Marode Manipulationsmaschinerie der Menschenrechtsmentoren
Über und über Serpentinen zum verkorksten
Gipfel der Karriere-Kumpanen
Laikale Aspiranten der selektiven Assimilation
Reaktive Akklamation und die repressiven Perspektiven
der intriganten Integrationsindustrie
Marginalen zum Ende eines Jahres mit morgenleeren
Merkmalen
Von Necati Mert
Über den Sieg
Die furchtbaren Hände auf deine Wunde gepreßt,
mit blutig zerbissenen Lippen
mußt du den Schmerz ertragen.
Hoffnung ist jetzt nur ein nackter, grausamer Schrei.
Wir werden mit unseren Fingernägeln
den Sieg aus dem Boden kratzen,
und nichts
wird vergeben!
Nazim Hikmet
Sprunghaft bunt brach das herbstliche Herbarium an der Spree an,
auch schwermütig bis schemenhaft. Strohgelb verblühte.
Kaffeefarben die Kälte, die sich durchaus nicht umarmen ließ.
Brandrot bedroht Kosmopolitania fortan. Nirgends geblümt. Weit
blümerant zeigt sich die Jetztzeit, blamabel bleibt die Vergangenheit.
Es gehört zum metropolitan mythischen Metier, abendbraun memmenhafte
Münchhausiaden in Umlauf zu setzen.
Im song- und sonnenarmen Sommer 2007 diagnostizierten die Klima-Doktoren
der doktrinären OneWorldOperation dem sozial ramponierten Erdenleben
eine "schwere Depression". Als Symptome stellten sie am
Globus, der dem Organismus der Gerät-gestaltenden Zweibeiner
zwischen zotiger Zeremonie und ungezähmten Zorn ziemlich ähnlich
erscheint, scheffelweise Schwächen bis kategorischen Katzenjammer
fest - stetige somatische Beschwerden wie Rücken-, Nacken-,
Backen-, Kopf-, Hals- und Herzschmerzen.
Rabiate Rambos setzen rivalitäts- und ruhmsüchtig ihr
Rummelstück gleichwohl fort. Die neoständisch hegemoniale
Gewaltkunst hält den besitzlosen Barbaren, Pleitiers und Parias
des mysteriösen Monstrums namens Freihandel konstant eine Standpauke
und läßt an allen Ecken und Kanten der eroberten Erdoberfläche
die mentalen Moralapostel applaudieren, über den Herren der
himmlischen Heerscharen plaudern. Dieser Über-Er könnte
seinen irdischen Hirten und Agenten Order erteilen, zwischen den
Zitadellen der Glücksgüter zu wandern und Wunder zu erbringen.
Diese Unter-Tüftler wiederum haben dann zu bewerkstelligen,
daß die planetären Pleitiers der merkantilen Maschinerie
wieder Luft ablassen: Vielleicht werden ein paar Krümel vom
auffällig kumulierten Krauter-Kuchen für das Prekariat
abfallen können.
Dem markant merkantilen Anachronismus hinterherhinkend attackieren
die Drama-Dragoner der Oligarchen-Ökonomik drahtig die längst
ausgeschalteten Subsistenzstrukturen. Denn sie glauben, vereiteln
zu müssen, daß solcherlei Lebenswelten wiederkehren,
die durch sich selbst, also autonom bestehen wollen und sich der
Leibeigenschaft der freien Marktwirtschaft verweigern. Mit profanen
Produkten jener prostitutionsbereiten Intellektuellen, die lausiges
privatisiertes Lohngeschreibsel basteln, probiert der demokratisch
doktrinierte Hegemon ein primitives Tünchen-Ticket zu erwerben,
das in den linkslastig lustigen Szenen-Zone einen gewissen positiven
Ruf genießt und in sie einen Keil treiben kann.
Im Wettstreit mit dem Westen gerät die Welt immer klaftertiefer
in die Fänge des Fanatismus. Dabei rufen die zeitnah prahlenden
Plünderer der natürlichen Reichtümer und Früchte
humaner Mühsale plump das Grauen mit Armageddon, das baldige
Ende des Blauen Planeten, ins Gedächtnis, sobald sie mit dem
denknotwendigen Ende des Kapitalismus als historischer Fäulnis
konfrontiert werden. Einmut herrscht in Palästen darüber,
bei der Reproduktion der Gewalt prävalent aufs Tempo zu drücken,
um der Gegenwehr der Hüttenhorden präventiv entgegenzutreten.
Triviales Tamtam auf dem Turm der zeitgeistgläubigen
Intelligenzia
Einen fulminanten Flug startet der systemkonform strenge Gegacker-Chor,
der sich aber auch mit der Crash-Kompanie des Chamäleon-Chaos
anfreundet. Etlichen elitären Eleven im digitalen Dunkel der
Rollenrebellen, deren Sympathie allein um den Konsumismus kreist,
erscheint der Tempo-Trubel der freihandelsparaten Apparate, das
kollektive Substrat des humanen Daseins zu privatisieren, nicht
laut genug. Und ihren Rivalen im realitären Revier der Enteigneten,
die im Kommunismus immer noch das einmalige Gemeinwohl des Menschengeschlechts
sehen, wird über kurz oder lang der Geduldsfaden reißen
müssen. In der Tat: Innerhalb von ein paar Jahrzehnten kann
aus der ebenda dunklen Epoche ein alternativ helles Weltalter platzen.
Denn das Besitz- und Profitsystem, das in der humanen Gegenwart
vorrangig das Arsenal von Material und Manufaktur aufspürt,
Menschenmengen samt ihren naturhaften Bedürfnissen und Sehnsüchten
zu überflüssigen Kreaturen erklärt, läßt
sich als endlos brutal entlarven - als totales Urbild der Tyrannei.
Noch gelingt es der mit eitlen bourgeoisen Hyänen komplett
kokettierenden Intelligenzia, die sich zumal von der Kreativität
der anderen nährt, die Fäden zentral mit der neofeudalen
Filzokratie zu verknüpfen. Die doktrinäre Dramaturgie
des Kapitalismus, die Eigentum, Markt und Mammon miteinander verzahnt,
erfährt mit dem digitalen Vernebeln der lichtbeständigen
Lebensbilder seine höchste Blüte.
Global konkurrierende Großkopferte des politisch Korrekten,
die fromm über frohmütig freien Foren die Hand halten,
gebärden sich mit dem trägen Terminus PowerPointPräsentation
wie clevere Clowns, die manches Mal das Publikum verblüffen
und ärgern wollen. Doch ihr triviales Tamtam trägt zuvorderst
Trauer zur Schau, erntet daher Hohn und Spott statt Staunen und
Zutrauen.
Aus der Sicht der Profit-Touren zum Mekka des mächtig angehäuften
Privateigentums postulieren Media-Mentoren erarbeitete Prozesse,
die vorrangig ein Hebel zum Bauernlegen sind, und zwar zugunsten
der monopolistisch agierenden Großagrarier, deren Gewinnmargen
vor allem in Zeiten der atmosphärischen Attacken weiter in
die Höhe schnellen. Eine Handvoll Aristokraten der überportionierten
Prosperität artikulieren archaisch ihr reguläres Recht
auf Reichtum durch emporragende Profitraten, Milliarden von elenden
Mengen nagen am Hungertuch - dann kann der Tag des Höllenlärms
nicht mehr weit sein.
Auf den Fährten des aufklärerisch
ideologischen Fundamentalismus
Sience-Fiction-Produkte überfluten die Realität, auch
die staatlichen Stabsstellen bedienen sich mit vollen Händen
aus dem mannigfaltigen Fundus dieses Genres der Kunst. Die terroristischen
Schurken tauchen vorwiegend als "alienistische Attacker"
auf. Kokettiert wird dabei mit der Angst vor ihnen - und damit,
daß der neoliberale Ständestaat die Hände nicht
in den Schoß legen darf, sondern selbst gegen das feige Phantom
aktiv agiert. Und er handelt formen- wie reformenreich.
Ein magisch sozialdemokratisch sanktionierter Kanzler, der Anfang
des dritten christlich-abendländischen Millenniums einen kombattanten
Kometen startete, sich komödiantisch einen Namen als Ger(t)-Hartz
machte und im Reformmotoren-Regal der Gentleman-Geschichten landete,
diffamierte die hart errungenen sozialen Systeme als "Mitnehmmentalität".
Seine Rivalität-geladenen Rituale und Agenda-Animationen entbehren
jeglichen Akt der freiwilligen Solidarität. Nicht das - dem
Namen eines korrupten Konzern-Managers nach konstruierte - Schlagwort
Hartz, sondern die Härte der vollzogenen Retro-Reformen in
der letzten Dekade der Demokratie-Geschichte machen es jedem unmöglich,
von dem minimalen Einkommen einen Teil auf ein Spenden-Konto einer
kollektiv aktiven Korporation zu überweisen.
Die ökonomische Doktrin des Oligarchen-Kapitalismus, die in
flagranti viel mehr destruktives Desaster dokumentiert als vermeintlich
zu vermittelnden Wohlstand, läßt kollektive Komponenten
der Gesamtgesellschaft in desolate Parzellen zerfallen. Die parlamentarische
Parteien-Parade bestückt dabei ein postmodernes Politikum,
das allerorten die Gesetzmäßigkeit der Geschichte verdrängt
sowie das Vorgestern der feudalen Fäulnis fortwährend
vergegenwärtigt. Was einstmals als erklärliche Errungenschaft
galt, zählt neuerdings als erratischer Block. Im Zwielicht
des zivilisatorischen Zaunzirkus kommen dann die Intellektuellen
und anderen Akteure der Intelligenzbestie nur noch in der Rolle
des Pausenclowns angetanzt. Wer sich brav den ideologischen Prämissen
und dem Wertekanon des endkapitalistischen Werbetrommelns unterordnet,
kann ekstatisch auf eine Karriere hoffen - als quasi Kurtisane im
Geiste.
Gegenwärtig gewährt der Bannstrahl des Antisemitismus
den Bellizisten der christlich hochkapitalistischen Bastion ideologische
Überlegenheit, die Übeltaten des titanischen Imperiums
als Zivilisationswacht zu legitimieren. Vor allem am bärbeißig
virtuellen Profil der beschwerlich orakelnden Berserker und Barbaren
orientalischer Eigenheit feilen die arisch artigen Autoren der okzidentalen
Aristokratie vehement weiter. In en masse Urkunden, die in unzähligen
Untergeschoß-Archiven verstauben, breiten sich derlei Positionen
wie ein Steppenbrand aus. Was den präpotenten Europiden als
legitime Lektüre zum Vorschein kommt, gilt für die zionistischen
Apologeten des israelitischen Siedler- und Okkupantenstaates als
progressiv polierter Patriotismus - das heißt: als das letzte
Refugium der Erzhalunken. Dabei dreht es sich um den gebetsmühlenartig
verkündeten Zusammenprall der Kulturen, der nicht erst vom
brummigen Pentagon-Politologen Samuel P. Huntington erdichtet wurde.
Theodor Herzl, der Urheber des Zionismus, positionierte bereits
im 19. Jahrhundert in seinem Schriftprodukt "Der Judenstaat"
Palästina als "unsere unvergeßliche historische
Heimat" und erwähnte: "Für Europa würden
wir dort ein Stück des Walles gegen Asien bilden, wir würden
den Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbarei besorgen.“
"Kultur" meint hier keineswegs ein menschlich hohes Gut,
weder kollektive Ästhetik noch komplettierte Eintracht. Sie
enthält im Schwergewicht das bombige Bonmot der markt-manierierten
Machart wie Gerechtigkeit, das wiederum die Renaissance der militärischen
Metaphern und militant martialischen Rhetorik manifestiert.
"Freies Individuum" ist der Stützpfeiler des aufklärerisch
expansiven Fundamentalismus und verkörpert jenen urbanen Typus,
der sich athletisch jeglicher kollektiver Komponente einer dynamischen
Gesellschaft entledigt. Auf dieser Plattform wird todesmutig ein
islamischer Komplex zusammenstückelt, der im Gegengestade des
"christlich-abendländischen Kulturkreises" vorgeblich
die zombig zivilisatorischen Errungenschaften attackiert. Daher
müsse selbst die Kritik der politischen Ökonomie den Verriß
des Antisemitismus sowie die rückhaltlose Solidarität
mit Israel zur Richtschnur haben, plädieren die aufklärerisch
militanten Apologeten der westlich formatierten Werkstattwerte wie
Stephan Grigat im neolinken Wochenblatt "Jungle World"
vom 21. November 2007.
Schizoid ist bei diesen judeophilen Luftschlößern, daß
der zionistische Siedlerstaat vollends auf dem Fundament des Gottergebenen
fußt, somit den aufklärerischen Maximen wie Liberté,
Égalité, Fraternité auf Biegen oder Brechen
entgegensteht.
Das Domänen-demokratische Schurkenstück
»Enduring Freedom«
Die Demokratie lebt von Idealen abstrakten Artefakte, läßt
sich immun gegen jegliche Kritik im Kern behaupten. Somit können
die Opponenten nicht einmal in Keimformen dagegen auftreten, ohne
tief im Sumpf des Opportunismus zu verfallen und das dogmatische
Opus des Demos als Souverän aneignen zu wollen.
Mit der listenreich gesteiften, gewieft geleisteten Last der Demokratie,
die mehr das Primat des Parteien-Patronats in sich birgt als die
prinzipielle Partizipation der Population, gerät die transnational
bestellte Balance blank in immer turbulenterem Tempo aus den Fugen.
Das gentilgesellschaftlich Gewesene kehrt - vom hoch betuchten
Besitzstand bestimmt - ins Gegenwärtige zurück. Das Götzengebot
des Eigentums, dessen rasante Akklamation auf der im Turbo-Tempo
rasenden Akkumulation gründet, fügt dem urbanen Überleben
schwere Schaden zu. Die christlich-abendländische Allianz der
Oligarchien, die den Gipfel der globalen Hierarchie, respektive
der Besitzkastenpyramide, kontrolliert, laboriert fleißig,
ihren Status gemäß der Botschaft betoniert aufrechtzuerhalten:
Einen Morgen nach dem monetär belagerten Heute wird es nicht
geben - außer, daß der Homo Sapiens, das heißt
das Raumschiff der Humonoiden im apokalyptischen Knall versinkt.
Gleichzeitig glauben die oberen Zehntausend, mit dem Start eines
Space Schuttles dem Untergang zu entgehen.
Unter der Oberfläche der Nahtstelle zwischen dem hoch betuchten
Zentrum und unterbemittelten Rand brodelt es immer heftiger. Die
Menschenrechtsmetaphern, auf die die weiße Krauter-Kaste des
Globus mit massiver Gewalt die Hand legt, tritt die Gladiatoren-Kompanie
der universal dominanten Demokratur mit Füßen, zertrampelt
sie, wenn es sich bei diesem Wertepathos um das Geschick im unmittelbaren
eignen (Be)Reich dreht. Das Kismet der erträglichen Erdlinge
befindet sich dabei im Würgegriff der göttlich gewürdigten
Geld-Giganten, und ihre untergebenen Regenten tragen, wo auch immer
sie können, Scharmützel aus, reiten eine bestimmte Masche
wie „Enduring Freedom“, meistern die streithafte Routine
der Heuchelei, die nicht strafbar ist und zum Wesensgehalt der nordischen
Nomenklatur-Literatur gehört.
Von der Leine gelassen fühlt sich die Kumpanen-Koalition der
oberen Besitzstandskaste bemächtigt, weit und breit im rostigen
Rahmen der "Enduring Freedom"-Fiktion zu handeln. So legten
ihre Generalstäbe im Frühsommer 2007 im deutschen Ferienort
Heiligendamm Hand ans Werk und übten sogar ohne - eigenem Gutdünken
nach - sorgfältig rechtsgültige Grundlage, daß die
militärische wie militante Gewalt nicht nur global, sondern
auch lokal - innerhalb des eigenen Territoriums - für die kapitalistischen
Friedensfantasie zu sorgen hat. Diese majoritär mentale Form
des diskriminierenden Diskurses liegt formal darin, daß es
erst konstruiert, dann primitiv provoziert wird, was schließlich
primär verhindert werden soll: Terrorismus! Seine dumpfig dunklen
Dateien werden direkt durch systemimmanente institutionelle Detektive
sowie durch mediakratische Mannschaften der imperialen Regentschaft
direkt postuliert und reproduziert.
Vom Lehrgebäude des messianischen Mysteriums beseelt, hantieren
die humanitären Hüter und mäuse-treuen Täter
der traditionellen Zivilisationszucht mit allen Arten der Gewalt,
um das doktrinäre Diktum der Demokratie an allen Ecken und
Enden des Erdenrundes durchzufechten.
Die von der Wiege des westlichen Werte-Vermächtnisses abweichenden
Daseinsweisen werden als primitiv, barsch oder barbarisch klassifiziert,
zum Freiwild erklärt und gehören aus den dem Jägerlatein
eigenen Gründen der Humanität per Präventiv-Behelf
gelöscht, reformiert oder vielleicht von Neuem formatiert an
den Pranger gestellt.
Der Fundamentalismus als händelsüchtiges Weltbild ist
wesentlich mit den westlichen Grundwerten der Marktwirtschaft inhärent,
damit dem kapriziösen Räderwerk des Kapitalismus. Insofern
gedeiht auch der Islamismus nicht auf dem gestaltlosen Gegengestade
der merkantilen Maschinerie, hat vielmehr darin seine urwüchsigen
Wurzeln.
Die pathosgetränkte Propaganda für die "Operation
Enduring Freedom" bleibt ein starkes Schurkenstück des
evangelikan anti-evolutionären Imperators am Potamac. Jegliche
Kritik an seinem Kriegsgeheul und kriminellen Kreuzzug wird auch
in der Europoiden-Bastion vorlaut als zivilisatorisch gewagt abgebügelt.
Militärische Truppen-Trainings und interventionistische Initiativen
der imperialen Staatsstrukturen verdichten sich bei ihrem Anti-Terror-Turnier,
nehmen strapaziöse Züge an - aber auch spartanische Präsentationen.
Auf den Fersen der am Fließband der
Fantasie fabrizierten Fanfaren-Fracht
Die omnipotent orakelte "Enduring Freedom"-Operation
demonstriert die Totalität der Demokraten-Domäne, demontiert
den elementaren Denkprozeß kollektiven Gedeihens und exekutiert
die Fundamente der humanen Sehnsüchte nach erdsozialer Emanzipation.
Dabei dringen fraktionäre Fanfaren-Funktionäre der One-World-Fiktion
darauf zu klären, ob die altkontinentalen Befehlsgewalten auch
künftig mit dem präpotenten Imperator jenseits des Atlantik
den Schulterschluß fortsetzen oder im werbekräftigen
Wettspiel zu ihm den Ton auf die eignen Positionen legen sollen.
Jedenfalls provoziert die archaisch pangermanische Panik vor der
Wiederkehr von primitiven Piraten, den transnationalen Seekrieger-Kurs
mit einer hochmodernen Armada auf den Plan zu rufen.
Während eines zweiwöchigen Manövers in der Ostsee
trainierten Anfang November 2007 Einheiten aus acht EU-Staaten neue
Kampftechniken für künftige Kriegseinsätze in aller
Welt, und die Bundesmarine spielte die erste Geige - auch Spezialtruppen
(KSK) und die Luftwaffe waren eingebunden. Das Szenario des Manövers
war auf internationale maritime Aspekte zugeschnitten: Da die Mehrheit
der Erdeinwohner in küstennahen Gebieten lebt, könnten
die Marine-Verbände bei den meisten Gewaltinterventionen als
flexible Operationsbasen zum Einsatz kommen. Ihr Gewicht steigt
auch aus anderen Gründen. Weil die direkte Territorialabwehr
Deutschlands weitgehend obsolet geworden ist, geht es um den "erweiterten
Schutz" seiner "Schiffe und Güter". Im Hintergrund
liegen erheblich elementare Interessen der Wirtschaft, die nämlich
ohne Rohstoffimporte und Warenausfuhren über die weiten Weltmeere
nicht konkurrenzfähig ist. Dem entspricht ein überdurchschnittliches
Engagement der deutschen Seestreitkräfte an den aktuellen Auslandseinsätzen.
Ins Gewicht fällt nicht zuletzt, daß die Bundesrepublik
der drittgrößte Schifffahrtsstandort ist. "Die deutsche
Handelsflotte steht mit 3.105 Schiffen nach der Nationalität
der Eigner weltweit an dritter, bei den Containerschiffen mit 1.408
Einheiten an erster Stelle", informiert das Flottenkommando.
Somit besitzte Deutschlands Schiffahrtsindustrie "mehr als
ein Drittel (36,2%) der weltweiten Containertransportkapazitäten
(3.881) und bereedern darin einen Tonnageanteil von 36,1% (46,3
Mio. dwt)." (www.german-foreign-policy.com/de, 24. Oktober
2007)
Der Blaue Planet präsentiert sich platt. Das Morgen- und Sonnenland
liegt unter den Füßen der privaten Besitz-Bestie brach.
Tief hinter dem bratrostroten Gemäuer schallen die Sirenen
der systemischen Krisen und der Hyänen-Hymnus. Simultan brüstet
sich der Patriot des Privateigentums und Privilegiums, posiert im
Schlagschatten des ökonomischen, ökologischen und ökumenischen
Patriarchats. Ringsum der peripheren Megadörfer breiten sich
die Slums aus wie Tinte auf Fließblatt. Der Lichtblick ihrer
Einwohner richtet sich eisig auf den Aufbruch in die ferne Fremde.
Nur wenige erreichen blutunterlaufen vor dem furiosen Frost der
Furie das Nordiden-Fort. Allerdings werden Unmengen bald die feinen
Vororte und vielerlei finsteren Viertel der Metropolen bevölkern,
auch wenn sie derzeit wie räudige Schafherden belauert sowie
als Pennbrüder gejagt werden.
Kreativer Kolonialismus faßt in jenen Breiten des einst gewaltsam
überfallenen Trikonts kräftig Wurzel, wo die als geringwertig
wie überflüssig verdammte Kontingente der planetären
Population lauthals murren. Kleine Kredite und kuriose Gnadengeschenke
erhalten dort die lokalen Häuptlinge, die ein Mindestmaß
an Menschenmanagement und Elenden-Elimination in Aussicht stellen,
damit ihre enteigneten Heerscharen, also weit anwachsende Armen-Armeen,
an den Stränden der begüterten Eine-Welt-Eliten kein kaltherziges
Chaos anzetteln, sondern dort bleiben, wo sie still vor sich hin
Kohldampf schieben.
Das Prekariat brummt, die Prosperität
prunkt
Migrantenmassen, die sich schwerfällig nordwärts bewegen,
fungieren im Gehirn der hiesigen Gentilhommes generell als grimmige
Gefahr, manches Mal als demografisch geschickte Lückenbüßer,
sehr selten als geschichtliche Akteure der globalen Normalität.
Das zu eliminierende Elendsheer wird sich nicht zeitlebens über
den Löffel halbieren lassen, seinem von Geburt an präsenten
Blütentraum vom heiteren Dasein nachzueilen und das hämische
Szenarium der selbstherrlich zementierten Zivilisationszentren zu
zerfetzen, das weite Teile der humanen Erdeinwohner zu Überflüssigen
erklärt. Dabei ließ der Export-Appetit am Menschenrechtsmetier
und Demokratieduktus die einstigen ethno-europäischen Pazifisten
im linken Pathos in Bellizisten verwandeln. Diese handeln außergewöhnlich
patriotisch, möchten den Heimat-tümelnden Werte-Varietes
nicht im Dunkeln begegnen, erdichten daher das helle Mittagslicht
auch in der Mitternacht.
Fest in ihrem Wolkenkuckucknest am Gewächsstamm des christlich-kapitalistisch
aufgefüllten Kapriolengartens fühlen sich die links-liturgischen
Laien des Dogmen-Dramas und freiwilligen Frontfechter der Patronage-Partei
fürwahr in der permanenten Privatierparty gut bewirtet. Sie
reduzieren den Sinngehalt der Emanzipation auf die Geschlechter-Quote
in oberen Positionen der Obrigkeit, lassen sich von den Demokratie-kreischenden
Kreuzrittern für die chronischen Kriege der Kulturen rekrutieren.
Fragile Fragmente furioser Phantome
Das alltägliche Ende in immer wachsender Zahl am Limes, dem
Apartheidwall der allmächtigen Demokratie-Dompteurs, wird unentwegt
als Bagatelle beäugt - sowohl vom breiten Publikum als auch
von neoständischen Wächtern des staatlichen Souveräns
sowie den Status-quo-Fechtern der Media- und Studiokratie. Sonst
müßte das große Sterben seine wohl in Schuld verstrickten
Anstifter haben. Das sind dann die mehrerlei Dämonen oder Sirenen
aus den Mären.
Wahrgenommen werden die Wanderer von Alle-Welt-Eliten des Menschenrechtsmetiers
als minderwertige und vermoderte Vagabunden, vor denen es gilt,
über Dolce-Vita-Dorados weit und breit den Schild zu halten.
Gerade in diesem Kontext entpuppen sich die abendländischen
Bannerträger der Zivilisation als Zöglinge zorniger Zombies,
die sich davor nicht scheuen, die migrantischen Morgensucher des
Überlebens viehisch in die Enge zu treiben - trotz aller Rhetorik
und Ritualien von Humanität und Moral, Gerechtigkeit und Geschwisterlichheit,
Freiheit und Fortuna...
Die prekären Lebenslagen der Einwohner in den uferlosen Slums
der trikontinentalen Megacities, Savannen oder Saharas erfahren
in medialen Momenten bedauernswertes Aufsehen als Event. Gleichzeitig
gehen in den Metropolen des Überflusses grimmig die Augen auf,
wenn publik wird, daß die Elenden der südlichen Erdkugel
im Sinn haben, nordwärts der Not zu entfliehen. Sie geraten
leichtfüßig in die Fänge der gemeinen EU-Patrouillen
oder finden den Tod wie etwa jene fünfzig Migranten Anfang
November 2007 vor der Küste Mauretaniens. Weil die Küstengewässer
seit der Intervention der EU scharf kontrolliert werden, hatte der
Kapitän das Schiff mit den Migranten rasch auf Hohe See gesteuert,
wo er auf ungeklärte Weise zu Tode kam. In dem führerlos
umher treibenden Boot verhungerten und verdursteten die Passagiere.
Mitte Oktober starben bereits ebenso viele Personen in einem Seelenverkäufer
vor den Kanarischen Inseln, nachdem ihnen der Treibstoff ausgegangen
war.
Riskante Manöver in gefährlichen Gewässern nehmen
zu, seit die EU die gängigen Routen scharf kontrolliert. Tatsächlich
sind die Todesraten bei der Flucht über das Meer sehr hoch,
während die Zahl der etwa in Spanien angelandeten Migranten
um zwei Drittel sank. (www.german-foreign-policy.com/de, 13. November
2007)
Die EUkratie perfektioniert ihre Operationsbasis gegen Migrationsfluten,
spielt sich im selben Augenblick als phantastischer Verfechter des
Menschenrechtsmythos auf. Überall an den Meeresufern, wo die
"boat people" stranden können, lauern ihre Sturmboote.
Dennoch lassen sich die Mordsgeschichten der enteigneten Erdlinge
nicht unterbrechen. Im Jahr 2007 wagten mehr als 20.000 migrationsbewegte
Mohren mit verrosteten Booten oder hölzernen Nußschalen
dieses Mal die gefährliche Fahrt über den Golf von Aden.
Mindestens 439 von ihnen ließen dabei ihr Leben, weitere 489
galten als vermißt oder ebenfalls als tot.
Ende Oktober 2007 kamen nach ersten Erkenntnissen der Beobachter
rund 150 Schwarz-Afrikaner beim Kentern ihres Bootes unterwegs zu
den Kanaren vor der marokkanischen Küste ums Leben. Spanische
Fischer konnten 10 Schiffbrüchige retten, bevor die Nußschale
auf hoher See auseinanderbrach und alle anderen ertranken.
Unterdessen nimmt der Zustrom auf die spanische Inselgruppe kein
Ende. Innerhalb von 24 Stunden erreichten Anfang November 2007 fast
ein Dutzend Boote mit etwa 300 Flüchtlingen an Bord den Archipel.
Die Zahl der "heimlichen" Migranten, die über die
Levante in die EU-Zitadellen zu gelangen versuchen, steigt stark.
18.000 wurden bereits im Jahr 2007 - vor allem aus Pakistan, dem
Irak und Bangladesh - an den Land- und Seegrenzen Griechenlands
aufgegriffen. Während die griechischen Küsten-Patrouillen
auf ihrer "Illegalen"-Jagd den Tod von ertappten Asiaten
vermehrt in Kauf nehmen, wehren weitere EU-Apparate vehement Migranten
brutal ab.
Handel auch mit Klimawandel
Gegen den Klimacrash kommen nun die betuchten Citoyens der hochzivilisierten
Zentren abrupt angetanzt. Mehr erweckten ihre Szenen wie am 8. Dezember
2007 mit poppigen Parolen auf den possierlichen Paraden durch die
Promenaden nicht als Riten einer Reklame-Revolte. Denn sie können
nicht leugnen, daß sich aus ihrer "Mitte" der Attackenakt
auf Erde, Wasser und Luft entfaltet und dem Gleichgewicht des Globus
ans Leben geht. Daher beißen sich ihre argumentativen Artikulationen,
die als Rache der Natur stilisierten Gefahren durch den konzertierten
Konsum von Alternativ-Energien ein Stück zu mildern, in den
Schwanz. Vielmehr nähren ihre von der nordisch oligarchischen
Nomenklatur dirigierten Tamtam-Touren den Verdacht, daß diese
begüterten Bravour-Bürger des Planeten den besitzlosen
Rest zur Bereitschaft auffordern, sich für den sicheren Morgen
der endkapitalistischen Sieger zu opfern. In der Tat: die Regimenter-Regie
ließ diese Fans des Straßenspektakels phantasievoll
Revue passieren. Also Handel auch mit Klimawandel! Lauter Protest
gegen Anonymus und Kurzweil mit dem europoid manischen, autoritär
arischen Hymnus garantiert - unter der delegierenden Dominanz der
Schickeria-Scharlatane wie Al Gore - preisgekrönter (Oscar
und Nobel) Reklametrommler -, der Ende des vorigen Jahrtausends
dem Imperator im Weißen Haus als dessen Stellvertreter stilvoll
beipflichtete, über die Breiten Balkaniens Uran-angereicherte
Bomben regnen zu lassen.
Exklusiver Exkurs
Hier macht sich der weltenwaltende Hegemon, der im cäsarischen
Habitus der zornroten Zombies seine zopfige Überlegenheit aus
dem Arsenal von technologisch hochentwickelten kostspieligen Waffen,
der paramilitärischen Glut von ruhmsüchtigen Rambos und
blutdürstigen Söldnerbanden schöpft, über das
Überlebensstreben der Unterlegenen Luft, aber auch über
all jene Gegenfüßler, die sich zur sozial sensiblen Solidarität
mit den in die Fänge der neokolonialen Aggression geratenen
Gesellschaften verpflichten. Das Imitatoren-Ensemble der Nero-Manien,
das über die höchste Gewalt des Imperiums unterm Hesperus
verfügt, legt keinen Wert aufs Leben, oder nur soviel, wenn
es zum Emporsteigen des Mehrwerts beträgt, damit dem vermehrten
Gewicht des Privateigentums.
Es ist eigentlich nicht der Klimawandel, worüber die globalen
Großkopferten kopfüber grübeln, sondern der sich
annähernde Heidenlärm um die Anteile an Ressourcen. Selbst
wenn es um die Alternativ-Energien geht, die aus bestimmten Produkten
der Agrikultur gewonnen werden. Weit bekannt ist mittlerweile, daß
sich unermeßlich breiter werdende Flächen von fruchtbaren
Böden weltweit für den Abbau von Bio-Kraftstoff bereithalten
müssen.
Zur Folge hat dieserlei Variante der ökologisch affektierten
Ökonomie vor allem: Die Vorräte der global eingefahrenen
Lebensmittelprodukte schmelzen dahin. Ihre Preise schnellen in die
Höhe, damit auch Extra-Profite. Agrar-Riesen treiben selbst
ihre Franchisen in den Ruin. Stetig schwellen Migrationswellen vom
Land in die Städte. Tumultuarisch wachsen Favelas in den Megacities.
Integrative Artikulationen versagen. Peripherie und Zentrum kommen
ins Rollen zu verschwimmen. Heikel für ruhebedürftige
Hinterwäldler: Klaustrophobe Phänomene treten in aller
Härte hervor, münden in gewaltsamen Krisen in den Vororten
der Metropolen wie zuletzt im Pariser Banlieue Villiers-le-Bel gegen
Ende 2007. Dabei dreht es nicht nur um Fermente einer katastrophalen
Urbanität, sondern auch um eine noch nie dagewesene Qualität
der Klassenkonfrontationen.
Die launigen Citoyens der laissez-faire-Raffinements entsetzen
sich darüber, assoziieren sich mit dem Lehrgebäude der
selektiven Systeme der dämonisch dirigierten Demokratie, um
die naturhaften Bedürfnisse der Besitzlosen zu marginalisieren.
Sie treten wie rechtsgelehrte Ratefüchse in Sachen Glückseligkeit
auf, verkünden freimütig, daß die ökonomischen
Pleitiers und primitiven Überflüssigen aufhören müssen,
sich zu den zivilisatorisch zementieren Zonen des Überflusses
aufzumachen.
Die mondial agierende, metropolitan seßhafte Meritokratie
arrangiert sich mit unverhüllt diktatoralen Assoziationen der
OneWorlOrder-Oratoren sowie mit dem aktuellen Stadium des permanenten
Krieges, um ihre Gewinnmargen zu maximieren. Wo nun die Höhe
des Maximums liegt, bleibt das Geheimnis der Ellenbogen-Alien. Auch
dort, wo die Not himmelhoch ans Licht kommt, scheuen sich die Mäuse-süchtig
miauenden Marketender nicht, den höchsten Reibach zu erzielen.
Wenn schon die Öffentlichkeit der Prosperitätsbreiten
zur Erkenntnis gelangt, daß das Erdenrund an allen Ecken und
Enden aus den Fugen gerät, so liegen die auslösenden Ursachen
selbst für den subalternen Bürgerbereich der hoch zivilisierten,
nämlich industrialisierten Bastion im Außerhalb der eigenen
Autorität. Demgemäß verlangt er, daß sie gebieterisch
auch transnational interveniert und die Risiken jeglicher - etwa
klimatischer - Krisen exportiert bzw. abtransportiert. Das gut betuchte
Kollektiv will letztlich die sicher süßen Seiten des
Lebens kosten, schert sich kein bißchen um das Katastrophen-Kismet
des trikontinentalen Prekariats.
Elendes Ende im Eldorado
Mit einem taktischen Kraftakt aus den merkwürdig wie trivialen
Traktaten der aufklärerisch kreuzzüglerischen Humanität
sowie aus dem wesentlich manierierten Wertebudget der westlich weißen
Urbanität setzt sich das Novum Romanum zur Wehr gegen den ruhmlos,
aber romantischen Versuch der enteigneten Erdmenschenmengen, ihren
Anteil an Reichtümern auf dem schwierigen Wege der Migration
zu den Zitadellen des Zivilisierten-Zirkus zu reklamieren.
Nicht nur einzelne, saisonale Sektionen des systemisch sanktionierten,
selektiv systematisierten Fremdenabwehrsektors pflegen Umgang mit
rechtslastig randalierenden Rändern, sondern auch - und vorwiegend
- das gesamtgesellschaftliche Gewaltgefüge der parlamentarisch
patentierten, ethnozentrisch protegierten Majorität. Sie legitimiert
gerade, was der kulturalistische Charakter des Sicherheitssystems
delegiert: Elendsmenschenmanagement!
Repressive Fertigkeiten im gängigen Gefecht gegen die anschwellenden
Fluten der wanderbewegten Massen am Limes der Feste Europa durch
hochtechnische Kontroll- und Abwehrsysteme scheint schmerzlich ausgeschöpft
zu sein. Nun investiert das amtliche Migrationsregime vermehrt Kapital
in die Prävention, und zwar in vielgestaltige mediale Kampagnen,
die - von der NGO "International Organization for Migration"
(IOM) mitinitiiert - darauf zielen, migrationswilligen Parias noch
im Ursprungsland abschreckend zu zeigen, daß sie im erträumten
Eldorado im fernen Norden Elend und Repression erwartet. Kurz und
gut: Es sind die Jagdrevier-Patrouillen, die sie im hundekalten
Regen durch dunkle Straßen hetzen. Sofern es ihnen überhaupt
gelingt, die Schikanen der schwierigen Überfahrt überlebt
zu haben.
Bereits im Mai 2007 startete die Schweiz eine solche Operation
anhand eines Fernsehspots unter dem Schlagwort "Leaving is
not always living", der dem breiten Publikum in Nigeria und
Kamerun - demnächst auch im Kongo - die Realität von illegalisierten
Migranten in der europäischen Fremde vor Augen führen
soll. Beistand leistet dem medialen Feldzug die EU-Autokratie mit
1,5 Millionen Euro. Thorsten Mense beschreibt in "Jungle World"
vom 5. Dezember 2007: "Es ist dunkel und regnet in Strömen,
ein junger schwarzer Mann, mit Mütze und in eine dicke Jacke
gehüllt, geht in eine Telefonzelle und ruft seinen Vater zuhause
an. Der Vater sitzt lesend auf einem Sofa, mit einem weißen
Hemd in einer Umgebung, wie man sich in Europa ein gutes Zuhause
vorstellt: ein schickes Wohnzimmer, gerahmte Bilder an der Wand,
ein kleiner Beistelltisch mit Leselampe, auf dem das Telefon neben
dem Foto des Sohnes steht. Während der Sohn seinem Vater erzählt,
dass alles in Ordnung sei, er bei Freunden übernachte und in
der Universität eingeschrieben sei, zeigen kurze Einblendungen
die Realität des Lebens in der Illegalität: unter Brücken
schlafen, um Geld betteln, vor der Polizei wegrennen.
Der Spot endet mit den Worten: 'Glaube nicht alles, was du hörst.
Leaving is not always living.' Dann wird etwas Reggae-Musik eingespielt,
während das Logo der IOM durchs Bild läuft. Bekannt wurde
der Spot in Europa, als er während der Halbzeitpause des Länderspiels
Schweiz-Nigeria Ende November gesendet wurde."
Neben dem Videospot machten sich in Kamerun auch Plakate bemerkbar,
auf denen kurzerhand ins Auge fällt, wie ein verlorener Schuh
im offenen Meerwasser treibt. Geschrieben steht darüber: "Jedes
Jahr führt die illegale Migration zu Tausenden von Toten."
Darunter dann die EU-Flagge und das IOM-Logo - Symbole jener Systeme
und institutionelle Instrumente, die das Drama an der Scheidewand
der Begüterten-Bastei verantworten.
Dahingestellt bleibt der Erfolg derartigen Bravourstücks.
Es ruft indessen spontan die spöttischen Spots mit "Rauchen
kann tödlich sein" auf Tabakpaketen ins Gedächtnis.
Hier wollen nun die herrischen Akteure des gesunden Gesellschaftsgebäudes
auf den Reibach durchs Rauchen durchaus nicht verzichten. Auch außer
acht wollen sie den ökonomischen Nutzeffekt des migrantisch
mobilen Geschehens nicht lassen. Nur müssen die rudimentären
Elemente draußen bleiben.
Pangermanische Partnerschaften
Daß die Bundesrepublik von ihrer Genese bis zu ihrem Aufstieg
als Groß-D-Land auf den Balken des Deutschen Reichs fußte,
ist nicht nur ein Faktum des Grundgesetzes. Sie fährt auch
auf den Traditionen ihrer Vorwelt und führt ihre hegemonialen
Ambitionen aufgrund eines teutomanisch dominierten Novum Romanum
unter dem lobbeladenen Label EU. Kerngedanke ist, Staaten mit Grundfesten
der nationalen Souveränität in ethnische Parzellen zu
zersetzen und aus den Kleinstaaten dann loyale Terrains zusammenzustückeln.
Als Paradebeispiel hierzu läßt sich das frischgebackene
Balkan-Adria-Projekt "Europanon" mit einstigen Teilrepubliken
des untergegangenen Jugoslawiens anführen.
Für die Hegemonial-Ambitionen der Berliner Republik Deutschen
Reichs ist neben dem Bundesnachrichtendienst (BND) ein hermetisches
Heer von Verbänden unterwegs. Sie stehen oft unter der NGO-Etikette
oder sind auf dem Stifterstil fundierte Fusionen, die von verschiedenen
ministerialen Portefeuilles zweckdienlich gepäppelt werden.
Als eine von ihnen tut sich die "Föderalistische Union
Europäischer Volksgruppen" (FUEV) häufig hervor,
die unter anderem deutschstämmige Diasporas im Ausland sogar
mit Bundes-Beamten vernetzt.
Anstatt sich anzustrengen, um mit dem sozial expansiven Leid überhaupt
- und zumindest utopisch - aufzuräumen, drängen die missionaren
Emissäre der aufklärerischen Emphase darauf, das Lotterlied
des Mitleids als allmächtige Anstalt zu dokumentieren und es
auch noch mit universalen Utensilien der Humanität zu dekorieren.
In dieser postmodernen Position postieren sich auch noch die Metaphysiker
der abrahamitisch monetheistischen Metapher. Immer wenn die metropolitan
posierende Journaillen-Junta Katastrophennachrichten als Sensationssignale
aufnimmt und weitergibt, kommen die Kompanien des Mitleids angetanzt,
setzen ein rigides Event in Szene und hoffen hinterher insgeheim,
daß die zu bemitleidenden Braven um die Brotkrumen am Betuchten-Bankett
zu betteln haben. Ihnen gelingt es tatsächlich, die Wogen der
Wut durch Scharlatanenschrei zu glätten.
Besoldet werden die NGO-Gesellen, Torturbilder von Terrorhorden
zu reproduzieren und sie dann den holden Honoratioren vorzuführen
- nicht nur in ihrem unmittelbaren Wirkkreis, sondern auch und allen
voran im erreichbaren Bereich der Obrigkeit. Je nach propagandaparatem
Bedarf schmieden sie grobmaschig eine Allianz mit marktfähigen
Alternativen, veranstalten ein Politikum ersten Rangs, indem sie
ethnisierte Kolonien als Horrorkulissen fokussieren und als Vorboten
der Apokalypse illustrieren.
Recycling von Menschenmaterial durch den Druck
der selektiven Assimilation
An der aus dem Stegreif gespielten Gegenwart der "Parallelgesellschaften"
scheiden sich die Geister - auch in der linkslastigen Szene der
Wirtschaftswunder-Schwärmer, die sich retrospektiv wie restaurativ
zuvorderst in den Ruinen der 68er Legende rühmt. "Gastarbeiter",
welche die Fruchtfolge der einstigen "Fremdarbeiter" fortzufahren
und sich in die furiosen Verhältnisse des modernen Frondienstes
zu fügen hatten, dennoch als willfährige Gäste "auf
der Schwelle" empfangen wurden, sind heute die widerwilligen
Fremden vom gegenseitigen Ufer, die man institutionell durch repressive
Integration, respektive selektive Assimilation entsorgen will. Daß
das bundesdeutsche Gesellschaftsgenre fest auf den Fährten
des (Dritten) Deutschen Reichs fortwährt, dafür legt der
intrigante Irrgarten der volksstaatlichen Integrationsindustrie
glasklar den Beleg ab.
Es gibt kaum ein Wort, mit dem solange soviel Geschäft und
Palaver-Partie betrieben wurde wie das Phantom des integrationalen
Tamtam-Theaters, das kreischend über den Foren der baufälligen
Fantasie-Fabriken kreist. Was steckt allen Ernstes hinter dem Geschrei,
der Tartüffen-Tünche? Was enthält der Schrein? Die
populistische Pappschachtel der schäbigen Parteien-Parodie?
Welche Nagelprobe die Nachkömmlinge des Gastarbeitergeschlechts
auch immer bestehen mögen, sie gelangen zum bürgerrechtlichen
Terrain des germanischen Gemeinplatzes nicht. Fast turnusmäßig
schlägt das Thema der vermißten Integration von kolonisierten
Migranten hohe Wellen, treibt den Kolonisatoren-Kompanien Teutoniens
die Schweißperlen auf die Stirn.
Seit dem Start der Integrationsindustrie in den 1970ern etablierte
sich eine Reihe von privaten Projekten, die bis aufs Messer um Klientel
streiten und die Klingen schleifen, um die errungenen Stellen der
Brotarbeit zu stabilisieren. Dabei spielt die Staatsraison mit den
Mediatoren zwischen rivalisierenden Foren und füllt deren willfährigen
Moderatoren die Hand, damit sie gemäß dem Gehabe der
volksstaatlich strukturierten Majorität hantieren und die kulturelle
Apartheid mit einem humanitären Gütesiegel polieren.
Als gerecht wird gerechnet, wenn die demokratisch porträtierten
Partei-Potentaten als direkte Delegierte des Establishments ihren
Unmut an Parias auslassen und den Glücksrittern des Überlebens
stets eine Standpauke halten. In einem kulturalistisch erdachten,
vom ethnisch homogenen Hegemon breit gemachten Etablissement amüsieren
sich die Spezialisten der selektiven Assimilation mit dem extravaganten
Esprit der exotischen Ästhetik.
Die Hauptattraktion des integrational massiven Metiers besteht
darin, einen nebelgrau archaischen Allochthonen-Alltag zu artikulieren,
der wirkt, wirkliche Alternativen zu vernebeln. Seine dienstfertig
berufenen Bravour-Barden basteln banale Eleven-Elaborats, um den
Brotherren flehend in den Weg treten zu können, damit ihre
Stellen von den schweren Kettenrädern des rationalisierenden
Bulldozers nicht geglättet werden.
Intrigantes Lehrgebäude der institutionalisierten
Kastenpyramide
Mit institutionellen Drohkulissen, systemischen Sieger- und kulturellen
Elitegebärden gewährleistet das partizipative Präfix
„Interkulturell“ als eine attraktive Attrappe vor der
autokratischen Attacke auf das leichtfertig erreichte, subalterne
Feindbild, bewährt eine demokratisch doktrinäre Etappe
mit dem Sensations-sehnigen Suffix „Politik“, artikuliert
sich gemäß der Formel: Rivalität statt Solidarität;
Polarität statt Kommunität; Nationalität statt Kosmopolität;
Besitzpriorität statt Kollektivität; Resignation statt
Revolution...
Keine alte Lektüre im Folioformat kann eine alternative Blüte
hervortreiben. Beim rudimentären Räderwerk der integrational
institutionalisierten Instrumente und Utensilien dreht es sich um
ein imaginär wie intrigantes Lehrgebäude der Architektur
einer archaischen Kastenpyramide. Die allerorten lauthals zitierte
Rhetorik der Chancengleichheit durch Qualifikation zielt keinesfalls
auf das Gleichmaß zwischen Ambitionen und Positionen, sondern
der Reservearmee in virtualen wie realen Gettos Wasser in den Wein
zu gießen. Gewiß rechnen die Mausklicker des Menschenmanagements
mit der Auslese der Tüchtigen und Tüftlergenies. Gehandelt
wird jedoch gemäß der Gefahr, die vom Überflüssigen-Heer
der hier wohnhaften Fremden ausgeht.
Der Kosename „Multi-Kulti“ tritt kreuz und quer als
ein Platzhalter-Begriff fürs generelle Gesprächs-Genre
in Nischenmedien an die Oberfläche. Und der ethno-zentrisch
erdichtete Terminus Interkulturalität prägt sich als Rucksack
der Globetrotter auf der neoliberal ständestaatlichen Route
aus, wobei es sich um ein primär leeres wie primitives Pathos
in der turbulenten Tretmühle dreht. Dabei geht das Wesentliche,
alles Umfassende im groben und ganzen in die Hose.
Der Begriffsblender "Integrieren durch Qualifizieren"
tritt saisonal zum Vorschein, entpuppt sich beim vorsichtigen Blick
kreuz und quer als der sensationelle Bannspruch der eigentlich eliminatorischen
Selektion. Und Chancengleichheit versteht sich primär als trivial
riskantes Ringen um Anschlußfähigkeit an die marktgängige
Praxis. Sie ist weder konstruktiv noch produktiv, sondern dem Wesen
nach verbal, erweist sich im Endeffekt als ein virtueller Tretmühlen-Trick.
Oder als exemplarisches Experiment, einigen Möchtegern-Yuppies
innerhalb des Allochthonen-Alltags die Hand zu füllen, damit
sie sich berufen als Vorzeige-Zöglinge der „gelungenen
Integration“ aufspielen.
Die magische Ideenmanufaktur der sozialen Emanzipation durch Assimilation
heftet sich an die Sohlen der Spätlinge eingewanderter Neulinge
mit dem Ziel, eine eigentümliche Spießer-Spezies zu züchten.
Was sich die holdselig honorierten Spezialisten der demographisch
morbiden Defizite davon versprechen, ist die Genesis eines byzantinischen
Typus des homo oeconomicus.
Projektposten der spartanischen Spaßparty-Partisanen
Die mächtig gewachsene Sozialindustrie, die sich auf das Postament
des Menschenmanagements stützt, bietet den Anblick einer Gettogetherparty
mit gewinnsüchtigen privaten Groupies, deren Augenmerk sich
nicht darauf richtet, die von ihnen beaufsichtigten Mißstände
instand zu bringen, sondern sie zu versteifen und auszuweiten.
Das assertorische, streng ausrichtende System der selektiven Assimilation
sät das Anwachsen des Überflüssigen-Parts der de
facto ansässigen Population, welche es gilt, auf die eine oder
andere Art nicht aus den Augen zu lassen. Es dreht sich hierbei
um die Reihe jener als integrationsunfähig Aussortierten, die
- gemäß der Ambitionen der allgewaltig überlegenen
Majorität - dann und dann entsorgt werden müssen. Während
der generalstabsmäßigen Operation, diese de jure eliminierten
Menge aus dem Lande zu weisen, optimieren die Opportunisten des
pro forma oppositionellen Gutmenschentums die mentale Methode, die
elementaren Bürger- bzw. Menschenrechte der eingewanderten
Fremdlinge genauso marginal einzugrenzen, wie die neorassistisch
(kulturalistisch) geneigten Regentschaften es genial tun und die
privaten Projekt-Promotoren als erweiterter Arm der vorwaltenden
Gewalt exerzieren. Denn sie wollen sich von den überflüssig
müßigen Exoten schließlich nicht auf den Kopf spucken
lassen.
Die ethnisierte Etikette, die den kriegerischen Kulturalismus des
Endkapitalismus konkretisiert, illustriert im Kollektiv der als
wilde andere Instrumentalisierten nicht nur das faktische Feindbild,
sondern auch die kriecherische Spezies verminderter, überflüssiger
Bedürfnisse.
Alles, was die organisierten Gutmenschen-Mystiker tüfteln,
bleibt an einem Punkt hängen, nämlich die unterqualifizierten
Allochthonen-Spezies in den Gettos Germanias episodisch mit Spiel
und Spaß zu besänftigen, deren latenter Haß allzeit
abrufbar zum Tumult entfacht werden kann. Nur diejenigen, die im
besten Saft stehen und sich dem Karriere-Krieg auf dem Nischenmarkt
verschreiben, gelten als exemplarische Exponenten der zumindest
statistisch „gelungenen Integration“.
Die Projektposten prahlen einmütig als spartanische Spaßparty-Partisanen,
können jedoch jederzeit Jeremiaden-Olympiade in Szene setzen
und sich bald wegen der Höhe individueller Anteile auf offener
Straße in den Haaren liegen. Daß sie nach eigenem Bekunden
für den ebenbürtigen Rang der eingewanderten Anderen Partei
ergreifen, läßt sich nur als Doppelzünglerei herauslesen.
Denn im Fundament der fulminant fingierten Chancengleichheit, die
sie hochherzig anbieten, liegt die Libertinage der Apartheid, die
als Schandmal brennt - in den Köpfen derer, die mit Bravour
als braune Wasserträger der weißen Brandleger bramarbasieren.
Statt die staubige Phase der ethnisierten Unterschicht-Genese zu
zerpflücken und sich im Stande der Morgenstürmer zu verorten,
rufen die linken Phrasenpoeten den hegemonialen Ständestaat
an, sich als partizipierender Sachwalter der Emanzipation ins Zeug
zu legen. In ihren retrospektiven Rollen trüben sie kosmopolitan
kollektive Perspektiven, tragen als Wahrzeichen ihrer emanzipativen
Emphase lieber ein paar Ohrringe als Pantalons, stolzieren kontradiktorisch
zwischen Gewachsenen und Gewesenen - oftmals mit der grimmigen Grimasse
des antiken Patriziats.
Das Feindbild der feinen Emanzipationsambitionen
Seltsam wie ein Sirenenstück. Systematisch. Manisch melancholisch.
Von weit her sattsam vernehmbar: Von schwer winterlichen Dächern
der digitalen Singakademie pfeifen die Spatzen die Arie vom arithmetischen
Absterben der germanisch arischen Ethnie, und die Doktrinär-Dynasten
der Demographie-Zunft sitzen nicht auf den Händen, sondern
reagieren darauf mit der Sorge um die Zitadellenzukunft und mit
dem prachtvollen Plan für risikofrei regulierte Einfuhr preisgünstigen
Humankapitals, nämlich Menschenmaterials.
Pangermanisch manieriertes Trachten nach dem Artefakt der mentalen
wie mythischen Ethnizitäten geht gemäß der phantasievollen
Routine über die Bühne, loyale Delinquenten in der Rolle
emanzipatorischer Delegierter zu präsentieren und sie als Regenten
auch ohne Regierte aufzupeppeln.
Das ethnokulturelle Ethos etikettiert die eingewanderten Minoritäten
immer negativ und zementiert den Privilegierten-Status einer autoritativen
Majorität. Und das fiktive Feindbild des wilden Gegenübers
wird in steter Folge urbanisiert, restauriert und von neuem montiert,
zugleich modernisiert und mondial wie lokal marmorisiert.
Keinesfalls orientieren sich die Oratoren des germanophilen Volksstaates
und Ordner der repressiv selektiven Assimilation an der bürgerrechtlichen
Routine, eher an einer ethnizistisch atomisierten Atmosphäre,
welche der sozialen Desintegration Vorschub leistet, damit dem patriotisch-manisch
erdichteten postmodernen "molekularen Bürgerkrieg".
Die Allüren-Allianz der Anständigen gegen die völkischen
Randale-Rambos verhüllt den eigentlich hybriden Habitus der
Majorität. Der Rassismus, der sich auch als aufklärerische
Renaissance der christlichen Caritas wahrnehmen läßt,
bahnte den weißen Okkupanten den Weg zur südlichen Erdkugel
und lebt komplett in der Substanz der okzidental kommandierten Demokratur
fort. Diktiert wird von ihr nach wie vor drahtig, was die leichtfüßigen
Lakaien des imperialen Leithammels als naturhaftes Drama publizieren.
Dem Freiheitspathos des Individuums wohnt weit und breit der Allgemeinplatz
jener Liliputaner-hohen Libertät inne, sich alleweil zu prostituieren,
und die sakrosankt sanktionierte Demokratie entpuppt sich hierbei
als dornenreich routiniertes Regime, das die Souffleure der Marktmaskerade
ermächtigt, den prekären Prämissen der Parodie-paraten
Nachfrage-Angebot-Abart im systemischen Spiel um Maximalanteile
von der realisierten Beute vorzustehen.
Lautstarken Zuspruch im breiten Publikum erfährt das autoritäre
Verfahren der selektiven Assimilation dank der manierierten Maschinerie
der medialen Zunft, die vornehmlich als Motor, Moderator und Multiplikator
des ethnozentrischen Eifers agiert. Das Attribut Konformität
scheint dabei mächtig kollektiviert zu sein. Sie konserviert
bereitwillige Akklamation der allgemein als verbindlich geltenden
Regeln. Präsent bleibt zudem die populistisch fabrizierte Piratenfabel
der Hauptfarbe schwarz und brünett in der Dunstwolke der Propaganda
ringsum das majoritäre Gesellschaftsgebäude. Was die mediale
Singakademie über die Spätankömmlinge summt, trägt
radikal spektakuläre und katastrophale Züge.
Metöken als Menetekel der Mätopie
Fast ein halbes Jahrhundert benötigten die grotesken Größen
des germanophilen Gedankengebäudes, notgedrungen gelten zu
lassen, daß die Migrationen den Leitlinien der Einbahnstraße
angemessen entlang laufen. Nach wie vor negieren sie jedoch die
Autonomie des Geschehens und betätigen die mentale Manuale
der Integrationsmaschinerie, um aus der Minoritären-Menge die
ertragreichen Fragmente auszulesen. Auf Seminaren und Symposien
teilen sie ausgiebig Sympathie-Symbole aus, haben es faustdick hinter
den Ohren, die "faulen" Teile der bereits ortsfesten Fremdlinge
aus dem Lande zu schaffen. Die Ende 2007 wieder entfachte dubiose
Debatte über "kriminelle Ausländer" stützt
sich so auf ein subaltern strukturiertes System sensationeller Substanz
- ausgelöst von einem Überfall im Münchener Hauptbahnhof,
den die Medien-Meute tagelang zum Thema hatte und als Debakel im
Kontext mit der bürgerrechtlichen Ebenbürtigkeit aller
Einwohner des Groß-D-Landes durchkaute.
Saisonale Referenten der Status-quo-Studien und Regenten sensationssichernder
Sorte sorgen dafür, daß das verwertbare Menschenmaterial
die Elemente einer Illustration in der Mätopie (Utopie als
Schreckgestalt) enthält. Parteigänger und Postenträger
des Assimilationsateliers sowie präpotente Prediger des Primats
deuten die heiß diskutierte Integration als demographische
Determination zum Fortbestand der im Grundgesetz fundierten ethnisch
homogenen Nation. Von derartiger Leitlinie weichen selbst die fragilen
Verfechter der Staatsbürger-Republik schwerlich ab wie der
emeritierte Historiker und Migrationsforscher Prof. Dr. Klaus J.
Bade in seiner "Abschiedsvorlesung" am 27. Juni 2007 im
Schloß zu Osnabrück unter dem Titel "Leviten lesen:
Migration und Integration in Deutschland":
Integration kann man, unabhängig vom Migrationshintergrund,
definieren als möglichst gleichberechtigte Partizipation an
dem Chancenangebot in zentralen Bereichen der Gesellschaft. Sie
ist Ergebnis vor allem von entsprechender Teilhabe an Erziehung,
Bildung und Ausbildung, die zum Beispiel wiederum die Voraussetzung
zur Teilhabe am wirtschaftlichen Leben im Allgemeinen und am Arbeitsmarkt
im Besonderen ist. (...)
Die nüchternen Bildungsdaten beleuchten ein Problem, das wichtiger
ist als die mitunter nachgerade rituelle Skandalisierung von "Ehrenmorden",
"Zwangsheiraten" und "Parallelgesellschaften":
Das eigentliche Integrationsproblem in Deutschland ist die Benachteiligung
der Zuwandererbevölkerung in Bildung, Ausbildung und beruflicher
Qualifikation bzw. Weiterqualifikation. Sie bildet die Grundlage
für eine oft unverschuldete, aber lebenslang wirkende, deshalb
zunehmend empörende und vielleicht bald den sozialen Frieden
in der Einwanderungsgesellschaft gefährdende Benachteiligung,
denn:
Integrations- und Assimilationsprozesse haben eine mentale Begleiterscheinung,
die von der Mehrheitsgesellschaft ohne Migrationshintergrund oft
nicht zureichend erkannt wird: Mit zunehmender Integration und insbesondere
Assimilation wächst, vor allem in der zweiten Generation, die
mentale Verletzbarkeit durch die Erfahrung oder die begründete
Befürchtung gruppenbezogener, insbesondere wirtschaftlicher
und sozialer Benachteiligung, also von ethnisch, kulturell oder
anders begründeter oder so begründet erscheinender Segregation.
Anders gewendet: Gerade die Verletzbarkeit durch so begründete
faktische oder auch nur also so begründet empfundene gruppenbezogene
Benachteiligungen ist ein Zeichen von mental weit fortgeschrittenen
Integrations- und Assimilationsprozessen, deren Nichtakzeptanz durch
die Mehrheitsgesellschaft auch zu offener Auflehnung führen
kann - zuletzt zu besichtigen in Gestalt der Brände in französischen
Vorortstraßen. (IMIS-Beiträge 3/2007)
Gewiß trifft das Auseinandertriften der sozialen Schicksale
als Folge der kulturalistisch konstruierten Separation der besitzstandsschwachen
Schichten die Masse des migrantischen Mikrokosmos besonders massiv
und weitgehend aggressiv. Was den sorgfältigen Warnern des
sozialen Aufbegehrens aufgrund der handfertigen Segregation eingewanderter
Einwohner schwer fällt wahrzunehmen, ist die neoständische
Genese der endkapitalistischen Gesellschaft zu einer sichtbaren
Besitzstandspyramide, die auf den Segmenten der Gegensätze
fußt, damit auf dem Bodensatz der Konflikte, die es nur gilt,
unter Kontrolle zu halten.
Der kriegslüsterne Kulturalismus
Die symbolträchtigen Systeme im Mem - Gegenstück zum
biologischen Gen, abgeleitet aus Memory - haben sich in den Wurzelbestand
des Christlich-Abendländischen grob wie global eingemoost.
Dem soll nun, heischen die Gehilfen der sozial-hierarchisch strukturellen
Gepflogenheit und hybriden Helfershelfer der kolonisatorischen Elimination
heiter, Respekt gezollt werden.
Damit erfährt die Apartheid eine Qualität der Güteklasse
Kultur, die im öffentlichen Gedächtnis sogar emphatisch
als emanzipatorisch empfunden wird. Faßt man törichte
Theorien wie der geräuschvoll verbreitete "Zusammenprall
der Kulturen" oder "Clash of civilisation" ins Auge,
erscheint die gegenwartsgerechte Form der kulturalistischen Hierarchie
bzw. Klassifikation der humanen Lebenswelten giftiger als der auf
dem biologistisch differenzialen Typus berufenden Rassismus. Mit
dem kriegslüstern konsumierten Kulturalismus haben die kreuzbraven
Dramatiker der okzidental demokratischen Domäne über den
Rest der Erde den Dreh heraus.
Unter dem gängigen, jedoch nicht gegenständlichen Begriff
des Universalismus verstecken sich ethnozentrische Verwerflichkeiten
des aufklärerischen Auftrumpfens: eine bloße Verweltlichkeit
klassisch christlicher Symbolik. Von ihren humanistisch-kritischen
Emanzipationsimpulsen blieb im Verlauf der Jahrhunderte nur der
Krieg übrig.
Jeder der Studiokratie-Granden, dem es gelingt, sich dem exemplarischen
Titel eines elitären Experten anhängen zu lassen, projektierte
bereits ein unterurbanes Rivalen-Revier und reflektiert, daß
die Projektionsfläche für ein verstaubtes Lehrgebäude
des Orientalismus hergibt. Da erfand der selbstherrlich imperiale
Okzident einen imaginären Orient, in den er hineinprojiziert,
was an eigenen Sehnsüchten tabuisiert und abgespaltet wird.
Turbanistans Türken als moderate Vorboten
des weiten Islamistans vor der Türschwelle des Christen-Clubs
In der Levante, der Erdgegend, wo die Sonne aufgeht, lavieren die
Law-and-Order-Patrouillen-Boote des Frontwerks vom mondialen Patronen-Fort
unterm Hesperus. Sie kreuzen nicht gegen den Wind, sondern gegen
jene wahrscheinliche Lawine, welche droht, wahr zu werden - nicht
in allzu ferner Zukunft: Menschenscharen, die dem von der Invasion
des gefräßigen Krakenkapitalismus verursachten wilden
Elend entfliehen und sich zu den Zentren der hoch urbanisierten
Weltverwalter bewegen, wo sie hoffen, ihre elementaren Bedürfnisse
zu befriedigen. Wie viele von ihnen beim heimlichen Überqueren
der Ägäis ertrinken und im Gottesacker am Meeresgrund
landen, kann keiner wissen. Die imposant integrierten, nämlich
gleichgeschalteten Organe der freien Presse nehmen keine Notiz davon.
Hier erfährt die häßliche Zensur die Qualität
vom aufklärerischen Gewicht. Publik wird nur, wie die Seegendarmerie
der Türkei den Grenzgarnisonen der Feste Okzidentale die handelnde
Hand reicht und sich bei der Jagd auf "illegale Invasoren"
vollkommen kooperativ verhält. Meriten erwerben die Gewalthaber
von Ankara bisher bei der Brüsseler Bravour-Bourgeoisie sonst
kaum.
Als ein hünenhaft hysterischer Höhepunkt der mass-medial
getürkten Systeme gegen die Türkei und folglich gegen
den türkischen Tummelplatz Teutoniens prägte 2007 der
Fall Marco, der mehr als eine Saison in Antalya im Arrestlokal saß,
weil er in den Verdacht geriet, ein minderjähriges Mädchen
aus Großbritannien vergewaltigt zu haben. Inzwischen ist der
Frechdachs wieder frei und hier, und die Anklage der dortigen Kadis
wurde im breiten Publikum von vornherein als Farce abgetan, also
prompt verdeutscht, plump zum Primitiven erklärt. Dafür
hängten die tugendreinen Tüfftlergenies der heimischen
Patronage-Presse den Lausebengeln anatolischer Ahnen in den nicht
mehr heimlichen Gettos Germaniens einen populistisch publizistischen
Prozeß an den Hals, indem ihnen vorgehalten wird, mit dem
türkisch nationalistischen, nämlich neofaschistischen
Fanatismus immens an Fahrt gewonnen zu haben. Was für ein Wunder!
Die patrizischen Patrone des pangermanischen Pathos registrieren
in den ethnisierten Enthusiasmen schreckgespenstische Schlangengruben
und brüsten sich als die besten Menschenrechtsprotagonisten.
Dann kam es zum Urnen-Triumph am Bosporus: Aus den Kreuzmalen-Kapriolen
am 22. Juli 2007 ging, wie die westlichen Kreuzer-Karrieristen der
medialen Gilde sich selig wünschten sowie folglich voraussagten,
die Tayyip-Trupps der Turban tragenden Trivial-Urbanen als sichere
Sieger hervor. Seine trotzigen Troupies, jene Yuppies und einige
Junioren der neoliberalen Bravour-Bourgeoisie ließen sich
zeremoniell in einem Krakenchor des Kapitals assoziieren und beten
nun die Laisser-aller-Allüren sowie Laien-Allerlei so an wie
den allmächtigen Allah. Da habe die Mehrheit der Türkei
Pro-Europa gestimmt. Hat sie das tatsächlich getan? Oder eine
religiös verfälschte Reaktion?
Der hochwüchsige Reformator des Vorderen Orients, der in den
vergangenen knapp fünf Jahren seiner fast Zwei-Drittel-Mehrheit
im Parlament allen von der christlich-abendländischen Autokratie
diktierten Prämissen entsprach, legte für die Gerechtigkeit
Hand auf den Koran und erwies sich als mediokrer Mentor des zeitnahen
Elendsmanagements, also als mäßige Marionette des neokolonialen
Maschenwerks.
Die abendländische Avantgarde feierte ein paar Tage Tamtam-Theatralik
im medialen Sommerloch 2007, den Tayyip-Triumph der Demokratie östlich
von Balkanien, dem die Kanzlerin Angela Merkel als Errungenschaft
"zum Wohle Europas sowie der Atlantischen Allianz" gratulierte.
Dokumentiert haben die Agenturen die Gloria eines einstigen religiös
Radikalisten bzw. Ex-Extremisten als einen konservativen Demokraten
- als einen Turbanisten, der endlich gegen die Turanisten (Ultra-Nationalisten),
primär Kemalisten in Kleinasien, allesamt auftrumpft.
Mitleidige Laien und neoliberale Mullahs der Media-Monarchen Allemanias
berichteten ferner von einem noch nie zuvor registrierten ökonomischen
Aufschwung in Kleinasien, verschwiegen aber, daß sich dort
auch das Elend in noch nie dagewesener Weise ausweitete, die Auslandsschulden
sich innerhalb von fünf Jahren verdoppelten.
Ob Tayyip Erdogan ein grüner (respektive islamistischer) Wolf
ist, der im Schafspelz der gemäßigt Gewandten daherkommt,
sagt nicht vieles, schon gar nichts wichtiges. Und ob der hermetische
Herkules gemäß dem dschihadistischen Zöglingswesen
"Taqiyya" (religiös sanktionierte Erlaubnis zum manipulierten
Manöver im Handeln mit Ungläubigen) agiert, bleibt weiter
umhüllt.
Dem dienstbeflissenen Dirigenten des moderaten Islams und grünen
Kapitals gelang es jedenfalls, neoliberale Draufgänger verschiedener
Weltbilder zusammentrommeln - unter dem Dach einer Patronage-Partei,
die willfährig die Befehle Washingtons und Brüssels ausführt,
sich somit als vertraute fraktionelle Formation der globalen Größen
aufspielt.
Da der neoliberal romantische Raupen-Rausch des Reform-Roboters
ins Stocken gerät, diktiert das Kommissaren-Korps des EUropoiden
Profitprojekts weitere komplexe Konditionen, um diametrale Urteil
zu überbrücken. Die Ambitionen-Architektur spannt dabei
den Bogen von vorgestern bis übermorgen, um die Türkei,
das autarke Islamistan zwischen ultrafrommen und moderaten Muselmanen
vor der Türschwelle des christlichen Kumpanen-Klubs an die
Leine zu nehmen - als Laien-Nation der Stagnation. Mit ein bißchen
"Dialog der Kulturen" und eine Spur "privilegierte
Partnerschaft".
Bravouröser Bramarbas am Bosporus
Die Republik Türkei, die aus dem Trümmerhaufen des Osmanischen
Sultanats hervorging, erwies sich gegen Ende der ersten Hälfte
im zwanzigsten Jahrhundert als ein reputabel souveräner Staat
aufgrund einer Vielfalt von konstitutiven Restaurationen. Die gegenwärtigen
Gewalthaber verwerfen nicht nur das kemalistische Weltbild, auf
dem die anatolische Revolution fußt, sondern führen das
Land auch unter die Kontrolle des neokolonialen Regimes. Reformen
werden im Ellenbogen- und Eilverfahren vorgenommen und vollendet.
So wurde ein rigoroses, gewissermaßen riesiges, risikoreiches
Programm, die Schlüsselindustrien sowie strategisch relevanten
Staatsbetriebe zu privatisieren, vom Stapel gelassen.
Daß das Land des moderaten Muselmanen und routinierten Potentaten
im weiten Westen auch langwierig keine gute Presse haben wird, ist
keine schwierige Erkenntnis. Als lapidar und limitiert läßt
sich bezeichnen, was hierzulande das vorurteilsfrei öffentliche
Augenmerk auf die dortigen Realitäten anbelangt. Keines Blickes
würdigen die Reporter des hiesigen Blätterwalds dem laizistischen
Gelingen. Vorwurfsvolle Attacken auf dieses revolutionäre Grundgerüst
überwiegen die Berichte, die von Hause aus als Gerüchte
zutage kommen. Alltägliche Konflikte und Episoden werden abrupt
ideologisiert und ethnisiert, in antagonistische Anstalten verwandelt.
Die Diversität wird nicht dokumentiert, sondern als orientalisch-despotisch
diktierte Doktrin diskutiert. Fiktiv fabrizierte Fabelgestalten
des Fatalismus bevölkern das graue Terrain unter dem aufklärerischen
Nebelschleier.
Beifall wird dem burlesken Bramarbas und bravourösen Burschen
am Bosporus gezollt, um ihn gemäß dem mondialen Trend
zum präventiven Menschenmanagement zu protegieren. Ob Kleinasien
irgendeinmal vollwertiges Mitglied des EUropiden-Klubs wird oder
im Status der "privilegierten Partnerschaft" haust, die
dortigen Akteure der Globalismus-Glocken haben als leidvoll lokales
Mündel der Zvilisierten-Zentren eine waghalsige Rolle im generellen
Gefecht gegen die migrantischen Meuterer zu spielen. Das klingt
zwar etwas hohl, aber nicht anämisch. Schon gegenwärtig
müssen die Tayyip-Trupps für die Sicherheit der Ägäis
gegen die wanderbewegten heimlichen Proleten den Patrouillen der
Betuchten-Bastei zur Hand gehen.
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