XXV. Jahrgang, Heft 142
Okt - Nov - Dez 2006/4

 
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Letzte Änderung:
03.06.2006

 
 

 

 
 

 

 

Necati Mert´s Kolumne

Notabene Winterbrief an die Wetterfahne vor dem Wogenprall
Nivelliert im Nebelschleier

   
 
 

Gewichen bist du bis gestern
allzeit dem Druck der Gewichte
den Moder passiert schwerelos
hast dich geweidet
am Donnerweg der Besiegten
gewichen dem Gewicht der Gedichte
in der Maisonette der Leitstern-Lakaien
Metaphrasen der Netsurfer gemengt
Melange gemeistert im Notebook
Was du durchs Ausgedruckte wolltest ausdrücken
hat dich zur Kusine der Kreditoren gemacht
zur Jubel-Kurtisane des Irgendjemanden-Krauter
hast Notzucht verübt
an der Najade im Urwald
als Dulzinea der Metroplitan-Guerilleros
und des Kosmopolitan-Deportees
hältst dem Dorado-Despoten den Dussel frei
verteufelst die Desperados des Seins
trägst das Herz auf der Zunge
für das Nonplusultra im Musentempel der Mäuse-Mimen
verneinst die Hebamme der Geschichte
und weinst
wenn der Pleitier-Komet vorbeifliegt

Du bist das Leid
im Flair roter La-Fontäner
weißer Nobody im schwarzen Schwall
kannst gleisnerisch in Glotzophonen
nur noch kiebitzen
wie der Orator mit dem Kuponschneider turtelt
im Hochgefühl der Erotomanen

Du bist die Wetterfahne vor dem Wogenprall
nivelliert im Nebelschleier
bist zum Dorado-Dominium unterwegs
hundertelei durch Husaren hybridisiert
hast dich dem Huren-Hurra angeschlossen
den Hungerturm ertragen
als Hofzwerg der Hochgeborenen

Hast im Reich der Fabel
dein Refugium gesucht
bist in der Wildnis der Redundanten gelandet
das keinen Dreier wert
hast Drachensaat ins Drama gegossen
dich wie die Dublette des Dummians
durchgeschlängelt als Kulissenreißer
auf dem Zahnfleisch gekrochen
Tränen gelacht
wenn sich die Mentoren des Mehrwert-Metiers
Meriten erwerben im Mißstand der Lebenswelten
um den Spasmus zu verschmerzen
und die Spaß-Society zu ertüchtigen

Hast kommen sehen
vor dem Glotzophon
hinter der Scheidelinie zum Morgen
wie Wälder zu Savannen werden
und Weiden zu Wüsten

Hieltest Maulaffen feil
wie Bagdader zum Steinerweichen weinen
und Belgrad nicht mehr
hinterm Limes der Pax Okzidentale
unterm roten Stern liegt
nicht mehr den Kreuzrittern im Wege steht
den Krautjunkern beim Raubzug

Dir verging Hören und Sehen
wie ein Mainhatten-Mentor
Jürgen X. heißt er oder M. Brumlik
– nicht von nachhaltigem Gewicht –
schauspielert den Gutkrieg
um den Unterlegenen Menschenrechtsmäre vorzulesen
lehrt Kismet unterm High-Tech-Räderwerk
um Wackelpudding an die Wand zu nageln
unterrichtet Wohlbehagen
mit dem Extra-Humus für NebukandneZaren

Gewunden lag immer der Ballast der Barbaren
wie im frühen Heute und späten Morgen
wenn Metöken aufwachen und Heloten
die Eisenfessel verwerfen
um den Pfad zu betreten zum Zentrum der Ausbeute
sich erkühnen
im Flammen der Lebensreise
wie der Albatros zum Fliegen verurteilt
Wenn etwas bleibt im Gewitter und dem Tümpel
dann das Wort
daß die Rebellion zartbesaitet ist

Das Erdenrund dreht sich weiter
– sichtest du wohl –
mehr meuternd als heiter
Demo-Krauter fallen über Kreaturen her
Domänen-Troubadoure erdichtet Dämonen-Druden
Demokrakeelt die Krisen-Kulisse
auf dem Olymp der Mäuse-Götzen
Unten im Urquell der qualmenden Quartiere
verdichten sich die Weltbilder Kosmopolitania
überqueren Gottesacker im mediterranen Teich

M. Kurtulus

   

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