XXVI. Jahrgang, Heft 146
Okt - Nov - Dez 2007/4

 
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Letzte Änderung:
11.12.2007

 
 

 

 
 

 

 

Editorial

Unterwegs Spur um Spur


   
 
 


Literatouren »Kosmopolitania SaarLorLux II«

Beiträge bis Mitte Januar 2008

• Weder bezweckt die Demokratie, die Ungleichheit zu reduzieren noch Gleichwertigkeit zu praktizieren, sondern die Werte gemäß den Besitzständen zu reklamieren und kulturelle Unterschiede zwischen Patronat und Paria kalkulierbar zu legitimieren – anhand der parlamentarischen Gütesiegel. Offen bleibt, ob die Feste Europa einen idyllischen Schutzraum gegen den globalen Ansturm darstellt oder die treibende Kraft zum gefahrvollen Tönen der Globalismus-Glocken. Gerade innerhalb dieser Grauzone trachten die federführenden Verfechter der neoständischen Gewaltstrukturen, sich im Abfeiern nationalstaatlicher sowie völkischer Symbole gegenseitig zu überbieten.

• Die Projekte streiten bis zum Messer um Klientel, schleifen die Klingen, die Staatsraison spielt den Mediator zwischen rivalisierenden Foren und füllt deren Promotern die Hand, damit sie die kulturelle Apartheid mit einem humanitären Gütesiegel polieren.

• Der Rassismus, der sich auch als die aufklärerische Wiedergeburt des Christentums wahrnehmen läßt, bahnte den weißen Okkupanten den Weg zum Südkegel der Erdkugel und lebt komplett in der Substanz der okzidental kommandierten Demokratur fort.

***

Im Quartalblatt DIE BRÜCKE, dem publizistischen Boten eines morgenbunten Weltalters, finden sich seit über einem Viertel Jahrhundert die Realisten und Utopisten der kritischen Ästhetik sowie des literarischen Handwerks zusammen, greifen gegen das metropolitan montierte Lehrgebäude der kulturellen Apartheid zur Feder, regen die Hände für die Morgenröte der kosmopolitanen Quartiere. Im Glauben an die Kraft der Utopie, der Philosophie und Poesie demonstrieren jene Don Quijoten, deren Attacken sich auf die neofeudalen Windmühlen der Mäuse-Kaste richten, das urbane Herannahen der universalen Herolde.

Seit Beginn seines Erscheinens experimentiert das »Forum für antirassistische Politik und Kultur« neben dem publizistischen Eingriff in den Debattenzirkus auch mit einem zweckdienlich gestalterischen Denkgebäude, strengt sich an, aus dem kosmopolitischen Boden ihrer Stammregion zukunftsweisende Modelle zu entwickeln.

Die Brücke untermauern, bevor der Strom die Ufer weiter auseinanderdriftet – von dieser Lektion bewegt, versucht das Team des Themenheftes seit langen Jahren, eine geistig-kulturelle Karawanserei für jene einzurichten, die sich – aufgebrochen aus den völkisch oder theozentrisch umzäunten Schrebergärten – unterwegs auf der Suche nach einem offenen blüten-bunten Paradepark unter dem Wegweiser »Kosmopolitania« befinden.

Es erscheint daher als Schall und Rauch, wenn die willfährigen Werksangehörigen des systemtimmanenten Fraktions- und Verbandswesens mit ihren Treffen- und Seminarprogrammen versuchen, den Nachweis zu erbringen, daß die Regimenter der Berliner Republik aus den Schatten des Deutschen Reichs herausgetreten sind. Besser wäre es, wenn man die Randstand-Quartiere und Peripherien im Herzen der metropolitanen Gesellschaften in Ruhe läßt. Oder noch besser: Man nimmt endlich zur Kenntnis, daß sich ihre Bewohner vom integrationalen Trubel nicht angesprochen fühlen.

Den konfrontationsbeladenen Weg der nonkonformistischen Korporation wird die Brücken-Brigade der freiwilligen Arbeit auch zukünftig bestreiten.

Die aktuelle Ausgabe erscheint nun ziemlich verspätet, aber auch etwas umfangreicher als die Hefte zuvor. Der Grund dafür liegt darin, daß sich die zentralen Brückenbauer in ernsthaften Schwierigkeiten befanden. Zusätzliche Sorgen bereitete ihnen neben den finanziellen Fragen auch das zweckvolle Gedeihen der Literatouren »Kosmopolitania SaarLorLux II. Daher wird auch das nächste Heft etwas verspätet erscheinen müssen – in etwa drei Monaten, also im Februar 2008.


Vorbei das herbstliche Herbarium und durch die herben Wintertäler

Migration, die von Beginn der Zivilisation an die sozial-humanen Verläufe begleitete und oft genug den Habitus gesellschaftlicher Geschehnisse mit gestaltete, wird seit dem Anbruch der Epoche globalisierter Glockenläute, des dritten Millenniums des christlich-abendländisch überwiegenden Weltbildes, der hermetischen Invasion der Erde durch die monetären Kraken-Kaste als eine historische Konstante betrachtet. Legitimiert werden damit die abwehrenden Reaktionen der nordisch kolonialistischen Nationen auf die anschwellenden migrantischen Menschenströme von der Peripherie der prekären Bedrängnisse ins privilegierte Zentrum der Prosperität.

Die Autokraten dieser metropolitanen Hemisphäre spielen sich als Autoritäten des Menschenrechtsmanagements auf, als Hegemone über den Planeten, den sie mit einem »Enduring War« überziehen. Ihren andauernden Krieg gegen die migrantisch rebellischen Parias des Blauen Planeten führen sie nicht nur am Limes, sondern auch inhärent gegen die Quartiere der Spätankömmlinge.

Das majoritär manierierte Programm der plump propagierten Integration, das auf die selektive Assimilation eingewanderter Menschenmenge zielt, versteht sich bei Lichte besehen als ein fortgesetzter Abschnitt des kulturalistisch kalkulierten Feldzuges gegen die Überflüssigen.

Selbst die populär postierte Intelligenzia beäugelt den Schmelztiegel in der heimischen Atmosphäre als eine peinliche Panne. Und der heimliche Zweifelszorn entzweit im herben Herbarium des Imperiums die Jetztzeit.

Wie die Potentaten des Novum Romanum auf dem Erdenrund ein Besitzständesystem stabilisieren wollen, genauso strengen sie sich auch in den Breiten ihrer Stammgeographie an, die eingewanderten Minoritäten allzeit in den Status der Metöken herabzusetzen. Die Architektur der transnational bzw. imperial agierenden ökonomischen Oligarchie fußt auf mannigfachen Manövern, um das Heranwachsen des Prekariats zum Proletariat zu vereiteln. Ob rechts- oder linkslastig – wechselnde Koalitionen unterscheiden sich nur in life-style-Fragen.

Dagegen richten sich gerade die im Juli 2007 gestarteten Literatouren dieses Blätterwerks. Erwartet werden Beiträge bis zum 15. Januar 2008.

Jeder kann daran mit mehreren Arbeiten teilnehmen. Es besteht seitens der Autoren keine Abnahmepflicht von Exemplaren, sie müssen für den Abdruck ihrer Texte nichts zahlen, erhalten allerdings auch kein Honorar. Dafür erhalten sie Autorenrabatte bis dreißig Prozent.

Die Beiträge sollen von der erdichteten »Allianz der Zivilisationen« versus »Zusammenprall der Kulturen« nicht täuschen lassen.

Bitte nur Kopien einsenden, da keine Retour erfolgt. Das ist keine Garantie für einen Abdruck, die Redaktion behält sich das Recht zur Auswahl vor.

Teutonisch-feuilletonistische Phrasendrescher schwitzen oft liter-, mitunter kubikmeterweise Schaum aus, um die Zensurzyklen der »political correctness« nicht zu verletzen.

Daß perfekt Ideologisierten außer pervertierten Prämissen der Obrigkeit mit keinen Ideen, respektive Perspektiven glänzen, dokumentiert jedes Geschichtsspiel von jeher. Daher akzeptieren sie jede Marotte, wenn es sich um ihr Überleben dreht – als spartanische Spontis.

Backpacker-Tourismus und Fernweh scheinen in der linksakademischen Sozialphilosophie ziemlich beliebt zu sein. Aber auf solche Literatur werden die Teilnehmer der Literatouren »Kosmopolitania SaarLorLux II« sicher verzichten.

Necati Mert

   

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