XXV. Jahrgang, Heft 142
Okt - Nov - Dez 2006/4

 
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Aus der Solidaritätspost an die Redaktion




   
 
 

Lieber Herr Necati Mert,

ich schließe mich voll und ganz dem Protest gegen die Streichung des Vereins der Vierteljahresschrift „Die Brücke“ aus den gemeinnützigen Projekten des Ministeriums für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales an.

Es ist nur zu offenkundig, dass neben dem allgemeinen Sparzwang bei dieser Streichung auch politische Motive vorhanden sind. Der intellektuelle und freigeistige Ansatz der Zeitschrift „Die Brücke“ passt nicht in das Konzept einer konservativen Politik.

Ich wünsche Ihnen trotzdem viel Erfolg und hoffe auf ein Weiterbestehen dieses wichtigen Organs.

Jo Leinen, MdEP (Saarbrücken)

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lieber necati mert!

man kommt wohl nicht am gedanken vorbei, daß die geplante streichung der fördergelder für „Die Brücke“ nicht nur einem allgemeinen sparzwang folgt, sondern zumindest teilweise politische oder, weitergreifend, weltanschauliche gründe hat. jedenfalls entspricht sie dem zeitgeist der zunehmenden entsolidarisierung, den inzwischen auch ein großteil der maßgebenden medien unterstützt. zugleich sind die methoden des kulturabbaus mitunter durchaus subtil.

soziales unrecht sowie kultureller und geistiger abbau haben ganz ähnliche ursachen, insbesondere in der Übermacht der geldmechanismen. wo fast einzig noch merkantile verwertbarkeit zahlt, wird freie, lebendige und kreative arbeit permanent entwertet. aber es gibt zu wenig protest dagegen. und die traditionellen protestformen greifen nicht mehr, weil sie überwiegend 13ngst selbst ins politische system integriert und dadurch neutralisiert und zudem rituell erstarrt sind. wenn studenten gegen bildungsahhau protestieren, so wirkt dies, bei aller intelligenz im detail, eher folkloristisch oder karnevalistisch. und die mächtigen können solche proteste leicht ignorieren oder gar darüber lachen.

die frage wäre also, wie neue wirksame protestformen aussehen könnten, die wirklich gegendruck erzeugen. mir fallen dazu derzeit vor allem die diskurse und aktionen der globalisierunggegner ein. und damit sende ich die besten grüße.

Holger Benkel (Berlin)

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Lieber Necati Mert,

beigefügt erhalten Sie meinen Beitritt zum BRÜCKE-Verein. Ich will mitwirken, so gut ich kann. Den Protest-Brief an die Ministerin Görner habe ich heute abgeschickt.

Ich habe den Eindruck, dass Frau Görner Sie missversteht - das liegt wahrscheinlich daran, dass sie die intellektuelle Art Ihrer Kritik nicht nachvollziehen kann; da werden kritische Kommentare zu Integrationsvorstellungen der CDU leider gleich als totale Ablehnung aufgefasst. Dummerweise geht Die Ministerin in ihrem erstaunlich langen Brief gar nicht genau genug auf Ihre Argumente ein. Ich hoffe, dass Frau Görner ihre Entscheidung, die BRÜCKE von der Liste förderungswürdiger Projekte zu streichen, revidiert. Sie muss einsehen, dass Integration nicht nur gestaltet werden kann von den eingeborenen Bundesrepublikanern, sondern kritisch mitgetragen werden muss von allen, die in unserem Land leben. Überlegenswert ist allerdings auch, ob eine kritische Zeitschrift wie die BRÜCKE sich auch ein Kapitel interner Kritik leisten sollte.

Die Maßnahme der saarländischen CDU-Regierung, die BRÜCKE über Geldentzug auf die eigene Linie zu bringen bzw. zu eliminieren, wäre jedenfalls eine überaus bedauerliche Panne im laufenden Diskurs (an dem Die Ministerin offenbar nicht teilzunehmen willens oder imstande zu sein scheint).

Ich habe mich über manche allzu spitze Meinung oder allzu verstiegene Polemik in der BRÜCKE auch schon hin und wieder geärgert, aber dieses bittere Salz hat mich immer zum Nachdenken provoziert - und diese Schärfe authentischer Gefühle als Begleiter der Gedanken darf nicht fehlen! Zur Toleranz gehört eben auch das unliebe Gefühl - der Leser muss ja nicht zustimmen, er bleibt frei. Wenn er oft und genau liest, wird er erkennen, dass die BRÜCKE gerade wegen ihrer kritischen Haltung eine Heimat bietet für alle Denkenden. Sie wissen, dass der Prozess der (gegenseitigen) Integration gedanklich und psychisch sehr subtil und in der Praxis viel schwieriger ist, als sich das Die Ministerin vorstellt, die jetzt ihre andersdenkenden Kumpels so anmacht und die einzige Brücke einreißt, die sie an der Saar zu diesem Thema hat.

Ulrich Bergmann (Remagen-Oberwinter)

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Lieber Herr Mert,

sowie ich von der Post zurückkam, fand ich das neue Heft unserer BRÜCKE im Briefkasten und reagiere selbstverständlich darauf noch einmal sofort.

Natürlich habe ich, mit einer kurzen Zusatzbemerkung beziehungsweise Bitte, den Brief unterschrieben und heute abgeschickt; die erbetene Kopie füge ich bei. Sie haben vollkommen Recht, es ist unerträglich, wie hier gezielt gegängelt und mundtot gemacht werden soll, was unbequem und quer in den Ohren dieser Dame liegt. Ich kenne sie übrigens persönlich, wir haben vor beinahe 40 Jahren einmal sehr intensiv miteinander - oder besser gegeneinander - zu tun gehabt, als ich noch in Essen und Düsseldorf aktiv Kommunal- und Landespolitik betrieb. Es wäre allerdings müßig, sie heute daran zu erinnern, wir waren eben nicht im selben ”Stall”.

Ich habe für den Fall der Fälle einen Vorschlag: Sollte es tatsächlich so ausgehen, dass man uns die Landeszuschüsse streicht und Sie keine Möglichkeit haben an übergeordneter Stelle auf Einsicht zu stoßen, sollten ganz konsequent a l l e Mitglieder und Autoren gemeinsam das Fehlende anteilig zusätzlich aufbringen und zur Verfügung stellen: Die BRÜCKE muss bleiben! Ich sage das in Unkenntnis der Höhe der Summe, um die es geht, und hoffentlich fallen nicht einige der in Frage kommenden Leute vor Schreck in Ohnmacht, so meine Idee in irgendeiner Redaktionskonferenz denn einmal ,laut gedacht’ werden müsste, was ich nicht hoffe; wir sollten den Verhandlungsweg nutzen, so gut als irgend möglich.

Soweit meine bescheidene Meinung für heute. Ihnen und allen Mitstreitern alles Liebe und Gute...

Margot Born (Paderborn)

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Liebe Freunde,

das ist ja ein Schlag ins Kontor! Unfassbar! Mit Kritik können die Damen und Herren in den politischen Funktionärs-Etagen nicht umgehen. Dann wird der (Geld) Hahn zugedreht. Zuerst trifft es immer die diejenigen, die sich Kulturarbeit auf die Fahne geschrieben hat, dann die Kindergärten und übrigen sozialen Einrichtungen. Ich habe selbstverständlich meine Solidarität erklärt. Ihr bekommt das Duplikat auf dem Postweg zugesandt. Das Original geht direkt an die Frau Misisterin für Frauen,pp. In meinem Schreiben an die Brücke äußere ich einen schlimmen Verdacht, der mir gekommen ist. Kosmopilitische künstlerische Vernetzung bedeutet für den Staat Gefahr! Besonders, wenn jemand um seinen Stuhl fürchtet...

Bin mal gespannt, wann die Bildzeitung das Thema aufgreift. Ich mache ja gerade auf meiner Diskussionsseite -”Allgemeines”- ”das stand heute in Bild” unter www.reliwette.de eine Dauerperformance: Noch ... Tage bis zum Ende der Bildzeitung.

Heute sind es noch 404 Tage...

Hartmut T. Reliwette (Ostrhauderfehn)

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Lieber Necati Mert,

vielen Dank für die Zusendung der Nachricht mit Link zur Brücke. Brücken sind gut und für die Menschen unentbehrlich, wollen wir doch den Abgrund zwischen uns, unseren Ländern und unseren politischen Einstellungen irgendwie überbrücken. Ich habe mich bei der ersten Lektüre der Inhalte sehr gefreut und denke dabei wie wichtig für uns Griechen und Türken eine Brücke wäre, eine richtige und keine bloß rhetorisch - und dann von Politikern - daher gesagte - Brücke, sondern eine, die tatsächlich zur Überbrückung unserer ”Differenzen” beiträgt.

Ich hätte große Lust, etwas für die Brücke zu schreiben, bin aber gefangen in meinen Projekten... Jedenfalls, ich danke dir noch mal, dass du mir mit der Zusendung deiner Mail über die neue Brücke große Freude bereitet hast.

Emmanuel Sarides (Community Channel Europe e.V., Berlin)

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Lieber Necati Mert!

Bei allen Schwierigkeiten müssen wir kritischen Elemente in dieser Gesellschaft ja doch irgendwie weitermachen & für Unruhe sorgen.

Karl-Heinz Schreiber (Herausgeber von KULT – Magazyn fyr NetzwerkPoesy, Goldbach)


   

Netzbrücke:

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