Der Krisenkurs des Endkapitalismus befindet sich im Höhenflug,
hält dennoch seinen Widersachern die Faust unter die Nase,
macht aus ihnen Krummbuckel-Karawane und Kapriolen-Konvoi.
Überall grübeln die Kröten-Kurtisanen,
die Kompanien der Krisenkritik kommen als arische Aristokraten oder
archaische Liebediener der liberalen Libertinage vor. Es maunzt
und mault der kleinbürgerliche Krämergeist, und kaum einem
geht das Licht auf, daß der träge wie triviale Turbokapitalismus
mit seinem abgrundtief in Fäulnis übergehenden Habitus
bereits den Gipfel erreicht hat, wo er loslegt, seine Tage zu beschließen.
Metropolitane Höflinge des demokratischen Metiers
eilen demonstrativ zum höchstmöglichen Dazutun für
die betagte "unsichtbare Hand", halten über sie den
Schild, damit sie die Demontage verschmerzt, wieder wie der Hahn
auf dem Mist in Funktion tritt und den Gewinnfluß sichert.
Man bemängelt den Mammon, verstummt aber vor
dem Mammutkult der globalen Besitzstandskaste. Kumpanen der kranken
Krakenkartells krakeelen nicht, die kreiselnden Krise zu bewältigen,
sondern deren Kosten in globo auf die wehrlosen Schultern der Loser
zu laden.
Es kreiselt. Der Krisenkomet kreist über den
Dächern der metropolitanen Mäuse-Häuser. Die Mentoren
der medialen Meute lassen lässige Lehren memorieren. Die Glockenlaute
der merkantilen Globalisation klingen als Sintflut der Flaute aus.
In den Denkfabriken dominiert die demokratisch akklamierte Diktatur
als dämmeriger Akademiker, der sich der geläufigen Routine
der demagogischen Manier nach abplagt zu deklarieren, warum es andere
geben muß, denen man die Last der Verluste auf den Hals laden
kann. Das sind natürlich die unterbegüterten Nationen.
Ist das Augenmerk der imperialen Zentren auf die Feste
Europa angemessen positioniert, kommt es nicht zu blutigen Händel,
sondern zum blumigen Handel. Dieses eine Mal wollen die marktmächtigen
Hegemons nicht krampfhaft konkurrieren, sondern koalieren, um die
Finanzhaie zu begütigen. Zuvor brauen sie sich aber mit Bravour
zusammen, selbst den gestrig gespenstigen Gegnern des super-imperialistischen
Systems den Kopf zu waschen.
Die Agenten des satten Tartüffe-Taumels auf dem
Staatssattel leisten Gewähr, den Schlendrian in den Mäuse-Häusern
im Griff zu haben und den alten Adam abzulegen. Den Husarenstreich
setzen sie gemäß der Maskeradenmanier in ihren Mustermessen
fort, nehmen regelrecht weite Erdgegende als Protektorate unter
dem repressiven Regiment der lokalen Leisetreter in Augenschein.
Der expansive Aufwärtstrend des enteigneten Anteils
der Erdlinge hält an, zuvorderst in der Peripherie, aber auch
in den Zentren der Zivilisation. Das heißt, die breite Masse
der Randständigen ufert aus jenseits der gesellschaftlichen
Mitte. Zugleich gerät der Kapitalismus nicht außer Rand
und Band, steckt vielmehr im Haufen der Fäulnis.
In einem Zeitabschnitt des als Anstand reflektierten
Renegatentums und des reservierten Konvertiten-Konvois, wobei jede
bourgeoise Krämerseele den Mantel nach dem Wind dreht und gegen
die Pleitiers des Planeten zu Felde zieht, ist man allein auf weiter
Flur.
Wenn die Avantgarde der elementaren Kritik nicht auf
Lager den Wagemut hat, dann sollten zumindest die Kabarettisten
vor dem Kabinettstück der kapitalistischen Klagebarden und
dem Klamauk der Koketterie-Karrieristen nicht kapitulieren. Denn
Humor kommt in zornmütigen Zeiten der demokratisch dominierten
Zeloten als wahrhaft wirksame Waffe vor, die sich dem hundserbärmlichen
Trübsinn des Humanen entgegen halten läßt.
***
Es wettert schwer winterlich. Die demokratisch dekorierten
Gemeinplatz-Gemecker kursieren kurzweilig im Schein über alle
Kommunikationsmittel. Überall. Die Regimenter des ramponierten
Regimes wetteifern um Gespenstergeschichten und triviale Tiraden,
malen allemal paralysierte Parallelwelten, attackieren Windmühlenflügel.
Alteingewurzelt.
Zum Beispiel wärmen die Black-Partner (nicht
Panter) der Schwarzen-Union die kulturalistische Atmosphäre
auf, um die Neugier des breiten Publikums auf etwas zu lenken, was
im Jenseits der vaterländischen Fantasterei ans Licht kommt.
Sie manövrieren anhand einer Manifestation von der Pleitenpartie
der Plutokratie hin zum germanophilen Gesprächsstoff.
Der CDU-Parteitag vom Anfang Dezember 2008 lieferte
einen beleibten Beleg dafür, was die Tugendwächter des
Groß-D-Landes alles tun, um den völkischen Charakter
des Staates verstärkt zu vertiefen. Das Delegierten-Votum,
den Zusatz "die Sprache der Bundesrepublik ist deutsch"
in das Grundgesetz aufzunehmen, bricht als ein Wagestück hervor,
zugleich eine Warnsignale an die Adresse der Population nicht-deutscher
Sprache. Ein Ausschluß aus den staatsbürgerlichen Rechten
droht, der Druck des Apartheidsapparats gewinnt an Gewicht, wenn
aus der artikulierten völkisch frommen Formell ein Artikel
hervorgeht.
Im Grunde genommen fungiert die ihrem Gedankengehalt
nach amüsante Ambition der CD-Union längst als blümerante
Bulle mit dem praktizierten Sprachtest für die Kandidaten der
Staatsbürgerschaft.
Genau genommen wohnt der aus dem leeren Lehrgebäude
der Leitkultur-Lektion resultierten Resolution die Intention der
Initiatoren inne, in Mainstreammedien eine dumpfe Debatte auszulösen.
Das tat sie mehr oder minder auch. Völkische Zirkel machten
sich schnell ans Werk, starteten schnellstens Unterschriftenaktionen.
Die Butler und Bundesgenossen der Partei-Potentaten, die eigenem
Gutdünken nach für das gemeine Wohl buckeln, verheimlichen,
daß ihr Augenmerk im Kontext mit Massendeportation von der
muslimischen Minorität steht, welche als die Blasen-Basis der
marktschreienden Djihad-Scharen markiert wird. Man erblickt nicht
unschwer die Renaissance jenes tausenjährigen Denkens, welches
mit dem Führer-Reich nicht unterging.
Ein solcher Artikel im Grundgesetz, den man im Schilde
führt, also in einer einmaligen Konstitution, da sie nicht
aufgrund eines Referendums zustande kam, zielt darauf ab, die kulturelle
Menschenrechte zu negieren, zu denen auch die Europäische Charta
der Regional- und Minderheitensprachen gehört. Das Reichstag
hat sie bisher nicht ratifiziert.
Jegliches plebiszitäres Plenum schließt
der Hegemon der deutschtümelnden Demokreatur aus und prahlt
populistisch gegenüber dem Randstand der allochthonen Plebejer
- der Metöken in den Metropolen der Menschenrechtsmentoren.
Kein kritisch kristallisierter Gegenstandpunkt. Nirgends.
Kein Unterfangen Utopie. Auf Weg und Steg. Kein Herz, den christlich
kapitalistischen Kannibalismus in die Schranken zu fordern und an
die Sonne zu kommen. Selbst migratorisch selbstorganisierte Sympathisanten
der Teuto-manischen Demokratur äußerten sich in ihren
ersten Reaktionen auf den Schwarzen-Schwank so sanftmütig,
als wollten sie ohne Sang und Klang bleiben. Also byzantinisch.
Sie erwiesen sich einmal mehr als karnevaleske Karikaturen der getreuen
Gettogther - als Kollaborateure einer demokratisch doktrinären
Domänen-Gewalt, die in Sachen der Indienstnahme von Malträtieren
und Traktieren als Altmeister zutage tritt. Als systemimmanente
Pressuregroups kreuzen sie die Schwerter um das subalterne Prestige.
Doch die regulatorische Regie der Status-quo-Streifen läßt
die allochthonen Allemanen nur als Staffage-Statisten regenerieren
- im Parterre der Privatier-Parteien. Und wie platonische Promotoren
des Politikums, die mit profunden Fertigprodukten der Propaganda
sowie Platituten hausieren, werfen sie mit gelehrten Brocken um
sich.
Wann auch das Kruzifix seinen Schutz im Grundgesetz
sucht, weiß man nicht. Doch das kommt noch. Sicher wie das
Amen in der Kirche. Sobald der Kreationismus stark genug spektakelt,
und das nächste Debakel des Kapitalismus apokalyptische Visionen
zu Hilfe ruft.
***
Es kriselt. Auch in jenem Nährboden, auf dem
die Stützpfeiler des Quartalperiodikums DIE BRÜCKE stehen.
Manche verlassen sie, andere wiederum melden sich, ihr den Rücken
zu stärken.
DIE BRÜCKE war und bleibt das Sprachrohr der
marginalisierten Lebenswelten unter dem Ellenbogen der imperialistischen
Gewalt. In ihr kommen seit über einem Vierteljahrhundert die
Realisten und Utopisten der kosmopolitanen Weltbilder sowie die
Handwerker der literarischen Ästhetik zu Wort. Sie denken sich
ins Leibeigenen-Kismet der Wanderproleten und in die ethnozentrischen
Barrikaden der metropolitanen Gesellschaften hinein, attackieren
die marode Kastenpyramide des Besitz- und Krötengötzen
sowie die neorassistischen Marotten der Leitkultur-Kurtisanen, die
keine Alternative zum ramponierten Globus sehen.
Trotz aller Engpässe, in denen die Herausgeber
stecken, pocht DIE BRÜCKE auf ihre Fortdauer und hofft, daß
die Verfechter eines kosmopolitanen Gesellschaftsgebäudes sie
nicht im Regen stehen lassen.
In diesem Sinne wünscht die Redaktion allen ein
frohgemutes neues Jahr.
Necati Mert
Im Überkastenreservoir des Krötenkastells
allein
fleht der Brokerbaron zum Zyklopenklon
zieht sich zurück ins stille Kämmerlein
fordert in die Schranken den Barbarenzyklon
mit Bravour auch die braven Barden
trainiert Titanentumult in der Top-Etage
bemächtigt sich die arische Avantage
wenn der Vagabund hinter dem Warenhauswall
zum Steinerweichen weint
wenn Warnzeichen-Wallfahrer jedes Mal
einen Privat-Propheten als Profit-Hirten schaffen
einen Garten Gottes nach dem anderen raffen
und angeben wie eine Lore nackter Affen
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