Literatouren »Kosmopolitania SaarLorLux II«
Beiträge bis Mitte Januar 2008
• Weder bezweckt die Demokratie, die Ungleichheit
zu reduzieren noch Gleichwertigkeit zu praktizieren, sondern die
Werte gemäß den Besitzständen zu reklamieren und
kulturelle Unterschiede zwischen Patronat und Paria kalkulierbar
zu legitimieren – anhand der parlamentarischen Gütesiegel.
Offen bleibt, ob die Feste Europa einen idyllischen Schutzraum gegen
den globalen Ansturm darstellt oder die treibende Kraft zum gefahrvollen
Tönen der Globalismus-Glocken. Gerade innerhalb dieser Grauzone
trachten die federführenden Verfechter der neoständischen
Gewaltstrukturen, sich im Abfeiern nationalstaatlicher sowie völkischer
Symbole gegenseitig zu überbieten.
• Die Projekte streiten bis zum Messer um Klientel,
schleifen die Klingen, die Staatsraison spielt den Mediator zwischen
rivalisierenden Foren und füllt deren Promotern die Hand, damit
sie die kulturelle Apartheid mit einem humanitären Gütesiegel
polieren.
• Der Rassismus, der sich auch als die aufklärerische
Wiedergeburt des Christentums wahrnehmen läßt, bahnte
den weißen Okkupanten den Weg zum Südkegel der Erdkugel
und lebt komplett in der Substanz der okzidental kommandierten Demokratur
fort.
***
Im Quartalblatt DIE BRÜCKE, dem publizistischen
Boten eines morgenbunten Weltalters, finden sich seit über
einem Viertel Jahrhundert die Realisten und Utopisten der kritischen
Ästhetik sowie des literarischen Handwerks zusammen, greifen
gegen das metropolitan montierte Lehrgebäude der kulturellen
Apartheid zur Feder, regen die Hände für die Morgenröte
der kosmopolitanen Quartiere. Im Glauben an die Kraft der Utopie,
der Philosophie und Poesie demonstrieren jene Don Quijoten, deren
Attacken sich auf die neofeudalen Windmühlen der Mäuse-Kaste
richten, das urbane Herannahen der universalen Herolde.
Seit Beginn seines Erscheinens experimentiert das
»Forum für antirassistische Politik und Kultur«
neben dem publizistischen Eingriff in den Debattenzirkus auch mit
einem zweckdienlich gestalterischen Denkgebäude, strengt sich
an, aus dem kosmopolitischen Boden ihrer Stammregion zukunftsweisende
Modelle zu entwickeln.
Die Brücke untermauern, bevor der Strom die Ufer
weiter auseinanderdriftet – von dieser Lektion bewegt, versucht
das Team des Themenheftes seit langen Jahren, eine geistig-kulturelle
Karawanserei für jene einzurichten, die sich – aufgebrochen
aus den völkisch oder theozentrisch umzäunten Schrebergärten
– unterwegs auf der Suche nach einem offenen blüten-bunten
Paradepark unter dem Wegweiser »Kosmopolitania« befinden.
Es erscheint daher als Schall und Rauch, wenn die
willfährigen Werksangehörigen des systemtimmanenten Fraktions-
und Verbandswesens mit ihren Treffen- und Seminarprogrammen versuchen,
den Nachweis zu erbringen, daß die Regimenter der Berliner
Republik aus den Schatten des Deutschen Reichs herausgetreten sind.
Besser wäre es, wenn man die Randstand-Quartiere und Peripherien
im Herzen der metropolitanen Gesellschaften in Ruhe läßt.
Oder noch besser: Man nimmt endlich zur Kenntnis, daß sich
ihre Bewohner vom integrationalen Trubel nicht angesprochen fühlen.
Den konfrontationsbeladenen Weg der nonkonformistischen
Korporation wird die Brücken-Brigade der freiwilligen Arbeit
auch zukünftig bestreiten.
Die aktuelle Ausgabe erscheint nun ziemlich verspätet,
aber auch etwas umfangreicher als die Hefte zuvor. Der Grund dafür
liegt darin, daß sich die zentralen Brückenbauer in ernsthaften
Schwierigkeiten befanden. Zusätzliche Sorgen bereitete ihnen
neben den finanziellen Fragen auch das zweckvolle Gedeihen der Literatouren
»Kosmopolitania SaarLorLux II. Daher wird auch das nächste
Heft etwas verspätet erscheinen müssen – in etwa
drei Monaten, also im Februar 2008.
Vorbei das herbstliche Herbarium und durch die herben Wintertäler
Migration, die von Beginn der Zivilisation an die
sozial-humanen Verläufe begleitete und oft genug den Habitus
gesellschaftlicher Geschehnisse mit gestaltete, wird seit dem Anbruch
der Epoche globalisierter Glockenläute, des dritten Millenniums
des christlich-abendländisch überwiegenden Weltbildes,
der hermetischen Invasion der Erde durch die monetären Kraken-Kaste
als eine historische Konstante betrachtet. Legitimiert werden damit
die abwehrenden Reaktionen der nordisch kolonialistischen Nationen
auf die anschwellenden migrantischen Menschenströme von der
Peripherie der prekären Bedrängnisse ins privilegierte
Zentrum der Prosperität.
Die Autokraten dieser metropolitanen Hemisphäre
spielen sich als Autoritäten des Menschenrechtsmanagements
auf, als Hegemone über den Planeten, den sie mit einem »Enduring
War« überziehen. Ihren andauernden Krieg gegen die migrantisch
rebellischen Parias des Blauen Planeten führen sie nicht nur
am Limes, sondern auch inhärent gegen die Quartiere der Spätankömmlinge.
Das majoritär manierierte Programm der plump
propagierten Integration, das auf die selektive Assimilation eingewanderter
Menschenmenge zielt, versteht sich bei Lichte besehen als ein fortgesetzter
Abschnitt des kulturalistisch kalkulierten Feldzuges gegen die Überflüssigen.
Selbst die populär postierte Intelligenzia beäugelt
den Schmelztiegel in der heimischen Atmosphäre als eine peinliche
Panne. Und der heimliche Zweifelszorn entzweit im herben Herbarium
des Imperiums die Jetztzeit.
Wie die Potentaten des Novum Romanum auf dem Erdenrund
ein Besitzständesystem stabilisieren wollen, genauso strengen
sie sich auch in den Breiten ihrer Stammgeographie an, die eingewanderten
Minoritäten allzeit in den Status der Metöken herabzusetzen.
Die Architektur der transnational bzw. imperial agierenden ökonomischen
Oligarchie fußt auf mannigfachen Manövern, um das Heranwachsen
des Prekariats zum Proletariat zu vereiteln. Ob rechts- oder linkslastig
– wechselnde Koalitionen unterscheiden sich nur in life-style-Fragen.
Dagegen richten sich gerade die im Juli 2007 gestarteten
Literatouren dieses Blätterwerks. Erwartet werden Beiträge
bis zum 15. Januar 2008.
Jeder kann daran mit mehreren Arbeiten teilnehmen.
Es besteht seitens der Autoren keine Abnahmepflicht von Exemplaren,
sie müssen für den Abdruck ihrer Texte nichts zahlen,
erhalten allerdings auch kein Honorar. Dafür erhalten sie Autorenrabatte
bis dreißig Prozent.
Die Beiträge sollen von der erdichteten »Allianz
der Zivilisationen« versus »Zusammenprall der Kulturen«
nicht täuschen lassen.
Bitte nur Kopien einsenden, da keine Retour erfolgt.
Das ist keine Garantie für einen Abdruck, die Redaktion behält
sich das Recht zur Auswahl vor.
Teutonisch-feuilletonistische Phrasendrescher schwitzen
oft liter-, mitunter kubikmeterweise Schaum aus, um die Zensurzyklen
der »political correctness« nicht zu verletzen.
Daß perfekt Ideologisierten außer pervertierten
Prämissen der Obrigkeit mit keinen Ideen, respektive Perspektiven
glänzen, dokumentiert jedes Geschichtsspiel von jeher. Daher
akzeptieren sie jede Marotte, wenn es sich um ihr Überleben
dreht – als spartanische Spontis.
Backpacker-Tourismus und Fernweh scheinen in der linksakademischen
Sozialphilosophie ziemlich beliebt zu sein. Aber auf solche Literatur
werden die Teilnehmer der Literatouren »Kosmopolitania SaarLorLux
II« sicher verzichten.
Necati Mert
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