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Nur wenige, die sich nicht mit dem Literaturbetrieb befassen, sind sich im klaren, wie schwer es Herausgeber haben, die wider die geldgelenkte harte Hand der Ästhetik des Wortes ein Forum bieten.

Literatouren 2007-2008 »Kosmopolitania SaarLorLux II«

   
Aus der Redaktion
 


Ein Jahr Literatur-Wettbewerb – die Don Quijoten-Karawane von neuem auf Achse. Start mit dem Heft 146, Oktober-November-Dezember 2007/3

Die Literatouren 2007-2008 »Kosmopolitania SaarLorLux II« tragen sich mit der Absicht, den Sturm auf die Vasallen-Warte des Warenzeichens zu wagen und dem Wankelmut der Privatier-Piraten erneut die Stirn zu bieten.

Es dreht sich bei diesem frohgemuten Engagement generell um ein gegenwärtiges Gegenüber des kommerziellen Kannibalismus im Gefilde der literarischen Manufaktur. Die meisten der bourgeois assoziierten, von der elitären Giftküche der Habgier assimilierten Gesellen der Verse schmiedenden Gilde essen sich im autoritären Etablissement der Etatautoren dick und rund.

Unter der Standort-Standarte des marktparaten Apparats marschieren die Gutleut-Guerillas und Elegon-Eliten aus Fraktion und Funktion lichterloh auf, führen den Sturz der Habenichtse in den Orkus als Fortschritt ins Feld.

Die präpotente Journaillen-Junta legt dem poetischen Port Daumenschrauben an. Die Erzähler der Räuberpistolen, Krimi-Dramen und Klimbims sowie die Bravo-Barden der Bravour-Bastei schießen ins Kraut. Auf der von Theater-Cäsaren kreierten Gladiatoren-Arena der kommandierten Kritik haben sich gescheiterte Biographien mit digitalen Rivalen ewig in die Wolle zu kriegen.

Unter welchem Marasmus die marktfromme Zivilisation in ihrem letzt höchsten Stadium leidet, findet in keinem Vers der götterhaft Feder schwingenden Musketiere der Printimperien Anklang, nicht einmal in einem Opponenten-Opuskulum des unersättlichen Oktopoden, des monetären Monsters. Die Tacherons der aufklärerischen Autokratie fügen sich doch der Richtschnur des Ellbogenrechts und Heidenspektakels.

DIE BRÜCKE brandmarkt: Die Akteure und Strukturen der Besitz- und Krötenpyramide in den warenproduzierenden Breiten der selbst ernannten Zivilisierten-Zentren sind patriarchal und kulturalistisch, respektive neorassistisch zugleich. Im Widerspruch zu Boulevard- und Gutbürgerblättern systemkonformer Qualität, die minütlich millionenfach vervielfältigt werden, bietet dieses Quartal-Periodikum ein Forum, das den Feierabend-Fechtern der Dichtkunst, den freimütigen Text- und Verseschmieden Mut einflößt, in des Wortes weitest nonkonformistischen Sinngehalts zur Feder zu greifen – als Mitstreiter des kollektiven Glücks.

Die Brücke vom Idealen zum Realen benötigt feste Bausteine. Daher faßten die Brücken-Brigadiers gleich nach den letzten Wintertage ins Auge, die kosmopolitanen Communities des metropolitanen Gettogethers im Erdstrich »SaarLorLux« von neuem phantasievoll zu pflegen.

Dabei geht es nicht um die Masse, sondern um das Gewicht der Idee. Es geht um die sinngemäße Wiederkunft der Herolde, eine Botschaft zu verkünden, vor allem für diejenigen Überfüllten, die außer zuweilen Mut und Wut kaum etwas besitzen, aber sich alleweil einen frischen Morgen der Fidelitas ausdenken – mit ihrem migrantischen Sturm auf die Zentren der Feste Okzidentale.

Mit dem abermaligen Start des Literatur- Wettbewerbs überragt das sozio-human Universale das Feld und artikuliert die Utopie der Kosmopolitania.

Der Start beabsichtigt außerdem, dem Gemeinplatz »SaarLorLux« einen angemessen Sinngehalt zu verleihen, damit die Inspiration nicht wie bisher nur einen Gesprächsstoff liefert, dessen sich die Honoratioren in der Region großzügig bei ihren eurozentrisch eingestellten Feierabendparties bedienen.

Ein Jahr Literatouren auf der Fährte der freihändigen Foren

Der Sinngehalt der jetzt ausgeschriebenen Literatouren 2007-2008 »Kosmopolitania SaarLorLux II« liegt auf den Grundfesten des Literatur-Wettbewerbs von 2005-2006:

Klein ist der Humanen-Planet Erde geworden, wenn nicht innerlich verkümmert. Kontinente miteinander verbunden, Gipfel überquert, Wüsten und Ozeane. Systeme überwunden, systematisch glattgehobelt. Pyramiden aufgezogen, Apartheidsparagraphen ins Soziale übertragen. Mit Bravour paradieren Börsen-Brigaden vor Kameras und die völkischen Briganten...

Ende der Zivilisationsgeschichte? Kreuzzug gegen Dschihad?

Explosive Expansion der Krieg kreischenden Kulturalismen?

Kein Regenbogenbaum, nach dem man sich sehnt?

Kein Blütentraum, den man pflegt?

Nur noch die Börsenpflegeparties der Heuschreckenplage?

Ende der Utopien?

Neben- und gegeneinander kumulierte Geschöpfe als Gesellschaft?

Vereinsamte Individuen als Symbol der Libertät?

Endgültiger Exitus des Don Quijote?

Das zähe Zähneklappern vor dem triumphalen Trommelfeuer der Mäuse-Mönche?

Der Heidenlärm auf dem Dach des Besitzgötzen-Tempels, dem Gipfel der Apartheidspyramide?

Ende der Wortkunst als Replik der Rebellion auf den Raubbau des Erdenrundes und auf die Invasion der globalisierten Reaktion? Gemäß der Fusion des Alten Kontinents mit der NewWorld?

Nein!

Und dieses Nein bekräftigt DIE BRÜCKE des Kosmopolitanen-Kollektivs mit einem prospektiven Ja zur Utopie, erwärmt sich für einen Berg von Don Quijoten – mit dem Start eines Literatur-Wettbewerbs, den sie innerhalb von fünfzehn Jahren zum vierten Mal ausschreibt.

Wettbewerbe im literarischen Betrieb gibt es inzwischen zuhauf. Auch die Preise, die vergeben werden, die Werkstätten der Wortkunstwerke zu sekundieren oder ihre Urheber systemkonform zu annektieren. Zum gesellschaftlichen Gewicht der utopischen Denkarbeit gehört hingegen, jedes Leben als ein Opus aufzufassen, es vom ersten bis zum letzten Blatt optimistisch wie objektiv aufzuschlagen.

Das Kompositum »Kosmopolitania SaarLorLux« setzt sich aus dem Saarland, Lothringen und Luxemburg zusammen, kann jedoch bis zum rheinland-pfälzischen Westen, belgischen Süden, schweizerischen Norden ausgedehnt werden – mit ihren alteingesessenen und eingewanderten Einwohnern.

Die Wettbewerbs-Beiträge – Poesie und Prosa – haben neben den Impressionen aus dem gelebten Weltalter greifbare Utopien als Lebensperspektiven in einem exemplarischen Erdstrich zu illustrieren – nach der Devise Dichten statt Klagen. Die Teilnahme setzt keine Demarkation regionaler Zugehörigkeit voraus.

Auch die LiteraTour »Kosmopolitania SaarLorLux II« eignet sich einen ziemlich unkonventionellen Kurs an, was das Verfahren anbetrifft, die eingetroffenen Arbeiten zu bewerten. Nach der Vorauswahl, die ein von der Redaktion einberufenes Team trifft, erscheint mindestens ein Text jedes Teilnehmers in DIE BRÜCKE – unter dem Kennwort: Literatur-Wettbewerb »Kosmopolitania«. Für jede Lyrik steht in der Regel ein Spalte zur Verfügung, für die erzählerische Kurzprosa, für Reportagen und Essays drei Seiten.

Fünf Juroren, José Rodriguez-Richart (emeritierter Hochschullehrer, Saarbrücken), Niki Eideneier (Verlegerin, Köln), Metin Buz (Literaturwissenschaftler, Frankfurt/Main), Mevlüt Asar (Dichter, Duisburg), Martin Buchhorn (Autor, Saarbrücken) – alle angefragt – werden dann die (auch nicht veröffentlichten) Texte aufgrund einer Punktzahl zwischen 20 und 100 bewerten.

Jeder Teilnahme-Umschlag soll fünf Texte der Kategorie Lyrik, Kurzgeschichte, Reportage, Satire, Essay u.a. enthalten, aus denen auch ein Mixtum compositum möglich ist. Umfassen soll die Versandtasche neben den Texten eine Kurzvita und die vollständige Anschrift des Teilnehmers. Zu liefern sind die Manuskripte am besten per E-Mail-Anhang, CD oder Diskette mit einem beiliegenden Ausdruck, notfalls als Papier-Vorlagen, vorausgesetzt, daß sie deutlich schwarz-weiße Konturen zum Scannen aufweisen.

Der Wettbewerb läuft bis zur kommenden Maienzeit und mündet in das nächste Frühlingsmeeting, voraussichtlich Mitte Mai 2008 in Saarbrücken. Der Redaktionsschluß des Heftes 148, Mitte März 2008, versteht sich auch als Einsendeschluß für alle Wettbewerbsbeiträge.

Necati Mert

   


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  Letzte Änderung: 18.07.2007