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Kurt May: Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

   
Die Netz-Brücke
 


Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

Das Haus saniert. Du opferst Zeit und Nerven,
Weil einmal dies und einmal jenes fehlt.
Da musst du nicht sogleich mit Worten werfen.
Am End hast du dich nicht umsonst gequält.
Das kommt halt vor. Du wirst es schon noch schaffen.
Doch plötzlich schickt die Bank dir einen Mann.
Er will dein Haus durch Hinterlist erraffen.
Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

Da wirft der überreiche Arbeitgeber
Die Arbeiter und Angerstellten raus.
Da kocht dem Unterdrückten doch die Leber.
Ihm scheint die Rechtsmoral zu lasch und kraus.
Da nutzt kein Reden und kein Wunderhoffen.
Da hilft kein Schweigen vor dem Macht-Tyrann.
Da weint der Mitarbeiter nicht betroffen.
Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

Und wenn du stolperst über Sofakissen
Und über Schrott und Plaste tief im Wald,
Und hat dir einer in dein Beet geschissen,
Da bleib nicht gleichgültig und still und kalt.
Dann hau mal donnernd auf Behördentische.
Es ist dein Land, dein Feld und auch dein Tann.
In jedem See da schwimmen deine Fische.
Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

Du kennst Beamte, die nur immer reden
Und nach dem Reden reden und nicht tun.
Da gib nicht auf, das führt nur ins Verblöden.
Dann handle du und lass die Schwätzer ruhn.
Statt ihren Phrasen kann so viel geschehen.
Steh vor den Bürokraten als ein Mann.
Und wollen sie sich friedlich noch nicht drehen,
Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

Und wenn Chaoten laut zur Feindschaft hetzen,
Auch wider Ausländer und ihre Qual,
Wenn sie die geltende Moral verletzen,
So bleibt das einem Bürger nicht egal.
Da steht er auf, da kann er nicht mehr schweigen.
Da geht er protestierend stolz voran.
Da wird er seinen Menschenwillen zeigen.
Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

Siehst du Betrüger, die von Bürgern nehmen,
Was nicht zu ihrem Lohn und Rechte zählt,
Dann reicht nicht Mitleid, Schweigen oder Grämen.
Da hast ja auch die Ehrlichkeit gewählt.

Auf Lumpenfreundschaft kannst du stets verzichten.
Da musst du dich entscheiden, irgendwann.
Und spottet man auch deiner Nachbarpflichten,
Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

Hörst du den Partner tief enttäuschen klagen,
Dass du oft müde, wenig sinnlich bist,
Da musst du eine Hure nicht befragen.
Da hilft auch selten Hinterwäldlerlist.
Du musst auch keine Proteine schlucken.
Sei einfach heiter, das belebt den Mann.
Und hat dein Blut noch immer lahme Mucken,
Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

Wenn sich die Schläger wieder mausig machen
An Rhein und Elbe, Themse oder Po,
Das werden wir nicht schadenfroh belachen.
Wir wissen um den Ernst, da Risiko.
Da sind wir konsequent der harten Meinung,
An solche Fahnen und an solchen Mann
Da hilft nicht lasche, zagende Verneinung.
Da muss persönlichen endlich Pfeffer dran…

Heißt dich ein Stenz mal lauthals toter Opa,
Obwohl du nicht mal dreißig Jahre bist,
Besauf dich nicht in einer Bier-Mitropa,
Denk nicht, wie frech doch diese Jugend ist.
Genier dich nicht, die Antwort ihm zu sagen,
Zeig ihm den Opa und zeig ihm den Mann.
Pack so ein Großmaul auch einmal beim Kragen.
Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

Warum wir Schlager, Krimiserien kaufen
Und nichts als Porno oder Stumpfsinn sehn,
Warum Amerika wir stets nachlaufen,
Kann ein Gebildeter nur halb verstehn.
Sagt, können wir nicht selber etwas machen,
Fehlt`s uns am Witz, am Publikum, am Mann?
An die Kultur und an so manche Sachen,
Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

Dank und Gruß an die Redaktion:
Und wenn bei einigen Kritik nicht zündet,
Wenn Einsicht und Vernunft nicht weiter bringt,
Wenn Dialog nicht auch in Taten mündet,
Gedankenlosigkeit noch Schnulzen singt,
Dann werden von der Saar die „Brückenblitze“
Den Kopf durchleuchten einem dummen Mann.
An manche Nasen-, Zungen-, Fingerspitze
Da muss persönlich endlich Pfeffer dran…

Selbsthelfertum

Da sah der Bürger Siggi Meyer
Im Wege einen großen Stein.
Wie kommt solch Klumpen auf die Straße?
Da weiß man doch, das darf nicht sein.
Weil Bürger die Gesetze achten,
So ging der Siggi sich`s betrachten.
Und er entschied noch gleich vor Ort:
Das Hindernis muss ernstlich fort.

Da hat das Handy er genommen
Und rief den Polizeier an.
Denn meldepflichtig ist solch Felsen.
Und kompetent ist so ein Mann.
Ja, sprach der Polizist, beizeiten
Muss jeder Bürger mitarbeiten.
Da sag ich danke und jawoll!
Ich nehm den Fall zu Protokoll.

Da griff der Polizist die Mütze,
Notizblock, Colt und auch den Hund.
Nach siebentausend langen Metern
Ging er der Sache auf den Grund.
Er guckte, maß und suchte Spuren,
Sprach Zeugen und verglich die Uhren.
Und Siggi klärte umständlich,
Wie er sich`s denkt und lobte sich.

Man suchte Rat, doch der war teuer.
Ein Kran! Da wird doch nicht gespart.
Vorerst jedoch genügen Schilder.
Man sperrt den Durchgang und die Fahrt.
Bald stand herum ein Menschenhaufen.
Und auch Kind Kay kam angelaufen.
Es sah den Stein. Mit aller Kraft
Hat es ihn lachend fortgeschafft.

Das klatschten alle großen Leute.
Wie selbstständig heut Kinder sind!
Der Polizist sogleich notierte
Sich diesen Fall erneut geschwind.
Von solchem Drang zu Bürgerpflichten
Muss man die Zeitung unterrichten.

Nur Siggi sprach: Solch Praktikum
Ist dekadentes, überholtes,
Unsoziales, eigennütziges
Ungeplantes, antideutsches Selbsthelfertum.

Der Trinker

Dem Trinker spielt sich der Schöpfung Legende
umgekehrt ab. Beim ersten Humpen
ruht er noch genüsslich aus.
Beim zweiten sucht er Lehm und träumt von Rippen.
Sein Thema am Tisch sind allein Adam und Eva.
Beim dritten Humpen will er fruchtbar werden,
sich vielartig mehren. Er schafft allerlei Getier,
gibt ihm Namen und meint den Nachbarn.
Beim nächsten Glas trennt er Tag und Nacht.
Das kleine Licht, der Mond, regiert
über seinem Schädel. Die Sterne beginnen
in seinem Hirn zu strahlen und zu leuchten.
Beim fünften Pott sammelt er sein Wasser
und düngt Gras und Kräuter mit Salzen seines Leibes.
Und alles gedeiht nach jeglicher Art.
Nach dem sechsten Humpen schafft er sich einen Fixpunkt,
den Himmel, auf dass er nicht falle. Er hält
sich fest an der Feste sicherer Wände.
Beim letzten Glas wird alles wüst und leer.
Geister schweben über allen Tischen und Stufen.
Nur ab und an wird in seinem Schädel Licht.
Zumeist herrscht graue und dumpfe Finsternis.
Und aus Nacht und Morgen
wird der kommende Abend, das nächste Besäufnis.
Und der Trinker erkennt zufrieden,
wie gut alles geschaffen ist, nur nicht das Geld,
die Zeche und der brummende Schädel.
Also hat er sein Leben gut vollbracht.
Prost!

   

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