Staustunden signalisiert der Leuchtturm der nordatlantischen
Assoziation auf den Datenbahnen wegen der Sintflut der Kurtisanen-Kulisse
und Mädchenhirten. Das Dilettanten-Dilemma droht das Kursbuch
des schwarzen Goldregens durch den Wolf zu drehen. Die Singakademie
des Syndikaten-Sputniks hält ihre Zunge im Zaum. Skrupel skandieren
die Poppoeten und Postphilosophen der Anti-Avanti-Artillerie. Die
Sirenen-Sultanin Condoleezza Rice, die Dulzinea der Dukatenscheißer,
verkriecht sich im Trara-Tempel des alten Trotts. Währenddessen
rumort der unrühmliche Raubbruder Donald Rumsfeld im Turbo-Trabanten
des Pentagon, und sein Präsidial-Patron redet kurzweg in Superlativen,
rezitiert das Jägerlatein vor dem Parkettpublikum auf der Satellitentribüne.
Das Klassenkarussell dreht sich mit steigendem Schwung.
Die Faksimile der Falsifikate vom Freiheitsideal wie die "Statue
of Liberty" in New York prosperieren die Startphrasen der korrumpierten
Staatskunst in der globalen korpulenten Galerie des Privateigentums,
strapazieren den Rundblick auf jeglichen Blütentraum.
Diesem parabolischen Fazit des epochalen Episodenopus,
dem Epilog zum parazentrischen Epos der Pax Okzidentale, gleicht
der Beitrag der medialen Gilde, der “vierten Gewalt”
der demokrakeelenden Diktatur, über das Zukunftsbild des Menschentums.
Als eines ihrer Standbeine sonnt sich beispielsweise der Agentur-Reporter
in der Aura der Schlachtfelder aller Art. Er digitalisiert die Drangsale,
und vonnöten ist ihm für seinen Broterwerb, keine Notiz
von den Realrandalen in den ramponierten Lebenswelten zu nehmen,
von der Allotria im martialischen Allerlei merkantil mentalen Urquells.
Gestartet als Anhängsel der imperialen Staatskarosserie rührt
er ruhmgierig die Reklametrommel der monetär manierierten Kamarilla
für den Husarenstreich auf alles ökonomisch verwertbare
Leben, komponiert in seinem kurzweiligen Memorial-Memory Siegersonette
und Rollen-Robinsonaden, modelliert Miniatur-Mythen und reanimiert
verlachte Methusalem-Miseren für die Singakademie der High-Society.
Im Kehrum und katzenfalsch käut er am laufenden Band den Rohstoff
wieder, den ihm der Prinzipial des Potentatentum auf der Jagdkanzel
diktiert.
Die Journaillen-Kamaraderie trug zum Überfall
der High-Tech-Armada im Maschrek das Nötigste bei, indem sie
den systematischen Staub, die die Pulverkünstler der Pentagon-Patronage
herauspusteten, als Message aufwirbelten. Ohne die Zivilcourage
der Al Dschasira-Alternative, sich als einzig gehaltvoller Gegenspieler
des superimperialistischen Lügenkartells dazwischen zu mischen,
hätten die zitadellenzivilisatorischen Zampanos ihre Demontage-Dramaturgie
fortgesetzt, jeglichem kriegsstörenden Unterfangen die Maulschelle
verpaßt und die orientalischen Widergänger der okzidentalen
Okkupationsorgien als krakeelende Kanaille der Emire im Verbund
mit den öligen Oligarchien sowie als Emissäre Ali Babas,
der Tortur-Groupies, gebrandmarkt.
Geblieben wären im Stockdunkel die Freveltaten
der Folterknechte, die zum Privatvergnügen der Freiheitsschergen
vollbracht wurden, und der Alltagshorror, den die paramilitärischen
Horden der Sicherheitssyndikate mit ihren brandschatzenden Bodyguards
der manierierten Honoratioren in der Marionetten-Kulisse verbreitet
haben.
Lange genug konnten sich die Wetterfahnen des bornierten
Borderline-Journalismus verbitten, daß die Steppen Mesopotamiens
auch in den Datenautobahnen zum Blühen gebracht werden und
die Fellachen der Wüste zu Fackelträgern der globalen
Revolution mutieren. Von ihrer turbulenten Tour, den Nachbarschaften
des Erdenrunds den Kopf zu verdrehen, werden sie niemals abkommen.
Anders aber das Realresümee: Die Fackel der zeitnahen
Rebellion wurde am Tigris entzündet, sie muß jetzt im
Okzident zum Feuer werden, wenn ein Friedensprozeß als Weltganzes
in Gang kommen soll und die Menschheit dem verlogenen System des
bluttriefenden Besitzgötzen nicht mehr länger auf den
Leim gehen will.
Brutalo-Rivalitäten, Rambo-Aktivitäten und szenarische
Exekution
Das Wagestück eines unbewanderten Yuppies namens
Nick Berg, sich im ramponierten Zweistromland emporzuarbeiten, endete
Anfang Mai 2004 auf den Monitoren. Er wurde, wie man behauptet,
vor laufender Kamera guillotiniert – als Rache für die
Marter durch die anglo-amerikanischen Soldateska, wie es in der
vermeintlichen Message der Scharfrichter heißen soll. Angesichts
solcher Art Bestialität läßt sich die Söldnerorgie
durch schmachvolle Stress- und Zwangstechniken als bedauernswerte
Bagatelle deuten, beteuerte der Generalstab der Invasionsheere.
Damit ließ sich im Mainstream der westlichen Gedankengebäudes
das schwer verdauliche Phantasma vom Universalprojekt der Demokratie
durch das Phantom des Gottseibeiuns mit dem Taufnamen “islamischen
Terrorismus” ausmanövrieren. Kein Platz für Skeptiker,
die den Zeitgeist argwöhnen und es auf den Versuch ankommen
lassen, die Episode differenziert und mit einem Panoramablick auf
den drohenden Trübsinn der Drangsalierten zu kommentieren,
gegebenenfalls auch zu dramatisieren.
Die Demokratie-Schergen, die im mesopotamischen Tiefland
das Prokrustesbett in Betrieb setzten, nachdem sie das erdenbreite
Publikum mit Seemannsgarn und Remakes von orientalischen Despoten
und Nebukadnezaren überschüttet hatten, werden vom nachhaltigen
Verdacht freigesprochen, da die Leidtragenden ihrer Mannestaten
anonym im Hintergrund bleiben. Hingegen tritt der eigene Märtyrer
des Martyriums persönlich auf den Plan.
Im Internet-Dschungel hat die Mordgeschichte Nick
Bergs einige Versionen parat. Er sei zum Beispiel bereits am 24.
März 2004 in Mosul festgenommen worden und habe 13 Tage in
Gewahrsam der US-Marines verbracht. Ziemlich im Dunkel ist damit
das Datum seiner Exekution. Vor oder nach der Publikation der Tortur-
und Notzuchtbilder der Insassen von Abu Ghraib?
Unverbürgte Fragen wirft auch das “unamerikanische”
Exekutionsszenario auf: Anfangs spricht Berg auf einem Stuhl vor
laufender Kamera über seine Familie – in einem Stoff,
wie ihn die Guantanamo-Gefangene auf dem Leibe tragen. Gleich danach
sitzt er auf dem Boden, hinter ihm stehen seine korpulenten Wächter
mit Masken auf dem Gesicht. Unter ihnen soll sich der mutmaßliche
Scharfrichter befinden, dessen Tod der Besatzerstab selbst drei
Monate zuvor bekanntgaben. Es folgen einige unklare, verschwommene
Bildschnitte und am Ende Bergs Körper sowie Kopf – voneinander
abgetrennt. Keine Blutspuren um ihn herum, keine dem Willen nicht
unterworfene Reaktionen nach dem Messerschlag. Synchronisierte Begleitstimmen...
Aufgrund solcher und weiterer Recherchen stellt Özcan
Buze, der Sachkenner der us-imperialistischen “Great Middle
East”-Ambitionen im Istanbuler Wochenblatt AYDINLIK vom 13.
Mai 2004 in Frage: “Höchstwahrscheinlich wurde Berg zuerst,
womöglich mit einer Giftspritze, getötet, dann geköpft.
... Anschließend wurde jemand aufgegabelt, der mehr oder weniger
Berg ähnlich sah, und den man, als ob er lebendig gewesen wäre,
vor jenen sprechen ließ, welche wiederum die Gestalt seiner
Entführer annahmen. Am Schluß wurden der Körper
und der davon abgetrennte Kopf Bergs vor die Kamera gebracht. Das
so hergestellte und einigermaßen retuschierte Videoband ließ
sich der Media servieren.”
Nichts kann der Abscheulichkeit des Aktes Abbitte
tun, auch nicht die Dimension der Folterbank, die das größte
Rechtsreich aller Zeiten in seinen nicht national begrenzten Verhörquartieren
gemäß seinem extra-justiziellen System installieren ließ
– mit normativ modellierten Infrastrukturen, dem geheimdienstlichen
Netzwerk von völkerrechtsfreien Zuchthäusern. Das Supeme
Cocurt, sein oberster Gerichtshof, soll nonchalant diesem unter
der Kuppel des “Fünfeck”, dem Pentagon, gezimmerten
Räderwerk Einhalt gebieten? Oder die Definitionen der Genfer
Konvention, die auch die milizartigen Einheiten beim Rechtshandel
mit berücksichtigen?
Für die Freiheitsscharlatane aber sind Freischärler
jeder Art hausgemachte Terroristen, die es gilt zu “gitmoisieren”
– nach dem Wortkonstrukt “Gitmo”, dem Truppen-Slang
für den US-Stützpunkt Guantanamo. Die schlangenzüngigen
giererfüllten Gigantomanien des Superrechtsreichs charakterisiert
Werner Pirker in “junge Welt“ vom 17. Mai 2004:
»US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld
hat über die Folterpraktiken im Abu-Ghraib-Gefängnis nicht
nur Bescheid gewußt, er hat sie auch angeordnet. Wie hätte
man auch etwas anderes annehmen können? Es wäre doch die
unwahrscheinlichste aller Annahmen gewesen, zu glauben, daß
diese Orgien der Unmenschlichkeit einzig der kriminellen Lustentfaltung
einzelner US-Reservisten gedient hätten. Wie die US-Militärs
mit Kriegsgefangenen, die sie nicht als Kriegsgefangene anerkennen,
umzugehen pflegen, ist der Öffentlichkeit spätestens seit
der Einrichtung des “X-Ray”(Röntgen)-Lagers auf
Guantánamo bewußt geworden. Nur erfolgt die sadistische
Vorführung von Menschen als “Vierbeiner” auf dem
US-Stützpunkt in Kuba in voller Disziplin des Wachpersonals
und ohne spürbare Emotionen, während sie in Abu Ghraib
ins Euphorische und Chaotische gesteigert wurde.
Eine Macht, die die “Souveränität
des Individuums” als den zentralen Bestandteil ihres Wertesystems
propagiert, enteignet “feindliche Individuen” ihrer
Individualität. Die Nazis hatten offen ihrem ethnischen Wahn
gefrönt, die menschliche Spezis in Herren- und Untermenschen,
Herren- und Herdenvölker einzuteilen, während in der amerikanischen
Ideologie der formale Gleichheitsgrundsatz gilt. Doch wer den “demokratischen”
Führungsanspruch der USA, die “Universalität”
ihres Wertesystems, die aus Amerikas göttlichem Auserwähltsein
als die “freiheitlichste” unter den Nationen hergeleitet
wird, nicht anerkennt, wer auch noch Widerstand gegen die nationale
Unterordnung leistet, dem wird die Hundeleine angelegt. Es ist kein
Zufall, daß die enthusiastischsten unter den Folterern in
der sozialen Stufenleiter der US-Gesellschaft ganz unten stehen
und ihre Erhöhung zu Herrenmenschen im Irak umso ungehemmter
ausleben. Es ist weniger die Brutalität als die sozialdarwinistische
Niedertracht, die einen frösteln macht, sondern das System,
in dem die Folterberatung auch noch zu einem privaten Geschäftsbereich
– moderntorture.com – geworden ist. Daß diese
Gesellschaft eine offene, pluralistische usw. ist, soll die “schonungslose
Aufdeckung” des Skandals belegen. Doch bis heute haben US-Medien
nicht aufgedeckt, daß George W. Bush seine Präsidentschaft
einem Wahlschwindel zu verdanken hat.«
Das Remake der Revolutionslyrik als usurpiertes Reklame-Label
für “freedom and democracy”
Im Mainstream mausern sich mäuschenstill die
bahamotisch landläufigen Vokabularien wie der “Islamfaschismus”
zum Medienwert der Rasputin-Rituale. Auf ihrer Tingeltangel-Tour
zur ideologischen Annexion der linksseitigen Zirkelzone laufen sie
sich die Fußsohlen ab, um ihre liebedienerischen Litaneien
auf der Manege des Mammons und ihre Ellenbogen-Elogen für den
neromanenhaften Präsidialpotentaten zu legitimieren. Mit martialischen
Metaphrasen und emsig emanzipatorischen Metaphern mären sie
zwischen den Mauern des Marktes, mehren sich mannhaft wie mannigfach,
wirbeln so viel Staub auf, daß sie am Ende selber vom Teufel
geritten werden, glattzüngig in Erstaunen geraten, wie da der
Herostrat als Hesperiden-Holde hervortrat. Dennoch prominieren sie
weiter prometheisch und promoten das Fanal der Flammensäule
in dem in persona fabulierten Brachland der Barbaren. Die anglo-amerikanischen
Folterknechte von Bagdad nehmen sie als bedauerliche Bagatelle zur
Kenntnis. Sie glauben nicht, daß das Dunkel sicher, auch wenn
mühsam, die Sonne überflutet. Doch der Nährboden
der Schreckensnachrichten weitet sich aus auf der kolonialistischen
Traditionslinie der nordischen Zivilisation:
Tortur- und Geheimtouren gehörten immerdar zum
gängigen Repertoire der CIA-Schergen, vor allem mit dem Einsatz
von Angstrohstoffen, wie sie sie vor über drei Jahrzehnten
in Indochina verordneten, indem sie Feuerwände aus Napalm aufstiegen
ließen, in denen Lebewesen verschwanden, ohne daß auch
nur ein Hauch Asche übrig blieb. Ganze Wohnviertel der ramponierten
Landenge erstickten unter den Bombenteppichen ihrer Luftarmada.
Und das Martyrium der Menschenrechtsmärtyrer lebt fort. In
Bagdad. Indem man dort das Gros der Arrestanten mit effizienten
Fließbandmethoden demoliert, pickt man sich nach Feierabend
einige zum eigenen Vergnügen heraus.
Die Jünger des Jubelruf-Jakobinismus, die Prahlhänsel
der “Bahamas”-Barkasse im Patronagen-Port Pentagoniens,
passen im Angesicht des Prokrustesbetts auf, daß der Raupenschlepper
aufs Tempo drückt, um den Globus selbstsüchtig platt zu
machen. Auf der ersten Etappe des zurechtrückenden Gewaltstreichs
liegt der Erdstrich zwischen Magrep und Maschrek, das Biotop unter
der pervertierten Philosophen-Folie des “islamischen Faschismus”.
Die bahamotische Garde patrouilliert als Matrosenmannschaft
auf jenem Demokratie-Dampfer, dessen mentale Mäzene über
den baldigen Aufbrauch zu übrigen urbaren Ufern meditieren.
Diese spartanische Partei der Spaßpartisanen partizipiert
mit einem pompösen Getöse die Pax-Americana-Revolution
als leutseliges Eventualitätsevent und strengt sich drakonisch
an, jede Gegenwehr im Mund der Leute zu ersticken. Brummig wie bullig
bedient sie sich eines kulturalistischen Sortiments der ökonomisch
bedingten Schlachtopfer, trillert eine Internationale für die
proimperialistisch völkischen Kurdensekten und tingelt durch
die Promenaden Metropolitaniens.
Mit der popmodellierten Tünche postmodernen Fabrikats
artikulieren sie die Attraktion der demokratischen Sandaletten-
Pantoffel- und Pantalone-Revolte der Sansculotten gemäß
dem Wahlspruch: Jeder darf sich als eigener Sklaventreiber auftun!
Um den gegenwärtig noch werthaltigen Idealismus der Timokratie
universalistisch anzumalen und die Hochblüte der Galeerensklaverei
zu reinkarnieren!
Unter der Knute des Hign-Tech-Hegemons und der Knospe
eines glorreichen Weltalters des Abendlandes dreht sich der Globus
wie ein traktierter Trabant: Wolfsrachen zwischen allgemein Humanem
und kulturalistisch Allgegenwärtigem wachsen zu profunden Kluften.
Der homo ökonomicus oktroyiert die prolligen Existenzen in
die Pöbel-Population des homo politicus. Der Demokratie-Transport
in den Orient mutet wie eine Transplantation von Schädeldecken
an. Im Zwischenstromland als Eingangsstufe der Operation bliebt
selbst den Impresarios der imperatorischen Varieté-Akrobaten
das Lachen im Hals stecken, nachdem das Gros ihrer Probanden den
Weg der Bambule ging und sich an das altbewährte Los der Guerilleros
erinnerten.
Doch die Geistesfürsten des zombie-cäsarischen
Experiments schwafeln weiter davon, daß der Husaren-Horizont
ihres Ansehens unübertroffen bleibt. Je tiefer sie in den Teufelskreis
der Krösus-Krise gezogen werden, desto krampfhafter scharen
sie sich zusammen – wie beim Zusammenrücken der Sippenclans
auf Rufweite – und geben ihrer denunziatorischen Energie freien
Lauf.
Der Anti-Antisemitismus als antiquarischer Antrieb für
angewandte Anti-Islamismen
Der arglistig erkaufte Feldzug “Operation freies
Irak” hat noch lange die lukullischen Kriegswirtschaft-Schatullen
der fettigen Krisenökonomie zu füttern, um den als bösartig
gebrandmarkten Tumoren des Zivilisationsganzen mit dem ferngelenkten
Feuersturm einen Schnitt zu versetzen. Unter dem Lehnwort “Sicherheit”
nehmen sich die Privatkiller der Söldnerfirmen auf dem Schlachtfeld
die Freiheit, auch die Stammhalter Babylons zu peinigen.
Wo der Haß auf die nordamerikanische Schurken-Supermacht
hochbrodelt, versuchen die Weltbild-Büttel eine Präventiv-Front
zu tüfteln. Die sekundären Sektenpositionen werden auf
die imperiale Schiene emporgehoben, die partikularen Possen zu universalistischen
Fetischen hochstilisiert. Jetzt will der originäre Christianismus
das Mekka meistern und den ordinären Islamismus endgültig
unterwerfen.
Der staatlich sanktionierte Anti-Rassismus der Eliten
ist salonfähig, solange er einer geheimen Gemeinde von Gemeinen
den Randalen-Rassismus unterschieben, mit dem Annektieren des Anonymus
einen Aliens-Alltag bemäkeln und seinen biometrisch bewerkstelligten
Ethnozentrismus mit der Mimikry des kulturalistischen Ethnopluralismus
bemänteln kann – im Dunstkreis der wieder anrückenden
Antisemitismus-Anomalien.
Ist diesartiges Gefahren-Gefilde auf dem Antennenmast
der metropolitanen Fungesellschaft tatsächlich so akut, daß
sich über 500 Parlamentäre von 55 OSZE-Staaten zusammenfanden,
eine endzivilisatorische Offensive gegen den judeophoben Affront
in Worte zu kleiden und ins Felde zu führen. Welche Absichten
stecken dahinter, wenn nicht eine Drohkulisse der Pax Okzidentale
gegen die muslimisch-arabische Hemisphäre? Dem cäsarischen
Machthebel eines Ritterreichs ebenbürtig, das mit affrösen
Affären in der musealen Bücherschau der Geschichte einen
biederen Platz einnehmen will?
Der kraftmeierische Klimbim deutet darauf hin, die
europoide Judeophobie, die den Generationen des Abendlandes mit
der Muttermilch eingegeben wurde, dem Morgenländischen überzustülpen.
Zugleich nimmt sich die zugkräftige Offensive vor, einen fashionablen
Anti-Islamismus zu Tage zu fördern, dessen Werkstoff in den
Kreuzzugs-Kompassen zur Gänze vorrätig ist. Das vielzüngige
Szenario der weltsozialen Pyramidenpfleger sieht dabei ein Außerhalb
vor, das in den hinteren Sackgassen der metropolitanen Magistralen
beginnt – mit den verelendeten ökonomisch überflüssigen
Underdogs.
Das ursächliche Ächten der antisemitischen
Tretmine füllt einen antiquarischen Hohlraum der Tartüff-Theatralik
in Talkshows, Leitartikeln und Feuilletons. Der christlich geschützte
und chauvinistisch gestützte Circulus vitiosus verengt sich,
wird veredelt mit dem virtuellen Horarium der Marie-manierlichen
Freidenker und marktparaten Messias. Die urbanen Geschütze
der orakelhaften Operation zielen auf einen Islamisten-Kosmos zwischen
dem Barbaren-Plateau der Menschenrechtsletzten und dem unbezähmbaren
Cyberspace der Zivilisationsobersten, um ihn in einer monotheistischen
Ökumene abrahamitischen Urquells übers Knie zu legen.
Sie bedienen sich dabei des alterprobten Sentiments unter dem Leihwort
des Humanitarismus, den die Meisten der Erdenbewohner nicht im Geringsten
ernsthaft ins Auge fassen. Trotz aller titanischen Tiraden über
die individuelle Autonomie entdecken die mentalen Büttel des
Kulturalismus in der Gott,- Bibel- und Gebetsgemeinde ein schlagkräftiges
Potential für sich. Aber auch hier schließt sich ein
Teufelskreis, der sich als banaler Bedarfsgegenstand entweder aushöhlen
oder überhöhen läßt.
Das Abendland im Aufwind Orwellschen Orakels
Der volkstümlich virtuose Handstreich gegen den
Orbit des virtuellen Orientexpresses enthält vielerlei Fragmente
des gottgläubigen Kolonialismus, läßt sich daher
als überarbeitetes Faksimile des Kreuzzugs-Kompendiums titulieren.
Antiislamische Attitüden gehören zum breiten Konsenskreis
der Kompanie “Aufstand der Anständigen”. Unter
dem weltläufigen Lehnwort Antirassismus wollen sie die Widersacher
der Heerscharen Allahs wieder zusammentrommeln, die – gemäß
dem Orwellschen Orakel der kompletten Komplott-Tünche –
drohen, den Globus zu kassieren und zu kolonisieren. In diesem gängigen
Gegenbild verbünden sich die neolinken Noblessen und neurechten
Vortrupps des Volkstums fast gleichförmig. So ergründen
die Betreiber des wöchentlichen konservativ-revolutionären
Szenen-Zirkulars “Junge Freiheit” das Wiederaufkommen
des Antisemitismus in der Gegenwart der muslimischen Migranten zum
Beispiel mit den Worten Doris Neujahrs in der Ausgabe vom 7. Mai
2004: “Der einzig relevante Antisemitismus in Deutschland
ist arabisch-muslimischer Provenienz und verdankt sich einer verfehlten
Zuwanderungspolitik, die – und hier schließt sich ein
Teufelskreis – im bundesdeutschen Alarmismus wurzelt.”
Die Demokreationen des wertenden Neorassismus boomen
auf einem Humus unter dem Hesperus, wo die Marketender-Flotten der
Kreuzritter schon in den Startlöchern sitzen. Hier beflügeln
die mit den Farinaden des Kommunismus bemäntelten Papiermedien
und linkslastigen Lockout-Blätter wie “Bahamas”,
“Jungle World” und “Konkret” die Fanfaronaden-Gemeinde
der anti-antisemitischen Ariosos.
Die judeophile Fraktion im Koalitionären-Konvoi
islamophober Instrumente, die sich meilenweit vom Manifest der sozialen
Gegenwehr über das Maß des Erträglichen hinaus entfernt
hat, übernimmt die Rolle der Agent-Provokateur. Ihre militanten
Mentoren mengen sich unter den Haufen der Meetings, um den Erzfeind
der monetär manierierten Emanzipations-Events mannhaft zu attackieren,
nachdem sie ihn manipulativ markiert haben. Mit reizvollem Raffinement
machen sie sich die Schwäche der missionarisch mentalen Antifa-Fahrten,
deren Fremdenführer in jedem Asylanten gleich ein Opfer erspähen,
zu Nutze und wirbeln weidmännischen Staub auf.
Ein Teil des Antifa-Spektrums, dessen Hansdampfe in
allen Gassen sich ursprünglich vor etwa zwei Jahrzehnten emanzipatorisch
aufmachten, gegen die gewaltbereite Ethnophobie zu Felde zu ziehen,
schloß sich der anti-islamistischen Singakademie an. Die Zwischenzonen-Zenturios
dieser zwielichtigen Zirkel reimen sich unter einem subtilen, gemeinsam
trainierten Text zusammen: “Unter dem Banner des Antizionismus
und Antiimperialismus können Allianzen entstehen, von denen
man vor Jahren nicht zu träumen wagte: Rechtsextreme benutzen
solche Slogans schon lange, ein Teil der Linken sowieso, dazu kommen
nun Islamisten, Globalisierungskritiker und Friedensbewegte aus
allen Schichten, die auch offene Formen von Antisemitismus in ihren
Reihen als eine Art Nebenwiderspruch durchaus in Kauf nehmen,”
orakelt zum Beispiel Anetta Kahane in der Broschüre “Antisemitismus
und Antiamerikanismus in Deutschland”, mitherausgegeben von
der Amadeu Antonio Stiftung. In diesem Traktat wird im übrigen
jeder, der gegen die Irak-Invasion Front macht, als Antiamerikaner
und damit auch als Antisemit angeprangert.
Die 1998 gegründete Stiftung, der Anetta Kahane
gewerbsmäßig vorsitzt, bekommt ihren Namen von jenem
Angolaner Amadeu Antonio Kiowa, der während einer Eberswalder
Skinheads-Jagd auf Ortsansässige schwarzer Haut in der Nacht
vom 24. auf den 25. November 1990 schwer verletzt wurde und zwei
Wochen später starb. Konrad Graf von der Groeben heißt
der Stifter, der aus Ostpreußen stammt und seinen Reichtum
dem Erwerb einer Coca-Cola-Lizenz verdankt.
Ins Gewicht fällt im Verzeichnis der imaginären
Feuerlinie der islamophoben Jüngerschaft auch der “Zeit”-Schreiber
Richard Herzinger, der seine Dschihad-Dschungel-Zyklen zuletzt im
“Die Zeit”-Dossier vom 6. Mai 2004 demonstriert. Unter
dem Balkenüberschrift “Radikale Botschaft, sanft im Ton”
listet er darin die geläufigen, gleichwohl altersblanken Fakten
über die islamistischen Aktivitäten auf und schlägt
die Alarmglocke: “Der Islamismus verbreitet eine starke Botschaft,
die sich nicht auf Hasspredigten gegen die westliche Welt reduzieren
lässt. Wer sich mit ihm auseinandersetzen will, muss zunächst
sein Denken, seine Redeweisen und seine Taktiken begreifen. Wer
dies tut, erkennt, dass der Islamismus als eine offen operierende,
politisch-kulturelle Bewegung auf Dauer eine größere
Herausforderung für die westliche Verfassungsordnung sein könnte
als der Terrorismus kleiner Gruppen.”
In seinen Warnschriften, die wie ein Sammelsurium
aus den Attitüden der Aufklärungsmönche anmuten,
geht jeglicher Bezug auf das Kollektivschicksal des Weltganzen fehl.
Somit spielt sich der militante “Zeit”-Kavalier als
Kreuzritter beim Zusammenprall der Kulturen auf. Nicht einmal eine
Muselmanen-Demokratie unter der Protektion des Heiland-Empire entspricht
seinem Lehrgebäude, sondern nur die doktrinäre Befehlsgewalt
des Besitzgötzen. Folglich zielen Herzingers Zech- und Herzensbruderschaften
auf die Präsenz der eingewanderten “Parallelgesellschaften”
mit dem kleinasiatischen Hintergrund, markieren darin das Terrain
des hochdeutschen Antisemitismus, aber auch des anti-deutsch manifestierten
Kulturalismus. Daß ein derartiges Phänomen im Gegensatz
zum römisch-katholischen und nordisch-protestantischen Abendland
der bewanderten Schickeria dem Osmanen-Reich der Scharia samt und
sonders unbekannt blieb, wird kaum zur Kenntnis gebracht. Man erdichtet
stattdessen brenzlige Indizien, um dunstvoll das düstere Überdauern
der judeophoben Seuche zu diagnostizieren. Daß deren Virus
sich jedoch voll und ganz im Außerhalb des westlichen Immunsystems
fortpflanzt, fühlt man souverän im Voraus. Nicht einmal
mühen sich die Laiendoktoren der arischen Anthroposophie ab,
den Bazillus mit einem eigenen Namen zu taufen. Denn Antisemitismus
grünte nämlich immer aus dem christlichen Krankheitskeim,
zeigte keine Symptome des Bastardisierten.
Die herzigen Herzinger-Pamphlete stützen ferner
die Schützlinge des Diaspora-Zionismus auf dem Vormarsch, der
beständig auf der nordamerikanischen Grundfeste des militanten
Christentums fußt. Die auserlesenen judeophilen Filialen der
Yankees, Yuppies und Cowboys finden im Singkreis der begnadeten
Aufklärungsmullahs im alten Kontinent ihre Abonnenten guten
Mutes. Ihr heiliger Singsang maßregelt eine “antisemitische
Internationale”, die aus der Ressourcen-Kulisse des islamistischen
Idealismus resultiert.
Das Nischen-Netzwerk des Missionaren-Managements
Als eine weitere subalterne Fraktion im ausgestreckten
anti-islamistischen Spektrum produziert sich das missionarische
Nischen-Netzwerk, dessen Wurzeln gewissermaßen im pangermanischen
Gedankengebäude liegen. Während die populistischen Aktien
der eurozentrierten Zivilgesellschaft auf dem Antipathienkurs gegen
das kemalistische Weltbild von der Staatskunst aufwärts steigen,
intensivieren die klerikalen Unterhändler ihre Investitionen
vor allem am Bosporus, aber auch in den bundesdeutschen Quartieren
der Eingewanderten-Population aus dem kleinasiatischen Tafelland.
Wie das in Istanbul erschienene Wochenblatt AYDINLIK vom 5. Mai
2004 entschleiert, steuert das missionarische Augenmerk scharfsichtig
auf Aleviten und Kurden zu. Besonders fruchtbar präsentieren
sich in diesem Zusammenhang die ethno-kulturellen Konstruktionen
in Form von Selbstorganisationen wie die “Föderation
der Aleviten Gemeinden in Deutschland e.V.” (AABF). Die Honoratioren
dieser graziösen Community, allen voran der AABF-Vorsitzende
Turgut Öker, leisten dem kolonialistischen Christianisierungskonvoi
ein elementares Rüstzeug und fungieren als dessen Handlager,
indem sie für den Zwölf-Imamen-Glauben endlich nicht-muslimische
Wurzeln fabrizieren.
Dabei führen die Spuren Turgut Ökers Laufbahn
nicht zurück auf theologische Anstalt, sondern zu jenem “Revolutionären
Weg” aus der Folgezeit der Studentenrevolte, dessen Hamburger
Zirkel Mitte der Achtziger im vorigen Jahrhundert mit dem Stamm
in der Türkei brach und das Zirkular “Göçmen”
(Migrant) herausgab. Nach dem Aus dieses publizistischen Opus wechselte
Öker von der sozialen zur religiösen Emanzipation, und
es gelang der geschwinde Queraufstieg auf die Verbandsspitze der
Diaspora-Aleviten. Alevitentum hat seine Wurzeln außerhalb
des Islam, lautet seine derzeitige These, nämlich im Christentum.
Von diesem Blickfeld aus hat man in Kleinasien wieder
die Wiege des Christentums ans Licht gebracht. Demnach hätten
die Türken den Islam erst im zehnten Jahrhundert angenommen,
bis dahin seien sie griechisch-orthodox gewesen. Bevor sie sich
sogar im anatolischen Plateau niederließen? Welch eine Faszination
heizende Fabel!
Das heutig zum Teil verbriefte islamophobe Ressentiment
leistet dem Kraftakt Vorschub, den das militante Milieu der medialen
und studiokratischen Gilde in Szene setzt. Ermahnt werden von ihren
Marktschreiern die Leibeigenen, den adretten Nachweis der Nibelungentreue
zu bringen, damit man sie zum Hans im Glück erklärt und
als Inländer ihrer Geburtsstätten tauft.
Es hilft kaum, das historisch festgefahrene Bild zu
retuschieren, auch wenn die Honoratioren der jüdischen Gemeinde
am Bosporus in der Türkei eines “der wenigen glücklichen
Länder” erspähen, “das eine sehr geringe Antisemitismus-Quote
hat", wie Tilda Levi, Chefredakteurin des Istanbuler Wochenblattes
“Schalom”, von Otto Höhler in “Frankfurter
Rundschau” vom 28. April 2004 zitiert wird.
Der aufgefüllte Ausguck autokratischer Tohuwabohu-Toleranz
Honorige Hofschranzen hochgemuter Gelehrter beflügeln
nicht nur den geistigen Höhenflug des Neorassismus, sondern
auch die Zeitzone, in denen unterschiedslose Gewalt gegen das Leben
vom Zaun bricht.
Wo den Stammhaltern der Nordiden-Nomenklatur das Hemd
zu kurz wird, rufen Humanitas-Husaren zum Feldzug gegen die potentiellen
Poseure der Tyrannen-Tortur auf. Gelingt es ihnen nicht, die miserabel
projizierten Missetäter mit dem Diktat diplomatischer Diktion
zu prädominieren, ziehen sie den Knüppel aus dem Sack.
Ein Übriges tut für das singuläre Sinnbild des Homunkulus-Humanitarismus
der Propaganda-Papagei mit dem Ruf nach Gewalt.
Dann triumphiert der Trophäentrupp, und die trendigen
Troubadour-Roboter rühren die Reklametrommel für den Weltruhm
der Revolutionsrevue-Rambos. Presse-Prosaisten polemisieren preiswürdige
Produkte unter der Sogkraft der Katastrophenfaszination und stützen
die Aktion für ihre Akklamations-Aktien auf die Aufnahmebereitschaft
der Eventorgien, die weite Schichten umfassen kann.
Die Billig-Bilder vom 1. Mai 2004 (der Euroburg schlossen
sich fünfzehn Neulinge an), die über Satellit in die Schüsseln
aller Welt-Dächer flossen, schlugen Wellen eines Blendwerks.
Auch in den illusionsinhärenten Illustrierten. Es ging in globo
nicht einmal am Rande darum, dem erdbreiten Publikum ein Stück
Realityshow zu bieten, sondern medienträchtig die Gloria des
Novum Romanum so zu politieren, daß seine Sehweite dem Absoluten
im Cyberspace ebenbürtig ist – soweit das Auge reicht.
Ein prostitutionsparat protegiertes Politikum, dessen
Dirigenten den sonst so katastrophendüsteren Tenor beiseite
stießen und sich vor den blindgläubigen Bittstellern
als messianische Bildsteller präsentierten. Es rührte
die Yuppies der Ostzonen-Europoiden, die digitalen Hausierer und
die welterfahrenen Krautjunker zu Tränen. Erstarrt waren sie
vor einem provokativ polierten Weißtüll am schwarzen
Himmel, welches in der Tat keinen Dreier wert war.
Akribisch artikulierten die Tropen die Zitadellenparade:
Die Landzunge trennt sich unter dem Sternenkranz des Herren der
himmlischen Heerscharen vom Mutterkontinent, erklärt sich zum
Notanker einer sinkenden Titanic, aber auch zum archimedischen Punkt
eines archetypischen Universums im Dämmerzustand. Die Performance
des Fanals brüskierte vor allem die untermenschelten Erdenbürger
in den mißliebigen Seitengassen der metropolitanen Magistralen.
Doch die werkgerecht anvisierte Eurovision enthält
auch die Version, daß ihr virtuose Erosionen innewohnen, sie
bietet daher nicht einmal allen Christkindern Platz, sondern nur
noch den chronischen Konjunktur-Claqueuren der heißen Waren-Variante,
die veranlagt sind, sich immer weißzuwaschen, wenn sie in
der Teufelsglut als Brandleger ertappt werden.
Das vollbrachte Konglomerat der Krautjunker heißt
nicht einmal mehr EU, sondern erweitertes Europa, in das manche
Territorien, zum Beispiel Zypern, nur noch mit einem Bein humpeln
können. Den Stabskombattanten der Schengen-Gendarmerie bereitet
daher die Fährnis einige Kopfschmerzen, daß das geteilt
gehaltene Eiland in der Levante ein Einfallstor für selbstläufige
Migrationsfluten heranwachsen kann. Nur schemenhaft sprechen sie
davon, experimentieren vielmehr insgeheim mit Obolus und Bonus,
um die türkischen Zyprioten an den kollaborationsbereiten Kasernenkreis
der Sondersöldner anzuketten.
Will sich der Nordteil nicht zum Sammelbecken all
der enteigneten globalen Wandervandalen wandeln, denen die Eurokratie
jeglichen Einlaß blockiert, müssen seine Präfekten
die Grenzen gewaltig abschotten – gemäß der Schengen-Schreibe
vom Dominoeffekt. Das heißt: Die türkischen NATO-Schergen
im östlichen mediterranen Terrain haben den Kraftakt zu bewerkstelligen
und ihre Jagdszenen gegen die “Illegalen” noch säuberlicher
auszudehnen. Dieserart geleisteter Dienst, hofft die kleinasiatische
Kameraderie der mondialen Plutokratie, wird ihr für ihre Fahrtroute
in das Herz des Krauterkontinents einen Bonus in die Hand drücken,
auch wenn er ihr auf weite Sicht verschlossen bleibt.
Was folgt, wenn der Limes der ethnozentrisch europäischen
Supervision dank der Liaison mit den Laien-Divisionen und Lakaien-Fiakern
der globalen Grossisten am Bosporus unpassierbar wird? Werden die
Bantustans der neoständischen OneWorld-Apartheid in den Steppen
Anatoliens konstituiert oder in den Wüsten des Magrebs? Wo
gehen die Seelenverkäufer übervoll mit “Illegalen”
dann unter? Welcher Zyklon kassiert die Raststätten der norwestwärts
verlaufenden Migrationsfluten? In welchem Zyklus kreischen die Robinsonaden
der schummrigen Meerbusen-Meuterer? Wo kreisen die Sicherheitssatelliten
der eurzentrierten Zitadelle in Zukunft?
Im Weiteren: Es dämmert hinter dem Damm des Dorados,
es rumort unter dem Hesperus der Kassenwahn, röhrt der Klassenhahn.
Robert Malthus‘ Mangel-Geist malträtiert die Überflüssigen
der Kröten-Kasten. Wieder im Morgengrauen werden Exekutionen
vollzogen, Hungerheere mit der Sparspirale gezüchtigt, später
in den Hungerturm geworfen.
Das Menschenzuchts-Management
Es paradiert die Kompanie der Wandelcäsaren vom
Imperium Romanum zur Pax Europanum, parodiert die Geschichte der
Adelstands-Geschlechter beim einmütigen Affentanz, um die Geschicke
des Hominiden-Planeten zu bestimmen, paraphrasiert die Farce die
Tragödie mit vielschichtigen Fragmenten von Riten und Rivalitäten.
Zum Beispiel das Arbeitsplatzritual. Es gilt längst
als integraler Bestandteil der Krisengesellschaft, um die soziale
Drohkulisse gegen die Drohnen auszubauen. Erst veredelt der Konfrontationsdrucker
den Lohndrücker. Dann stellt sich die Tretmühle der Pressen-Prinzipale
unter die Kontrollgewalt des regulierenden Souveräns oder leistet
den Pressuregroups Kadavergehorsam. Über dieses Gesamtgefüge
legt sich schließlich jener Nebelschleier, hinter dem die
Groß-D-Demokratie seine Normalität nur mit einer Million
“Illegaler” und ca. acht Millionen “Landfremden”
meistern kann – dank ihrer Hofschranzen, die als spaßige
Speichellecker im berufsmäßigen Schanzenkiez hausieren
gehen. Zwar liegen sie dem homogenen Hegemon fettleibig auf der
Tasche, machen sich aber unentbehrlich für das Aufrechterhalten
seiner Ehrenkrone.
Die besoldeten Gesellen der Armenarbeit mit einer
schweren Portion Gutmenschen-Glorie lassen ihre Meriten so aussichtsreich
dadurch legitimieren, daß sie einige Auserwählten das
Bleiberecht erkaufen, das sie dann phantasiebegabt öffentlich
offerieren, um der Dauer-Prämie ihrer Promotion Genüge
zu leisten. Sie fokussieren ihr Plädoyer ausschließlich
auf jenen Gnadenspruch für die Gruppen, die sich als Opfer
der Folter-Furie einordnen lassen. Im fluchwürdigen Feld werden
hingegen diejenigen beäugt, welche aus Furcht vor dem übergreifenden
Ellenbogenrecht des Elends fliehen. Diese funktionellen Musketiere
der fundierten Fungesellschaft entpuppen sich somit als subalterne
Funktionäre des restriktiv reglementierten Rechtssystems. Das
Grundgesetz – aber auch die Genfer Flüchtlingskonvention
– reduziert die Fluchtgründe auf das populistisch Kulturalistische,
schließt das Soziale aus.
Während die Schutzkolonnen des Kartellen-Kastells
die unliebsamen Unmassen fortwährend marginalisieren, agieren
die mentalen Mimikry-Mentoren und monetären Maskerade-Mimen
im Labyrinth des humanitären Engagements mit dem biblischen
Spruch der “nächsten Liebe”, stigmatisieren Migrantenmengen
als die nach “unserem Wohlwollen bedürftigen Opfer”.
Humanitär aktive NGO-Missionare machen sich insgesamt
mausig auf der effektiven Spielwiese des fiktiven Zusammenpralls
der Kulturen als Quartiermanager und Bittsteller im Wettlauf, streuen
Sand in die Augen, indem sie kunstfertig auf den exzentrischen Exemplaren
des systemischen Extrakts hocken und damit experimentieren, die
Gegenspieler der hegemonialen Staatskunst in die Falle zu locken.
Die Filiale des Menschenzuchts-Managements, die für
den grauen Alltag der unterbemittelten Allochthonen in der Groß-D-Domäne
bevollmächtigt ist, versteht sich als eine Lesart der selektiven
Anthropophilie. Sie fußt nicht auf dem Gedankengehalt, die
abgrundtiefen Trennlinien zwischen Privatiers und Parias zu schmähen,
sondern frönt beliebig dem kalten Kalauer und karnevalesken
Debütt, um die beleibte Get-together-Parties mit fremdländischem
Folklorismus und wonnevollen Volkstümlichkeiten zu versüßen.
In den Kuppelcities, dem Korporationskosmos von botmäßigen
Grossisten, bürokratischen Börsenbossen und großmäuligen
Genossen stolzieren die Pläsier-Poeten hinter der einförmigen
Palisade der pluralistischen Fassade ohne jegliche Überschau
auf einen Korridor urweltlicher Lichtflut. Zugleich vergrößern
sich die brüsken Risse im höchstkapitalistischen Gebälk
zu riesigen Bruchlinien, die dem Menschentum das weinerliche Weltalter
beschert. Das vom Gelde gelebte, eurozentrisch gelenkte Demokratie-Regime
experimentiert mit einer demokratisch gelinkten Diktatur, verhängt
mit dem Kredo der “leeren Kassen” einen verstohlenen
Ausnahmezustand, verulket die weiten Lebenswelten mit dem pharisäischen
Psalm von der harthörigen Globalismusglocke, verdunkelt den
Ausblick auf die Morgenröte, okuliert unter der Banderole der
Freiheitspoesie die Okkupation der Peripherie, pointiert die ethnisierten
Spartenstrukturen zwischen Fundament und Firmament, partizipiert
mit dem Popevent die Partikular-Partisanen der Privatier-Patronage-Piraten-Partei,
rekrutiert sie gelegentlich aus dem karnevalesken Kanakstan-Kanton,
privatisiert den spartanischen Spaß, prostituiert sich im
Haus der Hausse, postuliert gegen die Spasmen des altersblanken
Immunsystems, projektiert eine mondiale Apartheid-Pyramide mit honorigem
Slang gegen Horror-Slums.
“Parallelgesellschaften” in den Global
Cities komplettieren die postmoderne Architektur der entökonomisierten
Kulturalismen. Sie diktiert, das human Soziale zu deregulieren,
damit der Fahrplan der Präventionsphrasen, die bevorrechtigten
Kontrollkanons rigoros zu regulieren, ungebrochen vonstatten geht.
Jedes Mal, wenn der Krisenkomet im Horizont ans Licht kommt, läßt
sie, die Metropolis-Autokratie, den Schlachtruf in der trikontinentalen
Halbkugel erschallen.
Auf ihrer Satellitenbahn bramarbasieren gegenwärtig
die Bush-Berserker und kommandieren einen Weltbuschbrand ohne Umschweife.
Ihre Sendboten sticheln stetig die monotone Worthülse: Wer
wagt, seinen Blütentraum auf eine Position eines von der Allmacht
der Agora freien Außen innerhalb des Wirkkreises der “unsichtbaren
Hand” zu hegen, wird bald die Faust unter der Nase fühlen.
Nicht nur reduziert der endkapitalistische “enduring
freedom”-Emissär jegliches Wirken des Menschentums auf
dessen ökonomischen Nutzen, sondern auch die Biosphäre
in globo. Unentwegt drangsalieren die Pharma-Konzerne seit Jahrzehnten
die unterlegenen Hemisphären, um ihre Patentrechte auf lebenswichtige
Pflanzen durchzusetzen, deren Abbau von den lokalen Einwohnern nur
noch gegen Gebühren möglich sein wird. Kommerzialisiert
werden zur gleichen Zeit die Zugänge zu Trinkwasserbrunnen.
Werden die human-sozial Gegängelten abwarten
und Tee trinken müssen, bis auch die Atemluft privatisiert,
verpackt und profitabel verschachert wird? Ein entökonomisiertes
Ökofreak-Olympia kann jedenfalls nur noch das Opus der zombie-zivilisatorischen
Zyklen okulieren oder liegt eben auch neben der Spur.
Daß Feldzüge und Überfälle seit
Anbeginn des Rechtsspruchs auf Privateigentum als einziges probates
Rüstzeug gelten, läßt sich nicht oft genug anmerken,
um dem schlangenzüngigen Getue der präpotenten Intelligenzia
im Postszenium der Kapitol-Kapriolen auf die Schliche zu kommen.
Hier liegen die Syndiken der Syndikate, die mit Naturstoffen aller
Art, einschließlich des Schlafmohns am Hindikusch, hantieren,
auf der gleichen Wellenlänge mit den Mentoren des imperialen
Gewaltkartells.
Ein zukunftsträchtiges Spezifikum dieser hochgelahrten
“Freedom-War”-Generalissimi ist der Einsatz der strapazierfähigen
subalternen Security-Consulter für das democracy building in
den einverleibten Erdstrichen. Auch wenn der Hominiden-Planet im
Strudel des ökonomischen Terrors versinkt, versteifen sich
diese Business-Krieger herkömmlich auf den globalen Buschbrand
und können sich nicht aus dem Sinn schlagen zu sabotieren,
wenn zutage kommt, daß die geplagten Desperados die Knochen
zusammennehmen und an einem Morgengrauen die Friedenspfeife rauchen
– vorausgesetzt, daß sie den hochbejahrten Kult-Tempel
der Eigentumsbüsten nebst seinen eklatanten Eiterblasen und
die Brustpanzer der Privatier-Piraten zum Einsturz gebracht haben.
Auch wenn das Supersubjekt der erd-sozialen Emanzipation,
das Proletariat, unter dem Einfluß kulturalistischen Schlafmohns
nächtigt, ist sein kostenfrei kontrollierter Container vom
homerischen Herold nicht unerreichbar, der mit der manifesten Message
der Milizen aus dem mesopotamischen Tiefland über den marktschreierischen
Horen-Horizont hinweg zieht.
Kein noch so perfektes Zaunwerk, das aufgestellt wird,
um die unterlegenen “Ulanen” vom Leibe zu halten, kann
ihrem Ansturm auf die Zitadellen der hochgepriesenen Zivilisation
standhalten. Keine Blockade, um sie im Hetären-Horst der weidgerecht
erdichteten Weltgemeinschaft der Gleichen einzuzwängen, bleibt
unverbrüchlich. Keine neue Mogelpackung von Zuwanderungsgesetzen,
in denen die nebligen Novellen der leichtfüßigen Landjäger
zirkulieren, wird die Invasion der Enteigneten mit der abschreckenden
Vision der “humanitären Intervention” überwältigen
können.
Die Fortuna-Futurologen der Laisser-passer-Bastille
Aus ihrem hochbetagten Sputnik im originellen Orbit
des Ökonomismus, dessen orthodoxe Protagonisten sich gemäß
dem allseitig profanen Profitstreben profilieren, kommen die Opponenten
der merkantilen Malaise nicht heraus. Mit ihrem Quacksalber-Faktum,
sich vom neokolonialistischen Gestern der Gegenwart zu einem mondialen
Morgen in Trab zu setzen, werden sie immer wieder auf den Bauch
fallen müssen.
Während die kopfgesteuerten Filialen der Finanzaristokratie
testen, durch ferngelenkte Feldschlachten und überfallartige
Enteignungen des sozialen Besitzstandes kreuzfideles Leben zu saugen,
memorieren die Zitadellenzirkel linksseits parlamentarischer Litaneien
apostolisch testamentarische Schriftgüter auf der Suche nach
Zukunftsaussichten. Eine spruchreife Karikatur der bürgerlichen
Krisendiktatur gelingt ihnen nicht, so daß sie auf der Strecke
bleiben, stumm wie ein Fisch und Stumpf bis zum Schambein.
Während die Paradenpauker des kreuzzüglerischen
Bellizismus, das Boderlinertum der Gelehrten- und Geschreibselgilde,
die Hurra-Journaille, Eventeleven und die spaßrevolutionären
Guerilleros lautstark für die Trabanten der Marien-Monarchie
in den Werbefeldzug einreihen, überall dort Zensuren verteilen,
wo ihre Manipulation nicht mehr zieht, sehen die Listenliteraten
des linksgängigen Mikrokosmos nach der Konzentration aller
kratzbürstigen Kräfte auf den Demokratie-Duktus als krass
universales Werkzeug das Morgenrot leuchten.
Bündig wie buntscheckig erproben sie den Bruch
mit der brünstigen Schickeria. Was ihnen bislang gelang, scheint
das brühheiße Bravourstück, das Spektrum der globalen
Gegenlager durch die reversiblen Reservoir-Reste der abendländischen
Ratio zuzuschütten.
Die Fortuna-Futurologen des besitzständischen
Fetischs führen die Lebenswelten an. Schlaftrunken reiben sich
ihre Lukullus-Lakaien die Augen, brüskieren jeglichen Gegenwind.
Selbst bei ihren Artgenossen beäugen sie die Animation der
Hominiden in Gestalt von Horden und Herden, die sie am liebsten
durch Steppen und Savannen rasen lassen, anstatt sie als Urbild
der urbanen Gegenwart zu begreifen.
Auf diesem Postament restauriert sich nun die Lassez-passer-Bastille.
Die schroffen Schlote des längst als märchenmuseumsreif
geglaubten Manchester rauchen seit drei Dekaden wieder, immer stinkiger.
Und wenn der global geklonte Gockel der Agora auf der Schutthalde
der Zitadellenzivilisation Toleranz kräht, weiß der Herold,
daß der nächste Großclash seine Schatten vorauswirft.
Die Tugendwächter der Tüftlergenies, die
der Routine nicht mächtig sind, den Kapitalismus als Krake
zu karikieren, sollten sich auch die Mühsal sparen, ihn zu
kritikastern.
***
Ein Tingeltangel? Ein Workshop mit dem Wolpentiger,
dem bayerischen Fabeltier mit hochwertigem Pelz, nach dem man Leute
mit Sack und Kerze ausgestattet auf die Jagd schickt, um sie anzuschmieren
und zu veralbern?
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