Nöten oder manches Mal aus Rambo-Ritualen rekrutieren ließen. Das friedvoll verbrämte freibeuterische Strohfeuer, das die neoliberale Nomenklatur - begleitet von der menschenrechtsmentalen Maskerade des "humanitären Interventionismus" - im Schwarzen-Kontinent entfachte, erwuchs von langer Hand zum strapaziös sozialen Steppenbrand. Enteignete Erdenbürger entfliehen dem Furor des ökonomischen Herostraten, erblicken das Licht des Herolds, riskieren allerorts Odysseen, begeben sich auf den Fußweg mit dem Hochziel, die Zentren der Allwaren-Zivilisation zu erreichen.

Doch die Nationen Lateinamerikas fuhren aus dem Schlaf auf, laufen gegen den Schlendrian Sturm, legen nachgerade dem super-imperialistischen Syndikatensystem Zügel an. Selbst allerlei Akteure der altkontinentalen Regentschaften liebäugeln wieder mit der Rückkehr der sozialstaatlichen Strukturen, stellen den Kasinokapitalismus in ein schlechtes Licht als instinktive Heuschreckeninvasion.

Der Freihandel entfaltet sich, mit ihm die Heerscharen der Hungerleider. Die ökonomische Oktopode oktroyiert die Hominiden zur Existenz des Homo fabers oder zum Exponaten des Homunkulus. Die vom Protektionismus befreiten, endlos entfesselten Markträfte sollten bewirken, daß der angehäufte Reichtum auch nach unten tröpfelt, zu den Minderbemittelten. Nachhaltiger Tropfen hat den Stein zu höhlen, lautet das neoliberale Larifari; er hat ihn aber noch mehr untermauert und hart verkalken lassen.

Denn die Kaste der Manager samt dem Parteien-Primat und den primär präsentierten Pressure Groups, nehmen sich freudevoll die Freiheit, Millionen ins Elend zu stoßen, sich selbst allerdings die Taschen vollzustopfen. Den Tüchtigen in den Top-Etagen, den Tüftler-Typen und Triumphatoren und Homo novus und Tütendrehern soll statthaft die Sonne scheinen.

Die Erdökonomie boomt und brummt, brüllen die Kommentatoren in Gazetten und Bildschirmen burschikos und bilanzieren das Ausbalancieren der Ungleichgewichte, präsentieren sich schreibe und sage als Scharlatanen-Sultane und Maestros der Münchhauseniaden zugleich. Denn mit dem Brummen wird ein weiteres Auskommen breiter Schichten in allen Erdgegenden gekürzt, wenn nicht auf Null annulliert. Selbst den bärbeißigen Bürgern der kapitalistischen Hochburgen bleibt nichts anderes übrig, als zu kaufen, was das Zeug hält. Kommun ist der Konsum das A und O der Kommunikation. Wem es nicht gelingt, das Bergaufwärts anzupacken, kommt auf die schiefe Ebene, schämt sich in Grund und Boden.

In bundesdeutschen Wohnstuben herrscht der Angsttraum, Berufstätige geraten gewohntermaßen aus dem Häuschen, in die Fakiren-Fabrik der erwerbsfähigen Erwerbslosen abgeschoben zu werden. Angesichts der Aussichtslosigkeit ist der Zustand auch zulässig. Denn während selbst mächtige Mandatare des marktfrommen Marathons an den globalen Mammon-Magnaten Anstoß nehmen, suchen die Liliputaner der linken Sektion unter der "Globalismus-Glocke" die Heilsbotschaft für den humanitären Morgen, strapazieren die Sympathisanten der erdsozialen Utopien. Sie verkürzen auch das neorassistische Reservoir auf das Revier jener Randalierer, die "konservative Revolution" proben oder sich als populistische Prätorianer des Novum Okzidentum aufspielen. In "junge Welt" vom 10. Februar 2007 setzt sich Werner Pirker mustergültig mit der "Diktatur der Besten" auseinander, die dieses Mal nicht vom faschistischen Lehrgebäude stammen, sondern aus dem Fruchtfeld des Neoliberalismus:

Der Neoliberalismus war anfangs, das heißt in den Jahren, als eine Margaret Thatcher gegen die Gewerkschaften wütete, ebenso wie der frühe Faschismus als "konservative Revolution" bezeichnet worden. Sein Aufstieg begleitete den Untergang des staatlich organisierten Sozialismus. Dieser hatte über Jahrzehnte dem imperialistischen Drang nach Expansion Grenzen gesetzt. Der entfesselte Kapitalismus setzte zum zweiten Mal zum Siegeszug um die Welt an. War der klassische Faschismus eine exzessiv staatsinterventionistisch geprägte Form der Herrschaft des Großkapitals, was auch in einer terroristisch erzwungenen, auf die Mobilisierung aller inneren Ressourcen zum Welteroberungskrieg gerichteten "Sozialpartnerschaft" (Volksgemeinschaft) seinen Ausdruck fand, so ist der von allen sozialen Anpassungszwängen an das sozialistische Gegenmodell befreite neoliberale Kapitalismus auf die Geltendmachung seiner ureigensten Systemeigenschaften gerichtet. Liberalisierung, Privatisierung und Deregulierung sind die Leitsätze des neoliberalen Programms. Es beinhaltet in seinem Kern die Aufkündigung des sozialstaatlichen Gesellschaftsvertrages.

Wir haben gesehen, daß der Rassismus nicht unbedingt mit Fremdenfeindlichkeit verbunden sein muß. Das heißt: Der ihm innewohnende Grundgedanke der natürlichen Auslese und Aussiebung muß nicht primär gegen die "Fremdstämmigen" gerichtet sein. Der marktfundamentalistisch begründete Rassismus kennt formal keine Unterschiede in Rasse und Geschlecht. Das liberale System verheißt allen den freien Zugang zum Markt. Erst hier kämen die natürlichen Unterschiede zum Vorschein, heißt es: zwischen denen, die seine Regeln gelernt und verstanden haben und jenen, die es nie lernen werden, zwischen dem homo economicus und den ewigen ökonomischen Analphabeten.

Der Rassismus ist ursächlich Sozialrassismus. Das Konstrukt der Rasse ist dessen Erfindung. Rußlands liberale Denker der ersten (auf das Scheitern des Sozialismus) folgenden Stunde entwickelten die Theorie des physischen Aussterbens des "homo sovieticus", weil dieser die evolutionäre Entwicklung zur gewinnsüchtigen Spezies nicht mitgemacht habe. (...)

Eine europäische Linke, die ihre Aktivitäten auf den Kampf gegen die extreme Rechte konzentriert, statt überzeugende Alternativen zur Überwindung der neoliberalen Situation zu entwickeln, wird den Rechtsextremismus nicht besiegen. Eine Linke, die sich nicht deutlich vom liberalen Machtblock absetzt, sondern unter dessen Schirmherrschaft die Demokratie gegen Angriffe von rechts verteidigt, überläßt es den Rechtsextremen, den liberalen Konsens in Frage zu stellen und Systemopposition zu simulieren, weil sie selbst als die kapitalistische Gesellschaft bedrohende, antagonistische Kraft nicht mehr wahrgenommen wird. Es sagt alles, wenn heute der demokratiepolitische Gebrauchswert einer linken Opposition von den Machtträgern daran gemessen wird, ob sie imstande sei, zum (rechten) Radikalismus neigende Proteststimmungen ins System zurückzuführen. Die Logik des Klassenkampfes müßte eigentlich das Gegenteil zur Annahme haben.


Probate Prosperität der Postenjäger

Freiheit ohne sozial gesicherte Gleichheit aller kann einen Freibrief fürs Raubrittertum bedeuten. Darauf stützt sich gewissermaßen auch das allbekannte Einmaleins des uneingeschränkten Marktgeschehens.

Die Tugendwächter des karitativ kultivierten Diskurs- und Kulturzirkus wenden sich sofort zum Tempelturm der geldgewandten Marktkräfte unter Adams (Smith) "unsichtbare Hand", sobald ihnen der Wind der Krise entgegen bläst.

Marketender marschieren durch mentale Magistralen. Marodeure memorieren melancholisch heilige Verse. Die Frühe des Euro-Forts verliert die Farbe, vertieft sich in Marginalien.

Als Einöde entpuppt sich jede Ode auf die marktfähige Korrektur der Miseren durch markige Maschinerie. Jede Melancholie auf der Ochsentour durch die langwierigen Landstriche des krisenkapitalistischen Kosmos ist mehr als ein Malheuer, ein Malum, ein Marasmus.

Die wahl- und wachhabenden Feierabendfahnder der eurozentrischen Legionen haben im Luftschloß der Schickeria die Lust an der Schikane entdeckt, wo die Kaste des Kapitals die Gesetzmäßigkeit des Marktes, den Konkurrenzkampf, ohne Sang und Klang an die Klasse der Erwerbstätigen delegiert - an die sich fortpflanzende Front der Fronarbeit.

Zum Beispiel rafft sich eine für die Gesundheit zuständige Ministerin täglich auf, stößt schwere Vorwürfe aus - und das ganze Ensemble der Prominenz und der Staatsgewalt beklagen sich vollzählig mit glattzüngigen Vokabeln über den demographischen Dunst, üben - gestützt auf Vollkasko-Mentalität Düsterkeitsdramen wegen des hohen Anteils der hochbejahrten Altangesessenen an der nationalen Population völkischer Provenienz.

Zur beengten Umgegend der parlamentarisch protegierten Demokratur gehören schließlich die trivial trommelnden Trubel-Troupies, die von jeher gegen jegliches Fragment der sozial strukturierten Freiheit konspirierten - zum Teil über die Grauzone der ethnischen Nischen hinweg.

Nahezu jede Partei präsentiert inzwischen seinen Quoten-Migranten, nämlich Assimilierten-Klon, oftmals als patriotischen Pausenclown auf parlamentarisch paralysierten Parties.

Positive Positionen, daß sich die Erde anderwärts bewegt, als sich die Bewußtseinsbesteller der abendländischen Apartheids-Apparatur vorstellen, werden nicht zugelassen. Doch selbst die Nestoren der metropolitanen Posten- und Postillen-Poesie können nicht leugnen: Das Epizentrum, um das sich die elementaren Transformationen drehen, liegt nicht mehr im abendländischen Areal, im nordatlantischen Himmelsstrich, sondern in den Breiten des asiatischen Pazifiks.

Die Puppenspiel-Potentaten des Zivilisierten-Zentrums proben ein Drama mit Alliierten-Allerlei. In ihre aufklärerischen Allüren mischen sich immer emsiger und energiegeladener apostolisch trillernde Triaden-Töne und apologetisch totalitäres Tragödien-Training.

Im Konstrukt der europäischen Konstitution - im bisherigen System mit marginaler Souveränität der Untertanen und autoritärer Oligarchie - reichert sich das Reichen-Recht mit elitären Elementen der Bann-Banner-Bourgeoisie neben der Renaissance der feudalen Fundamente an. Alles andere wie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind hohle Worthülsen im zeremoniellen Zirkus-Zirkel.

Die historische Trias der "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" sind bei Lichte besehen antagonistischen Gegensätze inhärent. Sie lassen als solche Wortwracks vortragen, die jedoch mächtig genug erscheinen, das breite Publikum gefügig zu machen, mit den Wölfen zu heulen.

Apologet des dirigierenden Demokratismus, das bürokratische Stellvertretersystem, ist unentwirrbar mit der Sklaverei sinnbildlich verwoben. Das Zepter schwingen über das Gemeinschaftsgebäude die Zombie-Cäsaren unter dem Kommando der Hyänen und Habichte, der Pressure Groups, die den Rachen nicht voll genug bekommen können.

Doch es knirscht auf Weg und Steg. Breit und bunt. Gewaltig und gegenwärtig. Im Gegengestade des Raubritterkapitalismus keimt emphatisch die Emanzipation der Enteigneten und Erniedrigten, der Entrechteten und Ausgeplünderten, der Ausgestoßenen und Entfremdeten auf.


Mediale Manipulation der Fakten

Die Medien, nebst den profonanen Produkten der schwarzen Kunst, dem televisionären Tunnel oder der Online-Orgie spielen sich nicht nur als "Vierte Gewalt" der Domänen-Demokratie auf, sondern zugleich als "Fünfte Kolonne" des neoliberalen Imperiums. Ihre Berichte z.B. über Mesopotamien sind selektiv. Wie hoch war der schiitische Anteil in der Administration und Saddams Baath-Partei? Wann erhielten die Kurden Autonomie?

Die klassisch postalischen Kommunikationsmittel verlieren wie ein vergifteter Affe ihre Tragweite. Das Brimborium, separat sein eigenes Online-Medium zu inszenieren, gewinnt geschwind an Gewicht. Die Tüftlergenies mit dem Mausgriff in der Hand spielen den dicken Wilhelm, Online-Dialoge zu konzipieren, sogar E-Partizipation zu realisieren. In der Tat kommunizieren sie mit sich selbst oder korrespondieren mit dem Anonymus in einem konfusen Kosmos.

Die Journaillen-Junta rekapituliert beständig das mit Reklamen rammelvoll Bestehende als absolutes Faktum und experimentiert, jeden Pappenstiel der Privatier-Kaste als Politikum zu artikulieren. Zugleich entpuppte sie sich öfter als die "fünfte Kolonne" der monetären Kreuzritter in den öffentlichen Protestprozessen. Sie kann auch jeglichen Frontwechsel meistern, wenn die technologische Transformation voranschreitet.

Was die Reporter der Media-Meute süffisant erzählen, ist legitimer Rekurs der Subalternen gegen das heikel sanktionierte Weltbild des herrisch wie heuchlerisch hervorstechenden Hegemons.

Richtet man ein Auge auf die allerart agitierenden Zirkulare im deutschsprachigen Spektrum, begegnet man einer Zirkulation der analogen Schriften aus fast identischer Ideenmanufaktur. Das humane Da-Sein geht im trügerischen Schein auf - im byzantinisch bugsierten Zirkelschluß. Die meisten Analysen, mit denen sich vielerlei Schreiberlinge brüsten, dem breiten Publikum Licht am Ende des Tunnels vermacht zu haben, entpuppen sich als Attrappen, bringen manchen Menschen aus dem Konzept.

Die Mandatare der repräsentativ demokratischen Macht rekapitulieren repressive Reaktionen, attackieren im Schulterschluß mit der "vierten Gewalt" den blauen Dunst als allzeit lästiges Themenlaster, bewerkstelligen eine ideologische Legitimation durch die Reduktion menschlicher Ambitionen. Der Hang, humane Autonomie als minderwertiges Gut zum Gegenstand zu machen, gehört bereits zum Gewohnheitstrieb des demokratischen Diktums. Alltägliche Gepflogenheiten des urbanen Miteinanders, naturwüchsige Nachbarschaften, benötigen primär keine obrigkeitliche Ägide. Selbst diese Einsicht wird in Abrede gestellt, und den Jung-Gesellen des auf Privateigentum und Privilegierten-Profit fundierten Gesellschaftsgebäudes geht allmählich die Kraft aus, an den Idealen der Autonomie festzuhalten. Was sie erfährt, sind Aversionen, die marktparat reproduziert und machtgerecht renoviert werden.

Seit dem farbenprangenden Feuerwerk des dritten christlich-abendländischen Millenniums gibt es kein Positionspapier der Parteiapparate, in dem das Kunstwort "Globalisierung" nicht als Drehkreuz der gesellschaftlichen Revisionen hervorragt. Wie ein gottvertrauter Trabant treibt sie sich umher oder kursiert über den Dächern der Ortschaften wie ein vom Herr der himmlischen Heerscharen kommandierter Komet.

Digitalisierte Informations- und Kommunikationsmittel, mikroelektronische Technologien hätten die Tragweite von Raum und Zeit revolutioniert, stolzieren die System-Satelliten. Alles bewegt sich, die Waren, das Wissen, das Geld, die Bomben, Briganten, Agenten, Hyänen, Habichte, Spekulanten, Börsianer, Freibeuter, NGOs, die Fronarbeit-Nomaden. Transnationale Mobilität, ein Prozeß, den man landläufig "Globalisierung" nennt. Kurzum: Die Globalismus-Glocke läutet in jedem Winkel der Erde.

Sie enthält einen breiten Rundblick: Krieg und Hunger, Krankheit und Kummer. Sie beschleunigt Naturkatastrophen, weckt die Enteigneten, zeigt ihnen den Weg, in die Zentren des angehäuften Reichtums zu wandern.

Was im Spektrum der Spekulanten wie ein Kleinod klingt, birgt einigen Sprengstoff in sich. Die Migrationsgeschehen sind nicht kontrollier- bzw. kalkulierbare Momente, die man anhand eines Kompasses konstatieren kann. Sie kursieren zwischen Zeit und Raum so komplex, daß kein kompetentes Kolloquium imstande sein wird, ihre Frachtfolgen komplett zu formulieren. Die Ressort-Gurus der Studio- und Mediakratie, die fundamental als Kollaborateure des Gewaltapparats fungieren, können nur den Wunsch hegen, daß sich dem Migrationsregime keine Perspektiven öffnen, daß das Ganze im Teufelskreis hängen bleibt und daß man sie nach Belieben zum Tempel hinausjagen kann.

Fundiert auf ihrer temporär weißgewaschenen Geschichte der geschickten Tortur gelingt den eifrigen Propagatoren der merkantil markierten Kommunikationskurse auf der Ochsentour des Spektakelkapitalismus ihr staubiges Sein hinter dem sauberen Schein zu verbergen.

Obwohl mit kräftigen Stoffen gefüttert, fürchtet der Freiheitsfantast als Aneigner der privatisierten Güter jede Ode auf das Kollektiv, geht unausgesetzt aus den Fugen und flüchtet in den Schützengraben, steht auf Kriegsfuß - stets mit dem Ochsenziemer in der Hand.

Die unheilvolle Unbill des maßlos montierten, mental manierierten Mythos Namens Freie Marktwirtschaft taucht im weitschichtigen Weltbild der forsch frommen Forscher als morbides Monstrum nicht auf, höchstens als gering gefährliche Mikrobe in Marginalien.

Weder läßt sich ein Guckloch in den betriebenen Betrug öffnen noch katzenfreundliche Meerbusen im breiten Betrieb der Media-Meute zu Gesicht bekommen. Sie meistert eine daseinsförmige Reaktion auf eine unbändige Rebellion.

Stillgestellte Einzelbilder im aufklärerischen Akt geben maschinell den Takt an. Die trivialen Tribune des mikroelektronischen Weltalters entpuppen sich ihrer Position nach als Bauernfänger, die über gewisse Quertreibereien verfügen müssen und wissen, das Blaue vom Himmel herunter zu lügen.

Auch wenn ihre Worte keinen Pappenstiel wert sind, sie gehen jeglichen Volten nach, die humane Population ihres Gewaltgefildes in den Populus (Volk) zu deformieren.

Mit schreibenden Hofschranzen des Hochkapitalismus fungiert die gigantische Manipulationsmaschinerie. Der aktuell als Maskeraden-Masche ins Gewicht fallende Medien-Mechanismus funktioniert, da er auf der Dumpfheit des breiten Publikums fundiert.

Die Horden der medialen Zunft überschatten selbst die seltene Lichtflut im reaktionär autoritären Geschichtstunnel sowie die philosophischen Häfen vor dem humanen Horizont.

Erweist sich der Bauernfang nicht als effektvoll, verlangt der Mandatar nach der Karbatsche des Dompteurs.


Orient-Okzident

Verengen sich die Horizonte der Hesperien, brechen die Gold- und Sinnsucher ostwärts zur Levante auf.

Wie der Tremor vor der Stifelspitze, wenn die Tramontana meridiol über den mediterranen Mikrokosmos braust, werden die blasierten Toleranz-Tutoren der Tretmühle von der Tobsucht erfaßt, blasen Trübsal.

Auf ideologischer, aber auch materieller Ebene wird der Graben zwischen der okzidentalen Nonplusultra-Plutokratie und dem übrigen Planeten breiter und tiefer.

Was sich in der Grauzone beiderseits des Grenzzaunes an der Levante (wo Okzident geographisch dem Orient begegnet) wahrlich ereignet, darüber werfen die eifrigen Zöglinge der Media-Meute einen massigen Schleier des Schweigens.

Der Bahamasist Justus Wertmüller, mancherorts auch Wertmullah genannt, entdeckt im Christentum die Dialektik zwischen Glaube und Vernunft, was eigentlich der Pontifex Benedikt alias Ratzinger im Herbst 2006 in Regensburg per universitas scientiarum predigte.

Der Spaßguerilla-Guru spielt sich seit langem als Kapitän der konsumkommunistischen Barkerole, als Kommandant der aufgeputschten Aufklärer-Kompanie sowie als Strippenzieher der judeophilen Justitia-Junta auf.

Als scheinselbstständig agierender, mit Affront und Affenkomödie kriegskurstreu agitierender ideen- und konsumguttauschender Teutomane hantiert er mit Humanressourcen und begeht mit dem Voluntarismus des Vatikans Oberhäuptling das journalistische Julfest während der Saison der Narren.

Im Restant der Kreuzzügler-Unikats erblickt er einen "common sense" und reiht sich in "Adorna-Adepten" als Adaptions-Adlatus ein und posiert als Platzhalter der kreuzzugs-kapitalistischen Vernunft adäquat.

Wie gerade der Heilige Vater in Vatikan will er am ultimativ kristallisierten Christentum als universale Unität der Urbanität festhalten, das den Logos ins Feld führt wie in Balkanien oder Mesopotamien.

Unter "Gott hat kein Gefallen am Blut. Benedikt verteidigt die Vernunft gegen den Islam" in "Bahamas Nr. 51-2006/07" paraphrasieren Justus Wertmüller und seine Koautoren Uli Krug, Joel Naber ein Pamphlet und preisen die päpstlich orakelhafte Oration als Offensive gegen den Orient:

Der neue Papst hat gerade in seinem Dogmatismus nicht nur die Rudimente der theologischen Vernunft wieder ans Tageslicht gefördert, sondern auch den populistischen Antisemitismus des Vatikans deutlich zurückgefahren. Und es ist dieser Dogmatismus, der ihn dazu anstachelt, dem Patchwork der Wahrheiten, in dem der Liberalismus auch der Illiberalität ihr Recht zugesteht, den Spiegel vorzuhalten und es als Konkurrenz der Willkürherrschaften zu denunzieren. Zu diesem Patchwork zählen historisch nicht nur der Islam, sondern auch Sekten aller Art, das “Deutsche Christentum” und auch die katholischen Glaubensstaaten der jüngeren Vergangenheit: Franco-Spanien und Ustascha-Kroatien. Immerhin setzte Bene?dikt in seiner Regensburger Rede genau den Maßstab, nach dem es keine theologische Rechtfertigung für diese Regimes und damit auch die Nazi-Begünstigungs-Politik des unseligen Pius XII. geben kann. Auch wenn Bendedikt diesem Maßstab schließlich selber nicht gerecht wird und am Ende doch lieber für den Obskurantismus der Religiosität Partei ergreift, bleibt er doch seinen positivistischen Kritikern weit überlegen. Die Erinnerung an die Objektivität von Vernunft, die Benedikt in Regensburg gegeben hat, nicht verstehen zu wollen und daran nicht anknüpfen zu wollen, ist ein Armutszeugnis. Nicht für den Papst, denn seine Rede wurde nur in den Passagen “dunkel”, wo sie die Gedmins und Applebaums hervorragend verstanden hätten, sondern für eben jene liberalen Verteidiger des Westens, die dem Papst mit so ausgemacht dummen Zeug wie dem gesunden Menschenverstand und der Empathie für professionell beleidigte Moslems in die Parade gefahren sind.

Benedikt sieht ganz nach katholischer Orthodoxie in den Juden nicht die Sachwalter des Bösen oder gar von Gott abgefallene Messias-Mörder (wie viele aus dem Reformchristentum, vom Islam ganz zu schweigen), sondern den entscheidenden, weil ausführenden Teil des Heilsplanes, den Gott mit seinem auserwählten Volk verfolgte: Ohne Tötung Christi hätte es keine Erlösung von den Sünden gegeben. So hat die jüngste Mäßigung des Vatikans gegen Israel vor allem theologische Gründe.

Der philosemitische Phrasendrescher und panamerikanische Vasall ergeht sich ergiebig in Elogen auf seine Altvordern in Walhalla oder in einer Evangelikan-Sekte. Nebelhaft bleibt, was er mit dem Attribut "Kommunismus" noch auf sich hat. Er bescheinigt den links sozialistischen Szenen, daß sie nicht zum Kreise des Anti-Antisemitismus gehören.

Der karitativ paritätisch perfektionierte Trara-Train der Tüftlergenies tutet durch das ethnisch-kulturell parzellierte Terrain Balkaniens und die Steppen Kleinasiens in das Areal des Protektoratsprojekts GreatMiddle-East mit einem Extra-Exkurs des Experiments explosiver Expansion. Im Führerhaus der Lokomotive sitzen die Apologeten der Epauletten-Elite und in den Waggons dahinter die postkolonialen Pioniere der Hilfsorganisationen, respektive NGOs - ein frisch gebackener Berufsstand, der erdweit das endkapitalistisch bedingte Elends- und Menschenmanagement meistert, in ihrem Ursprungsland eventuell ausgiebig Events in Szene setzt. Seine Teams operieren in Ruinen, Wüsten und Savannen - überall dort, wo Naturkatastrophen toben und entrüstet ethnisierte Stammeskrieger kreischen.

Wo die Patrouillen der Zivilgesellschaft eingreifen, zerfallen Nationalstaaten und entstehen Brutstätten der ethnisch evozierten Terror- und Bruderkriege. Auch wenn die Gewalthaber des Zivilisierten-Zentrums unentwegt die Globalismus-Glocke läuten, praktizieren sie Völkerscheiden, Stacheldraht und Mauern. Sie legen die Proklamation der Menschenrechte, den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte sowie den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte so aus, wie sie die Schutzpatrone der humpelnden Humanität eben haben wollen, um mit ihnen fröhliche Urständ zu feiern.

Wenn sie die Türkei eine Perspektive auf die EU-Mitgliedschaft hoffen lassen, dann hat dieses Land sich den europäischen, nämlich christlich-abendländischen, Wertekosmos verpflichtet zu fühlen und des weiteren eine Brückenfunktion zu anderen islamischen Ländern zu erfüllen. Also Europa-Pauker brauchen die Türkei, der sie sich jedoch episodisch die Flötentöne beizubringen verpflichtet fühlen, die ihr durch die Blume sagen, welche Art Menschenrechte sie fett schreiben darf.

Flott gemeisterte Floskeln verbreiten sich im breiten Publikum des Groß-D/EU-Landes fragil. Dem nach superimperialen Status strebenden Hegemon gelingt jedes Mal, seine Hände in Unschuld zu waschen. Richtet man ein Auge auf das Gewesene, bekommt man gestochen klar zu sehen, wie die Legionen des Abendlandes breite Schichten und Regionen ihrer Existenzgrundlagen beraubten. Wenn jetzt die Enteigneten sich erheben und in migrantischen Mengen auf die Zentren der Supermärkte marschieren, um ein Häppchen des stattlichen Gelages zu ergattern, dann läuten die Alarmglocken so ordentlich, daß die Leute sich die Nacht um die Ohren schlagen müssen.


Fiesta-Fiasko der Zivilisierten-Feste und migrantische Miseren in Mephistopheles Miszellen

Millionen leiden und hungern, damit sich der Reichtum der Europiden-Nobilität weiter vermehrt bzw. akkumuliert.

Bei dem Versuch, aus subsaharischen Landstrichen die spanischen Kanaren zu erreichen, gingen allein 2006 mindestens 6.000 Afrikaner in die ewigen Jagdgründe ein. Mehr als 31.000 Migranten gelang die Ankunft im Pläsier-Paradies.

Findige Fluchtrouten markieren, Passierpfade sperren, Stege sprengen, die Meere massiv mit Patrouillen besetzen, periphere Patrone bestechen... Diese Strategie der kommandierenden Kastell-Stäbe werden die Zitadellen vor dem Sturm der Armen nicht bewahren können.

Ebendort, wo die Freiheit von hohem Wuchs geschrieben steht, an diesem Ort, werden die Schlupflöcher so versperrt, daß kaum einer, der nicht zur altansässigen Majorität gehört, zu seinem Recht als Angehöriger des Menschengeschlechts kommen kann.

Denn es gibt andere Geschichten, die auf die Gegenwartsgeschichte emsig Einfluß nehmen. Geschichten der Schiffbrüchigen, die fesseln und auch imstande sind zu bewegen. Sie können Komplexe konkretisieren, den Impuls geben, über den moorigen Morgen nachzudenken. Vieles läßt sich in Geschichten vortrefflich transportieren, Kommunikations- und Kooperationsprozesse erleichtern.

Der Cäsarenwahn warnt: Der Euro-Päan widerhallt periodisch im Maghreb genauso wie am Hindikusch, singt den repressiven Refrain der supranationalen Parvenü-Putschisten, Privatier-Patrouillen, Krautjunker-Yuppies, superimperialen Yankee-Junta, altkontinentalen Bastei-Bataillone, Jakobiner-Junioren gegenüber enteigneten Erdenmenschenmengen, ethnisierten Desperados, entlassenen Parias und Periöken.

Der Kompagnon-Koalition des Imperium Okzidentum, respektive Novum Romanum obliegt der Pflichtkodex, die kasten-konforme Konstruktion einer selten findigen Konstitution zu fingern - eine obligate Mission, die sie jedoch ohne Mißgeschick nicht meistern kann.

Neben amtlich registrierten 170 000 Geduldeten im machtvollen Bundesdeutschland, die ihr Leben zwischen heute hier und morgen draußen fristen, sitzen etliche weitere in "Ausreisezentren" oder Extra-Arrestlokalen und warten auf ihre Deportation.

Die Auffanglager, die sich als Kerngedanke des eurozentrisch zivilisatorischen Migrationsregime etabliert haben, dienen substantiell nicht nur zum Abschotten, sondern auch zum Filtern der internierten Masse.

Eliten-Elementen aus der migrantischen Gesamtmenge wird die Sperre einen Spalt weit geöffnet. Der Pariavariante sagen die Grenzgarnisonen den kompromißlosen Kampf an.

Was gestern als Fluchthelfer gepriesen, gilt heute als Schleuser- oder Schlepperbanden, deren mit Bastarden beladenen Barken die Bataillonsbegleiter der Feste Okzidentale in Acht und Bann schlagen. Sie werden den horrenden Heerscharen der besitzlosen sich akkumulierenden Mulatten aus den fernen Gegenden der Erde dennoch das Wasser nicht abgraben können. Denn das Leben selbst erweckt in jedem den Trotz. Dementsprechend setzen desperate Globetrotter sich im Hungerturm, den zeitnahen KZs der Zivilisationsersten heftig zur Wehr.

Die Gesetzmäßigkeit des gegenwärtigen Fluchtgeschehens widerspricht jeglicher Interpretation der eurozentrischen Eulenflucht-Funktionäre als gegenweltliche Geschichte.

In der Autonomie der Migration wurzelt die Aussaat der emanzipativen Assoziation freier Individuen.

Der Bedarf an marginalisierten Fronarbeitsnomaden in den Zentren wird sich kaum vermindern. Denn der Himmelsstrich Europa gleicht einem Flickenteppich, wo jede Gegend einige wenige natürliche Spezialitäten pflanzt und dazu Malocher benötigt.

Der Terminus Globalismus läßt dem supranationalen Gebilde mit dem Kürzel EU keine andere Wahl, die Pfade, durch die die Migrantenheere passieren, nicht ganz dichtzumachen - ein von der neoliberalen Heilslehre diktiertes Husarenstück.

Menschenmengen auf Wandertour: In den Wüsten und Gewässern der Subsahara finden Tausende den Tod. Und die Supervisoren der Bravour-Bastei handeln restlos mit rassistisch reservierten Fremdenbildkonstruktionen, führen humanitären Krieg gegen "clandestins", "Sans-Papiers", "Illegale" u.a.

Profiteure treten in televisionär polternden Runden trivial als Politikaster hervor. Wetterwendisch ergreifen sie das Wort, fragen rüde retour, äffen stämmige Stammeshäuptlingen nach, machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Nachzucht, verstärken den Bau der Schutzwälle, betrachten das Universum als privates Unikum, den Mikrokosmos der Betriebswirtschaftslehre als Unikat und das Millennium als ihre Müllgrube.

Der kraftvoll kreierte, kreativ kultivierte Kreuzzug des christlichen Abendlandes steht hoch im Kurs. Auf allen Gebieten der Gesellschaftsgeschäfte findet der Wetteifer statt.

Die als Standort-Sachwalter standardisierten Staatsgewalten manifestieren dreierlei Missionen: Schutz der metropolitan Zivilisierten-Bastion gegen Eindringlinge migrantischer Mimikry. Menschenrechtsmanagement auf dem gesamten Erdenrund, um die Freibeuterei namens Marktwirtschaft sowie den Zugang zu Bodenschätzen fugenlos zu feiern. Invasionen unter dem demokratisch dekorierten Deckmantel gehören zur Regel der Nomenklatur, um Mandat-Regime im Morgen- und Sonnenland zu errichten - mit dem Einsatz von High-Tech-Waffen.

Der Zielbahnhof des supranationalen Superimperium ist ein Weltkasten-Regime der Katastrophen.

Enteignete Subsistenz-Existenzen erzwingen den Zerfall der romantisch gebieterischen Kollektive. Das Heer der Entwerteten vermehrt sich wuchtig. Das stämmige System der spätbürgerlichen Bürokratien zielen auf das gerecht verteilte Elend, auf den allfälligen Budenzauber der Frondienstsöldner allerorten.

Die Nationen als Staatsgebilde werden durch Ethnien und Kulturen ersetzt.


Kassandrarufe von Klima-Katastrophen und die Klimbim-Kaskaden im Naturtheater

Dem demographischen Dilemma zu Hause wegen des Zuviel an Alten folgt das Horrorszenario vom Blauen Planeten. Es gibt zu viele Zweibeiner, lautet das Lamento, die es gilt zu reduzieren, plädieren manche Öko-Paxe-Patrioten. Andere nehmen sogar den Humanismus selbst als Zielscheibe ihrer Agitationen, es brennt ihnen unter den Nägeln, ihn zu paralysieren, mindestens in den Parallelwelten der Zivilisierten-Zentren.

Für die Apologeten des abendländischen Wertekosmos gibt es nur absolute, bleierne Wahrheiten. Er darf nicht relativiert sein und für einen historischen Moment als spezifische Speicher von der Seite angesehen werden.

Die Interaktion zwischen dem systemischen Denken und dem sozialen Streben geriet ins Stocken. Die Misanthropie nimmt überhand, damit das Mißtrauen gegenüber dem Menschentum. Sie hat nur noch die marginalisierten Machtmomente des humanen Subjekts zum Inhalt.

Neben den Holdrio-Huldigern, Hooligans des Öko-Götzen und Pläsier-Partisanen setzen die Grünen-Gladiatoren ein Negativbild in Umlauf, in dem die Zivilisation als nackter Vandalismus zum Vorschein kommt. Und der Fortschritt gilt unterdessen als akuter Akt der prometheischen Hybris.

Die Guerilleros des aufklärerischen Gepränges geben Kontra, setzen die Kooperation mit den noblen Nomaden des Naturschutzes konspirativ fort. Da geht es ursprünglich nicht um das Mütterlein Natur, sondern darum, es für die Rassen-Kaste der Weißen nicht aus der Hand zu geben.

Knietief im Mainstream veranstalten die untertänigen Parteigänger Workshops im Feldkreis der Steckenpferde, um entgleiste Proleten zu maßregeln.

Systemimmanent erheben sie sich über die Erdenmenschen-Menge, paradieren als provisorisch populäre Prinzipienreiter mit Parodien aus dem Restant der Dreigroschenoper in Promenaden und Parks, pilgern unter dem Label Urlaub zu den noch naturwüchsigen Ufern, lassen sich als Hochblüte des Humanen lobhudeln. Gestützt auf die marternde Macht partizipieren sie an den mehrwertigen Früchten der Arbeit und Natur.

Während sich die Zentren der Zivilisation als Eldorado der Glücksritter im Strom von Flaneuren abzeichnen, haben die Mega-Slums des Trikonts und die Anrainer der Peripherie exotische Erotik anzubieten - unter der Kuratel des Elendsmanagements und dem Ellenbogenrecht der Warlords.

Die Agora der antiken Polis mutierte zum Kasino oder zur Börse, an der die Spekulanten ihre Sporen verdienen. Dort erwies sich der Zweibeiner erst als Demos, wenn er sich als Halter von mindesten einem Sklaven aufweisen ließ. Der Bürger der Klassengesellschaft fungiert hingegen als Untertan einer gedopten Majorität der Engrossisten.

Auf dem Blauen Planeten gibt es für alle Platz und ausreichend Nährmittel. Doch die Natur rächt sich. Aber nicht wegen der Überzahl des Menschengeschlechts. Im Gegenteil. Was die Freibeuter-Parasiten samt ihrer Partner und Parteigängern verursachen, zahlt sie mit gleicher Münze heim. Doch darin erblicken die Hüne-Hyänen, Mäuse-Meuterer und Kröten-Kartelle keine Antwort auf ihre Selbstsucht. Sie rechnen allein mit der Höhe des Mehrwerts und mit der Hymne der Hausse, fabrizieren laute Elogen auf jenen Zeitgeist, der ihnen ermöglicht, ihren Ellenbogen zu gebrauchen. Noch rollt sich die maskuline Maschinerie der Mandataren-Masche. Es läuft. Die Raupenkette.

Das Zuviel an Erdenbürgern und der Mangel an Naturressourcen ist ein Weltbild der liberalen, klassisch bürgerlichen Ökonomie, die bewirkt, von den Folgen der kapitalistischen Krise, allen voran von den Hungernöten, abzulenken. Genauso wie die Marktgesetze voraussetzen, die Überproduktion an Lebensmitteln zu vernichten, damit die Preise nicht sinken, propagieren die demographischen Demagogen die Elimination der überflüssigen Population. Der Terminus Demographie erklimmt bereits zu beliebten Brocken der demokratischen Deputierten und Deuter, die stets von dem statistischen Wachstum der alten Bewohner kräftig als Krisen-Kriterium und kranke Kreaturen sprechen. Ob sie dabei auch die Euthanasie in Betracht ziehen, läßt sich noch nicht offenkundig dokumentieren. Aber dazu wird es irgendwann kommen, und zwar nicht in ferner Zukunft.

Als Motor der Ausbeute dreht sich die Leuchte des Kapitals in einem Karussell von Prosperität und Krise. Die "unsichtbare Hand" heizt die Marktkräfte an. Im Zirkus der monetären Zirkulation finden die Rivalitäten unter kontroversiellen Leitlinien statt. Jeder Teilnehmer prostituiert sich dann wie ein Zirkulant, der Protagonist auf der Brücke jenes Raumschiffes Erde, das sich in ein Space Shuttle verwandelt, auf dem es nur für die High-Society Platz geben wird.

Die Entmündigten der OneWorldOrder haben sich mit Brosamen zu begnügen, während die Ehrwürdigen der monetären Urbanität sich bis zum Überdruß den Bauch voll hauen.

Der Nobelpreis des Jahres 2006 für Literatur ging an einen Absolventen einer New Yorker Romancier-Schule, also jenen bekanntesten türkischen Autor, der dort bloß sporadisch gelesen wird. Den Friedensnobelpreis erhielt ein Bankier, dessen Beitrag zum Heiligenschein die Vierteljahreszeitschrift "GegegnStandpunkt" 4-06 wie folgt kommentiert:

Natürlich wird der Preis des schwedischen Dynamit-Produzenten nicht für eine Finanzinnovation verliehen, mit der sich auf neuen, bisher ungenutzten Feldern Geld machen lässt, sondern für Verdienste um die höchsten Ideale des modernen Imperialismus: Frieden und Entwicklung. Preiswürdig findet das Komitee die bengalische Geschäftsidee denn auch wegen ihres Beitrags zur “Entwicklung von unten": Der “Bankier der Armen" hat Millionen Menschen aus der Armut geholfen." (HB, 16.10.06) Das dürfte übertrieben sein. Was sich aber sagen lässt, ist, dass Junus mit seinen Mikrokrediten aus untätigen, überlebensunfähigen und nutzlosen Armen fleißige, schachernde, dienstleistende und Zinsen zahlende Arme gemacht hat. Und es ist keine Lüge, sondern eine zynische Wahrheit über die ökonomischen Existenzbedingungen auch in der sogenannten Dritten Welt, dass die Indienstnahme des Überlebenskampfes der Armen zugunsten des Bankkapitals den Charakter einer Hilfe, ja der einzig realistischen und wirksamen Hilfe annimmt.


Integrationsindustrie und inflationäres Informationsmaterial

Allenthalben befassen sich die Neuigkeitsnomaden mit den migrantischen Subproleten der Republik, die ihr Leben im Prekariat fristen.

Als Problem stigmatisiert, rücken die Getto-Geschichten des Groß-D-Landes theatralisch auf die Vorderseiten der dringlichen Themen, manchmal sogar auf die Stirnseite.

Holterdiepolter im Hohlweg kann der Humor hundserbärmlich sein, wenn die oftmals zynisch zitierten "Deutschländer" ("Almancilar") analog "Rußlandeutschen" zunftgemäß in "Deutschtürken" verwandelt werden.

Ihnen widmet das wohlgelitten liberale Wochenblatt "Die Zeit" vom 25. Januar 2007 ganze zwei "LEBEN"-Seiten als Beitrag dazu, daß die aus Kleinasien stammende Generationen im neogermanischen Gemisch Flötentöne anstimmen. Im übrigen meint neogermanisch, die eingewanderten Eliten glattweg zu naturalisieren, das heißt zu assimilieren, und den Rest als rudimentär und überflüssig aussortieren, ebenfalls eilends auszuschaffen.

Die Geistesfürsten der Gazetten-Garde ließ den Redakteur des integrationsinitatorischen Fernsehmagazin "Cosmo-TV" beim WDR in Köln, Brand Bingül, einen Text zu Papier bringen und in Deutsch und Türkisch nebeneinander abdrucken.

Bingül erzählt summa summarum das unzählig Erzählte und bringt einen Einfall in die Agenda: Ein Bündnis sollen die Communities ins Leben rufen und ihre Akklimatisations-Maschinerie aktiv vorantreiben. Ein kontradiktorisch zugreifendes Konglomerat konstitutiver Kompromisse. Zugleich enthält die Schrift einen Aufruf an "Deutschtürken", sich komplett auf das Catch-as-catch-can einzulassen.

Es geht um die großenteils gutgläubige Industrie der Integration, die eigentlich jedem eingewanderten Einwohner seit Jahrzehnten bis zum Hals steht. Daß jetzt die Türken Deutschlands sich noch mehr anstrengen müssen, den Hohlweg der selektiven Assimilation durchzulaufen, erwies sich als nur ein maßgebliches Manifest germanischen Genres.

Eine agile Agitation: Daß die Nachzucht der Familien sich im Proleten-Niveau kaum auf der Karriere-Leiter aufschwingen kann, dafür haben die Großkopferten der Latrinenparole von Chancengleichheit nur ein kurzes Gedächtnis. Wozu denn die Integration? Um die Defizite bei Migranten-Mengen zu diagnostizieren, im nachhinein ihren subalternen Status zu definieren? Das ethonzentrische Gefüge des Immigrationslandes weißzuwaschen? Davor die Augen zu schließen, daß die Spätankömmlinge für sich einen urbanen Horizont aufspannen können?

Das Integrationsindustrie war und bleibt ein schöpferischer Einfall der bundesrepublikanischen Bourgeoisie im volksstaatlichen Brodel wie ein Vergnügen im Bordell. Ein Zugpferd der Zirkuszunft mit einem Zukunftsbild aus der Mottenkiste.

Weder werden die Türken den Aufruf lesen noch die Deutschen sich davon beeindrucken lassen. Vielleicht ein paar türkophile Teutonen aus dem Spektrum des Spektakels. Was Bingül schreibt, ist in dicken Mengen kalter Kaffee.

Sein Vorschlag, ein loses Aktionsbündnis der Deutschtürken zu bündeln, birgt obendrein bloß ein Blendwerk, kann primär den ethnizistischen Tendenzen innerhalb der chaotischen Communities Vorschub leisten.

Allein der Terminus Integration hängt einem allmählich zum Halse heraus.


Integration als Intension im Irrgarten

Alles im Wandel? Ein trügerischer Schein? Nein. Überall läuten die "Globalismus-Glocken", locken Menschenmengen an. Abenteuerhungrig. Ohne Wenn und Aber. Auf Routen der Robinsonaden.

Das Schleuser-Geschäft blüht, das während der Zeit des "Eisernen Vorhangs" als Freiheitsdienst gefeiert wurde. Jetzt kommen die Verachteten. Auf verschiedenen Routen. Der Sturm derer, die nichts zu brechen und zu beißen haben, auf die zentralen Zitadellen der Zivilisation fing erst an.

Die Autonomie der Migration wächst der Stabsarchitektur der Feste Europa über den Kopf. Es gelingt ihnen nicht, den Teufelskreis durchzubrechen. Sie stecken im Schlamm zwischen Humanität und Husarenstreich fest.

Die Gesellschaften der Hochurbanen mutieren zu einem Giganten-Garten von integrierten Intriganten. Allerorten wird das Gerechtigkeitsgerede konterkariert durch eine Lawine von Skandalen. Mädchenhirte machen sich bequem in Dirigenten-Stuben, pflegen intime Kontakte mit Oberaufsichtsposten.

Demagogische Diktion und simulativ in Szene gesetzte alternative Wahlkampfkampagnen geben ausgiebig Auskunft über die sensationelle Singularität der Demokratie als Doktrin diktatorischer Substanz. Die Mandatare memorieren die Münchhausiaden der Moneymaker. Ihre Untertanen vermeiden immer mehr den Urnengang. Hinzu kommt der Dämon demographischen Urquells. Um den Greisen-Kreis zu versorgen, ist die Herrschaft auf den Import von kopfgesteuerten Produktionsmitteln namens Arbeitskraft oder Humankapital angewiesen. Es läßt sich aber nicht so formieren, daß die ethnische Homogenität des hegemonialen Volksstaates - weder formel noch fundamental - angekratzt wird. Integration lautet das Leitwort dafür, daß die völkische Vollkommenheit des Souveräns so bleibt, wie sie von Leitkultur-Kuratoren verdeutscht wird. Aber sie als sozialer Prozeß zu sehen, die Minderbemittelten in das Gesamtsystem einzugliedern, ist längst Geschichte.

Daß das integrationale Propaganda-Projekt Probleme nicht löst, sondern sie erst protegiert, wollen die gewichtigen und gewählten Gewalthaber samt der Schützenhilfe aus der medialen und studiokratischen Zunft nicht wahrhaben. Auf den Trichter können sie nicht kommen.

Die Easyjet-Intelligenzija liefert dem parlamentarisch reglementierten Regime die fachkundigen Fakten, die durch die faltenreichen Fallstudien routiniert zusammengeschustert werden, indem sie dann und wann eine Umfrage macht und durch buntgescheckte "Multitude" das einfarbige Konterfei einer gemeinen Gefahrengeneration ausmalt.

Im Editorial zum Zürcher Periodikum "Widerspruch - Beiträge zur sozialistische Politik" Heft 51, Halbjahr 2006 lautet:

Weltmarktdynamik und militaristische Weltmachtpolitik verschärfen die globale Spaltung zwischen Arm und Reich und berauben breite Bevölkerungsschichten und ganze Weltregionen ihrer wirtschaftlichen Existenzgrundlagen. Die Arbeitsmigration in die reichen Einwanderungsländer der EU und in das “Wohlstandsparadies Schweiz" wird andauern und in diesen Ländern zu sozialen Spannungen führen, die von chauvinistischen Bewegungen für ihre politischen Zwecke instrumentalisieit werden. Das militärisch aufgerüstete Grenzregime, das die EU - genauso wie die Schweiz - zur Bekämpfung der “illegalen Einwanderung" und zur Wohlstandssicherung installiert hat, wird die Immigration nicht verhindern. Indem die in Europa Angekommenen polizeilich verfolgt und in die Illegalität gezwungen werden, werden diese Menschen der Schwarzarbeit, den Prekärjobs in Privathaushalten, der Prostitution und sklavenähnlicher Zwangsarbeit in der Landwirtschaft ausgeliefert - und dies stärkt die Rentabilisierung informeller, mafioser Wirtschaftsstrukturen.

Im gleichen Heft setzt sich Mark Terkessidis mit der Frage "Was heißt eigentlich 'Integration'?" auseinander und hebt hervor:

Integration ist derzeit ein Begriff, der kaum noch hinterfragt wird. Wer heutzutage Kritik am Konzept der Integration äußert, der wird gnadenlos als “Multikulti"-Träumer diskreditiert. (...)

Wann die Integration abgeschlossen ist, das bestimmt der Staat bzw. die einheimische Gesellschaft im Grunde je nach Gusto. Ein Beispiel wäre die Debatte über den Einbürgerungstest. Die Voraussetzungen für eine Einbürgerung wurden eingangs erwähnt - sie sind erheblich. Dennoch gibt es in zunehmendem Maße Personen, welche die Ansprüche erfüllen können. Die beabsichtigte Einführung von Wissenstest zur Einbürgerung hat offenbar keinen anderen Nutzen, als den Migranten das Gefühl zu geben, dass “Integration" unmöglich ist - denn selbst wenn sie die Hürden nehmen können, werden sie dann eben höher gelegt.

Als Konzept ist Integration überholt. Erstens sind die Prämissen des Konzeptes Geschichte. Wirtschaft und Politik stellen heute nicht mehr die notwendigen Mittel zur Verfügung, damit “Integration" stattfinden könnte. Zweitens sind Inhalt und Kriterien von Integration völlig ungeklärt. Drittens transportiert der Begriff bereits von Beginn an die implizite Vorstellung eines (kulturellen) Entwicklungsgefälles zwischen “uns" und “ihnen" - und damit eine zweifelhafte und diskriminierende Normvorstellung. Viertens ist der Begriff widersprüchlich. Obwohl es sich bei der “Integration" eigentlich um eine “systemische" Aufgabe der Gesellschaft handelt, wird sie mittlerweile implizit als individuelle Anpassungsleistung verstanden - und der mangelnde “Integrationserfolg" als selbstverschuldete moralische Verfehlung.

Im Falle der Einwanderer steht nun der Erwerb von grundlegenden Bürgerrechten am Ende des sogenannten Integrationsprozesses. Nur wer “integriert" ist, erhält die Staatsangehörigkeit und darf mitbestimmen.


Korsarenheer hinter Korsaken her

Der instinktive Intellekt sagt instruktiv, was Sache ist: Mit Parallelwelten gilt es nicht aufzuräumen, sondern sie zu festigen. In den Gettos wird erst Unrast wuchern, wenn man versucht, sie zu verwüsten.

Die Halbstarken aus migrantischen Familienkreisen, die der Herkules der ethnophoben Obrigkeit an die frische Luft setzt, machen sich darauf gefaßt, einen sozial emanzipatorischen Sturm auf die Zitadellen der selbst stilisierten Zivilisierten zu blasen. Sie fordern die Zeloten und Zyniker des ethnophoben Ethos heraus, um die Last des Leibeigenen-Daseins abzuwerfen. Sie lassen sich nicht vom Zirkelschluß der Zerwürfnisse aus dem Gleichgewicht bringen, zu Zero der zwieträchtigen Zivilgesellschaft herabsetzen, um den Zieheltern der Integrationszöglinge folgen. Sie gehen den Weg vom Status der Plebejer zum Stadium des Plebiszits.

Die seit über drei Jahrzehnten anhaltende Debatte um die Instrumente der Integration führt gezielt aufs Glatteis, hat die eingewanderten Einwohner auf Abwege zu führen. Selten gehen die Ansichten der beteiligten Fraktionsfunktionäre auseinander, ob die stammnationale Majorität es einfach versäumt hat, ihre Spätankömmlinge als gleiche Teilhaber der Gesellschaft zu behandeln. Stattdessen haben die Gutmenschen- und Menschenrechtsmentoren die modernen Metöken als "unwillig", wenn nicht "unfähig", sich zu akklimatisieren, Mores gelehrt. Derartig kulturalistischem, respektive neorassistischem, Blickpunkt folgte immerfort die fremdelnde Selektion der als "nicht-deutsch" oder als "sie" zusammengefaßten Bewohner.

Den Blickfang bildete dabei die muslimische "Multitude", auf die auch die Scheinwerfer der Sanktionen gerichtet sind, wobei alle Autoritäten sich bloß mit dem Postulat der Integration herumschlagen, worunter sie stets die selektive Assimilation als national-majoritäre - gewissermaßen revolutionäre - Mission verstanden haben. Genau darin sehen die Maestros des Humanitäts-Hymnus, der als universal ausgeschenkte Dreiklang-Diktion "Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit" die integrative Funktion. Das heißt: Um in den Genuß von formalen Bürgerrechten kommen zu dürfen, haben sich die nicht-deutschstämmigen Bewerber der Staatsbürgerschaft dafür erst einmal zu qualifizieren. Analog dazu kursieren die Begriffe wie "kulturelle Identität", "mißlungene Integration", "getrübte Gettos", "patriarchalische Parallelgesellschaft", "militante multikulturelle Gesellschaft", "leidliche Leitkultur" u.a.

Aus einem einst mit Kapellen und Kampagnen begrüßten Humankapital machten die Krautjunker binnen kurzem kaputte Kreaturen. Besoldet aus den Töpfen der assimilatorisch ausgestatteten Assoziation wuchs ein Berufsbeschützertum heran und verkürzte die Qual der als allochthon abgesonderten Malocher dauerhaft zum kurzweiligen Kunterbunt mit exotischer Folklore und kulinarischen Fressalien. Man ließ eine melancholische Menge migrantischer Melange am Rande der Gesellschaft defilieren, und man definiert eben einen solchen Budenzauber als interkulturelle Kulisse.

Den Urquell der ansteigenden Miseren schoben die pädagogisch prahlenden Protektoren und Patrone allein auf die Handstreiche der ethnophoben Querulanten. Aus Quartieren an Stadträndern, die der Qualität der Favelas ähnelten, entwickelten sich die gottgefälligen Gettos. Und der integrativ initiativen Profession gelang es unschwer zu bewerkstelligen, daß die sogenannten Selbstorganisationen, die aus der schrittweise ethnisierten, damit wertgeminderten Unterschicht erwuchsen, ins Rollen kamen, mit der Werbetrommel-Gilde der selektiven Assimilationsarie Staat zu machen und vor dem germanophilen Gutleut-Getue zu katzbuckeln, um sich an den Fördertropf des Fremdenmanagements hängen zu lassen. Was gegenwärtig in Feuilleton und TV-Talkshows dilettantisch debattiert wird, gehört praktisch zum malerischen Gestern des volksstaatlichen Molochs, der faktisch das Malheuer verantwortet und Rechenschaft abzulegen hat.

Im Grunde wird das Menschenrechtsmetier à la Allemania an eine Sektion des selektiven Spezifikums delegiert, systematisch vermindert und delegitimiert, auf das Manchester-Niveau reduziert. Hinzu zählen neben dem leibeigenen Lagerleben der bedrohten Asylmigranten mit Residenzpflicht und massiv marginalisierten Bedürfnissen die defizitäre Lehranstalt, miserable Wohnverhältnisse bei kostspieligen Mieten, mangelhafter Gesundheitscheck, gekürztes Entgelt für vergleichbare Arbeit.

Daß sich das Groß-D-Land als eine kulturalistisch-kolonisatorisch kreierte regressive Kastengesellschaft klassifizieren läßt, davor halten die kaltherzigen Menschenrechtsmullahs reinen Mund und kreischen dennoch als progressive Weltenretter mit ihrem Projekt des "humanitären Interventionismus" - propagiert auf ihren mentalen Meetings.

Mit den jetzt verbal bestallten "Antidiskriminierungsartikeln" brüsten sich diese grauen Groupies sogar als bellizistisch blumige Blutsbruderschaften, die eingewanderten Einwohner vor den entartet ethnophoben Partisanen endlich in Schutz zu nehmen - ein frisch gebackenes Jägerlatein aus dem Hause des philanthropisch kultivierten Hurrapatriotismus. Den ethnisch Unterprivilegierten versprechen sie Chancengleichheit, die aber nur mit der gleichberechtigten Partizipation an den öffentlichen Budgets beginnen kann. Und dies ist nur möglich, wenn die Existenz der Parallelgesellschaften nicht als Gefahrenquelle gebrandmarkt wird, sondern als beflissene Basis einer reichhaltig realen Utopia.

Wenn von den Menschenrechten als unteilbar universales Ideal die Rede sein soll, dann muß das zeitlos gelten und überall, und zwar was den Passus "Minderheitenschutz" angeht. Das bedeutet in Bezug auf Bundesdeutschland: An der kulturellen Autonomie eingewanderte Lebenswelten wird kein Weg vorbei führen.

Gutmenschen-Manier und germanophiles Lehrgebäude

Rücken die Marktschreier der Demographie heute das Schlagwort Integration in den Vordergrund, kreischen sie am nächsten Tag über die Techniken der Deportation jener, die Untergeschoß des Gesellschaftsgebäudes als überflüssig gelten. Ein Widerspruch, der für ein großes Trara in den illustren Kreisen der nationalen Feuilletons sorgt.

Geraten ins Tohuwabohu der teutonischen Nischen, verfehlt die meisten Maestros das Licht, sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Wer darauf verzichtet, im Konkurrenzkrieg die Klingen zu kreuzen, gleicht sans phrase dem Sperling vor der Sperre an der Spree. Da hört die Spaß-Society auf zu stolzieren.

Satire ist die Kampfansage der Parias gegen ihre Peiniger. Aber die zeitgenössischen Humoristen humpeln nur noch durch den Dschungel der armseligen Artistik ohne Ästhetik und Experiment.

Im Nebelschleier befindet sich der Ort der individuellen Nabelschau. Kommt es irgendwie zu gewalttätigen Handstreichen gegen Fremdlinge, richten sich die Autochthonen in irgendwelchen Fluchtnischen kuschelig ein - natürlich im vollen Vertrauen auf die volksstaatlich strukturierte Autorität.

Das journalistische Himmelfahrtskommando erblickt das Licht der Welt täglich aufs Neue, exekutiert die Erkenntnis, exkludiert exemplarisch den Allochthonen ohne merklichen Nutzeffekt.

Der geläuterte Geselle der Gutmenschen-Manier geht der vom Weltenlauf gestellten Mission nach und setzt in Reime, was Grossisten und Gutverdiener, Fraktionsführer und Sicherheitssprecher ausplaudern.

Virtuell in voll mit Humanität getankten Gedankengebäuden getürmt, überwacht der Zivilisierten-Zögling virulent die Nebelzone der universalen Initiativen.

Funktioniert die Ausbeute der toleranten Abendländer nicht, bricht Teufels Spind auf. Daran schuld sind wieder die unten Gestrandeten und erwerbsfähige Erwerbslosen, selbst die prospektiven Neubürger der Postgermania.

Wenn die Spätankömmlinge wagen, ein schiefes Licht auf das germanische Genre des Volksstaates zu werfen, werden sie herabgewürdigt, wird an ihnen kein gutes Haar gelassen.

Der Doppelstandard ist eigentlich eine Eigenschaft des aufklärerischen Weltbildes, um das als andersartig markierte als minderwertig zu attackieren.

Solange sich das pangermanische Gettogether vor der obligatorischen Naturalisation der eingewanderten Einwohner verschließt, wird sich der Facettenreichtum der Retro-Republik auf das Gedankengebäude der Gettos stützen und aus der Fackel der ethnisch konkurrierenden Konflikte konstruiert bleiben müssen.

Muselmanen-Masse, während ihrer Mußestunden mäßig als Gemeinde in Verbänden und Gebetshäusern organisiert, will man nicht als Glaubensgemeinschaft nach geltendem Recht anerkennen - breit streuende Islamophobie bleibt bestehen. Man will nur schwer wahrnehmen, daß es einen einheitlichen Islam nicht geben kann. Denn Mohammed ist kein mysteriöser Gottessohn, sondern nur ein Prophet im Sinne des himmlischen Emissärs, des Verkünders der koranischen Verse.

Als normativ erweist sich die Normalität der germanophilen Philosophie, einen Teil der faktisch ortsansässigen Population aus dem Spektrum der landläufigen Citoyens praktisch als nicht vollwertige Untertanen des bundesrepublikanischen Reichs herabzumindern und ihm das inzwischen administrativ akzeptierte, partiell geadelte Adjektiv "Migrationshintergrund" anzuheften - selbst nach fünf Jahrzehnten der Immigration und dem Besitz eines Reispasses mit dem Adler-Deckel.

Weder die archaischen Appelle noch die arglistig anachronischen Angebote, sich im germanischen Genre zu akklimatisieren, werden akzeptiert - gemäß dem Bonmot aus der türkischen Redensart: "Der tote Esel fürchtet den Wolf nicht mehr".

Tatsächlich werfen diese Gleichheitsgaukler einen Mantel des Schweigens über die gleichberechtigte Teilhabe an Früchten. Im Editorial der Vierteljahreszeitschrift "GegenStandpunkt" 4-06 läßt lesen:

Der einzigartige Glücksfall der deutschen Geschichte, die Vergrößerung des bundesdeutschen Kapitalstandorts um fünfeinhalb Bundesländer, hat sich ohnehin wachstumspolitisch längst als Flop herausgestellt; das großartige “Aufbauwerk Ost" mündet in eine groß angelegte Schadensabwicklung, “Rückbau" menschenleerer Ortschaften inklusive. Gleichzeitig stellt eine wachsende Ausländergemeinde die regierenden Ordnungsfanatiker vor Kontrollprobleme eigener Art; und sogar hartgesottene christliche Abschiebe-Politiker ringen sich zu der Ansicht durch, dass die Republik vielleicht nicht bloß mit der “Öffnung der Grenzen" einen Riesenfehler gemacht, sondern womöglich auch mit der Ausgrenzung und praktischen Ächtung der Zugewanderten sich selbst keinen Gefallen getan hat: Nun hat sie außer einem “abgehängten Prekariat" auch noch eine “unintegrierte Parallelgesellschaft" am Hals.


Pangermanisches Panorama

Die Pflege von unterjochten Völkerschaften und ethnischen Eigenschaften gehört zum Grundcharakteristikum des Deutschtums. Der Umgang mit einem solchen Phänomen im eigenen Terrain war immer seine Schwäche. Hier drehte sich die strategische Staatskunst um die Assimilation der zugezogenen Nützlichen oder um die Elimination der ausrangierten Überflüssigen - ob retourniert oder deportiert. Anderweitig erfolgte migrationstheoretische Ergebnisse haben keine Gültigkeit in studiokratischer Gründlichkeit. Daher befaßten sich die überwiegenden Teile der namhaft autoritären Autoren mit den teils hausgemachten, teils (importiert) imitierten Fragefelder der Schatten- und Parallelwelten.

Wie laut die Wortführer der Solidaritäts-Society auch immer die knechtschaftlichen Verhältnisse zu attackieren und sich theater-tauglich für die zeitnahen Galeerensklaven auf Baustellen oder in Haushalten ins Zeug zu setzen scheinen, das irreguläre Gewerbe machte einen einschneidenden Bestandteil des wirtschaftlichen Aufschwungs der letzten Zeit aus, mit dem sich die Honoratioren der Nation parteiübergreifend brüsten.

Daß im Groß-D-Land bis zu einer Million illegalisierter Fronarbeiter unterwegs sind, stört scheinbar jene sonst phantasiereichen Fraktionsfunktionäre nicht, die während der Wahlkampfkampagnen immer den Schrei "Das Boot ist randvoll" ausstoßen. Nach allen Tiraden, welche die Exportweltmeister-Titanen, die markigen Marktschreier der Standort-Stattlichkeiten, hören lassen, wird kaum einer angesichts der Beschaffenheit des heimlichen Broterwerbs den Finger akrobatisch auf die Wunde legen und den heimischen Sklavenhändlern akribisch eine Standpauke halten.

Zu allem Überfluß: Mit herkömmlicher Manier vernebeln die meisten Filialen der ethnozentrischen Forscherfamilien ihre engstirnigen Flickwerke mit dem Miniatur-Merkmal der "kulturellen Identität".

Generell lassen sich die feierlich feinen Verfechter der ethnisch-identitären Emanzipation als Guerilleros offerieren, erweisen sich oft als Gorillas jener Personen, die im Auftrag der imperialen Zentren gegenüber den Geknebelten auf die krumme Tour reisen und sich deren Träume von Freiheit und Fortuna unter den Nagel reißen.

Für den Schutz der "bedrohten Völker" unterhält das Auswärtige Amt sowie Geheimdienste en masse Vorfeldorganisationen, von denen wiederum eine große Menge unter dem NGO-Label in Lohn und Brot stehen und von anderen Staatsressorts wie dem Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit finanziell gefestigt werden.

Diese vom Hegemonial-Staat stattlich gepäppelten nicht-staatlichen Systeme und Fundationen funktionieren als engmaschige Maschinen oder Denkfabriken mit einem stets retrospektiven Repertoire an pangermanischem Panorama. Ihr Handwerk unter der Standarte des Humanismus besteht darin, ethnische Minoritäten zu ermutigen oder sie auch gegen jene Nationalstaaten zu erdichten, die gegenüber dem imperialen Zentrum den Gehorsam verweigern sowie regelrechte Retourkutsche verdienen. Wie man von vielen Orten ordinär weiß, züchten diese NGO-Nomenklaturen Wegelagerer als Weggefährten. Assoziationen, die nicht die Willenskraft demonstrieren können, dem Expansionsexperiment des imperialistischen Impresarios gute Dienste zu leisten, werden von der Liste der Förderwürdigen getilgt. Schließlich nährt man wissentlich eine Natter am Busen nicht.

In den anhaltend entfachten Wortgefechten um die migratorische Schlangengrube bzw. Gefahrenquelle kommt das Leitbild "Schmelztiegel" wiederholt zum Vorschein. Es verleiht dem Ideal der lückenlosen Integration, nämlich der selektiven Assimilation der zugezogenen Einwohner hohes Gewicht und ermutigt die vielzüngigen Handwerker des Deutschtums, ihren Dreh zu intensivieren.


Frontex-Training gegen den Aufbruch aus Bantustan

Die Großhans-Groupiers der paneuropäischen Bastion halten sich oben über dem Korridor der Korona und brüsten sich im Chor der Kröten-Könige, den Kordon der Qual gebrochen und das Horn der Urbanität im Gesichtskreis der Blütenträume erobert zu haben. Aber der Horizont läßt sich nicht um alles in der Welt erreichen: je mehr der Mensch sich ihm nähert, desto zügiger zieht er sich zurück.

Die Maulhelden des urbanen Championats, die Heere Hesperiens, haben die Meere überquert, einen Kontinent erobert, den Großteil dessen indigene Einwohner (die “Indianer”) in einem langen immensen Völkermordfeldzug ausgelöscht, zur Konstruktion des Siedlerstaates USA das Fundament gelegt und Millionen Sklaven, die brutal aus ihrem Leben in Afrika gerissen wurden, auf Jahrhunderte hinaus malträtiert.

Dank dieses Aufstiegs, mit dem die europäischen Regentschaften kollaborierten, kollabiert die südliche Kugel, die samt und sonders einem Tummelplatz der Waffenhändler gleicht. Die Tatarennachrichten aus allen Ecken und Enden der Erde dringen tagtäglich in die Wohnstuben der Bürgerschaft mit Wohlstandswonnen ein. Vor dem farbenreichen Glotzophon treibt man diesen Untertanen den Schweiß auf die Stirn. Und sie werden fast stündlich mit der Expansion der auswärtigen Gewalt konfrontiert, der auf den inneren Strukturen fundiert.

Der von einem Zombie-Cäsaren kürzlich aufs Neue ausgerufene Kreuzzug des christlichen Abendlandes bringt im Mittleren Orient das explosive Exportgut Demokratie, brandschatzt die Naturressourcen, nötigt Geschichte und Zukunft auf. Im Postszenium der Gewaltkulissen lavieren die Cosa Nostras und artverwandten Faktionen und Fraktionen.

Die Okkupanten des Okzidents, die Talibans der "Anti-Terror-Trommel" aus dem Tempel der Mäuse-Monarchie, operieren mit High-Tech-Waffen und sind sich ihrer Sache sicher. Aber den gewaltsamen Expansionsambitionen sind zweifelsohne innere Repressionsstrukturen inhärent.

Um die globalen Lokal-Caudillos an der Macht zu halten, etabliert Central Intelligence Agency (CIA) allerorts Gladios (=Kontra-Guerillas), finanziert NGOs und übt auf sie Einfluß aus, die sie dann zu militanten Missionaren der Menschenrechts-Maskerade favorisiert, um den imperialen Plan zu realisieren, das heißt, den Planeten in ethnizistische Nischen zu parzellieren.

Zu diesem Zweck sind bald auch die bundesdeutschen Tornados startbereit - auf den Spuren der einstigen Condors.

Gerade in dieser selbst erklärten Bastion der Humanität tut der Souverän als gewandter Gewaltapparat beharrlich nicht das gewagte Richtige und riskiert das prachtvolle Politikum, ohne von dem breiten Publikum dazu getrieben zu werden - jenen Bücklingen als Varia, für die wegen vager Verdachtsmomente die Bravour-Bourgeoisie als Brötchengeber permanent eine paar gradlinige Worte übrig hat. Sie stimmt sogar ein Loblied auf die Adlaten und Advokaten gegen die antisemitischen und rassistischen Extremisten an, nimmt sie vereinzelt in Lohn und Brot, läßt sie als artistische Ästhetik der gewaltfreien Gevattern ans Licht kommen.

Die platonisch poppigen Projekte gegen die ultra-rechte Meute, denen der Staat saftig unter die Arme greift, tauchen generell in TV-Scheiben und Gazetten-Seiten als Postulanten-Potpourri der humanitären Heroen auf, meist mit ihren Postulaten, von öffentlichen Portefeuillen noch mehr Moneten zu bekommen. Hingegen sind Bilder und Berichte über die Menschenscharen, die am Limes der Privatier- und Rentier-Bastei beim versuchten Eindringen ihr Leben lassen, im medialen Mainstreaming nur eine Seltenheit. Das tut man manches Mal nur, um diese Opfer von Grund auf zu verdammen, weil sie den elenden Reservaten, nämlich den Slums ihrer Urländer eigenhändig den Rücken kehren.

Die Verfahrensweise der imperialen Staatsgewalt gegen die "Heimlichen" spielt sich im Bereich der vorgefaßten Normalität ab. Norm ist im behaglichen breiten Publikum der Berliner Republik auch, gleichmütig Maulaffen feilzuhalten, wie die migrantischen Kolonnen draußen dem Tod begegnen. Ihr Exitus wird als ein legitimer Vorfall verstanden. Wer Widerspruch dagegen erhebt und den Vorgang als eine Art Exekution verurteilt, begegnet den schwarz-rot-goldenen Patrioten bei ihrem banalen Benehmen, Grimassen zu schneiden.

In einem Bericht vom 4. März 2007 geht das Internet-Portal "www.german-foreign-policy.de" den Repressionsschritten des Groß-D-Landes gegenüber der "illegalen Migration" auf den Grund, indem es den Grenzschutz-Trainingsprogramm der deutschen Bundespolizei unter die Lupe nimmt, das am 5. März 2007 in Lübeck gestartet wurde:

Die Maßnahme erfolgt in Kooperation mit dem Abwehrapparat Frontex (mit Sitz in Warschau) und festigt den deutschen Einfluss auf die operative Flüchtlingsrepression der EU. In der Lübecker Polizeiakademie werden Beamte geschult, die künftig an den europäischen Außengrenzen Migranten abfangen sollen. Die Dislozierung erfolgt in "Soforteinsatzteams", denen Berlin ein "technisches Zentralregister" zur Verfügung stellen will. Entsprechende Pilotprojekte der Frontex-Behörde werden als erfolgreich bewertet. Über Möglichkeiten, die Grenzabschottung mit den Mitteln modernster Technik zu perfektionieren, haben Experten Mitte Februar auf einem Europäischen Polizeikongress in der deutschen Hauptstadt diskutiert. Beteiligt waren Vertreter mehrerer deutscher IT-Unternehmen, darunter eine Firma aus dem Geflecht des Bertelsmann-Konzerns. Wie bereits bisher lassen auch die künftigen Maßnahmen der europäischen Grenzabschottung eine starke deutsche Prägung erkennen - auf jeder Stufe der Handlungskette von der Warschauer Frontex-Zentrale bis zur technologischen Umsetzung vor Ort. Berlin kündigt für das Frühjahr eine Intensivierung der Polizeitätigkeit an den EU-Außengrenzen an. (...)

Die Akademie im Bundesland Schleswig-Holstein ist zentrale Ausbildungsstätte der Bundespolizei; dort werden deutsche Polizisten auf Auslandseinsätze vorbereitet, es finden Schulungsprojekte statt, in deren Rahmen ausländisches Sicherheitspersonal nach deutschen Standards trainiert wird. Die Lübecker Einrichtung erwies sich bei der Abschottung der europäischen Außengrenzen bereits in der Vergangenheit als hilfreich. Unter anderem wurden seit 1999 mehrfach sogenannte polizeiliche Ausbildungshilfemaßnahmen für Repressionskräfte aus Marokko durchgeführt, denen Berlin eine besondere Rolle bei der Sperrung der Straße von Gibraltar und der spanischen Exklaven Ceuta und Melilla für afrikanische Flüchtlinge beimisst. (...)

Operationsmöglichkeiten für das in Lübeck ausgebildete Personal eröffnet Berlin derzeit über sogenannte Soforteinsatzteams. Dabei handelt es sich um multinationale Grenzschutztrupps, die kurzfristig an jede Stelle der EU-Außengrenzen verlegt werden können; ihre Mitglieder sollen exekutive Befugnisse erhalten. Auf diese Weise bekommen deutsche Polizisten die Möglichkeit, an fremden Grenzen hoheitliche Handlungen auszuführen. Der deutsche Innenminister hat die Bildung der "Soforteinsatzteams" im Januar auf die Tagesordnung gesetzt und will die letzten Widerstände bis April aus dem Weg räumen. Ergänzend treibt er den Aufbau eines technischen Zentralregisters voran ("Frontex-Toolbox"); darin sollen Einsatzmittel verzeichnet werden, die in den Mitgliedstaaten auf Abruf bereitzustehen haben. Indem Deutschland vier Hubschrauber, ein Verfolgungs-Schiff, tragbare Wärmebildgeräte für das Aufspüren von Flüchtlingen sowie das entsprechende deutsche Personal in die "Toolbox" einbringt, setzt es sich an die Spitze nationaler Verfügungsgewalten über wesentliche Teile der Frontex-Behörde. (...)

Auf sämtlichen Frontex-Ebenen sind deutsche Spezialisten tätig, so im Frontex Operational Coordination Centre (F.O.C.C.). Im Februar startete die Behörde eine Maßnahme, in deren Rahmen Fluggäste auf acht europäischen Flughäfen intensiven Kontrollen unterzogen wurden. Weit über 200 Fluggäste wurden wegen unzureichender Ausweisdokumente festgenommen. Ebenfalls im Februar begann Frontex mit seiner Operation "Hera III" (griechisch: oberste Göttin, wörtliche Bedeutung: Herrin). Die Operation schließt an die Vorgängerinnen "Hera I" und "Hera II" an und soll die Migration aus Afrika auf die Kanarischen Inseln stoppen. Sie umfasst Schiffspatrouillen, aber auch Verhöre von Einwanderern, um die Routen auszuforschen, auf denen Flüchtlinge auf europäisches Territorium gelangen. Zu den Verhörspezialisten gehören ebenfalls Deutsche. (...)

Deutliche deutsche Spuren finden sich auch in der hochspezialisierten Grenztechnologie, mit der die EU-Außengrenzen gegen unerwünschte Einwanderer abgedichtet werden. Der deutsch-französische Rüstungskonzern EADS etwa hat bereits vor Jahren den Auftrag erhalten, die Außengrenzen Rumäniens mit moderner Kontrolltechnologie zu versehen - ein für Flüchtlinge fatales, für das Unternehmen aber hochprofitables Geschäft. Ein EADS-Vertreter diskutierte Mitte Februar auf einem "Europäischen Polizeikongress" in Berlin mit Frontex-Mitarbeitern und anderen Polizisten über weitere Beiträge der sogenannten Sicherheitsindustrie zur Migrationsabwehr. Beteiligt waren auch mehrere Firmen der deutschen IT-Branche, die den Nutzen der Informationstechnologie für das Aufspüren unerwünschter Einwanderer darstellten. (...)

Über das Schicksal von Flüchtlingen, denen trotz aller Grenzschutzmaßnahmen die Überwindung der EU-Außengrenzen in Richtung Deutschland gelingt, lässt das Berliner Innenministerium niemanden im Unklaren. Wie das Haus in einer ausführlichen Pressemitteilung kundtut, wurden am 15. Februar 28 Personen per Sammelabschiebung in ihre mutmaßlichen Herkunftsländer geflogen. "Unter der Federführung Deutschlands" hätten sich Italien, Luxemburg, Polen, Spanien und die Schweiz an der Maßnahme beteiligt, heißt es: "Hierbei handelte es sich um den dritten von der Bundespolizeidirektion koordinierten Flug innerhalb von 5 Monaten."


Europoiden-Planetoid der ethnophoben Evolution

Zur Prosperität der aufklärerisch pastoralen Postillen und der Prostitution der konvertierten Protegés

Hätte der türkische Schreiberling Orhan Pamuk auch dann die Siegespalme aus der Patronaten-Hand des norwegischen Königshauses erhalten, wenn er sich vollends weltgewandt der Völkermordgeschichten des Westens nicht bemächtigen wollte. Seine Prosa erwies sich am Bosporus als Phrase, und von der Poesie hat er keinen blassen Schimmer.

Ähnlich wie der Fall Ayaan Hirsi Ali oder Necla Kelek, die zum Trophäen-Geschenk gelangen, wenn sie die "Kulturen", denen sie entstammen, durch den Dreck ziehen, ohne ihre materiellen, das heißt, ökonomischen Grundfesten anzutasten. Genau dort, wo die hinterwäldlerischen Herrschafts- und Klassenverhältnisse ihrer Herkunftsländer hart attackiert werden sollten, legen sie den Finger nicht auf die Wunde. Es sind nämlich die gentilgesellschaftlichen Überbleibsel, die vom Neokolonialismus in den Sattel gehoben werden. Ohne diesen Eckstein - zur Zeit unter globalisiert kolonialistischen Glocken-Läuten - wackelt das Postament der Leibeigenen-Gewalt. Gelingt es den antiimperialistisch kombinierten aufständischen Ambitionen gegen das Establishment nicht, mit den feudalen Überresten aufzuräumen, werden die "Kulturen" der vom Endkapitalismus unterworfenen Gesellschaften fernerhin Bestand haben. Die militanten Proteste der archaischen Sekten sind nur die Figuranten des imperialistischen Szenarios, einer Theatralik derer, die das Erdenrund vollends als ihr eigenes Etablissement betrachten.

"Fundamentalismus der Aufklärung oder Rassismus der Antirassisten?" So lautet ein Essay des französischen Romanciers Pascal Bruckner vom Januar 2007, dessen deutsche Version am 18. Februar 2007 per Rund-Mail von "Theo van Gogh Society" weiter verbreitet wurde. Darin tut sich der Autor, der geradewegs zum Troß der spätkolonialen Stoßtrupps im klassisch christlich-abendländischen Dampfroß gehört, als Advokat jener aus Somalia stammenden Rollentext-Rebellin Ayaan Hirsi Ali auf, der es gelang, anhand gefälschter Papiere die Staatsbürgerschaft Hollands zu erlangen und im Nachhinein auf der Liste einer rechtskonservativen, neorassistisch agierenden Partei einen Sitz im niederländischen Parlament errang. Nachdem die Behörden ihrem Handgriff auf die Schliche gekommen waren, emigrierte sie in die USA.

Die Lehnsesselphilosophen des aufklärerischen vom imperialen Zentrum gestützten Lehrgebäudes saugen sich aus den Fingern, was die Zukunft der Erde sein wird: Ein "globales Dorf" der Kröten-Clane. Die Karikatur-Kritiker der "Kulturen" islamischen Urquells bieten keine Alternative zum fanatischen Fundamentalismus, außer daß sie eben der Renaissance der Kreuzzüge den Boden ebnen. Nur, das Symbol dieses neuen Feldzuges ist nicht das Kruzifix und sein Oberhaupt nicht der Pontifex maximus, sondern Menschenrechtsmentoren des aufklärerischen Totalitarismus - der "humanitäre Interventionismus".

"Und weil die Aufklärung selbst ihre ärgsten Feinde besiegen konnte, besteht kein Zweifel, daß sie auch die islamistische Hydra niederringen wird," nimmt Pascal Bruckner den Mund voll. Wahr ist schon, daß dieser Allmächtige namens "Aufklärung" den Kolonialismus auf den Plan brachte und somit dem Fortbestand der feudalen Überreste im Morgen- und Sonnenland das Rückgrat steifte. Bruckner will allen humanitären Fiaskos seiner Altvordern zum Trotz einen Troß für die Stammhalter des Europiden-Hauses auf die Beine stellen und somit dem Menschentum den Kopf verdrehen:

Ein finsterer Fanatismus, der zwar bestimme Querulanten ermahnt, aber als Folge nur noch erwartet, daß sich die zugezogenen Communities vielerorts im Okzident assimilieren lassen, eben dem Evangelium, welches schließlich mit dem aufklärerischen Pathos konspiriert. Eine auf der sozialen Emanzipation beruhenden Weltsicht geht im Hades eines Gottes auf, der sich wiederum in Gestalt der "Aufklärung" zum Vorschein kommt - als Dreh- und Angelpunkt alles Humanen.

Die "Theo van Gogh Gesellschaft" mit Sitz in Kronberg im Taunus entstand als Reaktion auf den Mord des gleichnamigen Provokationskünstler und prägte sich als eine poppige Propaganda-Kompanie innerhalb der Kreuzritter-Kreise. Zu ihrem Schwerpunkt gehört die Sicherheit des Abendlandes vor der muslimisch migratorischen Invasion. Sie will einen profunden Bewußtseinswandel im breiten Publikum unter dem Hesperus erwirken. Dementsprechend prangert Bruckner an:

Wir besitzen heute zwei Vorstellungen von Freiheit: die eine stammt aus dem 18. Jahrhundert und beruht auf der Befreiung von Tradition und Autorität, die andere stammt aus der anti-imperialistischen Anthropologie und nimmt an, dass alle Kulturen die gleiche Würde besitzen und darum nicht nach unseren eigenen Kriterien beurteilt werden dürfen. Der Relativismus empfiehlt uns, unsere vorgeblichen Werte als die Glaubenssätze jenes Stammes anzusehen, der sich "der Westen" nennt. Auf diesen Auffassungen beruht der Multikulturalismus: Entstanden 1971 in Kanada, will er vor allem das friedliche Zusammenleben von Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher ethnischer oder rassischer Herkunft auf ein und demselben Territorium gewährleisten. Für den Multikulturalismus verfügt jede menschliche Gruppe über eine Einzigartigkeit und Legitimität, die ihr Existenzrecht begründen und ihr Verhältnis zu den anderen definieren. Die Kriterien von Recht und Unrecht, von Verbrechen und Barbarei treten zurück vor dem absoluten Kriterium des Respekts vor dem Anderen. Es gibt keine ewige Wahrheit mehr, der Glaube an sie entspringt einem naiven Ethnozentrismus.

Unter der Gütesiegel der westlichen Universalität der weltlichen Urbanität prämieren die Stabsscharlatane der anti-islamisch alteingesessenen Majorität ein paar Günstlinge aus den Reihen der allochthonen Minoritäten, die als geläutert präsentiert werden. Was den Rest angeht, hat Bruckner eine anstellige Analyse:

Man vergisst, dass es einen regelrechten Despotismus von Minderheiten gibt, die sich gegen die Assimilation sträuben, solange diese nicht mit einem Status der Exterritorialität und mit Sonderrechten verknüpft ist. So macht man diese Minderheiten zu Nationen innerhalb der Nationen, die sich dann zum Beispiel zuerst als Muslime und dann erst als Engländer, Kanadier oder Holländer ansehen: Identität gewinnt die Oberhand über Staatsangehörigkeit. Schlimmer: Aus lauter Respekt vor Besonderheiten sperrt man die Individuen erneut in eine rassische oder ethnische Definition, stößt sie zurück in eine Abgrenzung, aus der man sie doch gerade herausholen wollte. Da haben wir den Schwarzen, den Araber, den Pakistani, den Muslim, Gefangene ihrer Geschichte auf Lebenszeit, in ihre Hautfarbe und ihren Glauben verbannt, ganz wie in der Kolonialzeit.

Der Korona der Konsorten brennt es hinter der Potentaten-Krone unter den Nägeln. Die Geigerzähler, die zombigen Zunft-Zöglinge zivilisatorischer Zucht, prunken von Herzen gern rabiat mit der Karabatsche der Intelligenzbestie in der Hand, um die eingedrungenen "Wilden" im anständigen Abendland tüchtig zu züchtigen. Bruckner bringt es aufs Tapet:

Mit Rücksicht auf die erlittenen Kränkungen erhebt man die ethnische, sexuelle, religiöse oder regionale Minderheit oft zu einer Art kleiner Nation, bei der auch der maßloseste Chauvinismus in aller Unschuld als Ausdruck einer legitimen Selbstliebe gehandelt wird. Statt die Freiheit als eine den Determinismus aufbrechende Kraft zu feiern, unterstützt man die Wiederholung von Vergangenheit und den Zwang, den die Gemeinschaft auf den Einzelnen ausübt. Randgruppen produzieren zuweilen eine Art von Gesinnungspolizei und fahnenschwenkendem Mikronationalismus, der in einigen Ländern Europas bedauerlicherweise auch noch staatlich gefördert wird. Die Erpressung zu ethnischer, religiöser oder rassischer Solidarität, die Verurteilung Abtrünniger als Verräter, "Türken vom Dienst" "Onkel Toms" und "Bountys" soll jedes Streben nach Autonomie brechen. Unter dem Anschein der Vielfalt schafft man ethnische oder religiöse Kerker, deren Insassen die Privilegien der Mehrheitsgesellschaft verwehrt bleiben.

Auch wenn die Gernegroß-Gendarmen der aufklärerischen Armada hypothetisch dazu taugen, das Gras wachsen zu hören, haben sie keinen Fernblick über den Tellerrand, was vor allem die "Globalismus-Glocken" anbetrifft. Sie räumen nicht nur der Popularität der Plutokratie mondial Vorrechte ein, ihr Echo erreicht auch die weitesten Winkel der enteigneten "Wilden". Diese werden sich nun niemals aufklären, respektive zur kreuzbraven Assimilation erziehen bzw. formen lassen, was den Monsieurs wie Pascal Bruckner wie eine Laus im Pelz sitzt:

Die Aufklärung gehört dem Menschengeschlecht und nicht nur einigen Privilegierten aus Europa und Nordamerika - die sich überdies herausnehmen, sie wie verwöhnte Gören mit Füßen zu treten und anderen vorzuenthalten. Vielleicht ist der Multikulturalismus angelsächsischer Prägung nichts anderes als eine legale Apartheid, begleitet - wie so oft - vom rührseligen Gesäusel der Reichen, die den Armen erklären, dass Geld allein nicht glücklich macht. Wir tragen die Bürde der Freiheit, der Selbstverwirklichung, der Gleichberechtigung der Geschlechter, euch bleiben die Freuden des Archaischen, des Missbrauchs nach Vorvätersitte, der arrangierten Heiraten, Kopftücher und Vielehen. Angehörige dieser Minderheiten werden unter Denkmalschutz gestellt. Wir sperren sie in ein Reservat, um sie vor dem Fanatismus der Aufklärung und den Kalamitäten des Fortschritts zu bewahren: All jenen, die uns unter dem Sammelnamen Muslime bekannt sind (Maghrebiner, Pakistani, Afrikaner) soll es verboten sein, den Glauben abzulegen, oder nur ab und zu zu glauben, auf Gott zu pfeifen oder sich ein Leben fernab von Koran und Stammesriten aufzubauen.

Der Multikulturalismus ist ein Rassismus des Antirassismus. Er kettet die Menschen an ihre Wurzeln.

Für Pascal Bruckner und seine Glaubensbrüder entpuppt sich der Multikulturalismus tatsächlich als Projekt, der apartheidsähnliche Verhältnisse in Gang setzte, die Loser der neoliberalen Wettkämpfe in die Gettos zwang, die sie dann kulturalistisch kommentierten. Die abendländisch erdichteten Heroinen wie Ali und Kelek sehen die "Parallelwelten" als Brutstätten der religiösen Radikalismus, ohne die majoritäre Machart der sozialen Apartheid im Auge zu behalten. Für sie sind diejenigen, die derartige autoritative Konstellation attackieren, natürlich Talmirevolutionäre.

Auf dem Ideal der Gleichheit basierende republikanische Assimilation, plädiert Bruckner, fordert einen "Laizismus, dessen Prinzipien übrigens in den Evangelien niedergelegt sind." Er folgert weiterhin:

Die Zeit ist reif für eine große Solidaritätsbewegung zugunsten aller Rebellen in der islamischen Welt, der Ungläubigen, der atheistischen Libertins, der Schismatiker, der Freiheitswächter, so wie wir einst die Dissidenten Osteuropas unterstützt haben. Europa sollte diesen abweichenden Stimmen Mut machen, ihnen finanzielle, moralische und politische Unterstützung zukommen lassen, ihnen eine Patenschaft anbieten, sie einladen und beschützen. Es gibt heute keine heiligere, ernsthaftere und für die Eintracht zukünftiger Generationen entscheidendere Aufgabe. Doch unser Kontinent geht mit selbstmörderischer Unwissenheit vor den Gottesverrückten in die Knie und knebelt oder verleumdet die freien Denker. Selig die Skeptiker, die Ungläubigen, die die tödliche Glut des Glaubens erkalten lassen!

Das, was der Mann fordert, gewährt Europa sattsam. Aber dieses Europa kann es nicht dulden, daß sich die sozial-revolutionäre Rebellion in der islamischen Welt gegen den Westen, das imperialistische Hegemonialgebilde, richtet. Denn des orientalistische Frühlicht des Aufstandes muß zuvörderst den Imperialismus bezwingen.

Der Neoliberalismus dereguliert nicht, wie weit verbreitet, er reguliert, normiert, formiert und kontrolliert totalitär. Wo Wut nicht zum Widerstand wuchert und das Streben nach der Teilhabe an Glücksgütern nicht grünt, graut sich der Blütentraum von einem Morgen der Kosmopolitania.


Die Nation beschafft ihren Immigranten eine deutsche Staatsbürgernatur

Die "politische Vierteljahreszeitschrift GegenStandpunkt" widmet in ihrem Heft 4-06 dem "Stichwort: Integration" einen Grundsatzartikel, der den karnevalesken Krakeel-Charakter der medial ins Feld geführten manisch germanischen Debatte artikuliert und aus dem folgende Ausschnitte stammen:

Der internationalisierte Kapitalismus hat nicht nur aus seinen Metropolen das Kapital überall auf der Welt “zu den Menschen" gebracht, sondern auch umgekehrt durch die Anwerbung auswärts Lebender für die Bedürfnisse seiner inländischen “Arbeitsmärkte" die Völker tüchtig durcheinandergemischt. Viele Einwohner kapitalistisch abgelegener Regionen haben so Angebote erhalten, die sie angesichts ihrer trostlosen Lebenslage einfach nicht ablehnen können. Andere kommen, auch ohne gebraucht zu werden, in die Heimatländer des Geldreichtums, weil sich bei ihnen zu Hause ökonomische und politische Fluchtgründe akkumulieren. Sie alle, aber auch die vergleichsweise Wenigen, für die Arbeit in der Fremde' ein Teil ihrer Karriere oder eine Notwendigkeit ihrer Geschäftstätigkeit ist, finden sich an ihrem fremdländischen Arbeits- oder wenn nur nachgezogener Familienangehöriger - Aufenthaltsort, als Ausländer wieder:

Diese folgenschwere Eigenschaft verdanken sie der jeweils örtlich zuständigen Staatsgewalt, die den Status ihrer volksangehörigen Inländer umfänglich und paragrafengenau verfasst und folgerichtig nicht versäumt hat, auch Rechte und Pflichten der Zugereisten peinlich genau festzulegen. In aller Regel hat das die Konsequenz, dass sich die Betroffenen an dem für sie vorgesehenen Platz der örtlichen Klassengesellschaft einsortieren, weil sie dort einsortiert werden. Und jenseits dessen, was sie sich bei alledem denken, in welcher Sprache auch immer, sind ihre Tage üblicherweise flächendeckend mit den Tätigkeiten ausgefüllt, mit denen man in kapitalistischen Gesellschaften sein Leben zubringt: Sie arbeiten und kaufen, sparen und zahlen Steuern. Und diejenigen, die mit der Geschäftemacherei im Land nur so viel zu tun haben, dass ihnen von der Klasse der Geschäftsführer der Lebensunterhalt wieder genommen wurde, auf den sie bei ihrer Zuwanderung gehofft hatten, stellen sich ohne vernehmbares Murren bei Hartz IV an, falls man sie lässt, und warten ab, wie viel “für sie drin" ist. Davon abweichendes Verhalten kommt vor, wie bei Einheimischen auch und wird ohne erkennbare Lücken von Kriminal- und anderen Gesetzen geregelt. So weit, so schlecht?

Nicht ganz: Obwohl Ausländer, Zuwanderer oder sonstige Landesbewohner mit “Migrationshintergrund" im deutschen Inland - 15 von 82 Millionen Einwohnern sollen es schon sein - eigentlich, was ihre gesellschaftlichen Elementaraufgaben betrifft, nicht viel besser oder schlechter als ihre jeweiligen einheimischen Klassenbrüder funktionieren, sind sie Gegenstand verbreiteter Unzufriedenheit der Deutschen und ihrer Obrigkeit, die sich deswegen neuerdings mit den zuständigen “gesellschaftlichen Gruppen" trifft. Nach viel öffentlicher Besorgnis um entgleisende Hauptschulen, an deren Zustand die zu vielen Ausiänder-Schüler schuld sein sollen, nach Berichten über türkische “Ehrenmorde", über “Zwangshochzeiten" und über abnehmende Deutschkenntnisse der zweiten und dritten Einwanderergeneration, angesichts von Statistiken über steigende Arbeitslosigkeit (auch) in “Migranten"-Kreisen ist das Thema auch offiziell in der Regierung angekommen. Die Regierungschefin hat “Defizite von Ausländern bei der Eingliederung in unsere Gesellschaft" (Merkel) erkannt, zur Chefsache gemacht und für so wichtig befunden, dass sie einen “fast historischen" (Merkel) “Integrationsgipfel" einberuft.

Die Nation, vertreten durch ihre Chefin, setzt für ihre “ausländischen Mitbürger" Integration auf die Tagesordnung. Sie verabschiedet sich also von der “fast historischen" Lebenslüge der bundesdeutschen Einwanderungs- und Flüchtlingsbekämpfungspolitik, die Zuwanderer aus fremden Ländern, mittlerweile aus Regionen jenseits der größeren “Heimat" EU, würden unauffällig entweder im gesunden deutschen Volkskörper untergehen oder wieder verschwinden. Sie sind da, sie gehören faktisch dazu; doch irgendwie ist ihre Zugehörigkeit zur einheimischen Gesellschaft zugleich eine fragwürdige Angelegenheit. Nicht, weil die Zugewanderten gleich wieder weg wollten; im Gegenteil; die müssen im Zweifelsfall schon mit Gewalt weggeschafft werden. Die Nation, vertreten durch die Regierung, ist sich dieser Mannschaft irgendwie nicht sicher. Das will sie ändern - an den Betroffenen: Die haben ein “Defizit" in Sachen Zugehörigkeit. Das muss weg. Und folgerichtig beschäftigt sich eine mitdenkende Öffentlichkeit mit der heißen Frage, worin dieses Defizit eigentlich besteht. (...)

An dem Punkt hilft die Sache mit der Sprachkompetenz entscheidend weiter. Nämlich erstens in dem Sinn, dass die Problemanalyse mit den mangelhaften Sprachkenntnissen ihrer Problemgruppe etwas in der Hand hat, was ganz eindeutig gerade die Ausländer zu einem Unterschicht-Dasein qualifiziert: Nix Aufstieg, weil nix Deutsch. Oder auf Hochdeutsch: Für die Arbeitslosigkeit von Ausländern “machen SPD und Union vor allem Bildungsdefizite und Sprachprobleme verantwortlich" (t-online nachrichten, 12.7.06), und nicht etwa die scharf rechnenden Firmen, die sie entlassen haben. Weshalb auch jedem einleuchtet, dass die Sprache die alles entscheidende Bedingung für einen ehrlichen Broterwerb ist, der seinerseits wiederum für die Integration in die Gesellschaft von entscheidender Wichtigkeit ist. Denn wer ohne Einkommen ist, der ist auch vom gemeinschaftlichen Arbeits- und Konsumprozess der Gesellschaft “exkludiert", also “desintegriert". Ein Integrationshindernis ist zweitens aber nicht bloß mangelnde “Sprachkompetenz", weil man dann am Arbeitsplatz und bei den Behörden schlecht klar kommt, sondern mindestens genauso die Sprachkompetenz, über die die Zugewanderten verfügen und von der sie auch in aller Öffentlichkeit Gebrauch zu machen pflegen: Sie reden und reden, und als eingeborener Deutscher versteht man sie nicht! Warum sollte man auch könnte man denken; was andere Leute untereinander so zu plaudern haben, ist doch erstens deren Sache und zweitens in der Regel ziemlich zweitrangig, gerade bei Ausländern, weil die eigentlich sowieso nichts zu melden haben. Einerseits. Anderseits möchte man doch wissen, woran man mit seinen Mitbürgern ist; speziell mit irgendwie Fremden und ganz speziell im eigenen Land, wo man doch ein Recht darauf hat zu verstehen, was gesprochen wird; wie sonst soll man seine Zeitgenossen einordnen, ideell sortieren, moralisch be- und verurteilen können! Von diesem “Kommunikationszusammenhang" ist nicht etwa der ausländische Mitbürger, sondern der einheimische Inländer durch ausländisch sprechende Ausländer in der empörendsten Weise ausgeschlossen. Was den Verdacht nahe legt, ja geradezu zwingend darauf schließen lässt, dass da gewisse Leute etwas zu verbergen haben! Ausländer in Deutschland sollten es als Gebot des Anstands betrachten, sich in unserer schönen Sprache verständlich zu machen, damit wir vor ihnen auf der Hut sein können! Und auch wenn man es lockerer nimmt: Zeugt das Desinteresse am Idiom der Eingeborenen nicht von mangelndem Respekt vor dem Gastland und den gemeinschaftlichen, sozialmoralischen und praktischen Elementarbedürfnissen seiner Bewohner? Liegt also in der Unfähigkeit, Deutsch zu sprechen, nicht immer ein Hinweis auf die fehlende Bereitschaft dazu, und darin ein Bekenntnis gegen Deutschland und die Deutschen? Kann man so einen überhaupt brauchen hierzulande; und will man das überhaupt?

Mit der Fragestellung kommt die Analyse allmählich der Sache näher: der Antwort auf die Frage, was eigentlich fehlt, wenn Ausländern ein Integrationsdefizit attestiert wird. Es geht um zweifelsfreie Belege dafür, dass die Zugereisten nicht bloß überhaupt als mehr oder weniger nützlicher Bestandteil zur Bevölkerung zählen, sondern in einem ganz speziellen Sinn “zu uns gehören". (...)

Ausländer, jedenfalls viele davon, fallen durch abweichende Sitten und Gebräuche auf. Sie gehen in andere als die gewohnten christlichen Gebetshäuser zum Gottesdienst, auch die Männer und das in großer Zahl; die Frauen tragen Kopftücher, wie sie im Abendland schon seit Jahrzehnten nicht mehr Mode sind, und sogar Hauben und Schleier wie in deutschen Landen sonst nur Nonnen; auch sonst kleiden sie sich bisweilen ungewohnt; die Mädchen werden von Eltern und Brüdern so streng gehalten, wie es sich erst neulich die berüchtigte 68er-Generation nicht mehr hat gefallen lassen; man erzählt sich sogar, dass sie bei der Auswahl ihres Ehegatten bevormundet werden, was deutschstämmigen Eltern ja nun völlig fremd ist. Wenn dann noch ein Mord nicht aus Eifersucht, sondern aus verletzter Familienehre passiert, stellt sich endgültig unabweisbar die Frage, ob diese Leute nicht mit ihren “Normen und Werten" - das sind bekanntlich die Kräfte, durch die ein vordergründig von Geld und staatlicher Gewalt regiertes Gemeinwesen wirklich zusammengehalten wird - ganz grundsätzlich auf dem Holzweg sind. Sie mögen ja im Berufsleben ihren Mann stehen und sich auf Deutsch verständlich machen können: Mit ihrem Privatleben - das auch in einer freiheitlichen Gesellschaft eben alles andere als Privatsache ist provozieren sie den Verdacht, einer mehr oder weniger “religiös motivierten Parallelgesellschaft" anzugehören und dort gegen die Vorschrift zu verstoßen, dass“kein in Deutschland lebender Ausländer das Leitbild des Grundgesetzes mit Hinweis auf seine Herkunft oder religiöse Überzeugung außer Kraft setzen darf (SPD-Leitlinie). Womit über dieses “Leitbild" - was auch immer sonst noch darin aufgemalt sein mag - immerhin schon mal so viel feststeht, dass seine Quelle, das Grundgesetz der BRD, also die Autorität der darin vorgesehenen weltlichen Herrschaftsinstanzen eindeutig und deutlich über allen für den Privatgebrauch zugelassenen Göttern steht. Sich einen jenseitigen Auftraggeber. und Weltenrichter vorzustellen, sich einzubilden, das eigene Alltagsleben wäre ein Knechtsdienst an IHM, in diesem Sinn die Drangsale des bürgerlichen Daseins als göttliche Prüfungen zu betrachten und sich zusätzlich zu allen praktischen auch noch einen Haufen Gewissens-Probleme zu machen: Das alles geht in Ordnung, wenn damit der hierzulande rechtlich und tatsächlich geltende Pflichtenkanon abgesegnet ist und der geglaubte Allerhöchste als Motivationsverstärker für die landesübliche staatsbürgerliche Gesinnung Dienst tut.

Diese Geisteshaltung, die den eingeborenen Deutschen, ob christlichen oder sonstigen Glaubens, offenbar gewohnheitsmäßig gelingt, müssen glaubensfeste und sittenstrenge Ausländer sich also als Erstes erarbeiten. In dem Punkt sind vor allem die zuständigen geistlichen Autoritäten gefordert, an deren Unentbehrlichkeit für eine funktionstüchtige fromme Knechtsgesinnung ein Mann wie Deutschlands christlich-demokratischer Innenminister keinen Moment lang zweifelt. Er lädt Vertreter des islamischen Glaubens zu einer “Islamkonferenz" vor und macht ihnen ein Angebot, das sie einfach nicht ablehnen können: Sie dürfen ihr morgenländisches Stück Überbau mit in die verstaatlichte Glaubenswelt der abendländischen Stammkirchen einbringen und sich ein Stück rechtliche Anerkennung und respektvolle Behandlung als zivilisierte Glaubensrichtung innerhalb des pluralistischen Religionsgemenges verdienen, wenn sie sich einen Ruck geben und ihre altorientalische Korangläubigkeit der historisch überfälligen “Aufklärung" unterziehen, indem sie “den modernen Staat als Chance zur Freiheit" (Schäuble, ntv, 26.9.06) verstehen und akzeptieren - nicht zuletzt ihrer eigenen Freiheit, die man ihnen andernfalls nämlich beim besten Willen nicht gewähren kann. Das müssen sie ihren Schäflein natürlich auch predigen, und zwar auf Deutsch, damit professionelle wie freischaffende Verfassungsschützer sich leichter tun, Abweichungen der gepredigten von der freiheitlich-grundordentlichen Moral festzustellen. Zur Belohnung, und um ihre demokratische Bekehrung unumkehrbar zu machen, würde der Staat sogar in Erwägung ziehen, die akademische Ausbildung der Koran-Gelehrten in sein Reich der freien Wissenschaft einzubeziehen und für die passenden euroislamischen Pfaffen zu sorgen. So ließe sich glatt der fremde Glaube eindeutschen, und neben deutschen Christen, deutschen Juden und deutschen Freidenkern hätten auch “deutsche Muslime" ihren Platz in der säkularen Republik - auch wenn in Deutschland, bei aller “religiösen Neutralität des Grundgesetzes" ein Land mit “christlich geprägter Kultur", die “Glocken der katholischen Hauptkirche lauter läuten dürfen" als die Muezzins zum Gebet rufen, wie ein Ex-Verfassungsrichter auf entsprechende Befragung hin festhält.

GEGENSTANDPUNKT: ISSN 0941-5831, 136 Seiten 15,– Euro. Erhältlich über den Buchhandel oder über den GEGENSTANDPUNKT-Verlag, Augustenstraße 24, 80333 München, Tel. 089/2721604, Fax 089/2721605, E-Mail: gegenstandpunkt@t-online.de, Internet: www.gegenstandpunkt.com

   

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