XXVI. Jahrgang, Heft 144
Apr - Mai - Jun 2007/2

 
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Menschenwelten
 
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Letzte Änderung:
20.04.2007

 
 

 

 
 

 

 

Lyrik




   
 
 


bald wird die klimakatastrophe wetterreform heißen.
jede abhängige arbeit verproletarisiert den geist.
infantil kauft viel.
das größte blendwerk der etablierten sind ihre Privilegien.
so berechnend wie einst die herrscher denken heute ganze Völker.
die regisseure der skandale bleiben meist verborgen.
feindbilder kompensieren oft etwas, das sie nicht eingestehn.
der Sprengstoff lagert in den seelen.
wer keine zukunft hat, muß die Vergangenheit verklären.
wer die zukunft verachtet, ist der geschichte voraus.
die atemzüge der toten sind tief.
die ungeborenen sind die eigentlichen kinder.
auch die götter müssen erst noch befreit werden.
was man besiegen muß, wird einem nie ganz gehören.
wie kann beschleunigung Vertiefung schaffen?
was wir nicht begreifen, fordert uns heraus.

Holger Benkel


***


Brecht den Bann

Hört auf zu schweigen,
So lange Sprech- und Denkverbot,
Eure säuselnden Geigen
Sind geistiges Schweinebrot,
Brecht endlich den Bann,
Die Macht muß fallen,
Schluß mit der Angst,
Schluß mit dem Lallen,
Brecht endlich den Bann,
Weg mit der Hatz,
Heh, Knoten, platz,
Oder bist du tot, Mann?
Wenn die, die lügen,
Uns mit Geld kaltstellen,
Sagt, dass sie betrügen,
Euer Wort schlägt Wellen,
Sie schüchtern uns ein,
Drohen mit Knast,
Stellt den Schurken ein Bein,
Nur Gerechtigkeit paßt,
Laßt euch nicht darauf ein,
Ach, faule Kompromisse,
Die Wahrheitsfahne hisse,
Seid ein rollender Stein,
Die Solidarität ist mehr
Als Täterä und Raunen,
Nicht untern Teppich kehr,
Was wahr ist, laßt sie staunen,
Dass es noch Menschen gibt,
Die sich nicht kaufen lassen,
Gut ist der Mensch, der liebt,
Die Feigheit sollt ihr hassen,
Die Tyrannei der Worte,
Die toll ins Weltbild passen,
Die stinkenden Dummorte,
Das Heucheln sollt ihr hassen,
Mit Liebe, denn die Zeiten,
Der Mensch, er kann sich ändern,
Habt Mut, in Freud und Leiden,
Gebt Sonne kalten Ländern,
Und hört auf zu schweigen,
Die das nicht wollen,
Sie prügeln euch fest
in ihren Rollen,
Wenn ihr das Maul haltet,
Sich der Freiheit zuzuneigen
Ist niemals veraltet,
Laßt sie toben, laßt sie grollen,
Klar im Herzen und nicht fett,
Das ist's, wie wir sein wollen,
Und nicht so verdammt nett
Wie die, die Sklaven sind
Von Ruhm und Gier und Geld
Und all dem, was ein schönes Kind
Für ganz gefährlich halt,
Sie sind nicht mein Herr,
Sie sind nicht mein Gott,
Freiheit, die ich meine,
Ob ich wache oder weine,
Bringt raus aus dem Trott,
Drum hört auf zu schweigen,
Schluß mit Hü und mit Hott,
Auf den Berg muß man steigen,
Im Tal verrott!

Hadayatullah Hübsch


***


ferne zeugenschaft

ein tagwerk im westen
hinter den rüben rot
das haus
des schrankenwärters
hölzerner fuß
kickt frau kickt kind
von den rändern
des himmels läutwerkklang
zeigt an
welche zeit
uns geschlagen hat

Jutta Dornheim


***

Brothimmel

In Kleidern, abgenutzt vom Krieg
Meine Hände wie herausgerissene Wurzeln
Kartoffelstoppel-Hände

Ich dachte an das Gebet

Nach oben starrend, schwebte ein Brot
wie eine Wolke
       ein Märchen, hoch oben

Überall sah ich es, in Körben, Taschen, Rucksäcken
manchmal gebrochen in einer Bucheckernölpfütze

Der Horizont flammte bis zum Abend
rösche, fuchsrote Knuste
voller Poren, Backblasen, Bittkreuze
aufgeplatzt, zum Einstieg bereit

Ich sah mich beißen, kauen, schlingen, staunen
weil es nicht wahr, dennoch auf nicht zu leugnende
Weise wirklich schien

Reinhard Bernhof


***


Ritornelle

Erfrischender Waldmeister –
Erst wenn er welkt, beginnt er süß zu duften.
So werden Mächte, wenn sie altern, dreister.

Fliegenstängel, purpurrot –
Du täuschst mit deinen Blüten die Insekten.
So kommt, wer Narren glaubt, gleich aus dem Lot.

Klatschmohn –
Dem Müßigen blühst du als zarte Zierde,
Dem Arbeitenden wächst du oft zum Hohn.

Goldenes Frauenhaar –
Du hältst uns fein an unsichtbaren Fäden,
Und eh wir`s spüren, sind wir siebzig Jahr.

Brillenschötchen –
Mensch, siehst du Steuern schlicht durch rosa Brillen,
Macht das Finanzamt Männchen und gibt Pfötchen.

Deutscher Ginster –
Wo Besen fliegen, sind auch hübsche Hexen.
Wo Steine fliegen, seh ein Land ich finster.

Weidenalant –
Ich weiß mit Namen nicht gleich jedes Schaf,
Doch Hammel sind mir alle gut bekannt.

Heilbatunge –
Modern Medizin heilt viele Übel,
Doch niemals eine schadenfrohe Zunge.

Stechender Zahn, schwarz und hohl –
Man sucht sich gern ein tolles Vorbild aus
Und wird enttäuscht, es ist nur ein Idol.

Wachtelweizen –
Genug Getreide reift auf unsrer Erde.
Und es gibt Hunger. Wer befiehlt das Geizen?

Brennende Nessel –
Aus jedem Gestern fließen viele Gifte,
Doch wer sie lobt, dem werden sie bald Fessel.

Wasserkresse –
Da redet mancher blank geputzte Worte,
Sein Denken aber wohnt in schwarzer Esse.

Ährentausendblatt –
In unsrem Land gilt ein Vertrag als gut,
Wenn er um tausend Paragrafen hat.

Sumpfiger Ziest –
Mir fällt zu Sumpf so manches Druckwerk ein,
Bestaune dann die Masse, die das liest.

Storchenschnabel, sehr weich –
Ein Staat, der Egoismus honoriert,
Wird kinderweich, doch niemals kinderreich.

Echter Dost –
Im Land, wo Milch und Honig billig fließt,
Wird Wohlstand in der Lotterie verlost.

Wasserpferdesaat –
Du bist so häufig wie Gesundheit ist,
Und bist so selten wie das Recht im Staat.

Europäischer Siebenstern –
Vereinigtes Europa macht viel Heu.
Heuropa mögen alle Ochsen gern.

Weiße Waldrebe –
Ach, Jungsein, lass den Hang und Drang zur Trübnis,
Genieße dich als Knospe, blühe, lebe.

Rauschebeere –
Freund Alkohol bleibt freundlich in der Flasche,
Doch wird er frei, gibt sich der Feind die Ehre.

Schwarzer Holunder –
Man sagt, an dir erhängte sich Herr Judas.
Heut schaffen Richter noch ganz andre Wunder.

Raukensenf –
Auf Politik gibt es so manchen Reim.
Auf deutschen Senf reimt Genf. Oh, armes Genf!

Sichelluzerne –
Aus einer Sichel lässt ein Mond sich schaffen,
Aus Mädchenaugen machte Gott die Sterne.

Zottiger Klappertopf –
Dein Same klappert in den Kapseln laut.
So klappert manches Wort im hohlen Kopf.

Kleewürger –
Ja, du schmarotzt im Klee durch alle Sommer.
Es würgt die Steuer auch im Winter Bürger.

Echte Goldrute –
Erziehe Kinder nicht durch Geldes Regeln.
Du reißt aus ihnen gründlich alle Gute.

Kraut Rührmichnichtan –
So sagt die Firme, wenn sie dich entlässt,
Weil sie halt Frau mit Kind nicht brauchen kann.

Wolfseisenhut –
Bist du empfindlich vor Kritik und Wort,
So schützt Gelassenheit den Schädel gut.

Sommerlinde, Winterlinde –
Die Zeitung druckt Reklame, nicht Poeten.
Sie zählen halt im Staat nur zum Gesinde.

Wegmalve –
In den Behörden hockt kein Wegesucher,
Drum steht vor ihren Türen niemals: Salve!

Kornrade –
Man reinigte dich aus Getreidesaaten.
Zu diesem Sauberwahne sag ich: Schade!

Kurt May


***


sie hat ein gut verdient

die pressefreiheit ist in gefahr
verlegt sich auf die schere im kopf
sie schnippelt quadratisch praktisch gut
ein maßgeschneidertes produkt wie hinplatziert
im schönen redaktionellen umfeld
wird die werbung zur nachricht verpackt
und ruft aus hinterzimmern
nicht unter drei zu informellen mitarbeitern
aus gut unterrichteten kreisen
verschweigt wie ein grab
wenn sie geheimdienste bedient
fragt nicht nach in verlautbarungskonferenzen
was kostet die welt
wenn sie eingebettet in vorderster front mitläuft
und die story einfach gut
nein was sag ich einfach top ist
auf allen pr-kanälen ausgewählt
was hinten runter fällt
kümmert nicht die blaue bohne
außer sex and crime verkauft sich
gut sie ist ein wirtschaftsunternehmen
von kunden die mit scheinen etwas anzeigen
mann ich hab den hund gebissen
wollen alle eine gegenleistung sehen
so bleibt sie ausgewogen für jeden
journalisten leben gefährlich
oder halten das maul
mehr oder weniger für das höchste gut
dafür werden sie schließlich bezahlt
und bezahlen für sie mit ...

Manfred Pricha


***


Explosion – die letzte

auf dem Tisch angebrochen
Brot graut der Tag
unsere Gesichter angehalten
die Uhr im grellen Blitz
der Kamera

*
vielleicht

ist Liebe ein anderes Wort
für Verbrechen die Sprache ist kalt
zwei Leben brechen
fügen sie neu vielleicht
ist Liebe Gewalt

Norbert Büttner


***


Schicksalslied der Konsumenten

Mit vollen Mägen liegen,
 Wie schlafende Säuglinge,
  Die Himmlischen im Äther
   Herum, und zufrieden
    Sind ihnen Seele und Geist,
     Denn gedeckt haben sie
      Von Anfang an
       Jedes ihrer Bedürfnisse.

Doch uns ist gegeben,
 In keinem Kaufhaus zu ruhn,
  Es eilen und stürzen
   Wir hektischen Bürger
    Von einem ins andre,
     Zusammenraffend
      In fiebrigem Hunger
       Produkt um Produkt.

Immer aber,
Bis in die Ewigkeit,
 Bleiben wir ungesättigt,
  Da uns das mächtige Schicksal
   Kommerz aufgebläht
    Alle drei Mägen
     In Seele, Geist und Bauch
      Zu Sternen, riesengroß.

Gottfried Weger


***


Sommer

Plötzlich – wie ein weggerissener
Vorhang – öffnet sich der Himmel:
– ein später Frühling mit den
Narben des Winters.
Lerchen lärmen über der Ackerkrume

Weite Landschaft mit Winterfarben
Endlich Juli:
Ausgezogen den Regenmantel
Kwartiermacher Sommer
kommt.

Artur K. Führer


***


Istanbul
     Für Orhan Pamuk

Sie „badet nackt im hohlweg Bosporus
die dampfer leichten schlafes ihr spalier
der kabbelwellen papageienkuß
und träger tragen, nacht nach Gihangir

Den bügeln aber zeigt sie sich verhüllt
im kleid mit goldnem labyrinth bestickt
Wenn der nordost aus wunder kehle brüllt
eilt ruß zu hilfe der die löcher flicht

So zwischen zeit und zeit liegt sie gereckt
Wer schreibt dem brennt’s wer brände malt
wird blind
wer aber singt hat feisten rauch geweckt

Nur wer zurückkehrt in ihr haus als kind
dem hat sie seinen tagtraum schneebedeckt
Das mondlicht schwimmt in Trojaweiß versteckt

ToussainT


***


Welche Nacht

Welche Nacht
ist so grau,
daß sie nicht ein Schein erhellt,

welcher Tag
ist so klar,
daß kein Schatten auf ihn fällt,

welches Glück
ist so rein,
daß es nicht ein Schmerz durchdringt,

weiches Leid
ist so tief,
daß kein Segen in ihm schwingt?

Frederic W. Nielsen


***


DES HERRN FARBE

Man liest die Schrift und findet hoch erstaunt,
der Mensch, der wurde ziemlich spät erschaffen,
als Ebenbild des Herrn,
aus Lehm, vermutlich braun.
War Adam denn nicht weiß?
Er war ja nicht aus Kreide!
Ich betone’s nur, damit’s ein jeder weiß,
und nicht, dass irgendwer deswegen
auch nur ein wenig leide.

Doch welche Farbe hatte Gott, er selbst
als er mit Petrus noch wandelte auf Erden?
Und Jesus Christus, der sein Sohn,
war er auch farbig oder weiß?
Und wäre das auch wichtig?
Wenn ja, für wen?
Für Weiße war es klar:
Wir sind so weiß wie Er;
konnte wohl der weiße Missionar
in Afrika gesagt haben dem Volk
dass Gott der Herr ist weiß,
und schwarz sei nur der Teufel?
Sind Adonai, Zamolxes, Allah und Gott-Vater,
Manitou, Schiwa, Wotan oder Zeuss
Jahwe, Jupiter und Tausend andre Götter
jeder von andrer Farbe?
Für wen ist das so wichtig und wozu?

Sind wir nach Seinem Ebenbild geschaffen,
– auch wenn laut Darwin leben wir derzeit
als Abkommen und Vettern
schon ausgestorbnen Affen - ,
dann spielt unsere Farbe auch kein bisschen Rolle.
Wieso sind wir dann weiß?
Wieso andere nicht?
Auf wessen Vorschrift, Wunsch oder Geheiß?
Stimme da aber trotzdem etwas nicht,
stünde die ganze Sache in einem andren Licht...
Und ist das wirklich wichtig?
Oder zumindest richtig?
Stellt man sich Eva, Adam vor
in Thailand, Vietnam und China
als echte Asiaten hinter Edens Tor?
Oder als Maori, tätowiert, in Seeland?
Wieso nur glauben wir,
die beide weiß gewesen?
Vielleicht weil niemals sie als Schwarze
gejagt hat übers Land?
Warum zerbrechen wir unsere kleinen Köpfe,
wie SEINE Farbe ist ?
Wozu zerbrechen wir unsere wirren Köpfe
wer bei uns warum von welcher Farbe ist ?
Wofür zerbrechen wir unsere wenig weisen Köpfe,
ob es Apartheid auch in der Hölle gibt?
Wieso auch gegenseitig
zerbrechen wir die Köpfe,
weil einer Weiß, der andre anders ist?
Für wessen Nutzen?
Vielleicht darum, weil wenn ein Kopf
die Menschenwürde
laut Hautfarbe bestimmt,
ist er dann selbst
kein faules Ei nicht wert?
An vielen Orten dieser Welt
leiden Menschen nur darum,
weil anders ihre Haut
als bei den meisten;
und wo die meisten Menschen
derselben Farbe sind,
dort wächst die Kraft
in Einheit ihrer Masse,
mit ihr nicht selten
auch des Bösen, Macht
ins unermessliche;
auf Gier und schwachen Geist begründet,
kann sie sich alles leisten.
Auch das Gesetz begünstigt
allseits nur die Meisten.
Und Er, der Herr, falls irgendwann mal weiß,
in dem starken, ewigen Licht,
abgebräunt hat er sich nicht?

Wir sind ja weiß und strengen uns da an
unsre Haut im Sommer braun zu gerben.
Wir sind auch stolz, je besser das gelingt,
und gehen frei umher
ohn’ Opfer von Belästigung zu werden,
- vielleicht nur leicht beneidet -
von dem der weiß geblieben.
Ganz anders geht es jenen
die braun geboren sind.

Logik? Wohl keine Spur!
nur unbeherrschte Triebe
und Kämpfe um die Macht,
mit hasserfüllten Phrasen in den Wind
bis Morde die gescheh’n
bei Tage und bei Nacht…
Doch all dies ist vergeblich,
denn der Menschen Art,
ob böse oder besser,
ja unschuldig wie’n Lamm
gibt es letzten Endes,
– auch wenn nicht eins der Stamm -
im Gegensatz zum Scheine,
in Wirklichkeit nur eine,
auch wenn bei irgendeiner Grupp’
des Schnurbarts Enden nur gen Himmel zeigen,
während sie beim andern
hinunter auf die Scholle.
Riesenvielfalt gibt es, ja!
Doch nie wird des Menschen Wert
von der Farbe seiner Haut bestimmt,
darum spielt Gottes Farbe auch nirgends eine Rolle,
wie wild manch schräger Vogel
den Unterschied auch wolle.

Johannes Bettisch


***


mit deinem atem
hebst du mich empor
wortloses du
deine äugen
hat der träum
freigegeben
sie spiegeln
die tiefe
ergründen
kann ich sie nicht
was
bleib ich dir schuldig

Marlies Schmidl

***

In Memory. Vancouver/B.C.

Ihr seid auf Widmungen
der Bänke eingemeißelt-
Beach Avenue. Ihr steht hier
Bank. an Bank.
„The taste ofwine“, heißt es,
„is not forgotten“.
Dick Dorn verstarb zu früh.
In Liebe, seine Mutter,
Freund John und Family.

Die Sonne sinkt, ein Blick,
die langen Schatten
kriechen den Rasen hoch.
Vielleicht steigt ein Gebet
bei Tages Neige,
wenn auch der Beter
Dick nicht kannte,
beim Blick hin zum Pazifik,
für Dick zum Himmel auf.

„The taste ofwine“,
das steht hier unvergessen.
Der Dank für Ruhe
auf der Bank am Meer.
Der Namenlosigkeit
ist Dick vorerst entrissen
und bleibt es auch.
Es setzt sich mancher her.

Jaime Salas

***

schnäppchen

annähernd
die basis von allem
nano
ein milliardstel

dynamit

Qualität

heute vogelseuche
morgen surfen auf
den panikwellen
übermorgen durchgeknallt
manipulation stagnation krieg

je weniger wir an die zeit glauben
desto mehr glauben wir
an die magie
vertrauen liebe vielfalt

aus und einatmen
dass mehr bleiben mag
als eine handvoll staub
kultur gemeinschaft lebendigkeit

Elisabeth ba Schmid


***


Lob der Langsamkeit

Also
Es war
Ein langsames Kind
Das manchmal schnell war.
Lob?

Dieses
Langsamschnelle Kind
Unter Druck geraten
Wurde unversehens innerlich blockiert.
Langsamkeit.

War
Es Trotz,
Oder große Lähmung,
Abschirmung gegen alles Äußere?
Vielleicht.

Langsamkeit
Heißt Zeit
Haben und Aufmerksamkeit,
Konzentration bei dem Tun
Lob!

Manchmal
Bin ich
Schnell, öfter langsam.
Manchmal brauche ich Zeit,
Ewigkeit.

Lob
Dem Leben
Lob dem Tun
Lob allen Lebensäußerungen
Lob der Langsamkeit!

Filiza Saridou


***


Meine Sehnsucht
      ist unterwegs...
auf einem
   unendlichen
   Reiseweg...
Meine
Leidensgedanken
      sind unterwegs...
auf einem
   unendlichen
   Reiseweg...
Mein mit
ungeschlafenen Nächten
übergezogenes
      Wachsein...
ist
unterwegs
   auf einer
   unendlichen Reise...
zu einem Ozean
mit zwei blauen Inseln...
      behütet
von der Harmonie
   des Sonnenaufgangs.

Bratislav Rakic

   

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