Aufgezeichnete Spuren von nicht ausgezeichneten Sommertheaterwochen
Von Necati Mert
Ob Ökonomen oder Ökologen, Philosophen
oder Politologen, Philanthropen oder Phraseologen, Phänomenologen
oder Psychologen, Pädagogen oder Pauker, Platoniker oder Poeten,
Populisten oder Protektionisten, Historiker oder Hysteriker, Humoristen
oder Humanisten, Honoratioren oder Homunkulusse, Heroiker oder Häretiker,
Herolde oder Herostraten, Status-quo-Walter oder Nonkonformisten
- wer einen experimentalen Ausflug in die Geschichte der Demokratie
anpackt, landet gleich am Beginn seiner Safari in einem Sumpf zwischen
symbiotischen Savannen und systematischer Sahara. Denn sie, die
Demokratie als subtil stilisierte Form der Klassengesellschaft,
läßt sich über alle historischen Stadien hinweg
als die Partizipationsparabel der Untertänigen an jenen Miseren
abzeichnen, die vom Parteienprimat der staatssteuernden Nomenklatur
fahrlässig herbeigeführt oder expressiv bewerkstelligt
werden - um den Fortbestand des Profits und Privateigentums zu fundieren.
Die Urbanen, die Barbaren, der Limes
Was die paritätischen Gegenpart-Partisanen
der Globalismus-Glocken im Frühsommer 2007 in der Gegend von
Heiligendamm zu Gesicht bekamen, nämlich die Stachelsperren
aus Natodraht, ist an der fast 10.000 km langen Südgrenzen
der USA zu Mexiko längst gegenwärtig. Hier bauen die Menschenrechtserstlinge
und Marketender der „Freedom and democracy“ einen zeitnahen
Limes gegen den Ansturm der Barbaren aus dem Süden. Von der
Küste des Stillen Ozeans her weitet sich der Staketenzaun mehr
als 300 Kilometer aus, den die grausigen Grenzgarnisonen der superimperialen
Bastion mit High-Tech-Geräten überwachen. Gleichzeitig
führen die Gesetzeshüter der nordamerikanischen Demokratur
einen fuchsteufelswilden Kampf gegen die bezahlten Fluchthelfer,
die Coyotes respektive die Schlepper. Sie entsprechen aber nirgends
dem Bild raffinierter Gangster, das sich die Medien-Meute von ihnen
macht und verbreitet. Ihr Geschäft gründet auf dem Vertrauen,
das in den lateinamerikanischen Gegenden entsteht, aus denen seit
Jahrzehnten Menschenmengen nordwärts auswandern.
Dem US-Imperium eilen allenthalben radikale „Minutemen“
(Heimatschützer) zur Hilfe. Sie fungieren dort nicht nur als
Informanten, sondern auch als paramilitärische Patrouillen,
heißt es im Editorial der „ila, Zeitschrift der Informationsstelle
Lateinamerika“ vom Juni 1007 zum Schwerpunktthema „USA
Mexiko. Mauer, Migration und Klassenkampf“, in dem die Redaktion
auch auf Parallelen zu Migrantenabwehrstrategien im alten Kontinent
hinweist:
„Während die ‘Minutemen’ ein
spezifisch US-amerikanisches Phänomen darstellen, sind wir
bei unseren Recherchen zum vorliegenden Schwerpunkt jedoch immer
wieder auf frappierende Parallelen zwischen dem US-amerikanischen
und dem europäischen Migrationsregime gestoßen. An erster
Stelle der ‘illegale Immigrant’ als Feind und Bedrohung.
(...)
Um den Bedarf an migrantischer Arbeitskraft in Institutionen
abgesegnete und kontrollierte Bahnen zu lenken, ist auf einmal hüben
wie drüben wieder der gute alte ‘Gastarbeiter’
en vogue. Wahlweise wird auch von ‘zirkulärer’
oder ‘gewählter’ Migration geredet. Um die legalen
EinwanderInnen klassifizieren zu können, werden Punktesysteme
entworfen, mit denen Qualifikationen, Sprachkenntnisse etc. bewertet
werden.“
Ideenketten nach Er-Satz-Bauten
Im erodierenden Kampf-Krakeel gegen das autonome Aufdämmern
der Migrationsströme unterminieren gewollt die euphorisch operierenden
EU-Gendarmen, ihren internationalen Pflichten Genüge zu tun
und den Schiffbrüchigen in ihrem Territorium zur Hilfe zu kommen.
Da fungiert das Groß-D-Land als die Arterie der altkontinental
komplettierten Schutzsystem-Symmetrien, attackiert jedes Attribut
der autonomen Migrationssysteme, die sich als Folge der globalen
Kollaps manifestieren.
Die christlich-abendländischen Hegemonial-Häupter
hantieren hauptsächlich mit dem hartköpfigen Humanismus,
meistern einen hünenhaften Husarenstreich mit den Hungerheeren
der südlichen Halbkugel, wenn diese sich nordwestwärts
aufmachen, um Tyrannei und Tod zu entkommen. An den Außengrenzen
der hiesigen gutbegüterten Himmelsstriche stoßen sie
immer grauenvoller auf die anhaltenden Abwehranlagen. Im Juni, als
in den potent hochurbanen EU-Ländern die Hauptsaison der Urlaubsfreude
begann, wurden allein zwischen den Stränden Nordafrikas und
Siziliens 210 Migranten tot geborgen. Vermißt werden 53 Passagiere
eines Fischerbootes, das ein EU-Spionagemaschine am 21. Mai zwischen
Libyen und Malta ausfindig machte. Während es dem Flieger gelang,
die Bootsinsassen zu fotografieren und als eritreische Einwanderer
zu identifizieren, wurden offenbar keine Versuche unternommen, sie
zu retten. Die Gesamtzahl derer, die es in den letzten zehn Jahren
wagten, in die Bravour-Bastei einzudringen, und dabei den Tod fanden,
wird mindestens mit der Zahl von zehn Tausend gemessen - vor den
Ferienufern Spaniens, Italiens und Griechenlands.
Gestützt auf ihre leibeigenen Legionen auf der
weiten Welt, wird künftig die vom Groß-D-Land dominierte
EU-Autokratie die Limes-Linien lediglich noch liederlicher und rigoroser
ausrüsten sowie legitimieren, aber nicht verhindern können,
daß ihr Humanismus in die Geschichte als eine Farce eingehen
wird, wenn nicht als Schandfleck oder fratzenhafte Xenophobie, nämlich
auch Menschenscheu. Das achtsame Internet-Portal „www.german-foreign-policy.com/de“
vom 13. Juli 2007 zieht folgende Dreijahresbilanz:
Drei Jahre nach dem ersten Berliner Vorstoß
zur Errichtung von Migrantenlagern in den europäischen Urlaubsgebieten
Nordafrikas schreitet die deutsche Flüchtlingsabwehr erfolgreich
voran. Wie das Bundesinnenministerium in diesen Tagen mitteilt,
ist die Zahl nach Deutschland gelangter Asylbewerber im ersten Halbjahr
2007 erneut um ein Fünftel zurückgegangen. Die Zahl genehmigter
Asylanträge ist auf unter 20 pro Monat gesunken. (...)
Seit der damalige deutsche Innenminister Otto Schily
(SPD) im Juli 2004 verlangte, Migranten auf dem Weg nach Europa
müssten in Nordafrika in Lagern interniert werden, hat die
Bundesregierung bei der Hochrüstung der EU-Außengrenzen
umfassende Erfolge erzielt. Sämtliche relevanten Küstenstaaten
Afrikas von Senegal bis Libyen kooperieren mit der EU bei der Flüchtlingsjagd,
unterhalten wie gewünscht Menschenlager oder lassen sich von
Brüssel Internierungs- und Abschiebemaßnahmen finanzieren.
Mit der eigens gegründeten Frontex-Behörde unterstützt
die EU die Verfolgung von Migranten im Mittelmeer. Sukzessive werden
Abschiebeverträge geschlossen, die die umstandslose Ausweisung
unerwünschter Einwanderer legalisieren. Um dennoch nicht auf
billigste Arbeitskräfte verzichten zu müssen, hat die
deutsche EU-Ratspräsidentschaft die sogenannte zirkuläre
Migration auf den Weg gebracht. Ausgewählte Einwohner von Armutsstaaten
dürfen auf Anforderung europäischer Unternehmen für
eine begrenzte Zeit zur Arbeitsaufnahme in die EU einreisen. Berlin
hat durchgesetzt, dass die EU-Kommission bis Ende des Jahres „Pilotpartnerschaften“
mit Ländern Afrikas vorbereitet, in deren Rahmen die „zirkuläre
Migration“ erprobt werden soll.
Damit sich die selbsttätigen Freibeuter im demokratischen
Format freudvoll über Wasser halten, heben sie die systemimmanent
sanktionierten Frontdiener sublim wie stabil in den Sattel und starten
die standardisierte Maschinerie der Spürhunde, um die Spuren
der Fronarbeiter als „illegale Einwanderer“ zu sichern.
Von langer Legion der Elegien bewölkt und von
den reumütigen Eleven der antikolonialen Revolution bevölkert,
Rotz und Wasser heulen die Mütter und Vermählten, wenn
die Hiobspost eintrifft über den unwiederbringlichen Heimgang
ihrer Alten und Jungen auf der Flucht vor den Sturmbooten des Kröten-Kastells
der Menschenrechtsersten im Gottesacker Mittelmeer.
Selbst im Arrestlokal der Deportation prahlen die
wachehaltenden Pauker und Posten des Hochhumanen-Humus vor dem trikontinentalen
Prekäriats-Parias und proben, ihnen Wasser in den Wein gießen,
damit sie nach ihrer gewaltsam gewährleisteten Rückkehr
in die Megaslums ein Mitbringsel aus ihren Odysseen in den Zentren
der Zivilisation haben: Die zertretenen Träume und das Trauma,
das die nordisch rassistische Tyrannei anstiftet.
Steckenpferde reiten die Stabilitätsstäbe
vor den Prätorianer-Statuetten der Krisenkurs-Regimenter. Oft
fallen sie jedoch vom Sattel, wenn sie davon Wind bekommen, daß
sich die Unterschicht-Untertanen keinen Bauernfang andrehen lassen
und mit den subtilen Tartüff-Theater-Touren unterwegs den Laden
voll haben.
Der Krisenkurs der Integrationsindustrie bleibt
blutvoll
Dichte Wolken des grauen Regens bedeckten im Frühsommer
2007 die Allochthon-Quartiere der Berliner Republik, während
ihre Regenten mit einem glanzvollen Spektakel den Horizont verbrämten.
Die großkoalitionären Kompagnons der D-Land-AG bewerkstelligten
eine Novelle der Zuwanderungs- und Staatsangehörigkeitsgesetze,
legen dem Erlangen des bundesrepublikanischen Bürgerstatus
und dem Zuzug der Familienangehörigen der eingewanderten türkischen
Einwohner neugebackene Stolpersteine. Der dazu notwendige parlamentarische
Prozeß vollzog sich ohne nennenswerte oppositionelle Friktion
zwischen den Fraktionen.
Vier türkische Verbände, Föderation
Türkischer Elternvereine in Deutschland (FÖTED), Rat Türkeistämmiger
Staatsbürger (RTS), Türkische Gemeinde in Deutschland
(TGD) sowie Türkisch-Islamische Union der Anstalt für
Religion (DITIB) kündigten Protest gegen die retrospektive
Reform an, kommentierten das Novum als grundgesetzwidrig, betonten
ihren auch künftigen Einsatz für „Integration und
gleiche Rechte“, boykottierten den zweiten von der Kanzlerin
und ihrer Staatsminsterin für Migration, Prof. Dr. Maria Böhmer,
als verantwortlich getragenen „Integrationsgipfel“,
bekamen von den restlichen türkischen Sektionen Beistand. „Die
gesamte organisierte Bevölkerung der türkischen Minderheit
lehnt dieses Gesetz ab,“ heißt es in ihrer öffentlichen
Botschaft.
Kanzlerin Merkel reagierte darauf mit der Standpauke:
„Der Bundesregierung stellt man kein Ultimatum!“ In
einer Replik auf die Integrationsministerin Böhmer zitierte
der stellvertretende Bundesvorsitzende der TGD, Hilmi Kaya Turan,
aus dem brühwarmen Regelwerk:
„Durch den neu eingefügten Satz 3 kann
der Ehegattennachzug zu Deutschen bei Vorliegen besonderer Umstände
von der Sicherung des Lebensunterhalts abhängig gemacht werden.
Besondere Umstände liegen bei Personen vor, denen die Begründung
der ehelichen Lebensgemeinschaft im Ausland zumutbar ist. Dies kommt
insbesondere bei Doppelstaatlern in Bezug auf das Land in Betracht,
dessen Staatsangehörigkeit sie neben der deutschen besitzen,
oder bei Deutschen, die geraume Zeit im Herkunftsland des Ehegatten
gelebt und gearbeitet haben und die Sprache dieses Staates sprechen.“
Turan typisiert, was das für die Praxis bedeutet.
Einem deutschen Staatsbürger werde grundsätzlich zugemutet,
den Lebensmittelpunkt der Familie ins Ausland zu verlegen - ein
Widerspruch Grundgesetzartikel 6 (Schutz von Ehe und Familie). Dies
werde zum einen den Doppeltstaatlern zugemutet. Es sei rechtlich
nicht zulässig, bei Staatsbürgern eine unterschiedliche
Vorgehensweise wegen der Mehrstaatlichkeit vorzunehmen. Dies werde
aber auch denjenigen Personen mit nur der deutschen Staatsangehörigkeit
zugemutet, wenn sie im Herkunftsland des Ehegatten gelebt haben
und die Sprache des Staates sprechen.
Die autonomen Organe der organisierten Greenhorns
des ethnisch homogenen Volksstaates haben die Luft anzuhalten
Mit stetem Stelldichein salutieren die Impresarios
des integrationalen Impetus die system-immanenten Illustrationen,
fühlen sich mit ihren Jammertiraden ständig am Steilhang
- trotz des pädagogischen Präventionsprimats, der prima
protegierten Assimilationsprogramme streng selektiver Natur.
Mit der erneut nivellierten Novelle zum Aufenthaltsstatus
der migrantischen Malocher legt der Gewaltapparat der Retro-Republik
einen Schritt zu, die Kontrolle über das Geschick der Überflüssigen
geschichtlich zu vollenden.
Die Imperatoren-Trupps des nordisch-arischen Nonplusultras
verhalten sich als Inspekteure von Bandenkampfverbänden. Sie
überlassen die Argumentation ihrer Härte generell ihren
Kurtisanen mit „Migrationshintergrund“.
Die Voluntaristen der integrationalen Interpretation
gesellschaftlicher Prozesse, experimentierende Eleven der Expertokratie,
starren auf das vollzogene Volumen ihrer majoritären Position.
Vom ausreichenden Augenmerk gebauchpinselt, gesellt sich der eine
oder andere Freiwillige hinzu. In ihrem ausgedehnten Wirkkreis herrscht
die Wirrnis - nahe der Finsternis. Es wird weitergemacht, jeglicher
Gegenstandpunkt zensiert, gezimmert und gebastelt.
Dann besteht die eigentliche Furcht der Leithammel-Kultur-Kumpel
darin, daß die Citys in nicht weiter Zukunft brünett
statt weiß aussehen, dementsprechend die pikanten Verhältnisse
der bekannten Parallelgesellschaften sich pragmatisch von der parodistischen
Parole zum realistischen Reservoir der Revolte entwickeln. Nicht
nur die Akkumulation des Kapitals erfährt einen Aufschwung
der Akklamation, sondern auch die Kräfte des Gegenmarkt-Meetings,
auf denen das Nein zur Akklimatisation der global marginaliesierten
Mehrheiten an den Systemen der Mehrwert-Vermehrer immer lauter tönen
wird.
Beim Integrationsgipfel, der im Juli 2006 von der
Kanzlerin ins Leben gerufen wurde, dem sich im nachhinein der für
das innere Sicherheitsressort zuständige Minister mit einer
Islamkonferenz anschloß, ging es um den aufpolierten Weg der
eingewanderten Eliten in die Schicksalsgemeinschaft unter der kursorischen
Kuratel der wirbeligen Wirtschaftlichkeit. Die meisten Funktionäre
der migrantischen Selbstorganisation ließen sich in diesem
Singkreis der sittsamen Signale heiter stimmen. Sie glaubten, endlich
einen Gipfel gesichtet zu haben, den sie spielerisch stürmen
konnten.
Dann verabschiedete die Großkoalition die Novelle
der verschärften Konditionen. Das Zuzugsalter der Familienangehörigen
wurde von sechzehn auf achtzehn heraufgesetzt und von den zuziehenden
Spätlingen und Zöglingen neben ausreichenden Deutschkenntnissen
auch ein ökonomisches Fundament gefordert. Angeblich zielten
die Paragraphen-Phantasten darauf, das Geschäft mit den „Importbräuten“
zu versalzen. Um derartige Dokumente vor dem breiten Publikum sanktionieren
zu lassen, wurden Trophäenjägerinnen der Schleierliteratur
wie Necla Kelek und Seyran Ates zusätzlich zu dem Werbefeldzug
herangezogen. In einem von „theovangogh-gesellschaft@online.de“
verbreiteten Rundmail unter dem Leitspruch „Erst wird Gebäck
gereicht, dann droht man mit Desintegration“ vom 8. Juli 2007,
wobei es sich um den Boykott des zweiten Integrationsgipfels durch
vier türkische Dachverbände am 12. Juli 2007 dreht, lobhudelt
Kelek das frisch gebackene Paragraphenwerk und arrangiert ein Affront
- warum auch immer - gegen die Türkei:
Die Bundesregierung hat eine Gesetzesinitiative beschlossen,
die das Zuzugsalter bei Familienzusammenführung von sechzehn
auf achtzehn Jahre heraufsetzt und von den Zuziehenden einfache
Deutschkenntnisse und wirtschaftliche Unabhängigkeit verlangt.
Diese Maßnahme richtet sich darauf, den leidigen Tatbestand
der „Importbräute“ zumindest einzudämmen.
Gerade der Zwang zur (frühen) Heirat und die völlige Abhängigkeit
junger Frauen aus Anatolien von den Familien ihrer meist in Deutschland
geborenen Männer, die völlige Unkenntniss der Sprache
und Kultur ihrer neuen Heimat haben in den vergangenen Jahren zum
weitgehenden Scheitern der Integration und zur Zuwanderung in die
Sozialsysteme geführt. Diese Frauen führen in den Familien
in Deutschland ein separiertes, ihrer anatolischen Tradition verpflichtetes
Leben, sie erziehen Kinder nach den Vorgaben dieser Kultur, sprechen
mit ihnen nur türkisch.
Die Folge sind Segregation und Schulversagen der Migrantenkinder.
Immer wieder wird so eine erste Migrantengeneration produziert.
Wir haben bereits Hunderttausende so lebende Frauen in Deutschland.
Weder Islam- noch Türkenverbände haben auch nur eine Hand
gerührt, um die Lage dieser Frauen zu verbessern, sondern immer
nur ihr Recht und ihre Kultur verteidigt. Das Gesetz ist deshalb
dringend nötig.
In der Folge verschärft Kelek den Ton ihrer Standpauke,
wirft dann den Vorständen der Türkenverbände Gaukelspiel
und Schurkenstreich vor: „Sie (die türkischen Verbände)
wollen möglichst viele Türken nach Deutschland bringen,
diese sollen so leben können, wie es ihre Religion und ihre
vormoderne Kultur vorsehen. Es geht nicht um Integration, sondern
um Zuwanderung und Separatinteressen.
Hinter den süßen Reden wird also knallhart
Interessenpolitik im Sinne der Türken und der Türkei betrieben.
Es geht um Stellung, Geld und Einfluss der Verbände.“
Necla Kelek, die wie von der Tarantel gestochen dem
Gestern ihrer Altvordern entflieht, eilt die Karriereleiter hinauf,
sieht im als „antitürkisch“ geflickten Regelwerk
„Zuwanderungsgesetz“ einen „Lackmustest“.
Also haben die Verbandsfunktionäre Farbe zu bekennen: Entweder
schwarz-rot-gold mit dem geadelten Adler oder rot-weiß mit
Sichelmond und Morgenstern. Mit den Mittelsmännern der Muslime
will sie keinen Dialog pflegen und keine Expertise anpacken, sondern
nur noch über Gewalt reden, die sie trotz der blutbefleckte
Geschichte des Abendlandes unter Kruzifix und Hakenkreuz dem islamischen
Glauben allein als Grundpfeiler zuschreibt.
Keleks Augenmerk gilt der gesamten Integrationsindustrie
als zwangsläufige, aber auch kurzweilige Zeremonie. Ihr geht
es nicht um die Miseren der „verkauften Bräute“,
sondern um ihre Heldin-Rolle in den germanisch manischen Schleich-Reklame-Produkten.
Doch einem Beitrag von Andrea Brandt und Cordula Meyer in „Spiegel
Online“ vom 7. Juli 2007 zufolge sieht der Historiker Klaus
Bade selbst für Merkels Interesse am Tabuthema Integration
auch ganz pragmatische Gründe: Es sei schlicht billiger, schon
Kinder gut zu integrieren, als sich später mit aufwendigen
Maßnahmen um chancenlose Migranten mit Hartz-IV-Biografien
zu kümmern. Besonders qualifizierte Einwanderer, so Bade, machten
außerdem inzwischen einen Bogen um Deutschland: „Wir
kriegen nur die zweite Garnitur. Die erste geht ins Silicon Valley
oder nach England.“
Parteien-Populismus und die ewig entfremdete
Population der Spätankömmlinge
Das restaurierte retrospektive „Zuwanderungsgesetz“
präzisiert den ethnozentrischen Willen zur selektiven Migration
und Assimilation. Auch der „nationale Integrationsplan“,
den die Kanzlerin in einem einjährigen Zeitraum von mehr als
250 Experten formulieren ließ und den sie dem von ihr zusammengestückelten
Plenum namens „Integrationsgipfel“ am 12. Juli 2007
präsentierte, zählt als eine Portion Promotion mit dem
präventiv parierten Populismus, eine Formvorschrift zum Kundenfang.
Die Zieheltern und züchtig herumziehenden Paraphrasen-Pauker
des völkischen Zauberzirkus hinter dem Balkan und Ural drohen
den nonkonformistischen Meetings mit dem Schluß der Debatte
über die kulturellen Menschenrechte in Deutschen Landen. Wer
die von Extra-Exponenten pikant formulierten und brillant formatierten
Passagen des platonischen Plans als kleinkrämerischen Extrakt
des Klimbims zu karikieren wagt, wird sein blaues Wunde erleben.
Die Gouvernementalität der gewalthabenden Majorität,
die sich auf der Gralssuche nach den Grundfesten der leidigen Leitkultur
befindet, setzt alles daran, den Minoritäten-Verbänden
den Schneid abzukaufen. Sie protegiert jene Schmeichler, die sich
schräger Schmähschriften bedienen und als Marktschreier
in die Schneise schneien, Schleich-Reklame für das imperiale
Kasten-Kastell auf Touren bringen und darauf zielen, es sich als
dessen willfährige Schreiberlinge auf einem Schrein voller
Banknoten bequem zu machen.
In der achtundzwanzigsten Woche des Jahres begann
eine Attitüden-Attacke auf vier türkische bzw. türkisch-islamische
Dachverbände, weil sie die neuesten Formalien der autoritär
normierten Novelle, des frisch gebackenen, noch schärfer gewürzten
Regelwerks namens „Zuwanderungsrecht“ als kulturalistisch
archaisch in Frage stellten. Vor allem die Prämissen im Passus
des Nachzugs von Familienangehörigen, denen ohne „Deutschkenntnisse“
die Einreise ins Groß-D-Land verwehrt wird. Und das gilt nur
für die Migranten aus dem (vor allem vorderen) Orient. Die
Sprachkenntnisse, die aus etwa zwei bis drei Hundert Wörtern
bestehen, sollen die Neuankömmlinge, nämlich die nachziehenden
Bräute ermutigen, ihr gleichberechtigtes Recht gegenüber
ihren Paschas einzuklagen. Welch eine Liederlichkeit! Zudem wurde
das Nachzugsalter von sechzehn auf achtzehn aufgesetzt, um dem praktizierten
Geschehen der Zwangsehen zum Erliegen zu bringen.
Die vier Verbände reagierten auf solche Art des
selektiven Methode, die Subjekte des Gesetzes gemäß ihrer
Staatsangehörigkeit zu klassifizieren, mit einer impulsiven
Kritik, argwöhnten den Merkelianer Gipfel als einen Schwank
und flüchteten sich in einen Boykott. Aber aufrecht!
Gralswurzel-Greise, die sich vor den zum Alltag anwachsenden
Schikanen in Bezug auf ihre Grenzwacht nicht scheuen, beäugen
griesgrämig die Erdenbürger der Brünetten, stellen
ihr Herz für weibliche Greenhorns aus dieser Spezies zur Schau
gegenüber den patriarchalischen Paraden. Doch derartiger Habitus
der Hochhumanen ist eine populistische Parodie oder die Karikatur
der Kurtisanen-Kultur. Der Voluntarismus dieser selbst ausgestellten
Urkunden-Urbanen wird sich vollgültig als Volumen-Volte für
immer ins Gedächtnis brennen.
Am vierten Tag der 28. Woche wieherte der Amtsschimmel,
trafen sich an der Spree die willfährigen wie ausgelaugten
braven Honoratioren der Berliner Republik - zum zweiten Integrationsgipfel
der Kapriolen-Kanzlerin, die ihn als einen „Meilenstein“
in der Gastarbeiter-Ausländer-Asylanten-Zuwanderer-Geschichte
der Bundesrepublik wertete, emotionell die Positur der Berolina
im Statuen-Stil fingierte und sich genaugenommen zur Karikatur der
Kuriosumskultur machte. Das in der Runde im Kanzleramt präsentierte
Papierwerk „Nationaler Integrationsplan“ soll die Budgets
auf allen Ebenen angeblich um 750 Millionen Euro belasten - zugunsten
derer, denen man den Weg zur Chancengleichheit ebnen will, indem
man sie zur Sippschaft eines nicht vollwertig urbanen Geschlechter-Genres
macht.
Der Boykott-Block wurde im Laufe der Tage von der
majoritären Meute einheitsfrontmäßig ins Gemeine
gezogen und mit Allgemeinplatz-Allüren veralbert. Mit hoch
gegipfeltem Berolina-Blick und pangermanisch tendenziösem Tenor
tröstete die Kanzlerin Angela Merkel ihren treuherzig trainierten
Troß: „Wir haben eine ausgestreckte Hand für jeden...“
Und der Integrationsminister von NRW: „Nur weil einige Verbände
dem Gipfel fernbleiben, ist das Tischtuch noch nicht zerschnitten.“
Das vielleicht nicht, doch es bekam kaum einen Farbenton aus dem
Gegengestade der ethnisch homogenen Gesellschaft.
Der Musentempel des integrationalen Impetus auf dem
Schaugipfel nach Gutsherrenart verspricht seinen Leitstellen-Lakaien
und liebedienerischenen Laien Arbeitsplatzgarantie sowie weiteren
zwölf Tausend höchstwahrscheinlich mißgünstigen
Hartz-IV-Frondienstlern den Einstieg in die militante Missionaren-Mischpoche
von Mischlingen und mildtätigen Mitleidern.
Die Gipfelsturm erfahrene, Fahnenappell fähige
willfährige Kurzweil-Kanzlerin und ihre goß-koalitionären
Kompagnons wissen, daß man den Minoritäten nur ganz vereinzelt
in den gesellschaftlichen Schaltstellen begegnet. Das hört
sich nicht fragwürdig an, sondern entspricht genau dem germano-
bzw. eurozentrischen Fahrplan.
Tatsächlich dreht sich der Zwist, den der Kanzler-Troß,
der neben einigen alteingesessenen Experten und allochthonen Exponenten
aus der medialen Merkel-Meute besteht, mit den türkischen Verbänden
ausfechtet, nicht um einen Teil des nationalen Integrationsplans,
dessen Dokument reichlich Roßtäuscherei betreibt. Es
umfaßt als Objektmasse nicht allein die Eingewanderten im
Ausländerstatus, sondern auch alle, die bereits eingebürgert
sind. Wenn öffentlich orakelt wird, daß die Papierpassagen
die Projektpraktiker verpflichtet, mehr Einwanderer in den Staatsdienst
zu holen, ist der selektive Hintergrund sichtbar stilisiert: Es
geht um die Promotion für die Eliten - vages Vorhaben wie eine
auf einer einsamen Bergspitze gehißte Vielfarbenfahne, nach
der man immerfort nachprüfen muß, ob sie überhaupt
weht.
Im Kerngehalt ist der Meilenstein-Plan à la
Angela Merkel ein ambitioniertes Aktenstück, keinen Pappenstiel
wert, das zugleich eine Menge Lebenslügen einschmelzen kann.
Zum Beispiel das paradoxe Pathos der Chancengleichheit, die auch
zur Folge hat, die Asylmigranten als leisetreterische Loser in Deportationslagern
zu internieren, die erdgrau erdichtete Furcht vor den virtuellen
Flüchtlingsfluten zu intensivieren; oder der Pathos den eingewanderten
Individuen ein ethnizistisches Etikett aufzudrücken sowie die
Existenz der kosmopolitanen Kollektiven launisch zu leugnen, genauso
die Autonomie der Migration zu verbarrikadieren.
Für die schäbigen Laien der Journaillen-Junta
und Gesellen der Jägerlatein-Literatur oder Legionäre
der Gazetten-Garnison haben sich die Boykotteure selbst in ein Wespennest
gesetzt. Der Zug der Integrationsintimi bewege sich fort, auch ohne
sie, lauteten die liederlichen Töne einiger schreibender Lehrmeister.
Nur sollten sie auch erkennen: Der Zielbahnhof zeigt sich ziemlich
verzwickt.
Die gelungene Integration enträtselt der Prosaprolet
eines Revolverblatts mit solcherlei Sophistik wie hier: Davon lasse
sich erst sprechen, wenn die große Mehrheit der eingebürgerten
Türken nicht mehr von sich sagt, sie seien Türken mit
deutschem Paß, sondern Deutsche mit türkischem Hintergrund.
Also doch: An den ethnizistischen Ambitionen des germanophilen Gedankengebäudes
führt kein Weg vorbei. Das souveräne Individuum taucht
im integrationalen Sumpf endgültig unter. Die kosmopolitane
Bürgerrepublik kommt in den pangermanischen Silhouetten der
Berliner Republik abhanden. Das gilt speziell für die Türken.
Daher läßt sich die Novelle des „Zuwanderungsrechts“
als ein antitürkisches Geflecht ins Gedächtnis rufen,
wodurch auch das weich geflickte Dialog-Tuch unweigerlich zu Bruch
ging, das sich schwerlich wieder instand bringen läßt.
(...)
Von linken Fossilen als Rollen-Rivalen oder
Fabel-Filialen
Mit der Duftmarke des Emanzipatrorischen gelingt es
den linken Legionen nicht, mit der Menge ins Bad zu steigen, um
die Krautjunker samt ihres Gewaltapparats demonstrativ zu demolieren
und ihre Demokratie-Konjunktur bloßzustellen. Vielmehr sehnen
sie sich nach zierlichen Zirkussen und Zeltfreizeiten mit Lagerfeuerabenden
- unterm orangenfarbenen Antlitz der Frau Luna.
Doch hauen die Regenbogenkrieger von Greenpeace hart
u.a. in die Tastatur, promenieren prominent im Monitor ihres Elektronengehirns,
heuern willfährige Greenhorns an, reklamieren einen ansehnlichen
Anteil an öffentlichen Fördertöpfen, nehmen die Besorgten
und Betrübten in Beschlag, bieten den originalen Gut-Betuchten
und bürgerlichen Gettogether-Partys Ökokost, laufen gegen
den Staatssäckel Sturm, wenn sie nicht das Gefühl haben,
von ihm privilegiert behandelt zu werden. Hier entsteht ein Wildwuchs
der NGO-Groupies, in dessen Gewirr sich die prämierten Pressure
Groups durchsetzen, zugleich menschenrechtsmental manierierte Meriten
erwerben. Nur in Marginalien wecken sie Verständnis für
Milliarden, die im untersten Rand der Weltgesellschaft herumkrebsen
- aber auf Umwegen versuchen, an die Küsten der Behaglichen-Bastei
zu gelangen.
Schön und geschmeidig reden im frei zugänglichen
Zirkus der medial merkantilen Maskerade die marktgläubigen
Mandanten das mehrerlei Risiko als Sprung aus dem Gehäuse der
Rivalitäten. Daß die transnationale Migration weit oben
auf der Agenda der von imperialen Phrasen-Philosophen diktierten
Programme steht, interessiert die Spaßpartisanen der NGO-Gilde
nur am Rande. Die Potentiale der bodenständigen Widersacher
der Ständegesellschaft zog durchweg unter die planetäre
Plane der parlamentarischen Patronage-Parteien. Neben ProAsyl existieren
nur noch marginale Melangen, die hin und wieder den Start einer
Karawane kundtun - als Demonstration der Solidarität mit der
migrantischen Menschenmenge in Deportationsdepots, der Illegalität
oder im Status der Geduldeten. Ansonsten wächst im linksbündigen
Antifa-Lager das hyperklug judeophile Gebrodel und erklimmt hanebüchen
die ethnophobe Etappe, mausert sich einsatzbereit zum argwilligen
Gorilla-Klub hinter dem Gendarmen-Dampf für die Freistunden
der Mäuse-Monarchen - robotet robust unter dem Feigenblatt
der emanzipatorischen Züchtigkeit und zivilisatorischen Ziererei.
Der Blick des parlamentarisch demokratisch partizipierten
Linkenlagers erstarrt zur Salzsäule, gibt sich mondial dem
Simulationsritual hin statt der sozialen Revolution. Die medial
manipulierten öffentlichen Wortführer dieser zerfahrenen
Zeremoniell-Zöglinge prahlen mit ihren kollaborationsbereiten
Konversationen, vermeiden vermehrt jegliche ideologische Kontroversen,
setzen zombig auf die dilettantenhafte Konversion und den faulen
Frontwechsel der verirrten Kollegen, gehen am Ende zornig ins Zeug,
jeden Antagonismus der lakaien- und laienhaften Linie kurz und klein
zu schlagen, zumindest aber zu zensieren.
Die buntscheckige kulturalistische Klangfarbe
Es ist soweit. Die zweite Welle der völkischen
Attraktions-Attitüden im Marschplan des europoiden Orders ist
angekündigt. Nach Aussagen ihres Außenkoordinators Xavier
Solana Anfang Juli 2007 stellt die Europäische Union trotz
Rußlands Veto im UN-Sicherheitsrat die Sezession des Kosovo
in Aussicht. Das ermutigt weitere völkische Kräfte, allen
voran die ungarischsprachigen Minoritäten in Serbien, Rumänien
und der Slowakei, ihre Autonomie-Ambitionen zu manifestieren, die
durch deutsche „Volksgruppen“-Experten hochkarätig
angeleitet wurden und in Budapest zum guten Ton gehören.
Noch hat das Amselfeld rechtlich den Status einer
serbischen Provinz. Aber nicht mehr lange. Über weitere Schritte
wird noch konferiert. Auf die Protagonisten der protegierten völkischen
Welle huscht wieder das Geflacker von Neonlicht von weit her, aus
den Metropolen. Sie können so viel Mut zeigen und Zeter und
Mordio schreien, daß sie keiner Keilerei aus dem Weg gehen
wollen. Immer mehr werden sie doch unter die Räder des Imperiums
geraten - als Verlierer natürlich, die sich in den Fängen
des Schicksals verheddern und einer femme fatale verfallen müssen.
Dies versichern ihnen versierte Rassenkundler, deren Gorillas irgendwann
anfangen werden, auch diese Desperados zu vermöbeln.
Seit sich die ethnizistische Krake krankhaft entfaltet,
dringt die Religiosität als embryonales Relikt der feudalen
Fundamente in sämtliche Strukturen der neo-kolonisierten Peripherie
ein. Um torpedieren zu können, daß sie auch im Zentrum
an Boden gewinnt, leben die Regenten der Rendite von früh bis
spät geistesgegenwärtig auf dem Kriegsfuß. Je mehr
das Gewicht des Neokolonialismus im Aufwind ist, desto gewaltiger
wird das Geflecht des Glaubensgewühls als Reaktion darauf Schlag
auf Schlag aus der Privatsphäre wieder tiefer in das gesellschaftliche
Gefüge eingreifen - vor allem im erdfahl erniedrigten Orient.
Die Existenz des Raumschiffs Erde als Allmende aller
scheint stärker als je zuvor auf der Kippe stehen. Während
die mental wie merkantil Übermächtigen der Erdgeborenen
mit ihrer Messias-Metapher im Angesicht kommender Katastrophen Froschblut
haben, wird erneut der Streit um die Definition des Kollektiven
aufflammen müssen.
Doch die universitäre Intelligenzia auf ihrer
Seite geißelt die christlich-abendländische Mammon-Media
mit sarkastischer Schärfe zum Beispiel die plötzliche
Eruption eines bürgerlich-laizistischen Patriotismus in der
Province Anatolia, tischt waghalsig ein Amalgam aus Humanismus und
Kapitalismus auf - eine Lagerhalle für Menschenrechtseinerlei
sowie einen Gemeinplatz für Mehrwertallerlei.
Mächtig medioker stolziert der grüne Mittelstand
mit Lammfrommen und Politisch Korrekten, trompetet sein Menschenrechtsmetier
nach dem kulturalistischen Kompaß heraus. Allemal wechseln
diese überlebenstüchtigen und akklamationssüchtigen
Akteure der Laisser-aller-Allianzen ihre Alternativen, glauben sogar
mit ihren Marketingmethoden die Hungerherden und Elendslegionen
in Megaslums steuern zu können.
Die Grünen-Gladiatoren genießen ihren putschistischen,
Pro-Profit protegierten, protektoral politierten puritanischen Pyrrhussieg
im Gerangel um den Glimmstengel und interessieren sich für
den Protest der mondialen Proleten im deutschen Hungerturm nur als
Protagonisten des humanitären Interventionismus. Daß
das Rauchen geringstenfalls den geistigen Zustand der Pleitiers
fördern kann, den Präparaten wie Antidepressiva als Alternative
hingegen oft verbleibende, hin und wieder todbringende Nebeneffekte
innewohnen, bagatellisieren die Partei-Potenten der mammon-mobilen
Privatiers und moderaten Piraten, die vom einstigen Hausierer-Status
der Hausbesetzer und Pflasterstein-Partisanen zum gerissenen Klassenrang
der probaten Hausbesitzer aufgestiegen sind.
Nebenbei bemerkt: Interkulturelle Aktivitäten
sind herrschaftlich hierarchische Pflegepraxen der Untertanentreu
und Formen alltäglichen Handelns, die von prinzipiellen Normen
der majoritären Gewalt-Meute diktiert werden. Beim fort und
fort aufgewärmten Scheinstreit über das Gewicht der „Leitkultur“
dreht es sich um die Definitionsmacht systemisch autoritärer
Strukturen, also um die kulturelle Hegemonie wider die Autonomie
der Nochnichtdazugehörigen, der eingewanderten Einwohner.
Kultur läßt sich in diesem Kontext als
gesellschaftliches Konstrukt zum Erhalt von Klassenkompromissen
des autochthonen Zentrums gegenüber der allochthonen Peripherie
ermitteln. Ob sie, also die Kulturdebatte, auch als potenzielles
Medium emanzipatorischer Strategien analysiert werden kann, hängt
davon ab, daß der Kampf nicht um die Korrekturen innerhalb
des Systems läuft, sondern um den Wagemut, es als historisch
überwunden zu erklären.
Hier gerade entpuppt sich das strittige Multikulturalismus-Konzept
als Verwirrspiel, dessen Kerngehalt das Gebot der strikten Neutralität
der Staatsgewalt samt ihrer Institutionen gegenüber allen partikularen
Identitäten innewohnt. Daß die Gleichwertigkeit der Andersartigen
kein Primärgut verkörpert, zeigt z.B. die medial gelenkte
Islam-Schelte im Mainstream, die ins Uferlose geht. Der Souverän
repräsentiert keine Staatsbürgernation, sondern den Volksstaat.
Die andauernd aufs Glatteis geführte Antifa-Debatte
demarkiert eine linkische Linie des Debakels. Sie bleibt trotz aller
Alternativ-Allianzen im antiquarischen Quartier der Querulanten
stecken, was einer Quarantäne der Chaoten ähnelt, die
sich über die Paraden der Stammhalter faschistisch ethno-nationalistischer
Kameraderie beklagen und kreischend Kassandraruf-Kapriolen kommentieren.
Selbst die klitzekleinste Demonstration von völkischen Fundamentalisten
reaktiviert eine Menge Antifa-Agitatoren. Es kommt zu mentalen Meetings,
zu Abwehr-Attacken für das bourgeois-demokratisch adrette Artefakt,
aber selten zu der Artikulation der Akzeptanz eines egalitär
kosmopolitanen Gesellschaftsgebildes.
Alles, was die organisierten Gutmenschen-Mystiker
tüfteln, bleibt an einem Punkt hängen, nämlich die
vom beruflichen Glück ausgeschlossenen, unterqualifizierten
Allochthonen-Abkömmlinge in den Gettos Germanias mit Spiel
und Spaß sowie im Hartz-IV-Archipel zu beobachten, deren latenter
Haß allzeit zum Tumult entfacht werden kann. Nur diejenigen,
die im besten Saft stehen und sich dem Karriere-Krieg auf dem Nischenmarkt
verschreiben, gelten als exemplarische Exponenten der „gelungenen
Integration“.
Keine alte Lektüre im Folioformat kann eine alternative
Blüte hervortreiben. Beim rudimentären Räderwerk
der integrational institutionalisierten Instrumente und Utensilien
dreht es sich um ein intrigantes Lehrgebäude. Die lauthals
zitierte Rhetorik der Chancengleichheit durch Qualifikation zielt
nicht auf das Gleichmaß zwischen Ambitionen und Positionen,
sondern darauf, der Reservearmee in den Gettos Wasser in den Wein
zu gießen. Gewiß rechnen die Mausklicker des Menschenmanagements
mit der Auslese der Tüchtigen und Tüftlergenies. Gehandelt
wird jedoch gemäß der theosophischen These des Soziologen
Gunnar Heinsohn von der Gefahr des „Youth Bulge“ („Jugendüberschuß“).
Wie Moritz Schwarz am Ende eines Gesprächs mit ihm in „Junge
Freiheit“ vom 10. August 2007 resümiert, „bezeichnet
die überproportionale Ausstülpung ('bulge') der Alterspyramide
beim Segment der jungen Menschen. Nach Heinsohn entstehen durch
'Youth Bulges' die Voraussetzungen für Bürgerkrieg und
Terrorismus. Wenn nämlich große Teile der männlichen
Jugend keine Aussicht haben, eine angemessene Position in der Gesellschaft
zu finden, stehe ihnen als einziger Weg die Gewalt offen: 'Um Brot
wird gebettelt. Getötet wird für Status und Macht.' Europa
sieht sich, bei gleichzeitigem eigenem Jugendschwund, mit dramatischer
Geschwindigkeit in den nächsten Jahrzehnten mit einem solchen
Überschuß an jungen Männern aus - islamischen -
Einwanderer-Kulturen konfrontiert.“
„Political Correctness“ hält die
Hand über Totschlagargumente für die kulturalistisch kalkulierbare
Qualifikation mit dem demokratisch dogmatischen Diktum integrationsfähig
und -willig.
|