Ein schwerer schwarzer Winterschluß hinterließ
im Zweistromland schwärende Wunden. Das Interregnum des OneWorld-Generalissimus
setzte seine Impressionen vom Demokratie- und Freiheitsbombast fort
bis zum Höchstmaß. Aus dem Überfall der schwadronierenden
Schanzen-Schergen der Zivilisation in einem unoversal ramponierten
Erdstrich konzipierte die schemenhafte Intelligenzia des Börsen-
und Besitzgötzen eine “humanitäre Intervention”
der superimperialistischen Internationale, um den systemischen Krisenkonflikt
der rivalisierenden Global Players ein wenig zu schwächeln,
somit auch das Augenmerk des erdbreiten Publikums vor dem Glotzophon
auf die Märe des orientalisch-despotischen Martyriums zu lenken.
Im Portefeuille des “enduring freedom” und des Terrorismus-Syndrom-Szenarios
trugen die Kreuzritter des High-Tech-Feuerwerks das Konstrukt eines
Pentagon-Protektorats über den vorderen und mittleren Orient
in vollem Umfang, als dessen Kapitale sie die Tausendundeinenacht-Metropole
Bagdad optierten. Hinzu kam der späte Rachezug gegen die Nomenklaturen
und Nebukadnezaren Babylons.
Sagenhaft haben sich die Gewalthaber der mächtigsten
Demokratie-Division aller Zeiten verschätzt. Die Abkehr von
der Vision, den Homo primitivicus auf dem Treibsand mit Menschenrechtsraten
zu beglücken, scheint inzwischen ein Schloß in den Wolken
zu sein. Da brodelt ein hehrer Freiheitskampf heran, dessen Novum
den Intellekt der hoch geschulten Notabeln der Zivilisationszitadellen
überfordert, der soliden Soldateska und den nachgezüchteten
Security-Söldlingen der CivilSociety Angst und Schrecken einjagt.
Er paralysiert selbst jene sonst so emanzipationsempfindlichen Empiriker,
die darin keine Parallelen zu ihren emotionell empathischen Inspirationen
erblicken können. Darin wiederum sucht die Invasionskommandantur
der kreuzritterlichen Internationale eine extralegale Legitimation,
ihr Menschenrechtsmarketing zu überdenken. Ihre Rambos, Pistoleros
und alle weiteren Kombattanten auf dem Schlachtfeld attackieren
mit aller Wucht ihrer Gefechtsfeuer-Automatik jegliches Leben, das
sie als Feuerteufel einordnen.
Die messianische Sinnesart der Demokratie-Detonation
läßt ihre Routiniers das Schädlingsmanagement nachahmen.
Selbst die opportunistischen Opponenten der gebieterischen Operation
werden im Fegefeuer gebraten. Hinter der Rauch- und Flammenwand
spielt sich die Titanen-Tragödie ab.
Vor laufenden Kameras
Zum Nonplusultra des husarenstückartigen Handstreichs
gehörte in der Osterwoche 2004 der Flecken der Aufsässigen:
Falludscha, wo Schmerz und Tränenfluß sich mit breiigem
Blut vermischten. Vor den Augen aller Welt, vor allem der abendländisch-christlichen
Auguren, die den Erdkreis mit Takelwerk wie dem prädikativen
Parolen-Psalm “du sollst nicht töten!” als pastorale
Novellenparaphrase des neoliberalen Freibeutertums versehen.
Das kaltschnäuzige Memento des Präsidial-Potentaten
enthielt millennare Momente des unheilschwangeren Ressentiments:
Auf einmal warf ein Präventiv-Flieger über dem widerspenstigen
Raum eine Bombe ab, 1000 Kilogramm schwer. Nach der Detonation,
sah man von weither, stieg eine riesige Wolke aus Staub und Rauch
auf, welches ein ganzes Gelände einhüllte. Die Flucht
aus dem nero-manisch umstellten Nest führt geradewegs in die
Wüste.
Dennoch halten sich die Helden der Heidenjagd hinter
der Rauch- und Flammenwand versteckt. Den Journalisten, die eventuell
ein noch vertrackteres Bild vom Gräuel und Elend in der Gruft
der Scharmützel liefern konnten, blieben die Luken des belagerten
Quartiers blickdicht verriegelt. Und andere, auf deren Rapports
die für das breite Publikum zugänglichen Informationen
fundierten, saßen im Troß der vorrückenden Eliten-Marines.
Das aus Top-Etagen der High-Society eingeschärfte, von den
Trommelpaukern der CivilSociety angefeuerte Handwerk, den untermenschelnden
Zusammenlauf über die Klinge springen zu lassen, wurde häufig
als virtuelle Harlekinade hernieder imitiert.
Der Prosaiker als Protagonist der imperatorischen
Kampfparolen-Kampagne spielte sich hier auch als Impresario der
televisionär inszenierten Theatralik sowie der schwarzen Kunst
auf. In Revolverblättern und televisionären Rollenstudios
paradierten die Studien-Fellows mit dem Steckenpferd “Orient”
im Cluster und mit der Verwandtschaft aus dem korporativen Kloster
der Moneten-Marie. Zwischendurch flossen Krokodilstränen für
jene ethno-okzidentalen Zivilisten, die ihr Leben in der schleierhaften
Feuerlinie ließen – jene Helfershelfer der Montage “nation
building” mit einem Sondersold im Einsatz zu töten, ohne
mit der Wimper zu zucken.
Amigos und Pistoleros im Dienste der
Dollar-Dynastien
Fest in Bagdader Hotels trauten sich die Katastrophen-Korrespondenten
nicht mehr vor die Tür, sitzen auf dem Gesäß im
selbstverwalteten Gefängnis. Aus diesem erzwungenen Bunker
heraus artikulierten sie ihr Geschick und attackierten die ausgebrochenen
Arrestanten der Freiheitsfurore. Wie die Legionen der “Willigen”
auch, deren Job nur noch aus dem gramgebeugten Eifer um den Eigenschutz
besteht, bis sie den Himmel auf Erden haben, um die Vasallentreue
für beendet erklären zu dürfen. Einzig der arabische
Satellitensender Al Dschasira kann dem wissbegierigen Erdpublikum
einige einigermaßen intakte Informationen liefern. Sonst sind
die Datenautobahnen mit dem sandhaltig versandten Müll und
den Fetzen vom furiosen Seemannsgarn der Gemeindienste überfüllt,
mit denen die Informationsgesellschaft erheitert wird. Dem geschenkten
Konsumgut Demokratie fehlt der klare Kundenkreis. Versalzen weitet
sich bei allem die Universalismuslyrik des Abendlandes aus, die
nur noch seine doktrinären Apologeten zu rezitieren imstande
ist – weidmännisch im weiteren.
Für die Gesamtheit der Demokraten-Dämone
ist dieses Unikum des Universalismus ein kulturalistisches, neorassistisches
Schutzschild, für den Rest des Erdenrunds ein rhetorischer
Schwindel. Selbst die Anti-Kriegs-Devisen okzidentalen Fabrikats
werden “als ein Mittel zum Selbstzweck mißbraucht,”
pointiert die kanadische Globalisierungskritikerin Naomi Klein,
Autorin des Buches “No Logo!”, in einem in “Welt
am Sonntag” vom 18. April 2004 erschienenen Artikel. “Kaum
ein Demokrat hat es ... versäumt, sich eines pop-therapeutischen
Jargons zu bedienen, um den Irak-Krieg und seine Opfer zu kommentieren
- die amerikanischen Opfer, nicht die irakischen (denn das Land
am Tigris ist so wenig ein Gegenstand der demokratischen politischen
Agenda, dass man vermuten könnte, der Irak sei gar nicht Teil
dieser Welt).”
Tartüffe-Tour im Halunken-Humus
Unterm Horizont dieser Geistesgegenwart betreten die
altkontinentalen Demokreaturen die Bretter des Rampenlichts. Wenn
diese theatralischen Akteure des öffentlichen Areals hinter
dem Feigenblatt der Humanität die Schlachtopfer kommentieren,
dann beziehen sie ihren Schwermut zentral auf die eliminierten Soziusse
der Überfallkommandos. Sie brüsten sich in vollem Wohlbehagen,
daß die taumelnde Invasion mit dem rigorosen Regime eines
dämonischen Despoten aufräumte. Zum Wutausbruch kommt
es, wenn ein Söldling der Aggressoren seinen professionellen
Eifer mit dem Leben bezahlt. Daß die Opferzahl der indigenen
Menschentrauben die 10 000-Marke überschritt, beäugen
die Zivilisationsersten als banale Bagatelle. Das Jägerlatein
von Massenvernichtungswaffen, das auf einer finessenreichen Tartüffe-Tour
vorgetragen wurde, um die “Mutter aller Schlachten”
weißzuwaschen, ist aber noch nicht ganz aus dem Gedächtnis
aller entflohen. Somit ist jeder Tote auf der Feuerlinie ein Opfer
vorsätzlicher Missetat. Also liegt von Grund auf ein fragloses
Vergehen gegen die Ansässigen eines Erdstrichs vor. Aber um
mehr als um die Kriegsdividende geht es bei den koalitonären
Kompagnons dieser Operation, die auch die Hofschranzen des Hegemons
östlich des atlantischen Teichs mit einschließen, nicht
– ob sie den dämonisierten Breiten der Nebukadnezar-Nostalgiker
direkt auf den Leib rückten oder zuvor die unoversale Blockade
gegen sie mit sanktioniert hatten.
So einig sind die allermeisten Kunstrichter des buschigen
Gewaltstreichs der Bushistischen Patronage im späteren mesopotamischen
Morast, daß sie sich grimmig mit dem Glücksbringer der
Selbstgerechtigkeit ergötzen oder sich selbst als Opfer der
martialischen Münchhausiaden präsentieren.
Für die mondialen Widergänger des cäsarischen
Bramarbas im Weißen Haus bedarf es dynamischer Herolde sowie
der Tarnorganisation UNO der byzantischen Heroen, um das Weltviertel
des schwarzen Goldes alias Maschrek mit dem Luxusgelage Demokratie
zu beglücken und den benachbarten Sumpf der Terror trunkenen
Aliens trockenzulegen.
Herausgerückt hat auch der hochbejahrte Summus
Episcopus, also der Polen-Pope der Konterrevolution auf dem Heiligen
Stuhl, seinen Segen für das Manifest einer brüllheiß
bürgerlichen Nachrevolution, deren szenarisches Repertorium
einzig aus dem Vorsatz besteht, auf das Erdenrund eisenhart die
Hand zu legen und die Überbleibsel der längst strapazierten
Subsistenzstrukturen endgültig zu strangulieren. Aus dem Naturschauspiel
schöpfen zugleich die Partizipationsparvenüs der real-kapitalistisch
reglementiertien Laisser-aller-Agora die Legitimationslyrik für
ihre Habsucht und lassen die humanitären Fragmente der planetaren
Schicksalsfrage den schikanösen Gesetzen des Neodarwinismus
unterordnen.
Dauerlauf-Litaneien im Luftschloß der herzensguten
Humanitas-Heere begünstigen die Wacht-Wallachen und Legitimationslegionäre
des Krakeeler-Kastells. Die Bourgeoisie, die einst die Gutsherren
samt ihrer Despotien in ihre Schranken wies, bugsiert sich auf gleiche
Höhe als absolute Oberkaste der Krautjunker. Im Treibhaus dieser
Moneyzüchter wächst ein Genium Urbanum heran, ein Homunkulus
des nordisch atlantischen Kulturalismus.
Als Levitenlegion des Herren der himmlischen Heerscharen,
für die alles, was über einen Wert als griffbereites Beutegut
verfügen kann, lokalisieren sie die aristokratische Arie ihrer
Brustwehr im Attacken-Akt auf jenes sozialistisches Ideengelände,
dessen Parteigänger den historischen Blockbuster darauf richten,
das Lehrgebäude des in Wirklichkeit geerdeten Besitzgötzen
zu zertrümmern. Hier blüht generell als echt resistentes
Gewicht der gemeinschaftlichen Genesis das gefährliche Gegenüber
der Get-together-Party von zeitnahen Patriziern, den protektionistischen
Profiteuren der Global Players.
Die Kahlschlag-Kamarilla der Dorado-Demokratie
Der Ausflug der großen Menschheit in die Biosphäre
des Erdganzen nähert sich der Endetappe seines Abenteuers.
Heranzieht ein Straucheln jeder Ausflucht, diese Route vor jeglichem
Versuch, bloßgestrampelt zu werden, zu bewahren. Entweder
stürzt das vorwaltende Kastenkonstrukt der globalen Zivilisation
ins Vakuum, oder die enteigneten Heere werden die Paläste der
Privatiers als legalisierte Lagerstätten des akkumulierten
Wertes stürmen müssen. Sonst klingen die gängigen
Klagelieder der metropolitanen Meetingpoeten wie Litaneien der linkischen
Liebediener, wie sie am 3. März 2004, dem Tag der Protestzüge
gegen den sozialen Kahlschlag, auf den Groß-D-Straßen
angestimmt wurde – auch von den Protagonisten des “Antikapitalistischen
und Sozialrevolutionären Blocks” auf der Kundgebung am
Kölner Heumarkt. Hier prangerte Dieter Asselhoven von der örtlichen
“Ökologischen Linke” u.a. mit folgenden Worten
den ökonomischen Terror an:
„Kapitalismus heute, das heißt u.a.:
die Zerrüttung und Zerstörung des Lebens von Milliarden
Menschen durch den totalitären Zwang zur Lohnarbeit und ein
epidemischer Anstieg von tödlichen Arbeitsunfällen. Es
heißt für Hunderte von Verarmten, im Winter in der Innenstadt
von New York und von anderen Metropolen zu erfrieren; 1 000 verzweifelte
Menschen pro Jahr, die sich in Deutschland vor einen Zug werfen
und Millionen, die nur durch Psychopharmaka den Ausbeutungsstreß
durchhalten. Dutzende Flüchtlinge kommen pro Monat im Mittelmeer
um beim Versuch, die Ufer der Festung Europa zu erreichen; chinesische
Illegalisierte ertrinken beim Muschelsammeln für Londoner Luxusrestaurants
in der Irischen See. ... Kapitalismus heißt Rassismus, heißt
Pogrome und Jagd auf Migranten, die z.B. in Südspanien als
rechtlose Erntehelfer Erdbeeren pflücken oder in Berlin als
Schwarzarbeiter beim Aufbau der Protzbauten der deutschen Hauptstadt
schuften müssen. Für diesen Kapitalismus “befreien”
NATO und Bundeswehr Afghanistan und den Irak, in denen dann Frauen
dazu gezwungen werden, Schleier zu tragen und in denen mit Unterstützung
von Fischer und Schröder die Scharia Verfassungsrang bekommt;
er bedeutet Folter- und Internierungslager wie in Guantanamo; Anwendung
von Folter durch die deutsche Polizei als Ermittlungsmethode; tödliche
Schüsse auf einen Anti-EU-Demonstranten in Genua ... Alltag
im Kapitalismus bedeutete und bedeutet – kurz gesagt –
Terror: Erniedrigung, Ausbeutung, Hunger, Verelendung, Leiden und
Sterbenmüssen an vermeidbaren Krankheiten und zerstörter
Natur, Diktatur und Krieg. ...
Die Entwertung vieler Menschen als Arbeitskraft
zieht ihre Entwertung als Menschen nach sich. Das Leben vieler wird
nach dieser Logik unwert, überflüssig. Ein Teil dieses
Angriffs auf Schwache, gegen sogenannte Unproduktive, Kranke, auf
Menschen, denen die Möglichkeit genommen wurde, überhaupt
ihre Arbeitskraft zu verkaufen, ist die Medienhetze gegen angebliche
Nutznießer des Sozialstaats.“
In seinem in “junge Welt” vom 10. April
2004 auszugsweise abgedruckten Mahnruf pointiert der Sozialrevolutionär
Asselhoven außerdem die Perspektiven-Position der Gegenkraft,
ohne jedoch die Ausläufer des Systems wesentlich aufzutrumpfen
zu lassen:
„Im Rahmen dieser kapitalistischen Ordnung
lassen sich nur sehr beschränkte Verbesserungen durchsetzen.
Organisierter Klassenkampf ist die einzige Möglichkeit, um
überhaupt kleine Zugeständnisse von Kapital und Staat
erzwingen zu können. ...
Eine befreite Gesellschaft läßt sich
nur jenseits der kapitalistischen Produktionsverhältnisse und
jenseits von Patriarchat, Rassismus und des bürgerlichen Staates
errichten. Die Produktivkräfte sind längst so weit entwickelt,
daß alle Menschen weltweit ihre Bedürfnisse befriedigen
könnten, und das zum Bruchteil der Arbeitszeit von heute. Dazu
müssen die Produktionsmittel vergesellschaftet und die destruktiven
Technologien wie z.B. Atomkraftwerke stillgelegt werden. ... Auf
dem Weg hin zu dieser befreiten Gesellschaft gehen wir davon aus,
daß sich Menschen in organisierten politischen und sozialen
Kämpfen verändern und weiterentwickeln können. Und
daß eine antikapitalistische und sozialrevolutionäre
Linke an diesen Kämpfen mitwirken kann. Das heißt aber
gerade nicht, bewußtlos mitschwimmen, der tausendfach widerlegten
Illusion des “Von-innen-verändern” die tausendundeinste
hinzuzufügen. Sondern aufklären, debattieren, im klassenkämpferischen
Sinn polarisieren, die eigenen Wege gehen. Weitergehen...“
Etwas Gemeinsames in diesem metropolitan memorierten
“Weitergehen” wird das Menschengewimmel aus Morgen-
und Sonnenland vermissen müssen, vor allem die ins Joch der
oligarchischen Okkupanten gespannten Orientalen. Aber auch die trikontinentalen
Parias unterwegs zu den Zitadellen der Zivilisationsersten, an deren
Limes sie in rauhen Mengen ihr Leben lassen und/oder in den wertzentrischen
Werkhöfen als Galeerensklaven in Schach gehalten werden. Dieser
Menge der Metöken, den Sprachfremden des x-fach glockenrein
skandierten Systems gegenüber kommt nur marginal der metropolitan
postulierte Zusammenhalt zum Vorschein.
Gerade dieser sensationelle Dünkel der Dorado-Demokraten
sanktioniert das Nein der losen Koalition orientalischer Empörer
zum okzidental verordneten Universalismus. Hier aber gelangen die
Toleranzallüren der Menschenrechtsersten an die Nullgrenze,
und ihr Geduld nähert sich dem Siedepunkt, wenn ihre buntscheckig
betitelten Rambos und Söldner-Zöglinge in den Hinterhalt
derer geraten, die als bockige Desperados gebrandmarkt werden.
Der Orator des Orakels
Der Lügenhügel der Pentagon-Poeten wurde
selbst den Feigen von den Falken irgendeinmal lästig. Auch
den atlantischen Hofschranzen in der von den Konjunkturrittern der
Krautjunker gemanagten Manage. Nur, sie können im nachhinein
schütteln und winden, wie sie wollen, er bleibt kleben. Immerfort.
Fernerhin bereuen sie nichts und negieren jegliches Reglement, das
Urteil über das eigene Schicksal leibhaftig den weitschichtigen
Lebenswelten zu überlassen. Vielmehr schmiegen sie sich an
das gewaltbereite Potential des Besitzgötzen an und setzen
ihre Fahrt auf den Fährten ihrer Altvorderen fort, memorieren
hiernach den monetären Märtyrer-Mythos für das Gefecht
gegen das Martyrium des aufständischen Menschengewimmels.
Analog dieses Dogmas der titanischen Timokratie landete
die Parabel der DoubleW (Bush)-Anthony (Blair)-Connection in der
Satellitenbahn des Gemeinplatzes. Durchhalteparolen rezitierte der
oberste Orator des Weißen Hauses vor Mikrophon und Kameras,
plädierte für das Weiterso mit der Fortuna der Okkupationsorgie,
orakelte im virtuellen Ornat der messianischen Orthodoxie über
den Kehraus des virulenten Orkus, hielt virtuos die Predigt für
das sakrosankte Recht, den Gewaltakt in futurum im Alleingang zu
verüben.
Währenddessen verbreiteten sich die alarmistischen
Massagen des bugsierenden Wachtpersonals am Drehpunkt Hesperiens
gegen die Schläferscharen des “islamischen Terrorismus”
als herkulische Haudegen-Hybriden und Hunnen-Husaren, die stürmisch
zum Limes der Hautevolee vordringen. Dagegen hilft nur das Aufrüsten
der Brutalos und Brutus, damit sie – dieses Mal seitenverkehrt
– den Rubikon überschreiten, das heißt die noch
präsenten Überreste der Freiheiten stahlhart mit Füßen
treten.
Den Potentaten, in deren Parteien heißblütig
um Posten und Pfründe gerangelt wird, folgten die sattelfesten
Ritter der alten weißen Zivilisationspoesie als Impresarios
der Kontrollkommando-Kompanie (das Apokalypsen-Stück im Repertoire)
hinterdrein. Nicht rat- und tatenlos lösten sie die Zunge,
werden dem “Untergang des Abendlandes” vor dem annähernden
“Würgegriff des Islam” zuschauen wollen und die
millennaren Müßiggänger des Weltenlenkers vor dem
Anmarsch der Muselmanen-Misere wachrütteln müssen.
Zeitweilig erschienen im Showfenster die Bildausschnitte
aus der Ostermarsch-Kulisse der Gutwetter-Gentlemen. Die Meisten
mochten die Rebellen mit Bart und Turban nicht, sahen sich jedoch
dazu verpflichtet, mit den pazifistischen Kompagnons der Friedensparties
zu kokettieren – kreuzfidele Ausflüchte für kurzweilige
Ausflüge.
Andere wiederum, die fingerfertig ihre fixen Fäden
zwischen dem untergegangenen Hitlerismus und aufkommenden Islamismus
zogen, gingen ihrem Trott im Zirkusrund der Aufklärungsakrobaten
nach und vermarkteten das Antisemitismus-Syndrom frühlingsfrisch.
Unterwegs zum Exitus sind sie einsam, aber nicht im
Parterre der planetaren Kastenpyramide. Eben hier sichten sie ihre
Pflicht, dem Gegenpart der kolonialen Korsaren das Vergnügen
zu rauben. Fundiert auf dem Scharlatanen-Schalk und Benimm-Brimborium
der bruchfesten Demokreatur stiften sie Nord-Süd-Brücken,
die zu sichern haben, daß der Fluß vom unteren Delta
der gegensätzlich geteilten Besitzstände nach oben noch
lauter plätschert. Hinterm Leuchtturm der Exzellenznetzwerke,
unter dem sich die Renegaten der sozialistischen Emanzipationsidee
zum Glamour der globalen Regenten hochschaukeln ließen und
in Raten Ersatzstücke von marktkreischenden Plagiaten veräußern.
Nachträglich verschwistern sich die mustergültig mutierten
Mulatten der Monekratie hinter den bombastischen Brigaden her unterwegs
gegen die bugsierenden Briganten.
Die hegemonial hergebrachte und planmäßig
aufgepäppelte Zunft des Menschenrechtsmetiers bereichert sich
dadurch, daß ihr Trabant endlos um die Katastrophen kreist,
sie notfalls kreiert. Ihre gerissenen Gesellen reiten das trojanische
Pferd, überbringen das Danaergeschenk und den brüchigen
Abakus als Elektronenhirn gerade dort, wo die Strommasten bis zum
letzten wackeln oder bereits am zermalmten Boden liegen. Sie fungieren
als Vertriebsagenten jenes kulturalistischen Saatgutes, das sich
als sehr gut erwies, die Fevales des “globalen Dorfes”
im Rausch des Völkischen und unter dem Rauch der Stammesgefechte
zu kultivieren.
Den autonomen Marsch der Eindringlinge aus Steppe,
Wüste und Savanne in die Zentren der Moneynomaden können
sie nicht stoppen. Was tun, wenn ihre Oasen sich in die Ozeane der
Minderbemittelten verwandeln? Sie wissen Bescheid: Eine “Cordon
Sanitäre” allein kann nicht beständig sein für
die Apartheid auf dem Breitscheidplatz. Reservate müssen gezimmert
werden, lautet das Geheimzeichen der eurozentrischen Schicksalsgemeinschaft,
und zwar als Freihandelszonen, wo die metropolitanen Agenturen der
reproduktiven Arbeit ihre Leibeigenen rekrutieren können. Jenseits
des Limes des herkulischen Novum Romanum, weiter östlich von
der Levante, am Ural, im Maghreb... Zu diesem Behuf müssen
die Euro-Korps nachgerüstet werden – auch gegen die Boulevard-Brutalos
im Vaterland.
Im demütigen Dämmerlicht
der delphischen Notre-Dame
Die Friedensfanfaren flanieren weiter, aber im Zerwürfnis.
Nichts Neues gibt es auch in der Get-together-Party der Emanzipationseleven.
Die bellizistischen Rezitatoren im Beiboot der Judeophilen-Partei
paradieren hingegen levitenparat, parodieren die Dramaturgie der
antifaschistischen Sendboten mit Pentagon-Epauletten, attackieren
als Fackelträger eines Kommunismus, dessen Avantgarde im Pentagon
haust, die “antisemitische Internationale” und rekrutieren
aus dem metropolitanen NGO-Terrain die Gangleader ihrer Fanfaronaden-
und Fangemeinde, die sich links dünken und auf die Kreuzzugszyklen
des kräftig kriselnden spätkapitalistischen Hegemonial-Systems
ihren Blütentraum von der Endrunde des mit Knallkörpern
bestückten Emanzipationsevents hegen.
Sie bestreiten ihre Meriten im Eifer, den Faschismus
als ein abstrahiertes Phänomen zu projizieren, welches dem
frei-demokratischen, rationalen, christlich-abendländisch universalen
Zitadellen-Zivilisationsmodell zuwiderläuft.
Die Manipulation des Humanen ereignet sich bahnbrechend
im Online-Original. Greenpeace-Partisanen und Humanrights-Patrouillen
vervollkommnen die Attitüde-Attacken auf das Forum der widerstreitenden
Kosmopolitaniaer.
Diese Miliz des Bellizismus übt ziemlichen Einfluß
auf die Zeitgeistzombies der medialen Gilde aus – gemäß
dem festen Gebot des All-Einen oder dem fetten Fetisch der Pinkepinke-Politur.
Jedem, der versucht, eine polare Position im Kontext auf die Motive
mesopotamischer Rebellion zu beziehen, hängen die Revolverblätter
der Mammon-Marie sofort die Antisemitismus-Schelle um und scharwenzeln
sooft den Schwarzrock der neoständischen Notre-Dame wie der
Schacherer die Schamröte. Ihre Message ist vor jeglichen Irrtum
gefeit: Wer heute das Weiße Haus beleidigt, zündet morgen
Synagogen an, wie Jürgen Elsässer in “junge Welt”
vom 16. April 2004 sarkastisch formuliert.
Die Söldlinge des Eine-Welt-Souveräns
als Soziusse der cäsarischen CivilSociety
Die Cosa Nostra unter der Kapitol-Kuppel der Börsen-Barone
lädt zum Gastmal ein, und die Lakaien aus dem Buschwerk der
“humanitären Hilfe” eilen eifrig zum Festsaal.
Auch imponiert die Ironie. Und sie ist das konsensuale Kontinuum
der aus jeglichem Pathos des Treibjagd-Tamtams herausgestürzten
Genien.
Unter dem Nischen-Nimbus des Kriegsmarketings operieren
zum Beispiel die NGOs “medico international” und “Wadi
e.V.” in der Windhose von Mainhatten. Die Washington-Vasallen
des Tieftals (=Wadi) Thomas von der Osten-Sacken und Thomas Uwer
wirken zudem als nomadische Notnagel-Schreiberlinge in “Konkret”
und “Jungle World”, in denen sie gebetsmühlenartig
den Nomenklaturen-Terror des kürzlich übermannten orientalischen
Despoten anprangern. Vor allem aber spielen sie sich als Kolonisatoren
der grobkörnigen Kurden-Kader-Karikatur auf.
Die Hyperhybriden, welche die NGO-Nummer “medico
international” auf Touren bringen, informieren im Notebook
täglich über das als indo-germanisch erdichtete Kurden-Lager
in der vorderasiatischen “Clash of civilisation”-Arena,
jedoch ohne Vermerk auf den wahrheitsnahen Verlauf der Ereignisse.
Denn kurdische Stammesrebellen, die vor kurzem mit den US-Heeresdienern
für Photos standen, trauern seit dem finalen Triumph der Okkupationskumpanen
um den Ausfall des Scherfleins, das sie während des Embargos
in ihrem autonomen Sperrbezirk genossen und dessen Born inzwischen
ausgetrocknet zu sein scheint. Jetzt ist ihr Augenmerk auf das schwunghafte
Einschmuggeln von verrosteten Kränen und gebrauchten Karren
gerichtet.
KDI (Koalition für einen demokratischen Irak)
heißt einer der E-Mail-Sendbriefe aus der “medico”-Zentrale.
Seine Ausgabe vom 13. April 2004 enthält u.a. eine Menschenrechtsbilanz
des IHD-Sektion (Insan Haklari Dernegi = Menschenrechtsverein) Diyarbakir.
Gleich darunter findet sich dann ein Aufruf der IHD-Sektion Istanbul
in türkischer Sprache mit folgendem Inhalt ein:
„Im Irak geht die Grausamkeit mit aller
Wucht weiter. Das irakische Volk wird vor Augen der Welt massakriert.
Bombardiert werden die Moscheen, Häuser...
Diese Gräueltat wird fatalerweise mit der
Hypothese verübt, dort Menschenrechte und Freiheit zu überreichen.
Mit Waffengewalt, behaupten sie, Demokratie und Freiheit hinzutragen,
bringen sie jeden um, der dies mißbilligt, werfen Bomben...
Die Kinder, Frauen, Jugendlichen, die sie töten, erklären
sie dann zu Terroristen...
Um unseren Protest den Vereinten Nationen zu gereichen,
die trotz der Aufforderung aller Welt, die Fremdherrschaft zu beenden,
der Grausamkeit zuschaut, sie sogar unterstützt, werden wir
unsere Aktion, ins Meer Briefe zu werfen, ausführen. Und um
alle, die im Irak ihr Leben ließen, zu gedenken, werden wir
eine halbe Stunde schweigend dahocken. Am 11. April 2004...“
Obwohl die Friedensfreunde und Menschenrechtsaktivisten
seit Monaten Hunderte von Aktionen organisierten und Millionen von
Briefen an sie schickten, kiebitzen alle internationalen Institutionen
allen voran die UNO die im Irak erfahrene Gräuel, gewähren
den Okkupanten sogar Beistand...“
So ein Memento haben die KDI-Strompost-Betreiber von
ihren Wetterfahnen am Bosporus während der monumentalen Momente
der Demokratie-Montage Pentagoniens gewiß nicht erwartet,
daher bloß vermutet, daß es sich bei dem ungefiltert
weitergeleiteten Textmaterial auch um volkskurdische Themen dreht.
Karikiertes Delirium im dividierten
Delta der verdatterten Kraken
Der Demokrauter im Spinnennetz des Nervus Rerum leistet
dem Fraktions-Skorpion Kadavergehorsam. Zu Potte kommt die Schicksals-Schaluppe
der großen Menschheit unter dem neocäsarischen Wachtturm
der globalen Kastenpyramide. Sie fundiert funktionell auf dem systematischen
Schlagwort: Macht ohne den Nachweis des merkantilen Machiavellismus
macht keinen Sinn.
Die zynischen Augenzeugen der Informationsrevolution
geben kund: Desperados hämmern in die PC-Tastatur, halten Gardinenpredigten
vor den Antagonisten markt-adelnder Bohemiens und mißmutiger
Arrestanten. Tausendsassas der Pressure Group attackieren den Schlendrian
des Krisenkosmos, die Druden drehen sich auf dem Prokrustesbett
im Tanze. Und es gibt abermals Ausflugswagnisse zu Utopia, von denen
sich die Großkopferten der humanitären Eine-Welt-Allianz
um den Verstand bringen lassen.
Die millennaren Mentoren des Mammons und Präfekten
des Präsidialpotentaten fürchten den Feuerfunken der Furie.
Trotz aller Gladiatoren-Glorie der mächtigen Menschenrechtsmeriten
metropolitanen Metiers vollzieht sich in den ramponierten Menschenlandschaften
der Vasallen-, Satrapen- und Tributarstaaten ein naturgetreuer Prozeß
des Demokratie-Frustes. Keiner der lokalen NGO-Filialen wird es
allem Anschein nach langwierig gelingen können, sich als Sammelbecken
leidender Laien und lamentierender Lakaien zu etablieren. Doch dieses
Faktum kann die selbstgerechten Humanitas-Regimenter der drakonischen
OneWorld-Diktatur nicht davon abhalten, den Manipulationsmotor ihrer
altbackenen Neuigkeiten aufs Neue zu starten, egal was hier blüht.
Die Dogmen-Druden des Demokratie-Dumpings erdichten
selbst im eigenen Terrain eine Rollen-Republik mit einem Publikum,
das sich krumm legt für jene, die wissen, wie man da oben den
Rahm abschöpft und sich einen schönen Lenz macht bis zum
Abschied in den Gottesacker.
Entweder haben die Magistraten der Demokratie mit
ihrer Sprache nach zweihundert Jahren in der Aufklärungs-Aura
gar nicht erreicht, oder sie wollten gar nicht erreichen, was sie
in ihrer Bibel des Universalismus vorgeben. Die Anomalie in gleicher
Augenhöhe.
Im Dauerflug über den großen
Teich: der Insulaner-Papagei
Blickdicht hinter den Zöglingen der Al-Qaida-Trainingslager
lauert die Intelligenzbestie. Das Terrorpotential schlummert im
Islam, lautet ihr Urteil. Auf diesem bestehen auch die kontinental-europäischen
Kontakte mit dem Hauptsitz im Empire fort. Differenzen ergänzen
sich irgendwie und komplettieren sich gegenseitig, wenn zum Vorschein
kommt, daß die Potentaten der globalen Plutokratie auf beiden
Seiten des Großteichs Atlantik im selben Boot sitzen. Den
Job des Parlamentärs führt der John Bull zu Ende und nimmt
in Kauf, während seiner Mission wie eine kadavergrüne
Bulldogge kläffen zu müssen – über die sarkastischen
Spässe des Bigbrothers hinter dem tributären Demokratie-Getrommle.
Und dem Insulaner-Papagei der ethno-europäischen
Biosphäre schenkt der Patron des Patronage-Systems Pentagoniens
jedesmal einen Abakus aus dem beerbten Anwesen von Alexander der
Großen, der sich dazu eignet, die Dividende der Feldzüge
gegen den Orient zu kalkulieren.
Der Botschaft des Theatercäsaren am Potomac bequemen
sich im Endeffekt alle, die den Wunsch hegen, daß der Ölfluß
in ihre Raffinerien-Ports weiter rieselt und der Petroleum-Teich
unter dem Treibsand am Golf in den Händen der richtigen Besitzer
bleibt, nämlich in denen derer, die am liebsten als Markedenter
hinter den Okkupationsheeren hantieren und ihre Raffgier im Händel
sättigen. Diese Botschaft enthält zugleich die Formel:
Jeder, der es wagt, gegen den Willen des Besitzgötzen Widerspruch
zu erheben, hat damit zu rechnen, vom High-Tech-Traktor überrannt
zu werden.
Nichtsdestoweniger verdichten sich die tektonischen
Zwietrachten, und sie lösen einen solchen Dunstkreis aus, in
dem auch das imperatorische Millianner-Projekt “Greater Middle
East” kopfüber ins Dunkel des tumultaurischen Buschwerks
stürzt.
Selbst für eine Abkehr vom militaristischen Mißklang
hin zum zivilisatorischen Appeasement kann der Ex-Mitzecher des
autarken Exekutivkartells des Globus die Knochen nicht zusammenziehen.
Im Nest hinter der Arabeske des demokratischen Domestiken wird er
jedesmal in Fahrt geraten, wenn die Kastenpyramide, welche sein
Empire symbolisiert, als verwerfliches Urbild der Geschichte gekrittelt
wird. Das ist sie aber von langer Hand.
Mit gewohnt alarmistischem Pathos der langen Messer
komplettieren die Kombattanten der knebelnden Marktkräfte das
Testament für ihre Nachkommen. Dabei können sie sich nicht
mehr an vergangen geglaubte Dekaden ihrer Brutalität erinnert
sehen, die sie selbst gegen die Natur vollstrecken. Sie verballhornen
jeglichen Menschenverstand und zucken nicht einmal mit der Wimper,
wenn der Schrei der Opfer des merkantilen Terrors in ihren Hinterhöfen
widerhallt.
Im Musentempel der abendländischen Werte-Variante
verfügt die Ebenbürtigkeit der Jetztmenschheit über
kein Gewicht. Zu den frühen Früchten des superimperialistischen
Bravourstücks gehört der Kauf der medialen Zentren und
Kontrolle der Datenautobahnen. Die Journaille fungiert wie die Promoter-Filiale
des imperialen Kartells. Man stellt die mesopotamische Rebellion
als Räuber-Ritual Ali Babas dar und die Experten der Invasionstruppen
als “unschuldige Helfer”.
Die Crash-Arena des Ökonomischen wird hinter
die Emphase des Humanitären verlagert und als Zusammenstoß
der Kulturen ausgetragen. Tauglich für ihre OneWorld-Version
sind eben die Bantustans, bekannt aus dem Südafrika der Apartheid
als Sperrgebiete für schwarze Metöken.
Der sakrosante Schlagetot-Staat
der nordisch-weißen Eremiten
Neben der Soldateska der Allianz unter dem pharaonisch
parodierten messianischen Präsidialdespoten operieren über
15 000 Söldlinge von etwa 25 privaten Security-Sektionen in
den Silhouetten Bagdads. Für diesen Posten gibt der Pentagon
monatlich vier Milliarden Dollar aus. Die vier Nordamerikaner, deren
Leichen in der Woche vor Ostern 2004 von einer zornentbrannten Menge
durch die Straßen Falludschas geschleift wurden, gehörten
der Söldnerfirma Blackwater an – mit Sitz im US-Bundesstaat
North Carolina.
Während sich die Westernhelden und Rambohorden,
bei denen das Schurkenleid heilige Ambitionen schürt, im wilden
Osten wähnen, überbieten die zombigen Zöglinge des
pluralistisch politierten Medienkartells den Demagogie-Bombast des
tausendjährigen Reichs und säen systematisch die Attrappe
von Wiedergängern des Hitlerismus aus. Als sensationsbedürftige
Satelliten der ideologischen Manöverzentrale drücken sie
die Informationen über den Aufstand in den Schuttbestand des
Islamisten-Terrors im Schurkenland. Vorschub leisten sie damit dem
Kommunikationsstaub der Okkupanten-Kommandos, vor allem was die
Anwartschaft jener Goldgräber und Marketender im Gewande des
nichtregierungsorganisierten Elendsmanagements und der Sicherheitssöldner
in Zivil angeht. Die mass-medialen Moderatoren finden sich flugs
bereit, elegische Verse zu schmieden und Elogen zu fertigen, wenn
ein Draufgänger dieser paramilitärischen Patrouillen in
die Falle der von ihnen zuvor fabulieren Wüsten-Wüterichs
läuft.
Die Epauletten-Emissäre des Imperium Americanum
schätzen Vasallentreue, lassen sich nicht lumpen, drücken
reichlich Geld und Gewehre in die Hand ihrer Zeloten und heischen
sie ins Elysium der semi-peripheren Fakire. Spitzenkräfte dieser
vertraulichen Söldnerkompanien verdienen bis zu 1500 Dollar
am Tag.
Tränen getränkte Bilder überfluteten
Mitte April die Röhren unter den Dächern der Menschenrechtsmetropolen,
nachdem der Italiener Fabrizio Quattrocchi vor laufender Kamera
von einem Widerstandszirkel exekutiert worden war. “Mittlerweile
werden die Zeilen der Kreuzritter um den ganzen Erdball getragen
bis weit hinein in die letzte Wohnstube des letzten Kleinbürgers,
die im nächsten Winter mit Öl aus dem Orient gewärmt
werden soll,” beobachtet Horst-Udo Schneyder in “www.kalaschnikow.de”
vom 19. April 2004:
„Nicht gesagt wird dabei, daß dieser
einfache Mann, der angeblich absolut nichts mit der Politik zu tun
habe, zu einer weltweit agierenden Söldnerorganisation gehört,
die unter dem Label “International Bodyguard and Security
Services Association” (IBSSA) überall Unheil anrichtet.
IBSSA-Söldner massakrierten schon im Kosovo, killten in Afghanistan,
badeten ihre Hände in blutigen Auftragsarbeiten auf dem afrikanischen
Kontinent. Boss dieser gemeingefährlichen Truppe war einst
Fritz Wendland. Augenblicklich amtiert der Deutsche Mördermeister
als Mitglied im “Executive Committee” der IBSSA und
ist einer von sechs “Honorary Founding Members”, die
für gutes Geld schlechte Dinge regeln. Für ihr blutiges
Handwerk kassiert ein IBSSA-Söldner im Irak übrigens rund
6000 US-Dollar im Monat.
In der italienischen Zeitung Il Manifesto wird
über die IBSSA berichtet, daß es sich bei deren Söldner
um gewöhnliche Kriminelle handle. So entstamme der im Irak
erschossene Auftragsmörder Quattrochi dem Rotlichtmilieu Genuas
und dessen Kollege stehe wegen Mordversuchs in Italien unter Anklage.
Andere seien wegen des Betriebs illegaler Wett- und Spielunternehmen
vorbestraft. Kurzum: Quattrocchi ist ein Krimineller, ein Söldner,
der den Besatzern dreckige Dienste leistet und dafür von der
italo-rechten Berlusconi-Regierung als “Held” gefeiert
wird. Und die bürgerliche, lohnschreibende Propagandamaschine
posaunt diese Botschaft unabläßlich dem Otto-Normal-Bürger
um die Ohren.“
Darf heute nicht nichtig sein,
was gestern richtig war?
Auf den Aufbau eines Leuchtturms der Demokratie im
Dunkel der arabischen Despotien zielten sie ab. Jetzt müssen
sie sich hinter meterhohen Betonmauern verbarrikadieren, das karge
Geschäft mit lokalen Notabeln nur noch lakonisch kommentieren.
Dabei wußten sie bis gestern, sich recht kantenlos zu präsentieren.
Die Geschichte hat etliche Versionen, wenn sie an
unterschiedlichen Ufern aufgezeichnet wird. Das Siedlerreich USA
entstand als Feuereifer jener eingewanderten Kolonisten, die ihr
Anwesen auf blutgetränkter Erde der ausgerotteten Urvölker
aufbauten. Nach der Phase des “nation building” entflammten
die weißen Freibeuter für den Sklavenhandel mit schwarzen
Afrikanern, um ihre beschlagnahmten Ländereien zu bestellen.
Gleichzeitig hielten die Wanderzüge vom alten Kontinent an.
Mit Seelenverkäufern, die ihr Ladegut aus Menschenmaterial
auf die Insel Ellis Island absetzten – heute Museum vor Manhatten
und dem Freiheitsstatus. Unterwegs im Großteich bezahlten
große Teile derer, die aus ihrem Elend aufbrachen, um ihren
Anteil an der Hinterlassenschaft der massenweise massakrierten indigenen
Lebenswelten zu reklamieren, ihr Abenteuer mit dem Leben. Andere,
denen es gelang, auf das New Yorker Eiland zu gelangen, wurden einem
strikten Selektionsverfahren unterzogen, bevor sie Fuß auf
dem Kontinent des Glücks fassen durften. Der Rest aus den Kranken,
Alten und Schwachen wurde einfach zurück verfrachtet.
Nicht als eine Farce wiederholt sich in diesem Zusammenhang
die Geschichte, sondern als eine Lehrgebäude der nordischen
Weißen der bunten Erde. Der Sirenen-Geist Ellis Island lebt
überall an den Küsten der Schengen-Burg fort. Das massenhafte
Sterben ereignet sich im mediterranen Teich unter der Patrouillen-Kontrolle
der Feste-Marine und trägt die Handschrift der nordischen Spaß-
und marktheischenden Schicksalsgemeinschaft. Von 2002 bis August
2003 wurden z.B. an den kanarischen Stränden über achtzig
Leichen geborgen und abtransportiert, um die Sandschicht und das
Salzwasser für die nomadische Kurzweil der monetären Notabeln
und scheckige Scheckheft-Schickeria ins Lot zu bringen. Ungewiß
bleibt, wie viele “illegale” Erdenbürger auf der
Flucht vor den von Markt und Mammon herbeigeführten Dramen
in den von den Passatwinden aufgepeitschten Wellen tatsächlich
ihr Leben ließen.
Allein die Meerbusen vor Gibraltar und Lampedusa schluckten
in der letzten Dekade der Zitadellen-Zivilisation etwa 4000 Globetrotter
unterbemittelter Lebenswelten beim Versuch, heimlich ins Novum Romanum
zu gelangen, um sich dann als Metöken anzubieten.
Kadavergrüne Pöstchenschimmel wiehern basisdemokratisch,
mausern sich als Ruderboot-Boten auf der Spielwiese des Menschenrechtsmarketings
zum Ersatz für die besitzständische Kaste, gegen die das
Menschengewimmel aus allen Enden der Erde wettert. Einzig stützen
sie sich auf die Argumentation, die Hunde der Stiefel- wie Salonrassisten
nicht zu wecken, welche die Stammtisch-Patriarchen und Patronage-Paschas
gern bellen hören.
Von einer – wie auch immer – gearteten
Legitimation der Feste-Architektur gegenüber den migrantischen
Parias muß nicht die Rede sein. Hier geht es ausschließlich
um das Geschäft, um den Extraprofit durch die "besten
Köpfen" im Helotenstatus. Und aus den Fragmenten der "humanitären
Intervention" entwickeln die Oberhäupter der “Schicksalsgemeinschaft”
den Aufhänger der Trabantentreue.
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