XXV. Jahrgang, Heft 142
Okt - Nov - Dez 2006/4

 
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Letzte Änderung:
03.06.2006

 
 

 

 
 

 

 

Necati Mert´s Kolumne

Bellzisten, Pazifisten und andere Sophisten am Barrikaden-Bug

Notate im Frühling 2003

   
 
 

Mit der Züchtigung des ausfälligen Bagdader Despoten hat die US-Autarkie eine Vision auf dem Posten, die Autokratien am Delta der Flußläufe des schwarzen Goldes in die Epaulette-Demokratien umzubilden.

Ein Chor des Singvogel-Humanismus schart sich zusammen - aus Pentagon-Falken, Kapitol-Tauben, Wallstreet-Habichten und Hollywood-Papageien. Der Imperator im Weißen Haus am Popomac reimt sich die nächste Dämmerung zusammen, brüskiert die alten Kontinentalmächte wie D-Land und F-Reich als Antagonisten seines Szenarios, dirigiert die Aschenbahn der morgigen Raubzüge, delegiert die Angaria seiner Operation an die subalternen Kumpanen, präveniert die Gespenster islamisch extremistischer Fontäne, perfektioniert seine Privilegien gegenüber dem primitiven Menschengewimmel, präformiert eine Rasse der Besitzkaste.

Breites Publikum aus weiten Landstrichen des Globus traten unter dem Leitwort "Nein zum Invasionskrieg" zusammen, schleuderten den koalitionären Rittern des superimeprialistischen Kreuzzugs Gegenwind ins Gesicht.

Doch das Imperium Amerikanum ließ sich von solchen Episoden nicht aus der Ruhe bringen, inbrünstig wegen des Bravourstücks seiner "Fünften Kolonne" zum Beispiel in Deutschland. Die hier unter dem Aushängeschild "Bündnis gegen Antisemitismus" zusammengetrommelten Gladiatoren-Claqueure der panamerikanischen Weltbefreiungsbewegung drangen über dort, wo sich ein Protestakt zusammenbraute, vor und manövrierten eine Debatte über Für oder Wider der kriegerischen Handlungen im Vorderen Orient. Sie brachten nach dem eindrucksvollen Berliner Meeting einen "Offenen Brief an die Friedensbewegung" zuwege und attackierten "alle unter den Bannern und Gesängen des Friedens" als "zentrale Topos", der "zu nichts weiter beizutragen scheint, als das Bedürfnis nach politischern Unschuldigkeit zu bedienen." Überdies hätten die Protagonisten des Protests nicht nur "Israel als Strippenzieher im Irakkonflikt halluziniert", sondern auch die "Mobilisierung der deutschen Bevölkerung über das Ticket der Angst, welche man eigener Erfahrung, der Bombardierung Dresdens, kenne." All das seinen "Elemente eines Diskurses, der ohne große Mühe anschlussfähig an rechtsextreme und antisemitische Denkmuster ist."

Was die philosemitischen Emanzipationseliten geflissentlich ignorieren, ist das Mitgefühl, das man hegt, wenn man sich in den Zustand des Menschengeblüts am Endziel der startbereit geladenen Luftarmada versetzt. An sie wird das Manifest einer kosmisch kolonialen Kompanie adressiert und ihre Befreiung in Aussicht gestellt - unter dem Feuerteppich und Bombenhagel. Nichts Neues an der weißen Westküste der Zivilisation: Die Emanzipation der Wilden wurde immer am geweihten Richtschnur der knebelnden Beutezüge angeknüpft.

Das Gottvertrauen am eigenen Althergebrachten inspiriert sowohl die linkslastigen Bellizisten als auch die buntscheckigen Pazifisten gleichermaßen, in die Höhe zu fahren - hinter dem Leitschnur der Globalisierungsglocke von einhelliger Weltgemeinschaft, die Tyrannen in allen Vierteln des Erdenrunds zu verscheuchen.

Auf der Aschenbahn ihrer Theatralik läßt beobachten: Die einen paaren den Potentaten von Bagdad mit Hitler, die anderen karikieren einen Bushman nach der vorherigen Vorlage eines Saddam.

Sie versteigen sich zu der rhetorischen Retourkutsche wie die Profis in der Diplomatenbörse. Die einen lüften in der Inkarnation der UN-Präambel das Geheimnis ihres Idealismus, den die Pentagon-Potentaten mit einem einzigen Fingerzeig vom Kopf auf die Füße stellen. Die anderen wollen im erlauchten Verein die Legitimation einer "Enduring War" einheimsen, die in den Himmelsgegenden der Wilden die widerspenstigen Grobians züchtigen und die Maienzeit der Emanzipation ausrufen soll.

Friedenshetzer skandalierten durch die Alleen der Metropole, skandierten den Text "No War!", ohne die abendländischen Denkschemata des Gutmenschentums aufzubrechen.

Die Einschüchterungsversuch mit dem Antimerikanismus-Vorwurf scheint Früchte zu tragen. Davor wehren sich die Scharführer der Alternativszene seiner Haut. Etwas anderes wissen sie nicht zu beanstanden als die Ausflucht: Es ginge nicht um das Land, sondern um die Landesherren. Was gibt es aber gegenständlicher als der kühne Versuch, daß im zum globalen Patronat erhobenen Panamerikanismus das Präfix "Pan" mit "Anti" zu ersetzen.

Leuchten in den Zitadellen die Friedenskerzen, fühlen sich die bellizistischen Schreihälse der Belle Époque-Blender auf der Suche nach Flammen, an den sie sich ausgiebig wärmen wollen. In ihren Pamphlets kursieren die geistvollen Parabeln vom ausgearteten Babylon: Wer den einen Weltherrscher im Weißen Haus schmäht, verbergt in seinem Denkhaushalt nichts anderes als den hinterhältigen Antisemitismus.

Daß die Todesfälle, die 1991 aufgrund von bombenbedingten Krankheiten in mesopotamischen Vorstädten eintraten, setzt sich dem Vernehmen der gerechten Kriegstrommler nach mit keinem humanitären Aderlaß ins Verhältnis.

Wachgerüttelt werden die maroden Bellizisten aller weltanschaulichen Schattierung wie die von der Madonna-Moral motivierten Pazifisten von den Bulletins über den "humanitären" Einsatz der türkischen Kolnial-Kolonnen im Nordirak - dem Territorium des angestrebten Kurdenstaates. Verballhornen lassen sie sich einhellig von Vertriebsagenturen der völkischen Gebrauchsgüter.

Trotz aller Stallgewitter bläst der Wind rebellischer Stimmen. Die Nachbarschaften der einen Welt stellen sich auf und rufen zum Protest gegen den Gewaltgiganten.

Ob der parteilose Pazifismus über ein Durchhaltevermögen verfügt oder sich gleich nach dem vermutlich blitzartigen Triumph der Bodenbataillons nach dem Bombenregen als Strohfeuer entpuppt, hängt von seiner Bereitwilligkeit, sich der kosmopolitischen Gegenkraft der imperialen Invasionsgewalt anzuschließen.

Der Bombenrauch deckt das Gegenfeuer nur kurzlebig auf, jenen Bumerang-Effekt der Fluchtfluten auf dem langen, mit Stacheldraht, Mauer, Graben und Staub-Schwaden blockierten Weg.

Die migrantischen Memoiren machen nur einen Teil der Erzählungen über globale Klassenkämpfe aus und brüskieren den Überfluß am imperialistischen Anwesen, damit das System des privaten Eigentums.

»Bahamas«-Barkasse als flagrantes Flaggschiff der angloamerikophilen »Fünften Kolonnen«

Der Refrain mit dem Brutalo vom Tigris sprach den Schlachtenbummler der stattlichen Schlacht und Kesseltreibern der Schlagwörter Mut zu, vom Reim- zum Ränkeschmied zu mutieren, vom Prometheus zum Proteus. Diesen wetterwendischen Geschöpfen kommandierte der Eigner der schaurigsten Bomben aller bisheriger Zeiten den all-gemeinen "Konsens", die orientalische Banditenbande zu entwaffnen, und entzog jedem das Recht auf Widerwort. Hierzu eine Glosse von Werner Pirker in "junge Welt" vom 11. März 2003:

Die Frage ist nur, ob die in ihrer Einseitigkeit völkerrechtswidrige Abrüstung des Irak friedlich oder durch Krieg erfolgen soll. Doch diese Frage wurde bereits beantwortet. Der Irak ist "friedlich" entwaffnet worden, und damit sind für das Pentagon alle Voraussetzungen für den asymmetrischen Krieg unter Minimierung der Gefahr eigener Verluste gegeben. Nichts kommt dem Kriegskabinett im Weißen Haus deshalb ungelegener als die Versuche der UN-Kontrolleure, das Ende der Waffeninspektion bis zur Verschrottung von Saddams letzter Jagdwaffe hinauszuschieben.

Kaltstellen lassen sich die Kalten Krieger nicht. Im Getümmel in einem fort. Jedes Wort auf ihrem Blaupapier zielt auf einen bösartigen Gegner ab, auf ein Symbol für den Mißwuchs der okzidentalen Werte-Variante, aus deren merkantilen Elementen sie ein Eldorado der Besitzdynastien zusammenzimmern.

Elendbilder kultivieren die Bildschirme. Sie stammen aus dem Elaborat ihrer Denkfabriken, künden von Tod und Zornrot, wirken als Wink des Himmels, über den die weisen Fahnenträger der weißen Zivilisation nicht mehr hinwegsehen können. Es lärmt, wenn die Welt diese Gewalthaber auffordert, die Rechnung auszugleichen.

Über den Epigonen des kosmopolitischen Menschentums beklagen sich die Hardliner, zusammengeströmt um den Hegemon vom Potomac, den Heiland-Eleven George Bush junior. Es lärmt im Irrwisch der demokratischen Landser, beim Dreh am Amortisationsfonds der Natur, unter den geschärften Klauen auf den Ölhahn des Erdenrunds.

Besonders überdrüssig fühlen sich vom Lärm der Parlamentärbörse die Marktschreier der Zivilisation in den Zitadellenzirkeln. Sie halten nervös Ausschau auf den präpotenten Präsidenten im Oval Office, endlich die Pfeife aus dem Mund nehmen und die Order zum Aufmarsch zu geben, zu dem es sich seit dem schwarzen elften September gegen Unterzivilisierten versammelt. Darin sehen die antideutschen Sansculotten der wieder angebrochenen Revolutionsepoche der Bajonetten-Bourgeoisie die Oberrasse des Antifaschismus. Daher imitieren sie als patriotische Poeten der Pax Americana und als Angelsächsophilen.

Die Rudergänger der antideutsch bramarbasierenden "Bahamas"-Barkasse verdeutschen die zivilisatorische Route der angloamerikanischen Weltbefreiungskriege und attackieren pausenlos die bewölkte Ufer ihrer linkslastigen Widerstreiter als rudimentäre Wiedergänger des Deutschen Reichs: "Sie ist in ihrer Mehrheit so nationalrevolutionär wie Gregor Strasser oder Adolf Hitler gestimmt, sie ist Feind jeder Bemühung um Emanzipation und muß bekämpft werden wie die alldeutsche Friedensbewegung auch." Diese Parabel zogen zuletzt auf der Veranstaltung unter dem Titel "Unconditional Surrender. Die Deutschen zwischen Dresden und Bagdad" am 14.02.2003 in der Berliner Technischen Universität hoch. Dort sprach Justus Wertmüller, der germanische Kapitän der judeophilen Armada:

Eigene Interessen verfolgen deutsche Friedensfreunde tatsächlich nicht, das tun andere für sie, sie müssen sich nur anschließen. Deswegen plädieren Deutsche gegen jeden Versuch, sich des weltweiten Unheils das unter den Fahnen des Antiamerikanismus, des Antisemitismus der sich als berechtigte Kritik Israels kostümiert und des Islamismus zu erwehren. Sie stehen im Bündnis mit dem zivilisationsfeindlichen Unheil – und keineswegs zufällig suchen sich die Mohammed Attas dieser Welt Deutschland als ihren Stützpunkt aus, von dem aus sie gegen die USA und wenn es denn gelänge gegen Israel zu Felde ziehen. Deutschland hat keine Interessen, es setzt auf den Untergang und fühlt sich schon deshalb berechtigt, von Frieden und Menschlichkeit zu reden. Glaube keiner, das Herz der Deutschen schlage plötzlich für die irakische Zivilbevölkerung. Wäre dem so, dann müßten sie massenhaft gegen die unmenschliche Politik ihrer Regierung demonstrieren, die die irakische Bevölkerung bis in alle Ewigkeit dem Zugriff eines Regimes aussetzen will, dessen sofortige also gewaltsame Beseitigung Wunsch jedes halbwegs mitfühlenden Verstandes sein muß. Ihr Herz für die erbarmungswürdigen Schicksale kleiner Kinder, die an Unterernährung und Medikamentenmangel verrecken, haben die Deutschen entdeckt, als am 13.09. die Speerspitze der islamischen Reaktion, deren Sprecher im gar nicht fundamentalistischen Irak Schwert und Schild ihres faschistischen Anspruchs auf Weltvernichtung sehen, in das World Trade Center und ins Pentagon flogen und 3100 Menschen, vorwiegend US-Amerikaner, ermordeten. Seither wissen die Landsleute, daß täglich 20.000 Kinder an Hunger und mangelbedingter Krankheit sterben, seither wird aufgerechnet, daß sich die Balken biegen und dem Meer der Unschuldigen, die als Opfer struktureller Gewalt, globaler Märkte, Handelsdiktate und Zinsschrauben zugrunde gingen, treten Täter von Ausmaßen gegenüber. Massenmörder, Menscheitsvernichter, Anhänger eines angelsächsischen Soziadarwinismus wie Robert Kurz sie nennt, denen man aus tiefster Seele gönnt, daß endlich einmal welche zur Endlösung der Kapitalistenfrage angetreten sind. Die lustvolle Beschreibung des täglichen Sterbens in fast allen Weltgegenden, die Elendsbilder, die von Tod und Vernichtung künden, wollen nur einen zukünftigen Blutrausch vorbereiten helfen, in dem handfest vernichtet wird, was fürs globale Unheil verantwortlich gemacht wird.

Keine Erfahrung macht deutsche Friedensfreunde nachdenklich, kein objektiver Sachverhalt erschüttert sie. Was sind sie dankbar, daß sich die Verhältnisse in Afghanistan nur wenig zum Besseren geändert haben seit der Eroberung. Da seht ihr’s, es ging nie darum, den Menschen zu helfen. Daß ein besonders blutiges Regime beiseite geräumt und eine kleine Armee von Hochleistungskillern aufgerieben wurde und schon deshalb die selbstsicheren Künder des globalen Blutbades im Zeichen des Koran erstmals erschrocken inne halten, wer könnte das Deutschen als Fortschritt vermitteln? ...

Friedliche Konfliktlösung um jeden Preis, das ist eine Domäne der Linken. Pazifismus, die grunddebile Lehre, gegen alle Kriege sein zu müssen, ist ebenfalls eine Domäne der Linken. ...

Womit wir im Zentrum deutscher Friedensbegeisterung angekommen sind, dem deutschen Trauma, das sich aus großer Flucht und dem Brand zusammensetzt und einen Opfermythos darstellt, der alle in den letzten Jahrzehnten geleisteten Projektionen in aller Offenheit bündelt. Wenn sie Mitleid mit der Bevölkerung Bagdads erklären, meinen sie Dresden und sich selbst. Wenn sie wider jede Vernunft den Amis unterstellten, sie würden Kabul vernichten, Bagdad niederbrennen, Völkermord anrichten, dann reden sie von deutschen Bombennächten. Bagdad wurde weder 1991 in Schutt und Asche gelegt, noch wird es dieses Jahr so sein. Die Amerikaner und Engländer wissen zwischen einer geknechteten und gedemütigten Bevölkerung und einem unbeirrbaren Mitmacherkollektiv zu unterscheiden. Deutschland aber hat nach 1989 einen einigenden Feind: Diejenigen, die, wie Göbbels und Ulbricht sich einig waren, angloamerikanischen Bombenterror über die Deutschen gebracht haben. Gegen sie marschiert die nationale Revolution für den Frieden und gegen den Raubtierkapitalismus, gegen sie werden die Bündnisse geschmiedet mit der islamischen Internationale und einer irrsinnig gewordenen Dritten Welt: Gegen die Hoffnung auf etwas Besseres, gegen den Traum von einer Sache, für den islamischen Faschismus und den irrsinnigen Vernichtungskrieg im Zeichen der völkischen Völker. So geht Antiamerikanismus und so geht auch Antisemitismus. Morgen stehen sie auf gegen die USA und gegen Israel. ...

Nun steht ja alles dafür, daß der Churchill-Fan Bush mit Walt Disney im Handgepäck nicht nur im Irak ein den Menschen freundlicheres Regime herbeizwingen wird und dadurch nicht zuletzt auch den Anis Masours der djihadistischen Welt eine etwas leisere Gangart abnötigen könnte. Dieser Krieg, der wahrscheinlich ohne die von interessierter Seite vorhergesagten Flächenbombardements gegen die Zivilbevölkerung ausgehen wird, von der Bush recht gut weiß, daß sie keine deutsche Wehrwolfgemeinschaft ist, dürfte auch geeignet sein, dem Traum vom deutschen Europa für absehbare Zeit einen Riegel vorzuschieben. Sollten die Deutschen sich das aber keine Lehre sein lassen und schon weil das Wohlstandspolster schmilzt, genauso wie jeder dahergelaufene Islamist weiter zündeln und schließlich aus Trotz über das Scheitern ihres Weges in Europa und anderswo sich wieder zusammenschließen zur Durchhaltegemeinschaft der Opfer von Ausrottung, sollten sie also tatsächlich ihre dämonische Fratze wieder praktisch zeigen wollen, dann kann man nur auf die schon vor 12 Jahren geprägte Forderung, "Bomber Harris, do it again!" beharren und hoffen, daß sich ein new europe zusammen mit den USA nicht von seiner Appeasement-Linken zurückhalten läßt, wie schon einmal.

Das Bedürfnis nach Analogen hat Hochkonjunktur. Schlichtweg dramatisch. Aber auch melancholisch wie der Harlekin vor der Majestät als Rebellen-Herkules.

Etwas Wahres steckt schon in den Ausflüchten der Emanzipations-Eremiten, wenn sie für die Solidarität ein Subjekt als Ausgangspunkt nehmen, welches für das avantgardistische Aufbegehren der Verdammten dieser Erde steht wie einst Vietcong. Beim baathistischen Pendant der nationalen Befreiungsbewegungen verhalte es sich aber barbarisch.

Es gilt diesen Gegner als bestialisch zu denunzieren, um damit eine apokalyptische Kopie zu halluzinieren. Es gilt das Baath-Regime ausschließlich auf den Rentier-Staat reduzieren, der allein in einem despotischen Klientelismus bestehen kann.

Die vom Pentagon-Pomp ideologisch protegierten Papageien der Emanzipationselogen erdichten darin eine expansive Dynamik, die sich zuletzt in antisemitischen Attentaten verdinge.

Wer hingegen den bombardementsbedingten Demokratie-Vertrieb als Handwerk der raffgierigen Kanaillen einstuft, verfolgt dem Irrlicht in der Sandwildnis. Er kann dem herrisch revolutionären Sturzflug der flackernden Falken über Bagdad nicht innewerden. Allen Ernstes: Im Zielbahnhof sonnt sich nicht der Wechsel eines langer Hand geschwärzten Regimes, sondern die Installation eines Protektorats der Besatzungstruppen, welches die baathistische Nomenklatura einbinden und proamerikanisch ausrichten soll. In Kauf nimmt die Invasion aber die ethnische Demontage der Staatsnation, damit den Aufschub der Konfliktscheuche auf das gesamte Gebiet. Projektiert wird damit eine nachhaltige Arena der völkischen Schlachten unter der quälend qualmigen Aufsicht der neokolonislaistisch militaristischen Formationen. Mit gezogener Gewehr einsatzbereit. Losschlagen werden sie ohne mit der Wimper zu zucken, wenn es immer die Gespenster sozial emanzipatorischer Revolten gibt.

Die aufklärerisch-romantischen Paradigmen werden auf Seiten der Invasionsheeren Position beziehen - als deren "Fünfte Kolonne".


Judeophilien auf dem germanischen Lilienhügel

Auf das Höchste geschnellt das grundbesitzbürgerliche Mitleid durch die linkslaunigen Judeophilen mit cäsarischer Affekthandlung. Im sumpfigen Wortmaterial von Latrinenparolen dirigieren sie die Singakademie, salutieren die Detonation der Cruisemissiles. Mit dem Artefakt des hochurbanen Urheberrechts auf die universale Fortuna übertreffen sie den Cäsarenwahn.

Nymphen aus ukrainischer Steppe machten sich der Schmach schuldig, indem sie ihn verrieten, den deutschen Michel (Friedman) - als Bedarfsträger des weißen Pulvers und der heißen Erotik-Orgie im Dirnenmilieu der heimlichen Bräute und Mädchenhirten. Abschied nahm er als Parvenü und perfekter Gaudibursch von der Prominenten-Ottomane. Dem ertappten Erotomanen, majestätischen Machismo und Mainliner der Magnaten verpaßten manche Gazettenschreiber das Label "Musterjude". Das erinnert an den Aufstieg und Niedergang des Greenhorns und "Mustertürken" Cem Özdemir, der am Ende über keinen Intimus verfügte.

Als Advokat des Anti-Terror-Kriegers Friedman spielten sich die Barkerole-Barden der Bahamas-Redaktion und kündigten in ihrem Internet-Zirkular ein Zusammenhaltsmeeting am 24. Juli 2003 im Saal der Berliner Jerusalem Gemeinde an. Trotz aller Allüren einer antideutschen Attraktion blieben die germanischen Eleven des altehrwürdigen Philosemitismus gramgebeugt. Die Litaneien des vergangenen Leidens, die sie auch dieses Mal vermarkten, handeln von der Gegenwart und enthalten einen Hauch von Nostalgie mit Blick auf die Kreuzzüge, auf deren anglo-amerikanische Variante gegen den "islamischen Faschismus" eben der deutsche Michel trommelte - für den eurozentrischen Herkules des Neorassismus.

   

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