DIE BRÜCKE ist grundsätzlich ein Themenheft, in dessen
Schwerpunkt globale Migration, koloniale Manipulation, der Ethno-
bzw. Eurozentrismus, Neorassismus, respektive Kulturalismus u.ä.
liegen. Davon weichen mancherlei Beiträge in den Rubriken wie
»Kultur-Atalier«, »Medien-Kultur-Schau«
sowie Lyrik ab. Das widerspricht den Grundfesten des Blätterwerks
keinesfalls, sondern bereichert sie.
Bei der Auswahl der literarischen Beiträge für
ein Heft haben die Vereinsmitglieder und Abonnenten Vorrang. Wenn
dann ausreichend Platz vorhanden ist, werden auch weitere zugeschickte
Texte aufgenommen. Ihre Verfasser bekommen üblicherweise Belegexemplare
mit einem Appell, unser Forum freiwillig engagierter Individualisten
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Für jedes Heft müssen bis zu 5.000 Euro
aufgebracht werden. Seit Beginn des laufenden Jahres kommen zusätzlich
steigende Druck- und Versandkosten dazu. Daher mußte Auflage
und Seitenzahl reduziert werden. Unverzagt hoffen wir deshalb auf
weitere Förderer.
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Die Opposition der endkapitalistischen Kraken läßt
sich entweder als eine beklagenswerte Jeremiaden-Gemeinde bezeichnen
oder als Konglomerat aus meist isolierten und partikularen Zirkeln.
Vor allem im Spektrum der Migration herrscht eine spekulative Spießer-Society
der Katzbuckelei.
Die »Fünfte Kolonne« des Imperiums,
also die machtkonforme »Vierte Gewalt« des marktfrommen
Systems hilft einigen wenigen Konvertierten, gehorsamen Selbstorganisationen
oder interimistischen Interessengemeinschaften im Umkreis der Integrationsindustrie,
sich weltläufig feilzubieten.
Im Gesellschaftsgefilde widerhallt die generell als
»nicht-gelungene Integration« ausgetrommelte Formel
einer Form des Widerstandes, die Re-Aktion der allochthonen Population
auf die ständestaatliche Strukturen, die unter dem Aktenzeichnen
»abgehängtes Prekariat« abgeheftet werden. Die
Tartüff-tüchtigen Tüftlergenies planieren den gängigen
sozialen Prozeß als Holzweg der kulturellen Identität,
und es geht um die breite Masse der muslimischen Minorität.
Wahr ist, daß die Assoziationen der Gottgläubigerkreise
nur einen Bruchteil dieser Einwohner zusammenlesen. Dagegen türmt
sich die Strategie der Integration auf dem tremolierten Terrain
auf, die Abweichler der Zunft zu züchtigen und sie als liederliche
Leibeigene wohlgeraten umzuformen. Unter dem kulturalistisch kreierten
Krakeel tarnen sich die Gewalthaber und führen die Loser im
»ganz unten« aufs Glatteis.
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Wenngleich der Frontverlauf zwischen Masse und Marke, zwischen Pläsier-Parasiten
und Planetär-Parias, zwischen Elementar-Elend und Elitär-Elan
senti-mental über die Bühne geht, sind die aufklärerisch
akklimatisierten linkslastigen Lebehoch-Legionen meistenteils darum
bemüht, bei der Evaluation der sozialen Evolution mit den Blutsaugern
der Natur-Ressourcen konform zu gehen.
Die koalitionären Kumpanen der imperialen Zentren
überfallen überall das Leben, verdünnen wie Insektenlarven
auffällig Fauna und Flora – wie das visionäre Planetoid
den Plankton oder die invasionären Aliens halten sie mit ihrem
stinkigen Schneckenhausgepäck jeglichem Appell stand.
Von allen Hunden gehetzt kreuzen die lückenlos
entfesselten Marktkräfte die Klingen gegen jede freie Lebensart,
lavieren lautlos mit Drohkulissen, tremolieren mit Trompeten und
können die »Multitude« mühelos in den Schlaf
singen. Sie lassen mit krummen Kampagnen und Camouflagen sich von
den schwachen Charakteren den Staub von den Füßen lecken.
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Ein romantisch radikales, aber ramponiertes Rad rollt seit Mitte
Februar 2007 durch die Randstätten-Reviere der bundesdeutschen
Rentier-Republik – gedreht von einem Haufen provokativer Plagiatoren,
die aus dem einstmals populären Transparent »Wir haben
abgetrieben« die plakative Parole »Wir haben abgeschworen«
zusammenzustückeln wußten – mit geschwellter Brust.
Ein ziemlich lautes Echo fand die Neuigkeit in der modrig monotonen
Palaver-Presse der metropolitan-moralisch modellierten Monopole.
Etwas Karnevaleskes, etwas ernst Gemeintes, militant Manifestes,
markig Manieriertes...
Ein »Zentralrat der Ex-Muslime« habe sich
gegründet, lautet die massive Message allerorten. Fast dreihundert
mal erscheint der Titel im Monitor des Elektronengehirns geradewegs,
wenn man mit ihm als Kennwort im Google den Suchbefehl betätigt.
Aus voller Brust feiern die Prediger der aufklärerischen Avantgarde
fröhliche Urständ, nehmen die »Abgeschworenen«
in ihren Schoß auf. Der »Humanistische Verband Deutschlands«
sowie die »Giordana-Bruno-Stiftung« stehen pfeilgerade
hinter der gebräuchlich gebotenen Geburt und geben viel darauf.
Vom »Deutschen Freidenker-Verband« liegt noch keine
Parteinahme vor. Nach eigenen Angaben hatte der »Rat«
Anfang März 120 Mitläufer, dessen Rädelsführer
ihrem Trachten wie folgt Ausdruck verleihen:
»Wir wehren uns in aller Entschiedenheit dagegen,
dass muslimische Organisationen wie der Islamrat oder der Zentralrat
der Muslime den Anspruch erheben, uns und unsere Interessen in Deutschland
vertreten zu können!
Wir fordern die deutsche Politik und
Öffentlichkeit dazu auf, die Augen dafür zu öffnen:
• dass die Menschenrechte unteilbar sind und somit auch für
all jene Menschen gelten müssen, die in einer sog. 'muslimischen
Kultur' aufgewachsen sind
• dass es auch in den sog. 'muslimischen Ländern' zahlreiche
Menschen gibt, die sich zu keinem religiösen Glauben, sondern
zu den säkularen Werten von Humanismus und Aufklärung
bekennen.
Auf der Basis solcher aufklärerisch-humanistischer
Grundüberzeugungen setzt sich der Zentralrat der Ex-Muslime
für folgende Ziele ein:
• die Durchsetzung der allgemeinen Menschenrechte als unveräußerliche
individuelle Rechte des einzelnen Menschen
• die Durchsetzung der Weltanschauungsfreiheit als Freiheit,
sich öffentlich wie nichtöffentlich zu religiösen
oder nichtreligiösen Anschauungen zu bekennen oder dies zu
unterlassen
• die Durchsetzung einer konsequenten Trennung von Staat und
Kirche/Religion/Weltanschauung
• die Förderung der Völkerverständigung auf
der Grundlage der allgemeinen Menschenrechte
• die Förderung des vernunftgeleiteten Denkens und der
Erziehung zur Toleranz.«
(Kontakt: Zentralrat der Ex-Muslime e.V., Postfach 250346, 50519
Köln, www.ex-muslime.de)
Das sind allgemein akzeptable Postulate, auch wenn
sie unverblümt aus der Mottenkiste stammen. Ihre Poseure sind
aber wohl auf dem falschen Dampfer, was den Adressaten angeht: »Die
deutsche Politik«. Nach Adam Riese setzt sie gerade in Sachen
der inneren Sicherheit auf die Ist-Stärke der »Islamophobie«
und auf den Fortbestand der Improvisation »Islamismus«,
um ein brauchbares Feindbild zu rekonstruieren. Und sie setzt auf
das ethnizistische Zersplittern der peripheren Gesellschaftsgefilde
auf dem Wege zu einem Paneuropa unter germanophilem Gutdünken.
Doch die Spätankömmlings-Zöglinge des
Zivilisierten-Zentrums stellen die Ohren auf Durchzug, praktizieren
mit ihrem rudimentären Räderwerk eine Art populistischen
Parteigang. Ihr schatten- wie silhouettenhafter Scheuklappen-Blick
auf den Gottglauben blendet ihnen das Panorama aus, hinter dem sich
die schrullige Show der pangermanischen Plattitüde-Partisanen
abspielt. Während diese hier zu Hause das Augenmerk der Allgemeinheit
auf die Eingewanderten-Sparte orientalischen Habitus als Brutstätte
des Terrorismus lenken – wobei die Vokabel mit »islamistisch«
perfektioniert und mit den Statussymbolen »Kopftuch«,
»Ehrenmord« und »Zwangsehe« popularisiert
wird –, helfen sie dort z.B. in der Türkei der gentilgesellschaftlichen
Gegen-Gilde des laizistischen Gedankengebäudes auf die Sprünge
– wegen derer angeblich vagen freiheitlich-demokratisch-freimarktwirtschaftlich
reformfreudigen Formation.
Der Stifter- und Gründerkreis einer Sekte namens
»Zentralrat Ex-Muslime e.V.« und ihre Sekundanten zeigen
symbolisch wie spiritual Parallelitäten mit ihrer systemisch
sanktionierten Gegenseite und paralysieren eine ganze Mitwelt migrantischer
Memoiren. Das ganze Postulaten-Paket des Neugeborenen läßt
sich eigentlich auf einen einzigen Punkt reduzieren: Daß das
Groß-D-Land einstweilen ernsthaft die Maxime des Laizismus
vergesellschaftet und die bestehenden Vorrechte der Religionsgemeinschaften
abschafft. Andernfalls machen sich die Initiatoren des Kontra gebenden
»Zentralrats« zu Handlangern des germanophilen geheimen
Generalissimus mit seinen hegemonialen Ambitionen.
Ferner laufen sie auch Gefahr, als Donnerwetter-Veteranen
der Konversion wie Nichtraucher-Revoluzzer im riesenhaft ritterlichen
Reservoir des aufklärerisch kreischenden, Menschenrechtsmetier
heischenden neoständischen Napoleonismus zu fungieren, mit
sich als triviale Reklame-Troupiers, Troubadoure und Troubleshooter
Schindluder treiben zu lassen, indem sie sich mit dem antiquierten
Hymnus der Humanitas tarnen.
Oder sie lassen sich als Zeloten der »Aufklärung«
und Zenturien des Novum Romanum – des imaginären »Römischen
Reichs Deutscher Nation« – betiteln, die auf ihren fiktiven
Fiakern durch die metropolitanen Magistralen paradieren, in einsamen
Sackgassen betteln und unter den Mauern der Zitadellen Zelte der
Selbst-Zensur aufschlagen.
Weiteres Kopfzerbrechen über die selbst erklärten
Advokaten-Adlaten der Menschenrechtsmeriten und adligen Adler-Adepten
erübrigt sich, wenn man folgende Verse von Nazim Hikmet (im
Kasten) zu Ende liest. Er reimte sie 1921, also mit einundzwanzig
Jahren.
Necati Mert
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