XXV. Jahrgang, Heft 142
Okt - Nov - Dez 2006/4

 
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Letzte Änderung:
03.06.2006

 
 

 

 
 

 

 

Necati Mert´s Kolumne

Unter der Titanen-Knute der Knospenknall am Tigris
Episches Experiment, eine Tragödie domänen-demokratischer Tradition zu versinnbildlichen

   
 
 

Ein schwerer schwarzer Winterschluß hinterließ im Zweistromland schwärende Wunden. Das Interregnum des OneWorld-Generalissimus setzte seine Impressionen vom Demokratie- und Freiheitsbombast fort bis zum Höchstmaß. Aus dem Überfall der schwadronierenden Schanzen-Schergen der Zivilisation in einem unoversal ramponierten Erdstrich konzipierte die schemenhafte Intelligenzia des Börsen- und Besitzgötzen eine “humanitäre Intervention” der superimperialistischen Internationale, um den systemischen Krisenkonflikt der rivalisierenden Global Players ein wenig zu schwächeln, somit auch das Augenmerk des erdbreiten Publikums vor dem Glotzophon auf die Märe des orientalisch-despotischen Martyriums zu lenken. Im Portefeuille des “enduring freedom” und des Terrorismus-Syndrom-Szenarios trugen die Kreuzritter des High-Tech-Feuerwerks das Konstrukt eines Pentagon-Protektorats über den vorderen und mittleren Orient in vollem Umfang, als dessen Kapitale sie die Tausendundeinenacht-Metropole Bagdad optierten. Hinzu kam der späte Rachezug gegen die Nomenklaturen und Nebukadnezaren Babylons.

Sagenhaft haben sich die Gewalthaber der mächtigsten Demokratie-Division aller Zeiten verschätzt. Die Abkehr von der Vision, den Homo primitivicus auf dem Treibsand mit Menschenrechtsraten zu beglücken, scheint inzwischen ein Schloß in den Wolken zu sein. Da brodelt ein hehrer Freiheitskampf heran, dessen Novum den Intellekt der hoch geschulten Notabeln der Zivilisationszitadellen überfordert, der soliden Soldateska und den nachgezüchteten Security-Söldlingen der CivilSociety Angst und Schrecken einjagt. Er paralysiert selbst jene sonst so emanzipationsempfindlichen Empiriker, die darin keine Parallelen zu ihren emotionell empathischen Inspirationen erblicken können. Darin wiederum sucht die Invasionskommandantur der kreuzritterlichen Internationale eine extralegale Legitimation, ihr Menschenrechtsmarketing zu überdenken. Ihre Rambos, Pistoleros und alle weiteren Kombattanten auf dem Schlachtfeld attackieren mit aller Wucht ihrer Gefechtsfeuer-Automatik jegliches Leben, das sie als Feuerteufel einordnen.

Die messianische Sinnesart der Demokratie-Detonation läßt ihre Routiniers das Schädlingsmanagement nachahmen. Selbst die opportunistischen Opponenten der gebieterischen Operation werden im Fegefeuer gebraten. Hinter der Rauch- und Flammenwand spielt sich die Titanen-Tragödie ab.


Vor laufenden Kameras

Zum Nonplusultra des husarenstückartigen Handstreichs gehörte in der Osterwoche 2004 der Flecken der Aufsässigen: Falludscha, wo Schmerz und Tränenfluß sich mit breiigem Blut vermischten. Vor den Augen aller Welt, vor allem der abendländisch-christlichen Auguren, die den Erdkreis mit Takelwerk wie dem prädikativen Parolen-Psalm “du sollst nicht töten!” als pastorale Novellenparaphrase des neoliberalen Freibeutertums versehen.

Das kaltschnäuzige Memento des Präsidial-Potentaten enthielt millennare Momente des unheilschwangeren Ressentiments: Auf einmal warf ein Präventiv-Flieger über dem widerspenstigen Raum eine Bombe ab, 1000 Kilogramm schwer. Nach der Detonation, sah man von weither, stieg eine riesige Wolke aus Staub und Rauch auf, welches ein ganzes Gelände einhüllte. Die Flucht aus dem nero-manisch umstellten Nest führt geradewegs in die Wüste.

Dennoch halten sich die Helden der Heidenjagd hinter der Rauch- und Flammenwand versteckt. Den Journalisten, die eventuell ein noch vertrackteres Bild vom Gräuel und Elend in der Gruft der Scharmützel liefern konnten, blieben die Luken des belagerten Quartiers blickdicht verriegelt. Und andere, auf deren Rapports die für das breite Publikum zugänglichen Informationen fundierten, saßen im Troß der vorrückenden Eliten-Marines. Das aus Top-Etagen der High-Society eingeschärfte, von den Trommelpaukern der CivilSociety angefeuerte Handwerk, den untermenschelnden Zusammenlauf über die Klinge springen zu lassen, wurde häufig als virtuelle Harlekinade hernieder imitiert.

Der Prosaiker als Protagonist der imperatorischen Kampfparolen-Kampagne spielte sich hier auch als Impresario der televisionär inszenierten Theatralik sowie der schwarzen Kunst auf. In Revolverblättern und televisionären Rollenstudios paradierten die Studien-Fellows mit dem Steckenpferd “Orient” im Cluster und mit der Verwandtschaft aus dem korporativen Kloster der Moneten-Marie. Zwischendurch flossen Krokodilstränen für jene ethno-okzidentalen Zivilisten, die ihr Leben in der schleierhaften Feuerlinie ließen – jene Helfershelfer der Montage “nation building” mit einem Sondersold im Einsatz zu töten, ohne mit der Wimper zu zucken.


Amigos und Pistoleros im Dienste der Dollar-Dynastien

Fest in Bagdader Hotels trauten sich die Katastrophen-Korrespondenten nicht mehr vor die Tür, sitzen auf dem Gesäß im selbstverwalteten Gefängnis. Aus diesem erzwungenen Bunker heraus artikulierten sie ihr Geschick und attackierten die ausgebrochenen Arrestanten der Freiheitsfurore. Wie die Legionen der “Willigen” auch, deren Job nur noch aus dem gramgebeugten Eifer um den Eigenschutz besteht, bis sie den Himmel auf Erden haben, um die Vasallentreue für beendet erklären zu dürfen. Einzig der arabische Satellitensender Al Dschasira kann dem wissbegierigen Erdpublikum einige einigermaßen intakte Informationen liefern. Sonst sind die Datenautobahnen mit dem sandhaltig versandten Müll und den Fetzen vom furiosen Seemannsgarn der Gemeindienste überfüllt, mit denen die Informationsgesellschaft erheitert wird. Dem geschenkten Konsumgut Demokratie fehlt der klare Kundenkreis. Versalzen weitet sich bei allem die Universalismuslyrik des Abendlandes aus, die nur noch seine doktrinären Apologeten zu rezitieren imstande ist – weidmännisch im weiteren.

Für die Gesamtheit der Demokraten-Dämone ist dieses Unikum des Universalismus ein kulturalistisches, neorassistisches Schutzschild, für den Rest des Erdenrunds ein rhetorischer Schwindel. Selbst die Anti-Kriegs-Devisen okzidentalen Fabrikats werden “als ein Mittel zum Selbstzweck mißbraucht,” pointiert die kanadische Globalisierungskritikerin Naomi Klein, Autorin des Buches “No Logo!”, in einem in “Welt am Sonntag” vom 18. April 2004 erschienenen Artikel. “Kaum ein Demokrat hat es ... versäumt, sich eines pop-therapeutischen Jargons zu bedienen, um den Irak-Krieg und seine Opfer zu kommentieren - die amerikanischen Opfer, nicht die irakischen (denn das Land am Tigris ist so wenig ein Gegenstand der demokratischen politischen Agenda, dass man vermuten könnte, der Irak sei gar nicht Teil dieser Welt).”


Tartüffe-Tour im Halunken-Humus

Unterm Horizont dieser Geistesgegenwart betreten die altkontinentalen Demokreaturen die Bretter des Rampenlichts. Wenn diese theatralischen Akteure des öffentlichen Areals hinter dem Feigenblatt der Humanität die Schlachtopfer kommentieren, dann beziehen sie ihren Schwermut zentral auf die eliminierten Soziusse der Überfallkommandos. Sie brüsten sich in vollem Wohlbehagen, daß die taumelnde Invasion mit dem rigorosen Regime eines dämonischen Despoten aufräumte. Zum Wutausbruch kommt es, wenn ein Söldling der Aggressoren seinen professionellen Eifer mit dem Leben bezahlt. Daß die Opferzahl der indigenen Menschentrauben die 10 000-Marke überschritt, beäugen die Zivilisationsersten als banale Bagatelle. Das Jägerlatein von Massenvernichtungswaffen, das auf einer finessenreichen Tartüffe-Tour vorgetragen wurde, um die “Mutter aller Schlachten” weißzuwaschen, ist aber noch nicht ganz aus dem Gedächtnis aller entflohen. Somit ist jeder Tote auf der Feuerlinie ein Opfer vorsätzlicher Missetat. Also liegt von Grund auf ein fragloses Vergehen gegen die Ansässigen eines Erdstrichs vor. Aber um mehr als um die Kriegsdividende geht es bei den koalitonären Kompagnons dieser Operation, die auch die Hofschranzen des Hegemons östlich des atlantischen Teichs mit einschließen, nicht – ob sie den dämonisierten Breiten der Nebukadnezar-Nostalgiker direkt auf den Leib rückten oder zuvor die unoversale Blockade gegen sie mit sanktioniert hatten.

So einig sind die allermeisten Kunstrichter des buschigen Gewaltstreichs der Bushistischen Patronage im späteren mesopotamischen Morast, daß sie sich grimmig mit dem Glücksbringer der Selbstgerechtigkeit ergötzen oder sich selbst als Opfer der martialischen Münchhausiaden präsentieren.

Für die mondialen Widergänger des cäsarischen Bramarbas im Weißen Haus bedarf es dynamischer Herolde sowie der Tarnorganisation UNO der byzantischen Heroen, um das Weltviertel des schwarzen Goldes alias Maschrek mit dem Luxusgelage Demokratie zu beglücken und den benachbarten Sumpf der Terror trunkenen Aliens trockenzulegen.

Herausgerückt hat auch der hochbejahrte Summus Episcopus, also der Polen-Pope der Konterrevolution auf dem Heiligen Stuhl, seinen Segen für das Manifest einer brüllheiß bürgerlichen Nachrevolution, deren szenarisches Repertorium einzig aus dem Vorsatz besteht, auf das Erdenrund eisenhart die Hand zu legen und die Überbleibsel der längst strapazierten Subsistenzstrukturen endgültig zu strangulieren. Aus dem Naturschauspiel schöpfen zugleich die Partizipationsparvenüs der real-kapitalistisch reglementiertien Laisser-aller-Agora die Legitimationslyrik für ihre Habsucht und lassen die humanitären Fragmente der planetaren Schicksalsfrage den schikanösen Gesetzen des Neodarwinismus unterordnen.

Dauerlauf-Litaneien im Luftschloß der herzensguten Humanitas-Heere begünstigen die Wacht-Wallachen und Legitimationslegionäre des Krakeeler-Kastells. Die Bourgeoisie, die einst die Gutsherren samt ihrer Despotien in ihre Schranken wies, bugsiert sich auf gleiche Höhe als absolute Oberkaste der Krautjunker. Im Treibhaus dieser Moneyzüchter wächst ein Genium Urbanum heran, ein Homunkulus des nordisch atlantischen Kulturalismus.

Als Levitenlegion des Herren der himmlischen Heerscharen, für die alles, was über einen Wert als griffbereites Beutegut verfügen kann, lokalisieren sie die aristokratische Arie ihrer Brustwehr im Attacken-Akt auf jenes sozialistisches Ideengelände, dessen Parteigänger den historischen Blockbuster darauf richten, das Lehrgebäude des in Wirklichkeit geerdeten Besitzgötzen zu zertrümmern. Hier blüht generell als echt resistentes Gewicht der gemeinschaftlichen Genesis das gefährliche Gegenüber der Get-together-Party von zeitnahen Patriziern, den protektionistischen Profiteuren der Global Players.

Die Kahlschlag-Kamarilla der Dorado-Demokratie

Der Ausflug der großen Menschheit in die Biosphäre des Erdganzen nähert sich der Endetappe seines Abenteuers. Heranzieht ein Straucheln jeder Ausflucht, diese Route vor jeglichem Versuch, bloßgestrampelt zu werden, zu bewahren. Entweder stürzt das vorwaltende Kastenkonstrukt der globalen Zivilisation ins Vakuum, oder die enteigneten Heere werden die Paläste der Privatiers als legalisierte Lagerstätten des akkumulierten Wertes stürmen müssen. Sonst klingen die gängigen Klagelieder der metropolitanen Meetingpoeten wie Litaneien der linkischen Liebediener, wie sie am 3. März 2004, dem Tag der Protestzüge gegen den sozialen Kahlschlag, auf den Groß-D-Straßen angestimmt wurde – auch von den Protagonisten des “Antikapitalistischen und Sozialrevolutionären Blocks” auf der Kundgebung am Kölner Heumarkt. Hier prangerte Dieter Asselhoven von der örtlichen “Ökologischen Linke” u.a. mit folgenden Worten den ökonomischen Terror an:

„Kapitalismus heute, das heißt u.a.: die Zerrüttung und Zerstörung des Lebens von Milliarden Menschen durch den totalitären Zwang zur Lohnarbeit und ein epidemischer Anstieg von tödlichen Arbeitsunfällen. Es heißt für Hunderte von Verarmten, im Winter in der Innenstadt von New York und von anderen Metropolen zu erfrieren; 1 000 verzweifelte Menschen pro Jahr, die sich in Deutschland vor einen Zug werfen und Millionen, die nur durch Psychopharmaka den Ausbeutungsstreß durchhalten. Dutzende Flüchtlinge kommen pro Monat im Mittelmeer um beim Versuch, die Ufer der Festung Europa zu erreichen; chinesische Illegalisierte ertrinken beim Muschelsammeln für Londoner Luxusrestaurants in der Irischen See. ... Kapitalismus heißt Rassismus, heißt Pogrome und Jagd auf Migranten, die z.B. in Südspanien als rechtlose Erntehelfer Erdbeeren pflücken oder in Berlin als Schwarzarbeiter beim Aufbau der Protzbauten der deutschen Hauptstadt schuften müssen. Für diesen Kapitalismus “befreien” NATO und Bundeswehr Afghanistan und den Irak, in denen dann Frauen dazu gezwungen werden, Schleier zu tragen und in denen mit Unterstützung von Fischer und Schröder die Scharia Verfassungsrang bekommt; er bedeutet Folter- und Internierungslager wie in Guantanamo; Anwendung von Folter durch die deutsche Polizei als Ermittlungsmethode; tödliche Schüsse auf einen Anti-EU-Demonstranten in Genua ... Alltag im Kapitalismus bedeutete und bedeutet – kurz gesagt – Terror: Erniedrigung, Ausbeutung, Hunger, Verelendung, Leiden und Sterbenmüssen an vermeidbaren Krankheiten und zerstörter Natur, Diktatur und Krieg. ...

Die Entwertung vieler Menschen als Arbeitskraft zieht ihre Entwertung als Menschen nach sich. Das Leben vieler wird nach dieser Logik unwert, überflüssig. Ein Teil dieses Angriffs auf Schwache, gegen sogenannte Unproduktive, Kranke, auf Menschen, denen die Möglichkeit genommen wurde, überhaupt ihre Arbeitskraft zu verkaufen, ist die Medienhetze gegen angebliche Nutznießer des Sozialstaats.“

In seinem in “junge Welt” vom 10. April 2004 auszugsweise abgedruckten Mahnruf pointiert der Sozialrevolutionär Asselhoven außerdem die Perspektiven-Position der Gegenkraft, ohne jedoch die Ausläufer des Systems wesentlich aufzutrumpfen zu lassen:

„Im Rahmen dieser kapitalistischen Ordnung lassen sich nur sehr beschränkte Verbesserungen durchsetzen. Organisierter Klassenkampf ist die einzige Möglichkeit, um überhaupt kleine Zugeständnisse von Kapital und Staat erzwingen zu können. ...

Eine befreite Gesellschaft läßt sich nur jenseits der kapitalistischen Produktionsverhältnisse und jenseits von Patriarchat, Rassismus und des bürgerlichen Staates errichten. Die Produktivkräfte sind längst so weit entwickelt, daß alle Menschen weltweit ihre Bedürfnisse befriedigen könnten, und das zum Bruchteil der Arbeitszeit von heute. Dazu müssen die Produktionsmittel vergesellschaftet und die destruktiven Technologien wie z.B. Atomkraftwerke stillgelegt werden. ... Auf dem Weg hin zu dieser befreiten Gesellschaft gehen wir davon aus, daß sich Menschen in organisierten politischen und sozialen Kämpfen verändern und weiterentwickeln können. Und daß eine antikapitalistische und sozialrevolutionäre Linke an diesen Kämpfen mitwirken kann. Das heißt aber gerade nicht, bewußtlos mitschwimmen, der tausendfach widerlegten Illusion des “Von-innen-verändern” die tausendundeinste hinzuzufügen. Sondern aufklären, debattieren, im klassenkämpferischen Sinn polarisieren, die eigenen Wege gehen. Weitergehen...“

Etwas Gemeinsames in diesem metropolitan memorierten “Weitergehen” wird das Menschengewimmel aus Morgen- und Sonnenland vermissen müssen, vor allem die ins Joch der oligarchischen Okkupanten gespannten Orientalen. Aber auch die trikontinentalen Parias unterwegs zu den Zitadellen der Zivilisationsersten, an deren Limes sie in rauhen Mengen ihr Leben lassen und/oder in den wertzentrischen Werkhöfen als Galeerensklaven in Schach gehalten werden. Dieser Menge der Metöken, den Sprachfremden des x-fach glockenrein skandierten Systems gegenüber kommt nur marginal der metropolitan postulierte Zusammenhalt zum Vorschein.

Gerade dieser sensationelle Dünkel der Dorado-Demokraten sanktioniert das Nein der losen Koalition orientalischer Empörer zum okzidental verordneten Universalismus. Hier aber gelangen die Toleranzallüren der Menschenrechtsersten an die Nullgrenze, und ihr Geduld nähert sich dem Siedepunkt, wenn ihre buntscheckig betitelten Rambos und Söldner-Zöglinge in den Hinterhalt derer geraten, die als bockige Desperados gebrandmarkt werden.


Der Orator des Orakels

Der Lügenhügel der Pentagon-Poeten wurde selbst den Feigen von den Falken irgendeinmal lästig. Auch den atlantischen Hofschranzen in der von den Konjunkturrittern der Krautjunker gemanagten Manage. Nur, sie können im nachhinein schütteln und winden, wie sie wollen, er bleibt kleben. Immerfort. Fernerhin bereuen sie nichts und negieren jegliches Reglement, das Urteil über das eigene Schicksal leibhaftig den weitschichtigen Lebenswelten zu überlassen. Vielmehr schmiegen sie sich an das gewaltbereite Potential des Besitzgötzen an und setzen ihre Fahrt auf den Fährten ihrer Altvorderen fort, memorieren hiernach den monetären Märtyrer-Mythos für das Gefecht gegen das Martyrium des aufständischen Menschengewimmels.

Analog dieses Dogmas der titanischen Timokratie landete die Parabel der DoubleW (Bush)-Anthony (Blair)-Connection in der Satellitenbahn des Gemeinplatzes. Durchhalteparolen rezitierte der oberste Orator des Weißen Hauses vor Mikrophon und Kameras, plädierte für das Weiterso mit der Fortuna der Okkupationsorgie, orakelte im virtuellen Ornat der messianischen Orthodoxie über den Kehraus des virulenten Orkus, hielt virtuos die Predigt für das sakrosankte Recht, den Gewaltakt in futurum im Alleingang zu verüben.

Währenddessen verbreiteten sich die alarmistischen Massagen des bugsierenden Wachtpersonals am Drehpunkt Hesperiens gegen die Schläferscharen des “islamischen Terrorismus” als herkulische Haudegen-Hybriden und Hunnen-Husaren, die stürmisch zum Limes der Hautevolee vordringen. Dagegen hilft nur das Aufrüsten der Brutalos und Brutus, damit sie – dieses Mal seitenverkehrt – den Rubikon überschreiten, das heißt die noch präsenten Überreste der Freiheiten stahlhart mit Füßen treten.

Den Potentaten, in deren Parteien heißblütig um Posten und Pfründe gerangelt wird, folgten die sattelfesten Ritter der alten weißen Zivilisationspoesie als Impresarios der Kontrollkommando-Kompanie (das Apokalypsen-Stück im Repertoire) hinterdrein. Nicht rat- und tatenlos lösten sie die Zunge, werden dem “Untergang des Abendlandes” vor dem annähernden “Würgegriff des Islam” zuschauen wollen und die millennaren Müßiggänger des Weltenlenkers vor dem Anmarsch der Muselmanen-Misere wachrütteln müssen.

Zeitweilig erschienen im Showfenster die Bildausschnitte aus der Ostermarsch-Kulisse der Gutwetter-Gentlemen. Die Meisten mochten die Rebellen mit Bart und Turban nicht, sahen sich jedoch dazu verpflichtet, mit den pazifistischen Kompagnons der Friedensparties zu kokettieren – kreuzfidele Ausflüchte für kurzweilige Ausflüge.

Andere wiederum, die fingerfertig ihre fixen Fäden zwischen dem untergegangenen Hitlerismus und aufkommenden Islamismus zogen, gingen ihrem Trott im Zirkusrund der Aufklärungsakrobaten nach und vermarkteten das Antisemitismus-Syndrom frühlingsfrisch.

Unterwegs zum Exitus sind sie einsam, aber nicht im Parterre der planetaren Kastenpyramide. Eben hier sichten sie ihre Pflicht, dem Gegenpart der kolonialen Korsaren das Vergnügen zu rauben. Fundiert auf dem Scharlatanen-Schalk und Benimm-Brimborium der bruchfesten Demokreatur stiften sie Nord-Süd-Brücken, die zu sichern haben, daß der Fluß vom unteren Delta der gegensätzlich geteilten Besitzstände nach oben noch lauter plätschert. Hinterm Leuchtturm der Exzellenznetzwerke, unter dem sich die Renegaten der sozialistischen Emanzipationsidee zum Glamour der globalen Regenten hochschaukeln ließen und in Raten Ersatzstücke von marktkreischenden Plagiaten veräußern. Nachträglich verschwistern sich die mustergültig mutierten Mulatten der Monekratie hinter den bombastischen Brigaden her unterwegs gegen die bugsierenden Briganten.

Die hegemonial hergebrachte und planmäßig aufgepäppelte Zunft des Menschenrechtsmetiers bereichert sich dadurch, daß ihr Trabant endlos um die Katastrophen kreist, sie notfalls kreiert. Ihre gerissenen Gesellen reiten das trojanische Pferd, überbringen das Danaergeschenk und den brüchigen Abakus als Elektronenhirn gerade dort, wo die Strommasten bis zum letzten wackeln oder bereits am zermalmten Boden liegen. Sie fungieren als Vertriebsagenten jenes kulturalistischen Saatgutes, das sich als sehr gut erwies, die Fevales des “globalen Dorfes” im Rausch des Völkischen und unter dem Rauch der Stammesgefechte zu kultivieren.

Den autonomen Marsch der Eindringlinge aus Steppe, Wüste und Savanne in die Zentren der Moneynomaden können sie nicht stoppen. Was tun, wenn ihre Oasen sich in die Ozeane der Minderbemittelten verwandeln? Sie wissen Bescheid: Eine “Cordon Sanitäre” allein kann nicht beständig sein für die Apartheid auf dem Breitscheidplatz. Reservate müssen gezimmert werden, lautet das Geheimzeichen der eurozentrischen Schicksalsgemeinschaft, und zwar als Freihandelszonen, wo die metropolitanen Agenturen der reproduktiven Arbeit ihre Leibeigenen rekrutieren können. Jenseits des Limes des herkulischen Novum Romanum, weiter östlich von der Levante, am Ural, im Maghreb... Zu diesem Behuf müssen die Euro-Korps nachgerüstet werden – auch gegen die Boulevard-Brutalos im Vaterland.


Im demütigen Dämmerlicht der delphischen Notre-Dame

Die Friedensfanfaren flanieren weiter, aber im Zerwürfnis. Nichts Neues gibt es auch in der Get-together-Party der Emanzipationseleven. Die bellizistischen Rezitatoren im Beiboot der Judeophilen-Partei paradieren hingegen levitenparat, parodieren die Dramaturgie der antifaschistischen Sendboten mit Pentagon-Epauletten, attackieren als Fackelträger eines Kommunismus, dessen Avantgarde im Pentagon haust, die “antisemitische Internationale” und rekrutieren aus dem metropolitanen NGO-Terrain die Gangleader ihrer Fanfaronaden- und Fangemeinde, die sich links dünken und auf die Kreuzzugszyklen des kräftig kriselnden spätkapitalistischen Hegemonial-Systems ihren Blütentraum von der Endrunde des mit Knallkörpern bestückten Emanzipationsevents hegen.

Sie bestreiten ihre Meriten im Eifer, den Faschismus als ein abstrahiertes Phänomen zu projizieren, welches dem frei-demokratischen, rationalen, christlich-abendländisch universalen Zitadellen-Zivilisationsmodell zuwiderläuft.

Die Manipulation des Humanen ereignet sich bahnbrechend im Online-Original. Greenpeace-Partisanen und Humanrights-Patrouillen vervollkommnen die Attitüde-Attacken auf das Forum der widerstreitenden Kosmopolitaniaer.

Diese Miliz des Bellizismus übt ziemlichen Einfluß auf die Zeitgeistzombies der medialen Gilde aus – gemäß dem festen Gebot des All-Einen oder dem fetten Fetisch der Pinkepinke-Politur. Jedem, der versucht, eine polare Position im Kontext auf die Motive mesopotamischer Rebellion zu beziehen, hängen die Revolverblätter der Mammon-Marie sofort die Antisemitismus-Schelle um und scharwenzeln sooft den Schwarzrock der neoständischen Notre-Dame wie der Schacherer die Schamröte. Ihre Message ist vor jeglichen Irrtum gefeit: Wer heute das Weiße Haus beleidigt, zündet morgen Synagogen an, wie Jürgen Elsässer in “junge Welt” vom 16. April 2004 sarkastisch formuliert.


Die Söldlinge des Eine-Welt-Souveräns als Soziusse der cäsarischen CivilSociety

Die Cosa Nostra unter der Kapitol-Kuppel der Börsen-Barone lädt zum Gastmal ein, und die Lakaien aus dem Buschwerk der “humanitären Hilfe” eilen eifrig zum Festsaal. Auch imponiert die Ironie. Und sie ist das konsensuale Kontinuum der aus jeglichem Pathos des Treibjagd-Tamtams herausgestürzten Genien.

Unter dem Nischen-Nimbus des Kriegsmarketings operieren zum Beispiel die NGOs “medico international” und “Wadi e.V.” in der Windhose von Mainhatten. Die Washington-Vasallen des Tieftals (=Wadi) Thomas von der Osten-Sacken und Thomas Uwer wirken zudem als nomadische Notnagel-Schreiberlinge in “Konkret” und “Jungle World”, in denen sie gebetsmühlenartig den Nomenklaturen-Terror des kürzlich übermannten orientalischen Despoten anprangern. Vor allem aber spielen sie sich als Kolonisatoren der grobkörnigen Kurden-Kader-Karikatur auf.

Die Hyperhybriden, welche die NGO-Nummer “medico international” auf Touren bringen, informieren im Notebook täglich über das als indo-germanisch erdichtete Kurden-Lager in der vorderasiatischen “Clash of civilisation”-Arena, jedoch ohne Vermerk auf den wahrheitsnahen Verlauf der Ereignisse. Denn kurdische Stammesrebellen, die vor kurzem mit den US-Heeresdienern für Photos standen, trauern seit dem finalen Triumph der Okkupationskumpanen um den Ausfall des Scherfleins, das sie während des Embargos in ihrem autonomen Sperrbezirk genossen und dessen Born inzwischen ausgetrocknet zu sein scheint. Jetzt ist ihr Augenmerk auf das schwunghafte Einschmuggeln von verrosteten Kränen und gebrauchten Karren gerichtet.

KDI (Koalition für einen demokratischen Irak) heißt einer der E-Mail-Sendbriefe aus der “medico”-Zentrale. Seine Ausgabe vom 13. April 2004 enthält u.a. eine Menschenrechtsbilanz des IHD-Sektion (Insan Haklari Dernegi = Menschenrechtsverein) Diyarbakir. Gleich darunter findet sich dann ein Aufruf der IHD-Sektion Istanbul in türkischer Sprache mit folgendem Inhalt ein:

„Im Irak geht die Grausamkeit mit aller Wucht weiter. Das irakische Volk wird vor Augen der Welt massakriert. Bombardiert werden die Moscheen, Häuser...

Diese Gräueltat wird fatalerweise mit der Hypothese verübt, dort Menschenrechte und Freiheit zu überreichen. Mit Waffengewalt, behaupten sie, Demokratie und Freiheit hinzutragen, bringen sie jeden um, der dies mißbilligt, werfen Bomben... Die Kinder, Frauen, Jugendlichen, die sie töten, erklären sie dann zu Terroristen...

Um unseren Protest den Vereinten Nationen zu gereichen, die trotz der Aufforderung aller Welt, die Fremdherrschaft zu beenden, der Grausamkeit zuschaut, sie sogar unterstützt, werden wir unsere Aktion, ins Meer Briefe zu werfen, ausführen. Und um alle, die im Irak ihr Leben ließen, zu gedenken, werden wir eine halbe Stunde schweigend dahocken. Am 11. April 2004...“

Obwohl die Friedensfreunde und Menschenrechtsaktivisten seit Monaten Hunderte von Aktionen organisierten und Millionen von Briefen an sie schickten, kiebitzen alle internationalen Institutionen allen voran die UNO die im Irak erfahrene Gräuel, gewähren den Okkupanten sogar Beistand...“

So ein Memento haben die KDI-Strompost-Betreiber von ihren Wetterfahnen am Bosporus während der monumentalen Momente der Demokratie-Montage Pentagoniens gewiß nicht erwartet, daher bloß vermutet, daß es sich bei dem ungefiltert weitergeleiteten Textmaterial auch um volkskurdische Themen dreht.


Karikiertes Delirium im dividierten Delta der verdatterten Kraken

Der Demokrauter im Spinnennetz des Nervus Rerum leistet dem Fraktions-Skorpion Kadavergehorsam. Zu Potte kommt die Schicksals-Schaluppe der großen Menschheit unter dem neocäsarischen Wachtturm der globalen Kastenpyramide. Sie fundiert funktionell auf dem systematischen Schlagwort: Macht ohne den Nachweis des merkantilen Machiavellismus macht keinen Sinn.

Die zynischen Augenzeugen der Informationsrevolution geben kund: Desperados hämmern in die PC-Tastatur, halten Gardinenpredigten vor den Antagonisten markt-adelnder Bohemiens und mißmutiger Arrestanten. Tausendsassas der Pressure Group attackieren den Schlendrian des Krisenkosmos, die Druden drehen sich auf dem Prokrustesbett im Tanze. Und es gibt abermals Ausflugswagnisse zu Utopia, von denen sich die Großkopferten der humanitären Eine-Welt-Allianz um den Verstand bringen lassen.

Die millennaren Mentoren des Mammons und Präfekten des Präsidialpotentaten fürchten den Feuerfunken der Furie. Trotz aller Gladiatoren-Glorie der mächtigen Menschenrechtsmeriten metropolitanen Metiers vollzieht sich in den ramponierten Menschenlandschaften der Vasallen-, Satrapen- und Tributarstaaten ein naturgetreuer Prozeß des Demokratie-Frustes. Keiner der lokalen NGO-Filialen wird es allem Anschein nach langwierig gelingen können, sich als Sammelbecken leidender Laien und lamentierender Lakaien zu etablieren. Doch dieses Faktum kann die selbstgerechten Humanitas-Regimenter der drakonischen OneWorld-Diktatur nicht davon abhalten, den Manipulationsmotor ihrer altbackenen Neuigkeiten aufs Neue zu starten, egal was hier blüht.

Die Dogmen-Druden des Demokratie-Dumpings erdichten selbst im eigenen Terrain eine Rollen-Republik mit einem Publikum, das sich krumm legt für jene, die wissen, wie man da oben den Rahm abschöpft und sich einen schönen Lenz macht bis zum Abschied in den Gottesacker.

Entweder haben die Magistraten der Demokratie mit ihrer Sprache nach zweihundert Jahren in der Aufklärungs-Aura gar nicht erreicht, oder sie wollten gar nicht erreichen, was sie in ihrer Bibel des Universalismus vorgeben. Die Anomalie in gleicher Augenhöhe.


Im Dauerflug über den großen Teich: der Insulaner-Papagei

Blickdicht hinter den Zöglingen der Al-Qaida-Trainingslager lauert die Intelligenzbestie. Das Terrorpotential schlummert im Islam, lautet ihr Urteil. Auf diesem bestehen auch die kontinental-europäischen Kontakte mit dem Hauptsitz im Empire fort. Differenzen ergänzen sich irgendwie und komplettieren sich gegenseitig, wenn zum Vorschein kommt, daß die Potentaten der globalen Plutokratie auf beiden Seiten des Großteichs Atlantik im selben Boot sitzen. Den Job des Parlamentärs führt der John Bull zu Ende und nimmt in Kauf, während seiner Mission wie eine kadavergrüne Bulldogge kläffen zu müssen – über die sarkastischen Spässe des Bigbrothers hinter dem tributären Demokratie-Getrommle.

Und dem Insulaner-Papagei der ethno-europäischen Biosphäre schenkt der Patron des Patronage-Systems Pentagoniens jedesmal einen Abakus aus dem beerbten Anwesen von Alexander der Großen, der sich dazu eignet, die Dividende der Feldzüge gegen den Orient zu kalkulieren.

Der Botschaft des Theatercäsaren am Potomac bequemen sich im Endeffekt alle, die den Wunsch hegen, daß der Ölfluß in ihre Raffinerien-Ports weiter rieselt und der Petroleum-Teich unter dem Treibsand am Golf in den Händen der richtigen Besitzer bleibt, nämlich in denen derer, die am liebsten als Markedenter hinter den Okkupationsheeren hantieren und ihre Raffgier im Händel sättigen. Diese Botschaft enthält zugleich die Formel: Jeder, der es wagt, gegen den Willen des Besitzgötzen Widerspruch zu erheben, hat damit zu rechnen, vom High-Tech-Traktor überrannt zu werden.

Nichtsdestoweniger verdichten sich die tektonischen Zwietrachten, und sie lösen einen solchen Dunstkreis aus, in dem auch das imperatorische Millianner-Projekt “Greater Middle East” kopfüber ins Dunkel des tumultaurischen Buschwerks stürzt.

Selbst für eine Abkehr vom militaristischen Mißklang hin zum zivilisatorischen Appeasement kann der Ex-Mitzecher des autarken Exekutivkartells des Globus die Knochen nicht zusammenziehen. Im Nest hinter der Arabeske des demokratischen Domestiken wird er jedesmal in Fahrt geraten, wenn die Kastenpyramide, welche sein Empire symbolisiert, als verwerfliches Urbild der Geschichte gekrittelt wird. Das ist sie aber von langer Hand.

Mit gewohnt alarmistischem Pathos der langen Messer komplettieren die Kombattanten der knebelnden Marktkräfte das Testament für ihre Nachkommen. Dabei können sie sich nicht mehr an vergangen geglaubte Dekaden ihrer Brutalität erinnert sehen, die sie selbst gegen die Natur vollstrecken. Sie verballhornen jeglichen Menschenverstand und zucken nicht einmal mit der Wimper, wenn der Schrei der Opfer des merkantilen Terrors in ihren Hinterhöfen widerhallt.

Im Musentempel der abendländischen Werte-Variante verfügt die Ebenbürtigkeit der Jetztmenschheit über kein Gewicht. Zu den frühen Früchten des superimperialistischen Bravourstücks gehört der Kauf der medialen Zentren und Kontrolle der Datenautobahnen. Die Journaille fungiert wie die Promoter-Filiale des imperialen Kartells. Man stellt die mesopotamische Rebellion als Räuber-Ritual Ali Babas dar und die Experten der Invasionstruppen als “unschuldige Helfer”.

Die Crash-Arena des Ökonomischen wird hinter die Emphase des Humanitären verlagert und als Zusammenstoß der Kulturen ausgetragen. Tauglich für ihre OneWorld-Version sind eben die Bantustans, bekannt aus dem Südafrika der Apartheid als Sperrgebiete für schwarze Metöken.


Der sakrosante Schlagetot-Staat der nordisch-weißen Eremiten

Neben der Soldateska der Allianz unter dem pharaonisch parodierten messianischen Präsidialdespoten operieren über 15 000 Söldlinge von etwa 25 privaten Security-Sektionen in den Silhouetten Bagdads. Für diesen Posten gibt der Pentagon monatlich vier Milliarden Dollar aus. Die vier Nordamerikaner, deren Leichen in der Woche vor Ostern 2004 von einer zornentbrannten Menge durch die Straßen Falludschas geschleift wurden, gehörten der Söldnerfirma Blackwater an – mit Sitz im US-Bundesstaat North Carolina.

Während sich die Westernhelden und Rambohorden, bei denen das Schurkenleid heilige Ambitionen schürt, im wilden Osten wähnen, überbieten die zombigen Zöglinge des pluralistisch politierten Medienkartells den Demagogie-Bombast des tausendjährigen Reichs und säen systematisch die Attrappe von Wiedergängern des Hitlerismus aus. Als sensationsbedürftige Satelliten der ideologischen Manöverzentrale drücken sie die Informationen über den Aufstand in den Schuttbestand des Islamisten-Terrors im Schurkenland. Vorschub leisten sie damit dem Kommunikationsstaub der Okkupanten-Kommandos, vor allem was die Anwartschaft jener Goldgräber und Marketender im Gewande des nichtregierungsorganisierten Elendsmanagements und der Sicherheitssöldner in Zivil angeht. Die mass-medialen Moderatoren finden sich flugs bereit, elegische Verse zu schmieden und Elogen zu fertigen, wenn ein Draufgänger dieser paramilitärischen Patrouillen in die Falle der von ihnen zuvor fabulieren Wüsten-Wüterichs läuft.

Die Epauletten-Emissäre des Imperium Americanum schätzen Vasallentreue, lassen sich nicht lumpen, drücken reichlich Geld und Gewehre in die Hand ihrer Zeloten und heischen sie ins Elysium der semi-peripheren Fakire. Spitzenkräfte dieser vertraulichen Söldnerkompanien verdienen bis zu 1500 Dollar am Tag.

Tränen getränkte Bilder überfluteten Mitte April die Röhren unter den Dächern der Menschenrechtsmetropolen, nachdem der Italiener Fabrizio Quattrocchi vor laufender Kamera von einem Widerstandszirkel exekutiert worden war. “Mittlerweile werden die Zeilen der Kreuzritter um den ganzen Erdball getragen bis weit hinein in die letzte Wohnstube des letzten Kleinbürgers, die im nächsten Winter mit Öl aus dem Orient gewärmt werden soll,” beobachtet Horst-Udo Schneyder in “www.kalaschnikow.de” vom 19. April 2004:

„Nicht gesagt wird dabei, daß dieser einfache Mann, der angeblich absolut nichts mit der Politik zu tun habe, zu einer weltweit agierenden Söldnerorganisation gehört, die unter dem Label “International Bodyguard and Security Services Association” (IBSSA) überall Unheil anrichtet. IBSSA-Söldner massakrierten schon im Kosovo, killten in Afghanistan, badeten ihre Hände in blutigen Auftragsarbeiten auf dem afrikanischen Kontinent. Boss dieser gemeingefährlichen Truppe war einst Fritz Wendland. Augenblicklich amtiert der Deutsche Mördermeister als Mitglied im “Executive Committee” der IBSSA und ist einer von sechs “Honorary Founding Members”, die für gutes Geld schlechte Dinge regeln. Für ihr blutiges Handwerk kassiert ein IBSSA-Söldner im Irak übrigens rund 6000 US-Dollar im Monat.

In der italienischen Zeitung Il Manifesto wird über die IBSSA berichtet, daß es sich bei deren Söldner um gewöhnliche Kriminelle handle. So entstamme der im Irak erschossene Auftragsmörder Quattrochi dem Rotlichtmilieu Genuas und dessen Kollege stehe wegen Mordversuchs in Italien unter Anklage. Andere seien wegen des Betriebs illegaler Wett- und Spielunternehmen vorbestraft. Kurzum: Quattrocchi ist ein Krimineller, ein Söldner, der den Besatzern dreckige Dienste leistet und dafür von der italo-rechten Berlusconi-Regierung als “Held” gefeiert wird. Und die bürgerliche, lohnschreibende Propagandamaschine posaunt diese Botschaft unabläßlich dem Otto-Normal-Bürger um die Ohren.“


Darf heute nicht nichtig sein, was gestern richtig war?

Auf den Aufbau eines Leuchtturms der Demokratie im Dunkel der arabischen Despotien zielten sie ab. Jetzt müssen sie sich hinter meterhohen Betonmauern verbarrikadieren, das karge Geschäft mit lokalen Notabeln nur noch lakonisch kommentieren. Dabei wußten sie bis gestern, sich recht kantenlos zu präsentieren.

Die Geschichte hat etliche Versionen, wenn sie an unterschiedlichen Ufern aufgezeichnet wird. Das Siedlerreich USA entstand als Feuereifer jener eingewanderten Kolonisten, die ihr Anwesen auf blutgetränkter Erde der ausgerotteten Urvölker aufbauten. Nach der Phase des “nation building” entflammten die weißen Freibeuter für den Sklavenhandel mit schwarzen Afrikanern, um ihre beschlagnahmten Ländereien zu bestellen. Gleichzeitig hielten die Wanderzüge vom alten Kontinent an. Mit Seelenverkäufern, die ihr Ladegut aus Menschenmaterial auf die Insel Ellis Island absetzten – heute Museum vor Manhatten und dem Freiheitsstatus. Unterwegs im Großteich bezahlten große Teile derer, die aus ihrem Elend aufbrachen, um ihren Anteil an der Hinterlassenschaft der massenweise massakrierten indigenen Lebenswelten zu reklamieren, ihr Abenteuer mit dem Leben. Andere, denen es gelang, auf das New Yorker Eiland zu gelangen, wurden einem strikten Selektionsverfahren unterzogen, bevor sie Fuß auf dem Kontinent des Glücks fassen durften. Der Rest aus den Kranken, Alten und Schwachen wurde einfach zurück verfrachtet.

Nicht als eine Farce wiederholt sich in diesem Zusammenhang die Geschichte, sondern als eine Lehrgebäude der nordischen Weißen der bunten Erde. Der Sirenen-Geist Ellis Island lebt überall an den Küsten der Schengen-Burg fort. Das massenhafte Sterben ereignet sich im mediterranen Teich unter der Patrouillen-Kontrolle der Feste-Marine und trägt die Handschrift der nordischen Spaß- und marktheischenden Schicksalsgemeinschaft. Von 2002 bis August 2003 wurden z.B. an den kanarischen Stränden über achtzig Leichen geborgen und abtransportiert, um die Sandschicht und das Salzwasser für die nomadische Kurzweil der monetären Notabeln und scheckige Scheckheft-Schickeria ins Lot zu bringen. Ungewiß bleibt, wie viele “illegale” Erdenbürger auf der Flucht vor den von Markt und Mammon herbeigeführten Dramen in den von den Passatwinden aufgepeitschten Wellen tatsächlich ihr Leben ließen.

Allein die Meerbusen vor Gibraltar und Lampedusa schluckten in der letzten Dekade der Zitadellen-Zivilisation etwa 4000 Globetrotter unterbemittelter Lebenswelten beim Versuch, heimlich ins Novum Romanum zu gelangen, um sich dann als Metöken anzubieten.

Kadavergrüne Pöstchenschimmel wiehern basisdemokratisch, mausern sich als Ruderboot-Boten auf der Spielwiese des Menschenrechtsmarketings zum Ersatz für die besitzständische Kaste, gegen die das Menschengewimmel aus allen Enden der Erde wettert. Einzig stützen sie sich auf die Argumentation, die Hunde der Stiefel- wie Salonrassisten nicht zu wecken, welche die Stammtisch-Patriarchen und Patronage-Paschas gern bellen hören.

Von einer – wie auch immer – gearteten Legitimation der Feste-Architektur gegenüber den migrantischen Parias muß nicht die Rede sein. Hier geht es ausschließlich um das Geschäft, um den Extraprofit durch die "besten Köpfen" im Helotenstatus. Und aus den Fragmenten der "humanitären Intervention" entwickeln die Oberhäupter der “Schicksalsgemeinschaft” den Aufhänger der Trabantentreue.

   

Netzbrücke:

• Necati Merts Kolumne

• Mehr lesenswertes Textmaterial

• Wider den Schwarzen Winter

• Porträt des Periodikums