Graue Welt-Bilder
Die Furcht fruchtet im Überflußgürtel
an beiden Ufern des nördlichen Atlantik. Die Zampanos der Zauberformel
„immer mehr Markt, stets härtere unsichtbare Hand“
hüllen sich schwer in Schweigen. Das nordamerikanische Novum
Romanum fuhr in Mesopotamiens Morast fest - trotz einer ruhmsüchtigen
Armee, deren Söldlinge sich meistens aus von sozialen Miseren
diktierten Nöten oder manches Mal aus Rambo-Ritualen rekrutieren
ließen. Das friedvoll verbrämte freibeuterische Strohfeuer,
das die neoliberale Nomenklatur - begleitet von der menschenrechtsmentalen
Maskerade des „humanitären Interventionismus“ -
im Schwarzen-Kontinent entfachte, erwuchs von langer Hand zum strapaziös
sozialen Steppenbrand. Enteignete Erdenbürger entfliehen dem
Furor des ökonomischen Herostraten, erblicken das Licht des
Herolds, riskieren allerorts Odysseen, begeben sich auf den Fußweg
mit dem Hochziel, die Zentren der Allwaren-Zivilisation zu erreichen.
Doch die Nationen Lateinamerikas fuhren aus dem Schlaf
auf, laufen gegen den Schlendrian Sturm, legen nachgerade dem super-imperialistischen
Syndikatensystem Zügel an. Selbst allerlei Akteure der altkontinentalen
Regentschaften liebäugeln wieder mit der Rückkehr der
sozialstaatlichen Strukturen, stellen den Kasinokapitalismus in
ein schlechtes Licht als instinktive Heuschreckeninvasion.
Der Freihandel entfaltet sich, mit ihm die Heerscharen
der Hungerleider. Die ökonomische Oktopode oktroyiert die Hominiden
zur Existenz des Homo fabers oder zum Exponaten des Homunkulus.
Die vom Protektionismus befreiten, endlos entfesselten Markträfte
sollten bewirken, daß der angehäufte Reichtum auch nach
unten tröpfelt, zu den Minderbemittelten. Nachhaltiger Tropfen
hat den Stein zu höhlen, lautet das neoliberale Larifari; er
hat ihn aber noch mehr untermauert und hart verkalken lassen.
Denn die Kaste der Manager samt dem Parteien-Primat
und den primär präsentierten Pressure Groups, nehmen sich
freudevoll die Freiheit, Millionen ins Elend zu stoßen, sich
selbst allerdings die Taschen vollzustopfen. Den Tüchtigen
in den Top-Etagen, den Tüftler-Typen und Triumphatoren und
Homo novus und Tütendrehern soll statthaft die Sonne scheinen.
Die Erdökonomie boomt und brummt, brüllen
die Kommentatoren in Gazetten und Bildschirmen burschikos und bilanzieren
das Ausbalancieren der Ungleichgewichte, präsentieren sich
schreibe und sage als Scharlatanen-Sultane und Maestros der Münchhauseniaden
zugleich. Denn mit dem Brummen wird ein weiteres Auskommen breiter
Schichten in allen Erdgegenden gekürzt, wenn nicht auf Null
annulliert. Selbst den bärbeißigen Bürgern der kapitalistischen
Hochburgen bleibt nichts anderes übrig, als zu kaufen, was
das Zeug hält. Kommun ist der Konsum das A und O der Kommunikation.
Wem es nicht gelingt, das Bergaufwärts anzupacken, kommt auf
die schiefe Ebene, schämt sich in Grund und Boden.
In bundesdeutschen Wohnstuben herrscht der Angsttraum,
Berufstätige geraten gewohntermaßen aus dem Häuschen,
in die Fakiren-Fabrik der erwerbsfähigen Erwerbslosen abgeschoben
zu werden. Angesichts der Aussichtslosigkeit ist der Zustand auch
zulässig. Denn während selbst mächtige Mandatare
des marktfrommen Marathons an den globalen Mammon-Magnaten Anstoß
nehmen, suchen die Liliputaner der linken Sektion unter der „Globalismus-Glocke“
die Heilsbotschaft für den humanitären Morgen, strapazieren
die Sympathisanten der erdsozialen Utopien. Sie verkürzen auch
das neorassistische Reservoir auf das Revier jener Randalierer,
die „konservative Revolution“ proben oder sich als populistische
Prätorianer des Novum Okzidentum aufspielen. In „junge
Welt“ vom 10. Februar 2007 setzt sich Werner Pirker mustergültig
mit der „Diktatur der Besten“ auseinander, die dieses
Mal nicht vom faschistischen Lehrgebäude stammen, sondern aus
dem Fruchtfeld des Neoliberalismus:
„Wir haben gesehen, daß der Rassismus
nicht unbedingt mit Fremdenfeindlichkeit verbunden sein muß.
Das heißt: Der ihm innewohnende Grundgedanke der natürlichen
Auslese und Aussiebung muß nicht primär gegen die 'Fremdstämmigen'
gerichtet sein. Der marktfundamentalistisch begründete Rassismus
kennt formal keine Unterschiede in Rasse und Geschlecht. Das liberale
System verheißt allen den freien Zugang zum Markt. Erst hier
kämen die natürlichen Unterschiede zum Vorschein, heißt
es: zwischen denen, die seine Regeln gelernt und verstanden haben
und jenen, die es nie lernen werden, zwischen dem homo economicus
und den ewigen ökonomischen Analphabeten.
Der Rassismus ist ursächlich Sozialrassismus.
Das Konstrukt der Rasse ist dessen Erfindung. Rußlands liberale
Denker der ersten (auf das Scheitern des Sozialismus) folgenden
Stunde entwickelten die Theorie des physischen Aussterbens des 'homo
sovieticus', weil dieser die evolutionäre Entwicklung zur gewinnsüchtigen
Spezies nicht mitgemacht habe."
Die historische Trias der „Freiheit, Gleichheit
und Brüderlichkeit“ sind bei Lichte besehen antagonistischen
Gegensätze inhärent. Sie lassen als solche Wortwracks
vortragen, die jedoch mächtig genug erscheinen, das breite
Publikum gefügig zu machen, mit den Wölfen zu heulen.
Apologet des dirigierenden Demokratismus, das bürokratische
Stellvertretersystem, ist unentwirrbar mit der Sklaverei sinnbildlich
verwoben. Das Zepter schwingen über das Gemeinschaftsgebäude
die Zombie-Cäsaren unter dem Kommando der Hyänen und Habichte,
der Pressure Groups, die den Rachen nicht voll genug bekommen können.
Doch es knirscht auf Weg und Steg. Breit und bunt. Gewaltig und
gegenwärtig. Im Gegengestade des Raubritterkapitalismus keimt
emphatisch die Emanzipation der Enteigneten und Erniedrigten, der
Entrechteten und Ausgeplünderten, der Ausgestoßenen und
Entfremdeten auf.
Migrantische Miseren in Mephistopheles Miszellen
Millionen leiden und hungern, damit sich der Reichtum
der Europiden-Nobilität weiter vermehrt bzw. akkumuliert. Bei
dem Versuch, aus subsaharischen Landstrichen die spanischen Kanaren
zu erreichen, gingen allein 2006 mindestens 6.000 Afrikaner in die
ewigen Jagdgründe ein. Mehr als 31.000 Migranten gelang die
Ankunft im Pläsier-Paradies.
Findige Fluchtrouten markieren, Passierpfade sperren,
Stege sprengen, die Meere massiv mit Patrouillen besetzen, periphere
Patrone bestechen... Diese Strategie der kommandierenden Kastell-Stäbe
werden die Zitadellen vor dem Sturm der Armen nicht bewahren können.
Ebendort, wo die Freiheit von hohem Wuchs geschrieben
steht, an diesem Ort, werden die Schlupflöcher so versperrt,
daß kaum einer, der nicht zur altansässigen Majorität
gehört, zu seinem Recht als Angehöriger des Menschengeschlechts
kommen kann.
Denn es gibt andere Geschichten, die auf die Gegenwartsgeschichte
emsig Einfluß nehmen. Geschichten der Schiffbrüchigen,
die fesseln und auch imstande sind zu bewegen. Sie können Komplexe
konkretisieren, den Impuls geben, über den moorigen Morgen
nachzudenken. Vieles läßt sich in Geschichten vortrefflich
transportieren, Kommunikations- und Kooperationsprozesse erleichtern.
Der Cäsarenwahn warnt daher: Der Euro-Päan
widerhallt periodisch im Maghreb genauso wie am Hindikusch, singt
den repressiven Refrain der supranationalen Parvenü-Putschisten,
Privatier-Patrouillen, Krautjunker-Yuppies, superimperialen Yankee-Junta,
altkontinentalen Bastei-Bataillone, Jakobiner-Junioren gegenüber
enteigneten Erdenmenschenmengen, ethnisierten Desperados, entlassenen
Parias und Periöken.
Der Kompagnon-Koalition des Imperium Okzidentum, respektive
Novum Romanum obliegt der Pflichtkodex, die kasten-konforme Konstruktion
einer selten findigen Konstitution zu fingern - eine obligate Mission,
die sie jedoch ohne Mißgeschick nicht meistern kann.
Neben amtlich registrierten 170 000 Geduldeten im
machtvollen Bundesdeutschland, die ihr Leben zwischen heute hier
und morgen draußen fristen, sitzen etliche weitere in „Ausreisezentren“
oder Extra-Arrestlokalen und warten auf ihre Deportation.
Die Auffanglager, die sich als Kerngedanke des eurozentrisch
zivilisatorischen Migrationsregime etabliert haben, dienen substantiell
nicht nur zum Abschotten, sondern auch zum Filtern der internierten
Masse. Eliten-Elementen aus der migrantischen Gesamtmenge wird die
Sperre einen Spalt weit geöffnet. Der Pariavariante sagen die
Grenzgarnisonen den kompromißlosen Kampf an.
Was gestern als Fluchthelfer gepriesen, gilt heute
als Schleuser- oder Schlepperbanden, deren mit Bastarden beladenen
Barken die Bataillonsbegleiter der Feste Okzidentale in Acht und
Bann schlagen. Sie werden den horrenden Heerscharen der besitzlosen
sich akkumulierenden Mulatten aus den fernen Gegenden der Erde dennoch
das Wasser nicht abgraben können. Denn das Leben selbst erweckt
in jedem den Trotz. Dementsprechend setzen desperate Globetrotter
sich im Hungerturm, den zeitnahen KZs der Zivilisationsersten heftig
zur Wehr.
Die Gesetzmäßigkeit des gegenwärtigen
Fluchtgeschehens widerspricht jeglicher Interpretation der eurozentrischen
Eulenflucht-Funktionäre als gegenweltliche Geschichte. In der
Autonomie der Migration wurzelt die Aussaat der emanzipativen Assoziation
freier Individuen.
Der Bedarf an marginalisierten Fronarbeitsnomaden
in den Zentren wird sich kaum vermindern. Denn der Himmelsstrich
Europa gleicht einem Flickenteppich, wo jede Gegend einige wenige
natürliche Spezialitäten pflanzt und dazu Malocher benötigt.
Der Terminus Globalismus läßt dem supranationalen
Gebilde mit dem Kürzel EU keine andere Wahl, die Pfade, durch
die die Migrantenheere passieren, nicht ganz dichtzumachen - ein
von der neoliberalen Heilslehre diktiertes Husarenstück. Menschenmengen
auf Wandertour: In den Wüsten und Gewässern der Subsahara
finden Tausende den Tod. Und die Supervisoren der Bravour-Bastei
handeln restlos mit rassistisch reservierten Fremdenbildkonstruktionen,
führen humanitären Krieg gegen „clandestins“,
„Sans-Papiers“, „Illegale“ u.a.
Profiteure treten in televisionär polternden
Runden trivial als Politikaster hervor. Wetterwendisch ergreifen
sie das Wort, fragen rüde retour, äffen stämmige
Stammeshäuptlingen nach, machen sich Sorgen um die Zukunft
ihrer Nachzucht, verstärken den Bau der Schutzwälle, betrachten
das Universum als privates Unikum, den Mikrokosmos der Betriebswirtschaftslehre
als Unikat und das Millennium als ihre Müllgrube.
Der kraftvoll kreierte, kreativ kultivierte Kreuzzug
des christlichen Abendlandes steht hoch im Kurs. Auf allen Gebieten
der Gesellschaftsgeschäfte findet der Wetteifer statt.
Die als Standort-Sachwalter standardisierten Staatsgewalten
manifestieren dreierlei Missionen: Schutz der metropolitan Zivilisierten-Bastion
gegen Eindringlinge migrantischer Mimikry. Menschenrechtsmanagement
auf dem gesamten Erdenrund, um die Freibeuterei namens Marktwirtschaft
sowie den Zugang zu Bodenschätzen fugenlos zu feiern. Invasionen
unter dem demokratisch dekorierten Deckmantel gehören zur Regel
der Nomenklatur, um Mandat-Regime im Morgen- und Sonnenland zu errichten
- mit dem Einsatz von High-Tech-Waffen.
Der Zielbahnhof des supranationalen Superimperium
ist ein Weltkasten-Regime der Katastrophen.
Enteignete Subsistenz-Existenzen erzwingen den Zerfall
der romantisch gebieterischen Kollektive. Das Heer der Entwerteten
vermehrt sich wuchtig. Das stämmige System der spätbürgerlichen
Bürokratien zielen auf das gerecht verteilte Elend, auf den
allfälligen Budenzauber der Frondienstsöldner allerorten.
Die Nationen als Staatsgebilde werden durch Ethnien
und Kulturen ersetzt.
Integration als Intension im Irrgarten
Alles im Wandel? Ein trügerischer Schein? Nein.
Überall läuten die „Globalismus-Glocken“,
locken Menschenmengen an. Abenteuerhungrig. Ohne Wenn und Aber.
Auf Routen der Robinsonaden.
Das Schleuser-Geschäft blüht, das während
der Zeit des „Eisernen Vorhangs“ als Freiheitsdienst
gefeiert wurde. Jetzt kommen die Verachteten. Auf verschiedenen
Routen. Der Sturm derer, die nichts zu brechen und zu beißen
haben, auf die zentralen Zitadellen der Zivilisation fing erst an.
Die Autonomie der Migration wächst der Stabsarchitektur
der Feste Europa über den Kopf. Es gelingt ihnen nicht, den
Teufelskreis durchzubrechen. Sie stecken im Schlamm zwischen Humanität
und Husarenstreich fest.
Die Gesellschaften der Hochurbanen mutieren zu einem
Giganten-Garten von integrierten Intriganten. Allerorten wird das
Gerechtigkeitsgerede konterkariert durch eine Lawine von Skandalen.
Mädchenhirte machen sich bequem in Dirigenten-Stuben, pflegen
intime Kontakte mit Oberaufsichtsposten.
Demagogische Diktion und simulativ in Szene gesetzte
alternative Wahlkampfkampagnen geben ausgiebig Auskunft über
die sensationelle Singularität der Demokratie als Doktrin diktatorischer
Substanz. Die Mandatare memorieren die Münchhausiaden der Moneymaker.
Ihre Untertanen vermeiden immer mehr den Urnengang. Hinzu kommt
der Dämon demographischen Urquells. Um den Greisen-Kreis zu
versorgen, ist die Herrschaft auf den Import von kopfgesteuerten
Produktionsmitteln namens Arbeitskraft oder Humankapital angewiesen.
Es läßt sich aber nicht so formieren, daß die ethnische
Homogenität des hegemonialen Volksstaates - weder formel noch
fundamental - angekratzt wird. Integration lautet das Leitwort dafür,
daß die völkische Vollkommenheit des Souveräns so
bleibt, wie sie von Leitkultur-Kuratoren verdeutscht wird. Aber
sie als sozialer Prozeß zu sehen, die Minderbemittelten in
das Gesamtsystem einzugliedern, ist längst Geschichte.
Daß das integrationale Propaganda-Projekt Probleme
nicht löst, sondern sie erst protegiert, wollen die gewichtigen
und gewählten Gewalthaber samt der Schützenhilfe aus der
medialen und studiokratischen Zunft nicht wahrhaben. Auf den Trichter
können sie nicht kommen.
Die Easyjet-Intelligenzija liefert dem parlamentarisch
reglementierten Regime die fachkundigen Fakten, die durch die faltenreichen
Fallstudien routiniert zusammengeschustert werden, indem sie dann
und wann eine Umfrage macht und durch buntgescheckte „Multitude“
das einfarbige Konterfei einer gemeinen Gefahrengeneration ausmalt.
Im Zürcher Periodikum "Widerspruch - Beiträge
zur sozialistische Politik" Heft 51/2006, setzt sich Mark Terkessidis
mit der Frage "Was heißt eigentlich ‘Integration’?"
auseinander und hebt hervor:
„Integration ist derzeit ein Begriff, der kaum
noch hinterfragt wird. Wer heutzutage Kritik am Konzept der Integration
äußert, der wird gnadenlos als 'Multikulti'-Träumer
diskreditiert. (...)
Wann die Integration abgeschlossen ist, das bestimmt
der Staat bzw. die einheimische Gesellschaft im Grunde je nach Gusto.
Ein Beispiel wäre die Debatte über den Einbürgerungstest.
Die Voraussetzungen für eine Einbürgerung wurden eingangs
erwähnt - sie sind erheblich. Dennoch gibt es in zunehmendem
Maße Personen, welche die Ansprüche erfüllen können.
Die beabsichtigte Einführung von Wissenstest zur Einbürgerung
hat offenbar keinen anderen Nutzen, als den Migranten das Gefühl
zu geben, dass 'Integration' unmöglich ist - denn selbst wenn
sie die Hürden nehmen können, werden sie dann eben höher
gelegt.
Als Konzept ist Integration überholt. Erstens
sind die Prämissen des Konzeptes Geschichte. Wirtschaft und
Politik stellen heute nicht mehr die notwendigen Mittel zur Verfügung,
damit 'Integration' stattfinden könnte. Zweitens sind Inhalt
und Kriterien von Integration völlig ungeklärt. Drittens
transportiert der Begriff bereits von Beginn an die implizite Vorstellung
eines (kulturellen) Entwicklungsgefälles zwischen "uns'
und 'ihnen' - und damit eine zweifelhafte und diskriminierende Normvorstellung.
Viertens ist der Begriff widersprüchlich. Obwohl es sich bei
der 'Integration' eigentlich um eine 'systemische' Aufgabe der Gesellschaft
handelt, wird sie mittlerweile implizit als individuelle Anpassungsleistung
verstanden - und der mangelnde 'Integrationserfolg“ als selbstverschuldete
moralische Verfehlung.'
***
Pangermanisches Panorama
Die Pflege von unterjochten Völkerschaften und
ethnischen Eigenschaften gehört zum Grundcharakteristikum des
Deutschtums. Der Umgang mit einem solchen Phänomen im eigenen
Terrain war immer seine Schwäche. Hier drehte sich die strategische
Staatskunst um die Assimilation der zugezogenen Nützlichen
oder um die Elimination der ausrangierten Überflüssigen
- ob retourniert oder deportiert. Anderweitig erfolgte migrationstheoretische
Ergebnisse haben keine Gültigkeit in studiokratischer Gründlichkeit.
Daher befaßten sich die überwiegenden Teile der namhaft
autoritären Autoren mit den teils hausgemachten, teils (importiert)
imitierten Fragefelder der Schatten- und Parallelwelten.
Wie laut die Wortführer der Solidaritäts-Society
auch immer die knechtschaftlichen Verhältnisse zu attackieren
und sich theater-tauglich für die zeitnahen Galeerensklaven
auf Baustellen oder in Haushalten ins Zeug zu setzen scheinen, das
irreguläre Gewerbe machte einen einschneidenden Bestandteil
des wirtschaftlichen Aufschwungs der letzten Zeit aus, mit dem sich
die Honoratioren der Nation parteiübergreifend brüsten.
Daß im Groß-D-Land bis zu einer Million
illegalisierter Fronarbeiter unterwegs sind, stört scheinbar
jene sonst phantasiereichen Fraktionsfunktionäre nicht, die
während der Wahlkampfkampagnen immer den Schrei „Das
Boot ist randvoll“ ausstoßen. Nach allen Tiraden, welche
die Exportweltmeister-Titanen, die markigen Marktschreier der Standort-Stattlichkeiten,
hören lassen, wird kaum einer angesichts der Beschaffenheit
des heimlichen Broterwerbs den Finger akrobatisch auf die Wunde
legen und den heimischen Sklavenhändlern akribisch eine Standpauke
halten.
Zu allem Überfluß: Mit herkömmlicher
Manier vernebeln die meisten Filialen der ethnozentrischen Forscherfamilien
ihre engstirnigen Flickwerke mit dem Miniatur-Merkmal der „kulturellen
Identität“.
Generell lassen sich die feierlich feinen Verfechter
der ethnisch-identitären Emanzipation als Guerilleros offerieren,
erweisen sich oft als Gorillas jener Personen, die im Auftrag der
imperialen Zentren gegenüber den Geknebelten auf die krumme
Tour reisen und sich deren Träume von Freiheit und Fortuna
unter den Nagel reißen.
Für den Schutz der „bedrohten Völker“
unterhält das Auswärtige Amt sowie Geheimdienste en masse
Vorfeldorganisationen, von denen wiederum eine große Menge
unter dem NGO-Label in Lohn und Brot stehen und von anderen Staatsressorts
wie dem Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit finanziell
gefestigt werden.
Diese vom Hegemonial-Staat stattlich gepäppelten
nicht-staatlichen Systeme und Fundationen funktionieren als engmaschige
Maschinen oder Denkfabriken mit einem stets retrospektiven Repertoire
an pangermanischem Panorama. Ihr Handwerk unter der Standarte des
Humanismus besteht darin, ethnische Minoritäten zu ermutigen
oder sie auch gegen jene Nationalstaaten zu erdichten, die gegenüber
dem imperialen Zentrum den Gehorsam verweigern sowie regelrechte
Retourkutsche verdienen. Wie man von vielen Orten ordinär weiß,
züchten diese NGO-Nomenklaturen Wegelagerer als Weggefährten.
Assoziationen, die nicht die Willenskraft demonstrieren können,
dem Expansionsexperiment des imperialistischen Impresarios gute
Dienste zu leisten, werden von der Liste der Förderwürdigen
getilgt. Schließlich nährt man wissentlich eine Natter
am Busen nicht.
In den anhaltend entfachten Wortgefechten um die migratorische
Schlangengrube bzw. Gefahrenquelle kommt das Leitbild „Schmelztiegel“
wiederholt zum Vorschein. Es verleiht dem Ideal der lückenlosen
Integration, nämlich der selektiven Assimilation der zugezogenen
Einwohner hohes Gewicht und ermutigt die vielzüngigen Handwerker
des Deutschtums, ihren Dreh zu intensivieren.
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