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Das Berliner Management sieht sich als erstes in der Pflicht die
Wirtschaftsbosse zu befriedigen, ihren Ansprüchen gerecht zu
werden und wo immer es möglich ist, ihnen unterstützend
unter die Arme zu greifen. Wirtschaftswachstum steht an erster Stelle,
den Profiteuren den roten Teppich ausrollen und die Ausbeuter bei
Laune zu halten, ist das Rezept für einen Aufschwung, der an
den Menschen vorbei, in den Kassen der Wirtschaftsbosse Höchstgewinne
verzeichnet. Während der Staat sich über sprudelnde Steuerquellen
freut und die Wirtschaft bzw. die Reichen ihre Geldsäcke mästen,
müssen sich die sozialschwachen Menschen im Lande einschränken,
bescheiden und von dem wenigen was sie haben, ihr erbärmliches
Leben bestreiten. Parallel zur Geldmeile sind die Wege eines großen
Teils der Menschen in Deutschland mit Armut gepflastert, von Nöten
jeder Art gekennzeichnet und von tagtäglichen Existenzängsten
begleitet.
Vom globalen neoliberalen Virus verseucht und von
ökonomischen Zwängen vereinnahmt, beugt sich das politische
Systemmanagement dem Druck der Wirtschaft und verkauft dem Volk
Entscheidungen, die eher auf dem Mist von Konzernbossen gewachsen
sind, als dass sie politisch volkswirtschaftlich relevant wären.
Soziale Marktwirtschaft, wie sie immer noch propagiert wird, ist
zur Wirtschaft der Beliebigkeit verkommen, zu einem bösartigen
ökonomischen System, das alles auf den Kopf stellt und von
den Beinen holt was einst unter dem Markenzeichen „Soziale
Marktwirtschaft“ Standfestigkeit hatte. Orientiert auf Profit
und ausgerichtet auf Kapitalvermehrung, haben die Protagonisten
der Wirtschaft und die Geldelite alles andere aus den Augen verloren
und mit Blick auf das eigene luxuriöse Wohlergehen, Wohltaten
nur in eigener Sache zu vergeben. Was schert es solchen die haben,
wenn Habenichtse nur mehr ins Abseits gedrängt, von der Gesellschaft
verstoßen und ausgemustert sind.
Zwei Welten –
Reichtum und Armut in Deutschland
Reich ist in unserer Republik, wer als einzelner über
ein monatliches Einkommen von 3418 Euro netto und mehr verfügt.
Arm hingegen sind alle jene, die im Monat mit 781 Euro und weniger
auskommen müssen. Und das sind nach einer neuesten Erhebung
13 Prozent der Bevölkerung, oder aber 10,4 Millionen Menschen,
die in Armut leben. Ein Prekariat und eine Unterschicht mithin,
die vom gesellschaftlichen Leben abgekoppelt ist, gleichsam einer
Kaste, die ein breiter und tiefer Graben von den Habenden trennt,
die allenfalls als Zaungäste dorthin hinüber schauen dürfen,
wo den Begüterten die gebratenen Tauben ins Maul fliegen. Reiche
und die Elite der Superreichen haben es sich in einer anderen Welt
bequem gemacht, in der es ihnen anscheinend nicht mehr ermöglicht,
sich mit Menschen zu identifizieren, welche im sozialen Abseits
vegetieren, in dauerndem finanziellen Notstand und von der Hand
in den Mund leben. Reichsein vernebelt die Hirne und die Sicht auf
die soziale Wirklichkeit. Reichsein planiert das Denken, löscht
Mitgefühle und setzt solidarisches Handeln außer Kraft.
Armsein aber ist für jeden Betroffenen ein entwürdigendes
Leben, ein Leben, das täglich bestritten werden und auf Gedeih
und Verderb durchgehalten werden muss. Wenn mehr als 10 Millionen
Menschen am Rande der Gesellschaft leben, weder über ein existenzsicherndes
Einkommen verfügen, noch teilhabend auf Zuwächse hoffen
können, dann ist dies ein Missstand, der eigentlich alarmierend
wirken müsste und namentlich die Berliner Politiker wachrütteln
sollte. Die jedoch, mit dem Wissen um die soziale Schieflage, um
steigende Armut und deren Auswüchse, kommentieren mit gewohnter
Rhetorik die zunehmende Verarmung eines großen Teils der Menschen
in der Republik, sprechen von „bedrückenden Zahlen“,
die sie produziert haben und für die sie in Verantwortung zu
nehmen sind - das ist in der Tat noch um einiges mehr bedrückender.
Nahe bei sich selbst und weit weg von den Menschen im Lande, von
deren prekärer Lage sie allenfalls pauschal vom Hörensagen
Kenntnis haben, denn sie selbst begeben sich nicht in die Niederungen
der Armut, wissen nicht um realexistierende Not, von Ängsten,
Verbitterung, Ausgestoßensein und einem Leben, das von Verzicht
und von Mängeln jedweder Art geprägt ist. Armut schmeckt
bitter, macht krank und wie Statistiken belegen, sterben Arme früher.
Wenn sich nun weitere 13 Prozent der Gesamtbevölkerung,
wie das statistische Bundesamt ermittelte, an der Armutsgrenze bewegen
und nahe dem Abrutschen in die Armutsfalle sind, dann wächst
damit umso mehr Armut ins Haus der Republik. Vermutlich wird in
nur wenigen Jahren eine weit größere Anzahl der Bundesbürger
von Armut betroffen sein und dem Beispiel der USA folgend, auch
zunehmend und vermehrt Menschen aus der sogenannten Mittelschicht,
denen der soziale Abstieg droht. Wobei das Muster USA anscheinend
als Vorbild gilt, dem man nacheifert und damit der Armut jenen Boden
bereitet, auf dem ihr Wachstum bestens gedeiht. Wobei das Wirtschaftswachstum,
scheinbar völlig autonom, nur sich selbst genügt, nur
ein Minimum Teilhabe den Lohnabhängigen gewährt und den
verarmten Teil der Menschen überhaupt leer ausgehen lässt.
„Die Agenda Politik“, so Heiner Geissler,
„hat die Menschen nicht nur ärmer gemacht, sondern hat
ihnen auch die Würde genommen.“ Armut hat viele Facetten
und mehr Dimensionen, als dass man sie allein auf Geldmangel reduzieren
könnte. Fehlende Chancengleichheit, mangelnde Bildung, Nichtteilhabe
am gesellschaftlichen Leben, Ausgrenzung, Stigmatisierung und eine
Benachteiligung insgesamt, welche die Betroffenen nicht nur an den
Rand der Gesellschaft drängt, sondern sie generell ins Abseits
stellt. Erstaunlich aber ist wie die Öffentlichkeit das Problem
Armut diskutiert, wie zwei Lager Pro und Kontra zur Verwirrung des
Volkes beitragen und meinungsbildend dahin wirken, wo eben niemand
mehr weiß, wie es denn um Armut in Deutschland bestellt ist.
Und wenn auch Zahlen eine deutliche Sprache sprechen, reden die
Besserwisser nur zu gerne von den Beispielen einiger weniger, die
sich schmarotzend in ihrer Armut eingerichtet haben, um davon nun
auf eine Mehrheit zu schließen und Verallgemeinerung abzuleiten.
Darstellungen solcher Art verzerren die Wirklichkeit, diskreditieren
jene Menschen, die in Not und Armut leben und würdigen sie
zu Individuen herab welche nutznießend die Gesellschaft betrügen.
Aufschwung der Wirtschaft und Talfahrt der
Armut
„Endlich ist der Aufschwung bei den Menschen
im Lande angekommen“, verkündete die schwarze Lady Angela
Merkel mit Ausgang des letzten Jahres. Was jedoch tatsächlich
bei den Menschen ankam, ist der Aufschwung einer Teuerungswelle,
welche auf breiter Front die Preise nach oben treibt und insbesondere
jene Menschen in Bedrängnis bringt, die aufgrund ihrer prekären
sozialen Lage am Hungertuch nagen. Aber auch die Masse der Lohnabhängigen
mit einem durchschnittlichen Einkommen spüren zunehmend das
ansteigende Preisniveau, welches das Mehr auf der Ausgabenseite
geradezu beängstigende Formen annehmen lässt. Während
Gutbetuchte, Besser - und Immermehr - Verdienende kaum etwas von
den gestiegenen Preisen spüren und eher noch davon profitieren,
müssen die Einkommensschwachen sich dem Diktat der Preismacher
beugen. Und dies trifft namentlich alle Arbeitslosengeld - II -
Empfänger, den größten Teil der Rentner, einkommensschwache
Familien mit Kindern als auch alleinerziehende Mütter.
In fast allen Wirtschaftsbereichen boomt das Wachstum
mit steigenden Umsätzen und zunehmender Gewinnmaximierung.
Industrie, Handel und Daxunternehmen machen profitable Geschäfte,
die Steuerquelle sprudelt wie lange nicht mehr und die Geldelite
verzeichnet mit stetigen Zuwachs steigendes Wohlgefühl. Während
in den Niederungen der Armut, angeheizt durch inflationäre
Preise, das Geld immer weniger wird, vermehrt es sich dort, wo Geld
en masse vorhanden ist. Zehn Prozent der Bevölkerung verfügen
über ein gigantisches Vermögen, über Reichtum, der
die abgehobene Kapitalelite im Überfluss und Luxus leben lässt,
und in einer Welt, die abgeschottet gegen die Sicht nach Außen,
nur die eigene Wohlfahrt im Auge behält. Sie leben mitten unter
uns und sind doch meilenweit von einem Leben entfernt, das Lohnabhängige
und die soziale Unterschicht in unserem Lande tagtäglich lebt.
Aber ebenso weiß das Gros der Berliner Politiker wenig bis
gar nichts von der prekären Lage jener Millionen Menschen,
die sich durch Hungerlöhne durchs Leben schlagen, selbst bei
mehreren Jobs über kein ausreichendes Einkommen verfügen,
von Menschen, die trotz Arbeit plus staatlicher Unterstützung
zu den Armen gehören und dem entwürdigenden Leben, das
Langzeitarbeitslose, Arbeitslosengeld - II - Bezieher, den größten
Teil der Rentner, die in Altersarmut leben und das alle jene führen,
die von der Gesellschaft abgehängt und in den Ghettos der Armut
vegetieren. Es ist eine Schande und ein Skandal, dass Ausbeuterlöhne
vom Staat auch noch subventioniert werden, gewissermaßen eine
Belohnung für Arbeitgeber, die Hungerlöhne zahlen, dafür
müssten sie eigentlich bestraft werden, aber aus taktisch politischen
Gründen werden sie großzügig belohnt.
Um die Arbeitslosenzahlen zu drücken und die
Statik zu schönen ist jedes Mittel recht, wenn es Erfolg verspricht.
Und den braucht die Bundesregierung bezüglich der Arbeitslosenzahlen
um jeden Preis, einen Preis den 17 Millionen Niedriglöhner
mit ihrem miserablen Einkommen bezahlen. Zur Arbeitslosenstatistik
äußerte das Institut für Arbeitsmarkt - und Berufsforschung
im Mai 2008, dass seit Jahren an der Statistikschraube gedreht würde,
um damit die Arbeitslosenzahlen künstlich niedrig zu halten.
Weiter verlautete, dass 625000 Menschen sich wegen schlechter Vermittlungschancen
erst gar nicht bei den Arbeitsagenturen melden würden und somit
in der Statistik überhaupt nicht auftauchen. Und hinzu kämen
etwa eine Million Menschen, die nicht als arbeitslos gezählt
werden, weil sie als Ein - Euro - Jobber tätig sind. „Zählt
man alles zusammen“, so das Institut, „dann kommt man
in Deutschland auf gut fünf Millionen Menschen, ...(die arbeitslos
sind).“ Und addiert man die Dunkelziffer hinzu, wie sie Experten
des Arbeitsmarktes schätzen, kommt man durchaus auf sechs bis
sieben Millionen, die ohne Arbeit in unserer Gesellschaft leben.
17 Millionen Niedriglöhner plus 8 Millionen AG - II - und Sozialhilfeempfänger
ergeben in der Summe 25 Millionen Menschen, deren Existenz auf ein
Minimum angelegt ist, und damit nun sind sie meilenweit von allen
gesellschaftlichen Standards entfernt.
Linke Fanfaren kontra neoliberale Trommler
oder: Wie die »Linke« die etablierten Parteien auf Trab
bringt
Welch ein Tohuwabohu bieten zurzeit die etablierten
Parteien um die „Linke“. Welch ein Schauspiel um eine
Partei, die nicht das wäre, was sie jetzt ist, wenn die Genannten
sie nicht selbst gezüchtet beziehungsweise produziert hätten.
Insbesondere hat die Schröder - Regierung fleißig daran
mitgewirkt, dass Oskar Lafontaine & Co punkten konnten und Wähler
mobilisieren, die namentlich der SPD jetzt fehlen. Wer aber will
von den Sozialdemokraten sich eingestehen, dass ihnen unter der
Regentschaft Schröders die soziale Orientierung abhanden kam,
das Augenmaß für sozialdemokratische Politik verloren
ging und sich die Schere zwischen Arm und Reich einen großen
Schub weiter öffnete. Nun aber mit der Rolle rückwärts,
spricht die SPD vom demokratischen Sozialismus, heftet das Soziale
an ihre Fahnen und versucht von der Linken verlorenes Terrain zurückzuerobern.
Abgesehen von der FDP geht aber auch ein vernehmlicher Ruck nach
links von allen Parteien aus, zwar will dies die Union nicht wahrhaben,
weil sie sich an ihre propagierte Mitte klammert, aber dass sie
dennoch sichtbar nach links schielt, ist mehr als auffallend.
Indes mischt die Linke die Parteienlandschaft auf,
Bündnisse und Koalitionen nach gewohntem Muster dürften
in Zukunft mit Blick auf die Linkspartei weniger machbar sein beziehungsweise
auch gar nicht mehr zustande kommen. Das Beispiel Hessen gab einen
Vorgeschmack auf künftige Schwierigkeiten, mit denen die etablierten
Parteien, ob sie nun wollen oder nicht, zu kämpfen haben werden.
Nicht aber in dem Sinne wie es Guido Westerwelle auf dem Parteitag
der FDP im Juli 2007 versuchte, indem er die verbale Peitsche in
Richtung Linke schwang und diese seiner Meinung nach in der Nachfolge
von Marx und Engels stehende Partei mit Sozialisten, Kommunisten
und Populisten etikettierte. Die Linke ist so manchen wütenden
Angriffen ausgesetzt, insbesondere aber von Unionspolitikern. Einen
Ausfall der besonderen Art leistete sich Günter Beckstein in
der Talk - Runde bei Anne Will im Juni 2008, als er auf einen Diskussionsbeitrag
von Oskar Lafontaine mit dem Wutausbruch „Saudummes Gerede“
antwortete. Beckstein hatte vermutlich für einen Moment vergessen,
dass er sich auf einem öffentlichen Podium befand und nicht
daheim in einem Bierzelt. Denn unter solchen Bedingungen ist man
Ausfälle der CSU gegenüber politischen Gegnern hinreichend
gewöhnt. Die Presse kommentierte die Entgleisung Becksteins
mit den Worten, dem bayerischen Ministerpräsidenten sei der
Kragen geplatzt. Man sollte jedoch eher davon ausgehen, dass der
Mensch einen Sprung in der Schüssel hat. Aber nicht nur dieser
Defekt kennzeichnet den CSU - Obristen, auch seine Intelligenz ist
nun nicht gerade das, was man bestechend nennen könnte.
Was diesen Beckstein umtreibt und ebenso die Protagonisten
der etablierten Parteien ist der Stimmenklau Linkspartei. Der macht
nervös, schürt Ängste und verunsichert in erheblichem
Maße das etablierte Parteienspektrum. Angefacht vom linken
Wind, heizen insbesondere die Sozialdemokraten ihre verlorenen Werte
hoch, versuchen eingebüßtes Vertrauen zurückzugewinnen
und krampfhaft Glaubwürdigkeit zu vermitteln. Jedoch ihr Profil
ist dermaßen verschwommen und unscharf, dass kaum Wesensmerkmale
der einstigen Partei zu erkennen sind. Orientierungslosigkeit und
Widerspruch kennzeichnen die Politik der SPD. Vielmehr aber noch
jene durchsichtigen Strategien, die zu Wahlerfolgen führen
und verlorene Wähler zurückholen sollen. Dies Manöver
blieb bisher jedoch ohne Erfolg, den aber verzeichnet zunehmend
die Linke, welche fleißig aus dem Potential einstiger SPD-Wähler
schöpft, aber auch die anderen Parteien bleiben dabei nicht
ungeschoren. Kurzum, es bewegt sich was in der Parteienlandschaft,
es wächst und gedeiht eine neue Kraft auf dem Boden der Republik,
welche sich anschickt die verkrusteten Strukturen quer durch alle
Parteien aufzubrechen, den Neoliberalisten und Globalisten gehörig
einzuheizen und ihnen Schweißtreibendes mit auf den Weg zu
geben. So wie es in unserem Lande insgesamt aussieht und insbesondere
mit der Sicht auf die sich stetig verschlechternde soziale Lage,
arbeitet die Zeit für die Linkspartei. Der Zuspruch wird in
dem Maße steigen, wie der Abschwung des Sozialstaates sich
fortsetzt und der Graben zwischen Arm und Reich tiefer und breiter
wird.
Demokratie in Gefahr
„Wo sind die Revolutionäre, die sich schützend
vor die Demokratie stellen?“, fragte Günter Grass in
der Berliner Akademie der Künste im Juni 2008. „Der zweite
Versuch in Deutschland eine Demokratie zu gründen“, so
der Literaturnobelpreisträger, „ist gefährdet, angesichts
von Lobbyisten, die das Parlament umzingeln und die Gesetze mitschreiben.“
Grass vergleicht die aktuelle Situation der Bundesrepublik mit Verhältnissen
der Weimarer Republik und beklagt, dass es zu viele Ja-Sager gäbe
und wünscht sich eine neue Revolte im Sinne der „68er“.
Freilich eine Stimme in der Wüste demokratischer Verwerfungen,
die allenfalls tagesaktuell wahrgenommen wird, und von denen aber,
die sich angesprochen fühlen müssten, überhaupt nicht
registriert wird.
Zwar sind es aktuell andere Faktoren die unsere Demokratie
gefährden als zu Weimarer Zeiten, aber die sind nicht weniger
bedrohlich, wenn man z.B. an den Einfluss der Lobbyisten denkt,
nach deren Pfeife das politische Ensemble tanzt und deren Erfüllungsgehilfen
sie sind. Die Lauscher der Regierenden in Richtung Wirtschaft gestellt
und taub für das, was Volkesstimme ist, werden zunächst
und bevorzugt die Wünsche der Lobbyisten bedient. Der Wille
des Wählers wird sträflich missachtet, ja der wird geradezu
entmündigt, der ansonsten propagierte mündige Bürger,
der gut genug ist bei Wahlen sein Kreuzchen zu machen, danach jedoch
mit Stimme Null nichts mehr zu sagen hat. Indessen ist die Mehrheit
der Mitmacher und Ja-Sager gefragt, die ungefragt mit sich machen
lassen und dumpf vor sich hindösend alles ertragen, was ihnen
die Berliner Politiker zumuten und aufbuckeln. Die Minderheit der
Nein-Sager hingegen, alle jene die das Treiben des politischen Managements
durchschaut haben und den neoliberalen Systemverwaltern aus Politik
und Wirtschaft auf die Schliche gekommen sind, wann immer und wo
sie ihre Stimme erheben, wird diese von den neoliberalen Trommlern
zugedröhnt und von dem Heer der Pseudodemokraten übertönt.
Die, in festem Glauben, sie befänden sich auf dem Boden einer
gefestigten und funktionierende Demokratie, obwohl es in deren Gebälk
unüberhörbar knistert, sind taub für die Gefahr die
uns allen droht, wenn die aus allen Fugen geratene Demokratie nicht
auf ein neues Fundament gestellt und reformiert dorthin zurückkehrt
wo ihre Wurzeln sind.
Überforderte Politik und außer
Kontrolle geratene Ökonomie
Schaut man sich die Liste der Baustellen an auf denen
die Bundesregierung tätig ist, aber auch ihre Projekte, die
über Gesetze fertiggestellt und unter Überschrift Reformen
verkauft wurden, dann fällt als erstes auf, dass hier Politiker
tätig sind, die überfordert zu sein scheinen, die Übersicht
verloren haben und von ihrem Handwerk zu wenig verstehen. Der Katalog
der Verwerfungen und Schieflagen wird zunehmend umfangreicher und
hat insbesondere durch die Reformen beträchtlich zugenommen.
Anstehende ungelöste Probleme und nicht hinnehmbare Sachlagen
werden verdrängt, beschönigt oder aber auch auf die lange
Bank geschoben. Das Berliner Polit-Ensemble, rhetorisch geübt,
aber sachbezogen inkompetent und qualitativ auf miserablem Niveau,
suggeriert dem Volk Sach- und Fachverstand, und dies mit einer Überheblichkeit,
die allesamt als eine Elite kennzeichnet, die in Diensten des Volkes
ihr Bestes gibt, obgleich in Mehrheit das Schlechteste dabei herauskommt.
Dies nicht zuletzt, weil sich die Berliner Politiker vor den Karren
der Wirtschaft spannen lassen, globalen Zwängen nur zu leicht
nachgeben und nationale Interessen aus den Augen verlieren. Alle
Türen der Globalisierung geöffnet, hält Einzug, was
rein kommen mag. Und da die Republik für alles und jedes offen
ist, insbesondere aber für negative Einflüsse, die dazu
noch als Muster dienen, bedient sie sich nur zu gerne aus dem globalen
Angebot wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und sozialer Verwerfungen.
Als Mitmacher der globalen Verwüstung und Verstärker des
neoliberalen Mainstream, spielen die Deutschen mit Vorrang am liebsten
die erste Geige. Und das politische Ensemble posaunt dazu: Wir sind
doch keine Insel, wir können uns der Globalisierung keinesfalls
verschließen! Die Antwort darauf kann doch nur lauten: dass
die Betreffenden nicht ganz dicht sind und eigentlich aus dem Verkehr
gezogen werden müssten.
Aus dem Verkehr zu ziehen wäre auch die raffgierige
Meute der Manager, Vorstandsvorsitzenden und Wirtschaftsbosse, die
Millionengehälter beziehen und mit eben solchen Abfindungen
zur Luxusklasse der Geldelite gehören. Eine gebündelte
Finanzmacht, der die politische Macht nichts entgegenzusetzen hat
und nur duldend zuschauen kann, wie die Großverdiener sich
die Taschen voll stopfen. Maßlos, unbeschränkt und Grenzen
überschreitend giert es die Meute der räuberischen Geldelite
nach Vermehrung ihres Reichtums, nach wohlfeiler Beute und profitablen
Geschäften. Mit den transnationalen Märkten verknüpft
und mit den globalen Standards der Wirtschaft vernetzt, orientiert
sich die Ökonomie als erstes an den Bedingungen des Großmarkts
„Welt“, der das nationale Geschehen hier bei uns vor
der Haustür regelt und ebenso das Reglement für die ausufernden
Millionengehälter der Wirtschaftsbosse bestimmt. Ohne dass
ein Kontrollorgan überhaupt darauf Einfluss nimmt, kassieren
die Großverdiener was ihrer Meinung nach als angemessen erscheint,
scheren sich einen Dreck um die öffentliche Meinung und sind
dickfällig genug, Kritik, woher auch immer sie kommen mag,
abtropfen zu lassen wie Wasser am Teflon. Was ebenso für das
Geschwafel der Berliner Poliker gilt, wenn sie Appelle auf Selbstbeschränkung
an die genannten richten, damit allenfalls die Medien beschäftigen,
keinesfalls aber die Betreffenden beeindrucken. Im Übrigen
wissen die Manager der Wirtschaft sehr genau, dass hier in der Regel
nur politischer Schaum abgesondert wird und leeres Geschwätz
auf der Tageordnung steht. Die Kaste der Wirtschaftsmillionäre
lebt ungeniert mit dem Vorsatz, dass, sobald sie aus dem Fokus des
öffentlichen Interesses verschwindet, alles und jedes fortzusetzen
ist, was dazu dient, Geld in ihre Kassen zu schaufeln. Geld, welches
lohnabhängige Sklaven erwirtschaftet haben, Geld von dem niemand
weiß in welche dunklen Kanäle es fließt und mit
welchen Transaktionen Rückflüsse auf ihre Konten den Finanzstock
um Millionen erhöht.
Das Gespenst der Inflation nimmt Formen an
Spekulanten, Preistreiber und Preismacher haben Hochkonjunktur,
heizen auf profitabler Flamme die Preise in die Höhe, destabilisieren
das Preisgefüge und unterhöhlen das Fundament wirtschaftlicher
und sozialer Stabilität. Insbesondere die Verteuerung des Energiebedarfs
als auch die steigenden Preise für Lebensmittel, sind in der
Summe des Preisanstieges jene Posten, die massiv zu Buche schlagen
und Lohnzuwächse auffressen. Denkt man hier an Niedriglöhner,
Sozialhilfeempfänger, einen großen Teil der Rentner und
Ein-Euro-Jobber, die alle samt keine Zuwächse zu verzeichnen
haben, dann weiß man, dass diesem Personenkreis durch die
hohen Preise umsomehr Armut ins Haus wächst. Namentlich sie
sind es, denen das Gespenst der Inflation Angst macht, Sorgen bereitet
und mit Hinblick auf ihre Existenz mehr als verunsichert. Wer jeden
Cent umdrehen muss bevor er ihn ausgibt, und wen seine schmale Geldbörse
dazu zwingt auf vieles zu verzichten, der ist in der Tat und im
wahrsten Sinne des Wortes arm dran bei der galoppierenden Preisentwicklung.
Zwar sind wir alle von dem hohen Preisniveau betroffen, aber niemanden
trifft es so schwer und unmittelbar, wie jene, deren Existenz auf
ein Minimum angelegt ist und die von dem Wenigen was sie haben,
jetzt noch mehr für ihren Lebensunterhalt ausgeben müssen.
Angesichts der starken Teuerung drohen den Lohnabhängigen
im fünften Jahr Einkommensverluste. Die Lebenshaltungskosten
stiegen deutlich höher als die Löhne. Der Verdienst eines
Vollzeitbeschäftigten stieg laut Statistik um 2,8 Prozent,
die Preise jedoch um 2,9 Prozent, was bedeutet, dass hier ein Minus
zu verzeichnen ist, das jedoch weit höher ausfällt als
0,1 Prozent, wenn man das Realeinkommen zugrunde legt und die steigenden
finanziellen Belastungen jedes einzelnen in Bereichen dazu addiert,
die von den Statistikern weder erfasst, noch berücksichtigt
werden. Die Krise der Weltwirtschaft mit steigenden Preisen für
Rohöl, Gas, Rohstoffe und Lebensmitteln verschlechtert zunehmend
die Lage vieler Menschen in der Bundesrepublik. Menschen die noch
vor wenigen Jahren über eine sichere Existenz verfügten
und mit ihren Einkünften gut dastanden, ihnen aber sitzt heute
die Angst vor dem sozialen Abstieg im Nacken, die Ungewissheit,
was morgen auf sie zukommen könnte und wie ihnen übermorgen
geschieht. Eine nicht vorausschaubare Entwicklung schürt Ängste
und verunsichert die Menschen, destabilisiert ihr Vertauen in das
politische Management und untergräbt den Glauben an eine bessere
Zukunft. Das Morgen ist freilich so unsicher wie nie zuvor, es ist
unberechenbar und aufgrund politisch ökonomischer Verwerfungen,
welche in Richtung Zukunft gedacht, noch mehr Ängste produzieren.
Laut Infratest sind es 85 Prozent der Deutschen, die Angst vor der
Zukunft haben und sich vor einer Entwicklung fürchten, die
unsere Politiker nicht mehr im Griff haben.
Zur akuten Teuerungswelle, welch durch die Republik
rollt, formulierte ein Kommentator des ZDF Ende Juni 2008: „Unsere
Politiker verhalten sich wie Feuerwehren, die sich trotz lodernder
Brände in den Urlaub verabschieden und so als wäre nichts
geschehen, ihre Ferien genießen.“ Man lässt den
Dingen ihren Lauf, obgleich zwingend gegenzusteuern und Maßnahmen
zur Inflationsbekämpfung angezeigt wären. Ein erster dringender
Schritt müsste die Absenkung der Steuer- und Abgabelasten sein,
im weiteren bräuchten alle Hartz-IV-Bezieher, Nidrieglöhner,
Arbeitslose und Menschen mit Niedrigrente einen Teuerungszuschlag.
Nach Ansicht des Inflationsexperten Hans Wolfgang Brachinger von
der Universität Fribourg, nimmt die Teuerungswelle bedrohliche
Ausmaße an. Eine Bedrohung, unter der insbesondere die einkommensschwachen
Haushalte leiden, „weil ihr ganzes Geld für die täglichen
Einkäufe draufgeht.“ Im Weiteren ließ der Experte
verlauten: „Die Teuerungswelle trifft Millionen Bundesbürger
viel stärker als angenommen. Die Preise für die fünfzig
Waren, die wir am häufigsten einkaufen sind in einem Jahr im
Schnitt um 8,2 Prozent gestiegen.“ Und nehmen wir hier Einzelposten
heraus wie z.B. Milchprodukte, Gemüse, Brot und Margarine,
dann liegen wir bei einer Verteuerung zwischen 8,5 bis 25,1 Prozent.
Prognosen deuten darauf hin, dass sich der Preisauftrieb
in den kommenden Jahren fortsetzt und die Löhne bei zu erwartendem
Konjunkturabschwung nicht nur stagnieren, sondern bei weiter steigenden
Preisen auch nicht mehr Schritt halten können. Was zur Folge
hat, dass das Gros der Lohnabhängigen massive Einbussen und
Verluste zu verbuchen hat, die zur Verknappung des eigenen Etats
führen, was wiederum die Kaufkraft mindert, Konsumverzicht
nach sich zieht und schließlich zu Lasten der Binnenkonjunktur
in einen Teufelskreis mündet. In Abhängigkeit und mit
Vollanschluss an das Wirtschaftssystem der Globalisierung, können
die Berliner Politiker nur noch zuschauen wie Kräfte, die sie
nicht mehr beherrschen und bändigen können, an Zuwachs
gewinnen, außer Kontrolle geraten und ein Eigenleben entwickeln,
auf welches sie keinen Einfluss mehr ausüben können bzw.
auch nicht wollen. Hinzu kommt, dass die EU ihren Einfluss auf die
nationale Politik verstärkt, deren Spielräume einengt
und Entwicklungen Vorschub leistet, die das neoliberale Wirtschaftsprinzip
fördern, nach Kräften unterstützen und schlussendlich
stabilisieren. Die anonymen Systemverwalter bzw. die europäischen
Politiker in Brüssel, deren Namen kaum jemand kennt, beherrschen
Problemlagen noch um vieles weniger als nationale Managements und
überraschen uns wiederholt und immer wieder mit Entscheidungen,
die nicht nur Erstaunen, sondern vielfach auch Zweifel an den Entscheidungsträgern
aufkommen lassen.
Demokratieverdrossenheit
Nach einer neuesten Umfrage glaubt jeder dritte Bundesbürger
nicht mehr an eine funktionierende Demokratie, die Probleme lösen
könnte und die Schieflage des Staates in den Griff bekäme.
Jeder Zweiter befasst sich mit dem Gedanken bei der kommenden Wahl
zum Bundestag den Gang zur Urne zu verweigern. „Ich fürchte“,
so Frank Karl von der Friedrich-Ebert-Stiftung, „rund ein
Drittel der Menschen hat sich schon von der Demokratie verabschiedet.“
In Ostdeutschland sind es gar 53 Prozent, die von der Demokratie
nichts mehr wissen wollen und womöglich an den Sozialismus
und zu Teilen auch an den Nationalismus denken. Überraschend
aber ist, dass nicht nur die schwächeren Schichten der Bevölkerung
Kritik an der Demokratie äußern, sondern dass insgesamt
der Glaube an die Demokratie massiv erschüttert ist. Die Demokratie
hat sich zu einem System entwickelt, das nach neoliberalem Muster
verwaltet wird und sich unter die Diktatur ökonomischer Macht
begeben hat. Pseudodemokraten und Hörige der Wirtschaftsbosse
regieren unser Land, Schmalspurpolitiker und Parlamentarier auf
den Regierungsbänken, die alle samt vom System infiziert sind,
haben das Sagen. Kollektiv wird immer nur in eine Richtung gedacht,
anderes Denken und Reden ist in der Regel Wahlmanöver zum Zwecke
des Stimmenfangs, wie es die Sozialdemokraten z.Z. versuchen. Die
Menschen aber glauben diesen Stimmenfängern nicht mehr, sie
glauben nicht an das Geschwätz und die leeren Versprechen dieser
Strategen.
Parteienverdrossenheit und Staatsferne kennzeichnet
alle jene, die der Demokratie den Rücken zugekehrt und sich
von der neoliberalen Politik in diesem Lande abgewandt bzw. verabschiedet
haben. Sie fühlen sich von den demokratischen Kräften
im Stich gelassen, den neoliberalen und neokapitalistischen Mächten
ausgeliefert und den Ausbeutern der Wirtschaft zum Fraß vorgeworfen.
Sie fühlen sich ohnmächtig gegenüber der Willkür
des Staates, machtlos gegenüber den politischen Entscheidungen
und mundtot, wenn es darum geht, mitzuentscheiden. Viele Menschen
in der Bundesrepublik fürchten für die Zukunft das Abrutschen
in Richtung Einschränkung, Verzicht und Bescheidung und sehen
sich in Gefahr ihre gesellschaftliche Integrität zu verlieren.
Ein breiter Riss geht durch die republikanische Gesellschaft, ein
Auseinanderdriften der Gewinner und Verlierer, der Habenden und
der Habenichtse. Eine gespaltene Gesellschaft mithin, in der ein
Teil zunehmend reicher wird, während der andere zusehends verarmt.
Geradezu ein Modell und Muster für den Neokapitalismus, der
genau auf dieser Schiene seine Ernte einfährt und als erstes
den Reichen Reichtum beschert. Wer hat, der soll mehr haben und
wer kaum etwas hat, dem ist zu nehmen, lautet das Rezept der Systemverwalter
aus Politik und Wirtschaft. Demokratie und Sozialstaat sind nur
noch das Etikett für ein marodes System, das durch Pseudodemokraten
notdürftig am Leben erhalten und mit dem Mittel der Täuschung
als ein funktionierendes Staatswesen verkauft wird. Mit erstaunlichem
Selbstverständnis, offenkundiger Verfrorenheit und einem gerüttelten
Maß Dickfälligkeit suggerieren die Volksvertreter dem
Fußvolk den demokratischen Staat und dies gegen das eigene
bessere Wissen, aber vielmehr noch gegen das Wissen der Menschen
im Lande, welche das pseudodemokratische Falschspiel durchschaut
und ihren Glauben an diesen Staat verloren haben.
Schlaraffenland Demokratie
Für Großverdiener, Kapitalhaber, Absahner
und Profiteure aber ist die heruntergewirtschaftete Demokratie jener
Humus auf dem ihr Wachstum mit stetigem Zugewinn bestens gedeiht.
Ihnen werden Möglichkeiten und Freiräume eigener Entfaltung
geboten, die sie mit allen Kräften nutzen und gemäß
ihre Raffsucht auszuweiten versuchen. Mit Manipulationen und perfiden
trickreichen Strategien umgehen sie erfolgreich die vom Staat gesetzten
Grenzen und dies nur zu oft mit Hilfe der Politik, die sie eigentlich
daran hindern, wenn nicht gar bestrafen müsste. Das boomende
Geschäft „wie-kann-ich-mich-illegal-bereichern“
und es trotzdem als legal deklarieren, hat Hochkonjunktur, ist ansteckend
wie die Pest, verseucht die Liga „krankhafte Geldgier“
und offenbart den pathologischen Status der Raffsüchtigen.
Nach dem „Rezept“ wer hat der will mehr haben und wem
es gut geht, dem soll es noch besser gehen, haben sich die Nimmersatten
in ihrem behaglichen abgehobenen Wohlstand eingerichtet. Fern und
entfernt den sozialen Missständen, sind sie standesgemäß
vom Überfluss umgeben, der ihnen aus materieller Sicht alles
erlaubt was gefällt und jede Möglichkeit bietet, auf dem
Niveau einer Klasse zu leben, die unentwegt aus dem Vollen schöpft
und deren Geldquellen unversiegt weiter sprudeln.
Die Republik produziert Millionäre jeden Kalibers
und aller Schattierungen, einen Geldadel, dem das neoliberale System
in den Sattel geholfen hat, der im Galopp zu Kapital und Ansehen
kam und für welche das demokratische Pflaster plus Beschleunigung
durch die Globalisierung, zur Rennstrecke um Geld und Sieg wurde.
Verlierer die auf der Strecke bleiben, sind nicht nur die Letztplatzierten
der Unterschicht, sondern verloren hat die Gesellschaft insgesamt
und die Demokratie insbesondere. Die transformierte Demokratie zum
neoliberalen System züchtet auf dem Nährboden des Kapitalismus
eine Geldelite, die ihr Wachstum den politischen und ökonomischen
Verwerfungen zu verdanken hat, die aus den Verhältnissen Kapital
schlägt und das günstige Klima für ihr Raubzüge
nutzt. Während die Großverdiener aus der Wirtschaft mit
ihren Gehältern und Abfindungen immer häufiger in den
öffentlichen Fokus geraten und zu recht mit massiver Kritik
konfrontiert werden, ist man anscheinend blind und taub gegenüber
einer millionenverdienenden Elite, die sich aus Fußballern
und TV-Großverdienern rekrutiert. Hier wird nicht nur ignoriert,
sondern hier zeigt sich auch wie dämlich der Deutsche Michel
ist, wenn er den Kickern auf dem grünen Rasen zu jubelt und
den Show-Größen im Glotzophon applaudiert. Wie man jetzt
weiß, kassierte die ehemalige Moderatorin Sabine Christiansen
30 000 Euro für eine Stunde Politikergeschwätz, das sind
500 Euro pro Minute und bei mindestens 35 Sendungen im Jahr die
stolze Summe von 1 Million und 50 000 Euro. Die gleiche Summe, wenn
nicht gar mehr, ist bei Anne Will und Maybritt Illner anzusetzen
und ebenso bei den Vielzweckmoderatoren von ARD und ZDF. Und nicht
zu vergessen jenen Daueraktivisten des Quiz-Spektakels von SAT 1
Günter Jauch, der Millionen scheffelt und vermutlich Spitzenverdiener
unter den genannten ist, wie auch die Show-Größe Thomas
Gottschalk, der mit seinen Bezügen ganz oben rangiert. Zwischen
1 und 4 Millionen Jahresgehalt kassieren Fußballer der Bundesliga
plus Prämien und sonstigen Vergütungen. Überhaupt
jongliert die Bundesliga mit Millionen, wenn wir an Ablösesummen,
Neueinkäufe von Spielern, Trainergehälter und Managerbezüge
denken. Und mit welchen finanziellen Mitteln der Deutsche Fußballbund
ausgestattet ist, bewies er erst kürzlich bei der Europameisterschaft,
als er die deutschen Kicker in einer Luxus- und Nobelherberge am
Comer See einquartierte.
Die Klasse der Habenden lebt in einer Parallelwelt
zur Masse der Lohnabhängigen, in einem komfortablen Ambiente,
dessen Horizont nur bis an die Grenze dessen reicht, wo die Überschaubarkeit
des eigenen Wohlstands in Sichtweite bleibt. Der Blick darüber
hinaus scheint freilich getrübt und verschwommen zu sein. Gestörte
Wahrnehmung und nicht wahrnehmen wollen was außerhalb ihres
Dunstkreises geschieht, weist signifikant auf das Desinteresse der
Nobel-Klasse hin, sich auf gesellschaftspolitische Schieflagen und
soziale Verwerfungen in dieser Republik einzulassen. Solange ihre
Luxusexistenz gesichert, und ihre Wohlfahrt garantiert ist, kann
es den Kapitalhabern völlig gleichgültig sein, was in
dem verrotteten System Demokratie geschieht. Ihnen als Nutznießer
des neoliberalen Mainstream, ist einzig daran gelegen, dass es so
bleibt wie es ist und wann und wenn immer es möglich ist, zu
ihren Gunsten noch besser wird.
Der Merkel–Bonus, oder:
Die Schizophrenie des Deutschen Michel
Das gespaltene Bewusstsein der Deutschen trennt in
kaum nachvollziehbare Weise die Person Angela Merkel von der politischen
Akteurin, von einer Kanzlerin und Obristin der schwarzen Zunft,
die innenpolitisch kaum Akzente setzt, dafür jedoch auf internationalem
Parkett Lorbeeren einheimst und den Fokus der Öffentlichkeit
dazu nutzt, sich selbstgefällig in den Mittelpunkt zu rücken.
Während die Schieflage der Republik nach aktivem Handeln ruft,
ist die schwarze Lady in Sachen Aktivismus permanent unterwegs und
sucht nach jeder sich bietenden und passenden Gelegenheit, im Rampenlicht
der internationalen Bühne zu glänzen. Was den Deutschen
Michel sehr zu beeindrucken scheint und dies mit einer Wirkung,
welche sie in der Beliebtheitsskala ganz oben platziert. Merkel
weiß sich in Szene zu setzen, Volksnähe zu heucheln,
volkstümlich aufzutreten und mit der Absicht Eindruck zu schinden,
wie z.B. mit ihrer Gegenwart bei der Fußballeuropameisterschaft,
Massenwirkung zu erzielen. Wie aus einem Stern-Interview vom Mai
2004 zu erfahren ist, wollte Merkel eigentlich immer etwas tun,
was ihr nicht lag, wie z.B. Eiskunstläuferin werden. Thomas
Wieczorek schreibt in seinem Buch „Über die Unfähigkeit
unserer Politiker“: „Merkels Traum oder Zwangsvorstellung
war: Mit irgendetwas auf der Bühne stehen, im Mittelpunkt,
und von aller Welt bewundert und umjubelt werden. Zur Eisprinzessin
reichte es nicht? Kein Problem, dann werden wir eben Kanzlerin.“
Die Grande - Dame der Nation mit internationalem Flair im Rampenlicht
der Öffentlichkeit, das ist es, was der schwarzen Zunftschwester
schmeckt und mit größtem Genuss wiederkäuend den
Geschmack an ihrem Amt versüßt. Wie eben auch, wenn sie
im Konzert der europäischen und internationalen Politik in
vorderster Reihe ihren Part spielen darf.
Indessen scheint der Deutsche Michel vergessen zu
haben oder aber auch ignorant darüber hinwegzusehen, dass der
in Sachen Irak-Krieg von einer breiten Öffentlichkeit an den
Pranger gestellte George Bush zum transatlantischen Freund der Kanzlerin
wurde. Mit ihm auf Augenhöhe, da verliert man schnell den Blick
für das richtige Augenmaß im Umgang mit Politikern wie
die eines George Bush. Allein diese Beziehung macht deutlich, welchen
Geistes die konservative Zunft-Schwester ist und welchen Charakter
sie damit offenbart. Wer diesem Menschen freundschaftlich die Hand
reicht, um seine Gunst buhlt und im Schulterschluss Gemeinsamkeit
demonstriert, dem sollte man mit größtem Misstrauen begegnen.
Denn hier offenbart sich das doppelte Gesicht der christlich Konservativen,
die scheinheilig unter der Fahne des Christlichen operieren und
im Gegenzug ihr Heil im Neoliberalismus suchen, dem Kapitalismus
den roten Teppich ausrollen und mit den Mächten der Wirtschaft,
wenn nicht gar mit dem Teufel kooperieren.
Merkel und die Bruderschaft der schwarzen Zunft sind
Produkte einer politisch fatalen Entwicklung, die hin zum Neoliberalismus
und weg von Demokratie und Sozialstaat eine im Selbstlauf beängstigende
Zukunft ansteuert. Der richtungsgebende Geist der schwarzen Lady
lässt vermuten, dass, sobald sie ihren politischen Wunschpartner,
die FDP ins Boot geholt hat, volle Fahrt voraus ins Verderben angesagt
ist. Was zurzeit noch auf kleiner Flamme hinsichtlich neoliberaler
Politik köchelt, würde mit einer Koalition der Freien
Demokraten nur zu schnell zum Turbokapitalismus hochkochen. Die
Partei der Besserdienenden wartet in den Startlöchern geradezu
darauf mit ihren neoliberalem Sprint auf die Strecke zu gehen und
das Ziel einer Politik zu verwirklichen, die geradewegs in die Höhle
des Raubtierkapitalismus führt. Wer auch immer seine Symphatie
für Angela Merkel bekundet, der lässt sich nicht nur täuschen,
sondern dem ist auch zu unterstellen, dass er weder weiß,
noch sich dessen bewusst ist, an wen er sein Wohlwollen verschwendet.
Die System-Managerin und Vorstandsvorsitzende der
Deutschland-AG Angela Merkel, die Kanzlerin und Obristin der christlichen
Parteien, die neoliberal verseuchte Handlangerin der Wirtschaftsbosse
sonnt sich in steigender Beliebtheit bei einem großen Teil
der Bevölkerung, dies obgleich die Republik an allen Enden
und Ecken aus den Fugen gerät. Die Bewunderer Merkels sehen
hier aber keinen Zusammenhang und stellen sie in eine losgelöste
Position von ihrer politischen Verantwortung über das Krisenszenario,
welches die Republik zurzeit bietet. Wie dämlich, beschränkt,
blind und taub muss man sein, um diese Blenderin auf ein Podest
zu heben, das ihr weder zukommt, noch dass sie verdient hätte.
Sie, die in Diensten neoliberaler Politik und als Hörige der
Wirtschaftselite ihr Bestes gibt, meint es schlecht mit allen jenen,
die durch ihrer Hände Arbeit den Konzernen das Geld in die
Taschen schaufeln. Merkel und ihre Zunftbrüder stehen für
eine Politik, deren neoliberale Prägung die Systemfunktion
bedient und dabei mehr und mehr das Funktionieren der Demokratie
aus den Augen verliert. Mit Blick auf das obere Segment der Gesellschaft
und fixiert auf die Bedürfnisse des Geldadels, der Plutokraten
und Timokraten, ist Merkel & Co die Sicht auf die Bedürfnisse
der breiten Masse des Volkes verstellt. Die beamtete Regentin Angela
Merkel samt ihrem Tross gleichgeschalteter Schwarzzünftler
und pseudochristlicher Politiker, haben sich dermaßen im Dschungel
des neoliberalen Mainstream verirrt, dass ein Weg aus dieser Verbiesterung
wohl kaum mehr möglich ist. Demokratie auf Talfahrt und Plutokratie
im ungebremsten Aufstieg ist das, was uns in Zukunft erwartet und
hier ist Merkel & Co ein Teil der Schubkraft, die diesen Trend
nach Kräften fördert und in Bewegung hält. Die demokratische
Fahne auf halbmast und die neoliberale auf höchststand kennzeichnet
eine Demokratie, deren Verfalldatum längst überschritten
ist.
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