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Literatouren 2007-2008 »Kosmopolitania SaarLorLux II«

Literatur-Wettbewerb

   
Aus der Redaktion
 


Im Mai 2005 startete DIE BRÜCKE unter dem Leitwort »Kosmopolitania SaarLorLux« ein Projekt, welches die Abstraktion »Utopia« zum Thema hatte: Ein autonomes Unterfangen jenseits kultureller Identitätszwänge bzw. ethnisierter Weltbilder.

Bei diesem unkonventionellen Projekt dreht es sich um das Konglomerat der kosmopolitisch fundierten Lebensformen. Sein libertäres Leitmotiv besteht darin, gegen den schwer konfliktbeladenen wie gewaltbereiten Auswuchs der ethno-kulturell identitären Isolationen bzw. Formationen (Neonazismus, Nationalismus, Islamismus, neurechter Ethnopluralismus u.ä.) aus der Reserve zu gehen und einen Streifzug zu den Gestaden jenes imaginären Eilandes »Utopia« zu wagen, welches von Geistesfürsten der Zitadellen-Zivilisation gestern wie heute stets nur von der Seite angesehen wurde.

Eine Menschheit, die es nicht mehr fertigbringen kann, für Heroen und Herolde der bahnbrechenden Odysseen zu faszinieren, für ein kosmopolitisches Kollektiv autonomer Individuen alle Register zu ziehen, läuft Gefahr, in den Fanggründen der Mäuse miauenden und Meute mimenden Sirene zu landen. Eine Gesellschaft, die Zocker und Zeloten zelebriert, Zündler und Zampanos züchtet, welche zeremoniell über die Nachwelt Zoten reißen, gleicht geschichtlich einer von Gefahren umgebenen Gemecker-Gemeinde im Schatten des Konsumtempels.

Die Suche nach einem Gegenüber zum Gestrigen benötigt Wagemut, die Antipoden-Attacke eines Don Quichotten. Gerade in dieser Hinsicht bietet »Kosmopolitania SaarLorLux« einen Lichtblick auf einen egalitären Weg vom mentalen Gestern des völkischen Unitarismus zum sonnendurchfluteten Morgen eines sozio-humanen Universalismus.

Diesem Ideal bleibt das Redaktions- und Herausgeberteam des Quartal-Periodikums DIE BRÜCKE auf den Hacken – mit dem Vorhaben, einen Literatur-Wettbewerb unter dem Leitwort »Kosmopolitania SaarLorLux II« auszuschreiben. Die darin enthaltenen Beiträge sollen Impressionen aus dem jetzt gelebten Weltalter wiedergeben, den Schwerpunkt auf den exemplarisch markierten Erdstrich legen und greifbare Utopien illustrieren – mit Poesie und Prosa (Kurzgeschichten, Märchen, Novellen, Reportagen, Essays, Rezitationen u.ä.).

Seit über einem Viertel Jahrhundert debattiert DIE BRÜCKE, daß in unserer Gesellschaft die Mentalität vorherrscht, andere als Objektmasse zu thematisieren. Gerade dieses Gebaren verstärkt die Trotzreaktion der als anders stigmatisierten Lebenswelten. Es ist nicht wahr, daß die allochthonen Einwohner unserer Republik sich den nachbarschaftlichen Normen verweigern und bockbeinig in die ethnischen Gettos zurückziehen. Es ist auch nicht wahr, daß das breite Publikum der Autochthonen immer ein Haar in der Suppe findet, um die Spätankömmlinge abzuweisen.

Oft werden Probleme medial erdichtet. Jenseits jeglicher Diskurs- oder Diskussionsrunden vertritt DIE BRÜCKE den Standpunkt, daß in den Grundfesten unserer Gesellschaft das nachbarschaftliche Entgegenkommen viel stärker ist als die Ressentiments. Zu dieser optimistischen Erkenntnis gelangte sie dadurch, daß sie stets einen beifälligen Blick auf das Panorama der Migrationsgesellschaft warf und 1991 unter dem Stichwort »Unterwegs Spur um Spur« den ersten Lyrik-Wettbewerb ausschrieb, anschließend die »Anthologie der Lyrik im Wettbewerb« herausgab.

Der Begriff »Kosmopolitania« entstand bereits vor über einem Jahrzehnt als Alternative zu dem damals wie heute unklaren »Multi-Kulti«. Unter dem Titel »Kosmopolitania Saarland« erschien der Beitrag von Reinhard Klimmt im Heft 80, November-Dezember 1994/6.

2001 führte DIE BRÜCKE den Lyrik- und Grafikwettbewerb unter dem Leitspruch »Weltbilder Kosmopolitania« erfolgreich durch. Heraus kam neben einer Anthologie ein Buch der beiden ersten Preisträger.

Wettbewerbe im literarischen Betrieb gibt es inzwischen zuhauf. Auch die Preise, die vergeben werden, die Werkstätten der Wortkunstwerke zu sekundieren oder ihre Urheber systemkonform zu annektieren. Sie weisen auf eine Reise hin, die unter dem Kommando der bereits feststehenden Sieger aufbricht. Zum gesellschaftlichen Gewicht der utopischen Denkarbeit gehört hingegen, jedes Leben als ein Opus aufzufassen, es vom ersten bis zum letzten Blatt optimistisch wie objektiv aufzuschlagen.

Wie der Literatur-Wettbewerb 2005/2006 setzt sich das Kompositum »Kosmopolitania SaarLorLux« aus dem Saarland, Lothringen und Luxemburg zusammen, kann jedoch bis zum rheinland-pfälzischen Westen, belgischen Süden, schweizerischen Norden ausgedehnt werden – mit ihren alteingesessenen und eingewanderten Einwohnern: Iberianer, Sizilianer, Anatolier, Thrazier, Balkanier, Magrephiner, Adrianer, Moreaner u.a.

Ausgeschrieben wird die Litera-Tour »Kosmopolitania SaarLorLux II« im Heft 145, Juli-August-September 2007/3, gestartet im Heft 146 mit dem Abdruck von eingetroffenen Beiträgen, das Anfang Oktober erscheint. In zwei nachfolgenden Heften wird dafür wieder eine Extra-Rubrik eingerichtet. Der Wettbewerb läuft bis zur kommenden Maienzeit und mündet in das nächste Frühlingsmeeting – voraussichtlich Mitte Mai 2008 in Saarbrücken.

Das Ziel des Wettbewerbs »Kosmopolitania SaarLorLux II« ist es, ein regionales Netzwerk von engagierten Autoren jenseits des medialen Mainstreams zu etablieren, den schreiberisch ästhetischen Diskurs zu verlebendigen, Austausch und Kennenlernen der Nachbarschaften zu fördern.

Gebeten werden alle aktiven Akteure des gesellschaftlichen Progresses, die sich institutionell wie individuell für das vorgelegte Vorhaben erwärmen können, dem nächsten Schritt zu einer metropolitanen Bürgerrepublik kosmopolitaner Grundfeste mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. DIE BRÜCKE als frei-gemeinnützige Assoziation baut bei diesem Experiment auf die Solidarität aller Kosmopoliten und rechnet mit einem engagierten Entgegenkommen für das erwartete Publikum.

Voraussichtlich wird das Vorhaben insgesamt nicht weniger als 10 000 Euro kosten. Der Aufwand besteht im wesentlichen aus Honoraren, Spesen und Fahrtkosten für die eingeladenen Interpreten und Rezitatoren, zusätzlichen Kosten für die Extra-Seiten in DIE BRÜCKE, Versand- und Portokosten, Bürokosten (Telefon, Fax, Material...), Personalkosten, Ausgaben für das Abschluß-Meeting (Miete und Gage für eine Musikgruppe...), Ausgaben für Drucksachen (Plakate, Werbezettel, Prospekte...). Hinzu kommen die organisatorischen Aufgaben, welche die aktiven Mitglieder des Vereins und der Redaktion auf der Basis der freiwilligen Arbeit vom Tisch bringen werden.


Necati Mert
Verantwortlicher und koordinierender Redakteur der Zeitschrift DIE BRÜCKE

   


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  Letzte Änderung: 24.05.2007