I
Spätmittags spaltete ich den Regenbogen
genau an der Maskeraden-Mitte
hörte das Hallen anschwellender Wogen
zählte verhalten die Schritte
mehr als zweitausendsieben Mal im Ringelreigen
dann die Myriaden der Sterne
die Sehnsucht nach der Ferne
Millionen an der Ägäis teilten mir
das gemeinsame Mehr im Morgenmeer mit
den zyklischen Zauber-Zephir
während Pyramiden wackelten
mit dem Sturm der Meridianer auf die Granit-
Quadriga über dem Brandenburger Tor
verbunden die weiten Welten
ohne Knecht und Imperator
II
Keine Repetition kennt die Revolution
und läßt sich nicht erraten
durch die Lichtflut der Evaluation
Meiner Mutter gelang es nicht
die Hundert zu erreichen
hinterließ auf ihrem silbernen Gesicht
einen treuen Triumph
und ein geerdetes Gedicht
Ich hoffen aber wohl
den Hundertsten der Brecht-Tochter
Hanna Hiob zu erleben weihevoll.
III
Die Route zum Regenbogen geschlagen
hast du einen weit munteren Mund
und einen arg starken Magen
trotz des senilen Sentiments schwer
am Feuerhagel einen Affen gefressen
ob über Land oder Meer
sich mit Todesengel kurzgeschlossen
und Märtyrer-Mätressen
hast dich direkt
im Mikroben-Mythos der Humanitas versteckt
das Menschenrechtsmetier entdeckt
in der Wallhalla der Alienation
wie ein Spaniel vor der Eva-Evolution
im Spalier der Mutation
Babylons Türme vernichtet
in Bagdad Nebukadnezar hingerichtet
nach rund zweitausendfünfhundert Jahren
zwischenher Dramenautoren bezahlt
gegen Barken-Barbaren
Säbelrassler spielen knallkalt
wie die Pharaonen im Bavaria-Exil
artikulatorisch Frische gekreuzigt europhil
die Kröten-Anarchie
und Metropolis-Polyarchie
IV
Noch lange wertlos wird warten
die Proleten-Poesie im Germanen-Garten
Vor dem Schaffott erleidet die Metöken-Meute
Schiffbruch entlang den Küsten des Kasten-Kastells
des Elogen-Eldorados der Ausbeute
hinterließ Elegien in
Legion
Gewidmet den Rotten-Rittern der Bellizisten-Huren
unterm Äther des Allwaren-Fetischismus
und auf ihrer Beute-Route gegen ihren
aufklärerisch erdichteten „Islamo-Faschismus“
Zensur zelebriert die Gewalt der Okzidentale
Zentrifuge zieht die Zentrale
heute in die Orgie des orbitalen Opus
morgen aber in den Orkus
Mir gefriert das Blut in den Adern
wenn ich die Barbaren-Barken in der Maienzeit
kentern sehe vor den Sturmbooten
der hohen Gerechtigkeit
blind vertrauend auf Eifern der Weltbefreier
und auf die Menschenrechtsfeier
ins kalte Wasser des Atlantik gesprungen
mit Zorn statt Luft gefüllten Lungen
Unterm Kathedralen-Turm
bereiten sich Bücklinge der Schickeria vor
groben Globalkuß zu exportieren
begegnen dem Sturm
miesepetrige Gesichter erfrieren
im „democratic
circus“
Blanker Hohn oder tiefer Stich ins Herz
glänzt vor der Turmuhr der Tyrannei
der
Schmerz
In den Werkstätten hinter der Scheidewand
memorieren Adam Smiths zeitnahe Epigonen
mit Majoritäts-Mandataren Hand in Hand
den „Reichtum der Nationen“ so sensibel
wie die Seelenhirte die Bibel
Handlanger und Hansnarren des Heilands
hantieren mit dem Blütentraum
von einem Morgen der Tomaten-Röte
im einzigen Weltmenschenkreis
addieren Adelhorden die Nöte
adeln die Ackererde Jasmin-weiß
den Himmelshall der Hirtenflöte
arretieren Habsucht-heiß
Da sing der Sirenenchor stilvoll
die Hymne vom Raummangel
und hinterher noch feiner
die vom Überfluß
der Zweibeiner
V
Im Gebrodel der Gegenwart geboren
die Gestalter der Morgen-Montage
Noch feucht hinter den Ohren
streuen sie Strahlen aus
mit opulentem Optimismus
redigieren das epochale Opus
und revoltieren wider die Regime-Reimer
beim Wolkenbruch des Opponenten-Epos
M. Kurtulus
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