Die ersten acht Seiten dieses Heftes (Nr. 131) dokumentieren,
wie sich die bürokratischen Prätorianer der demokratisch
dekorierten Domäne absprachen, DIE BRÜCKE in ihrem dreiundzwanzigsten
Jahrgang zum Einsturz zu bringen.
Auf den hiesigen Spielwiesen und Spaßterrassen
wiehert der Amtsschimmel schwarz. Seine Fraktions-Fabulisten trumpfen
mit dem Feuereifer der Gut-Mensch-Glorie auf, eine affige Pressuregroup
der Kolonisatoren für die Tretmühle „Migration &
Integration“ zu beweihräuchern. Die Fabel der Affäre,
die sie mit dem affektierten Artefakt des Wortklauberischen gegen
unser kontradiktorisches Blattwerk arrangierten, hat folgenden Fortgang:
Im Frühherbst 2003 wurde Die Brücke e.V.,
Herausgeber dieser Blätter, aus dem Etat-Absatz der frei-gemeinnützigen
Vereine entfernt, die für ihre Tätigkeit im gesellschaftlichen
Gefüge der Zugewanderten-Integration bezuschußt werden.
Die Initiative für dieses Bravourstück ergriff die Ministerin
für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales, Dr. Regina Görner
- Historikerin, vormalige Gewerkschaftsfunktionärin, Mitinitiatorin
der Gelbe-Punkt-Aktion „Macht meinen Kumpel nicht an!“,
Mitbegründerin des Düsseldorfer „Informations- und
Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V.“ (IDA).
Im Frühsommer des gleichen Jahres wurde das sozial-ministeriale
Büro „Soziale Integration der Migranten“ in das
Portefeuille des Ministeriums für Inneres und Sport umquartiert
und in einer Schupo-Kaserne untergebracht. Mit der Annahme, daß
die hiesigen Bürolisten über einige Ermessensspielräume
verfügen, führte die Redaktion mit ihrem Amtsleiter ein
Gespräch und reichte ihm am 10. Dezember einen Antrag auf einen
Zuschuß. Wie der Amtsschimmel auch hastig galoppieren kann,
erfuhr sie vor den Weihnachtsferien: Gleich am 21. Dezember 2003
brachte die Budget-Bürokratie ihr „Nein“ vom Tisch.
Geprüft habe der diensteifrige Paragraphenreiter,
„ob Ausgaben an Stellen außerhalb der Landesverwaltung
zur Erfüllung bestimmter Zwecke (Zuwendungen) getätigt
werden können und ob hierzu ein erhebliches Interesse des Landes
besteht.“ Er führt dann „die Gründe“
auf, nach denen „ein solches erhebliches Interesse nicht festgestellt
werden“ könne:
„Die in der Zeitschrift verwandte Sprache ist
lediglich geeignet, eine kleine Minderheit der Bevölkerung
hinsichtlich der Hintergründe, der Problematik usw. von Migration
und Integration in Deutschland anzusprechen, zu informieren und
zu sensibilisieren.
Der weitaus größte Teil der Bevölkerung
wird durch ‚Die Brücke‘ nicht erreicht. Dies wird
insbesondere durch die auf 1.000 Exemplare begrenzte Auflage und
die geringe Anzahl der Abonnements deutlich.
Darüber hinaus wird das Thema Migration und Integration
in den letzten Jahren von den Medien verstärkt als gesellschaftspolitisches
Thema ‚aufgegriffen‘ und bearbeitet. Aufgrund der Entwicklung
der Kommunikationstechnologie ist der Zugang zu diesem Themenkreis
in einer großen Vielfalt für alle Zielgruppen der Gesellschaft
möglich...“
Der Posten-Poet stützt seine Argumente auf ein
paar geschäftstechnische Angaben und interpretiert sie nach
eigenem Gutdünken. So setzt er sich darüber hinweg, daß
sich der tatsächliche Leserkreis dieser Blätter erst dimensionieren
läßt, nachdem die von ihm erwähnten Zahlen mit einer
„Zehn“ multipliziert werden. Denn jedes Exemplar dieser
Blätter gelangt - besonders in den öffentlichen Räumen
- an die Hände von allerhand engagierten Einzelnen als Multiplikatoren
im Themenfeld. Hinzu kommt der Elan jener Verseschmiede, die das
Schreiben als elementare Leidenschaft auffassen und achtbare Emotionen
hervortreten lassen. Um lichtdurchflutete Horizonte des Lebensflusses
zu erreichen, reichen sie DIE BRÜCKE von Hand zu Hand weiter.
Darin liegt auch die Qualität eines gesellschaftlichen Engagements.
Wie das Thema in den letzten Jahren von den Medien
verstärkt „aufgegriffen“ (rätselhaft, warum
der Ministerial-Bearbeiter das Verb in Gänsefüßchen
setzt) und bearbeitet wird - damit befassen sich allerlei Autoren
in DIE BRÜCKE: Die eurozentrisch avancierte mass-mediale Gilde
ragt facettenreich mit den Fragmenten der kulturellen Apartheid
auf und versorgt die trübe Tretmühle mit neorassistischen
Rauchfahnen. Und daß eine Zeitschrift nicht nur Informationen
vermittelt, sondern auch Wurzeln aufdeckt, hat bei den administrativen
Allüren der Integrationsverwalter - geblendet von übergreifenden
Kommunikationstechnologien - natürlich kein Gewicht aufzuweisen.
Kurzum: Ausflüchte werden als Argumente fingiert,
um das autoritäre Nein-Schreiben zu rechtfertigen. Dabei strengt
sich sein Autor sehr an, die zuvor ideologisch ausgebrüteten
Attitüden der Ministerin Dr. Regina Görner zu besiegeln,
die darauf abzielten, DIE BRÜCKE materiell zu lähmen,
indem sie ihr den Anspruch absprach, am Fördertropf zu hängen.
Die Heroine der Affäre
Seit dem Flairwechsel vom Roten zum Schwarzen gedeihen
die Dividenden der integrationalen Zunft auf der Spaß- und
Spielwiese der Kolonisatoren an der Saar. Ihr Endzweck ist, mit
der Autonomie der Migration aufzuräumen und zu negieren, daß
die Wandererfluten immer als Hebamme der Geschichte fungierten.
Um dieser Weltkenntnis zu entgegnen und ein missionarisches Handwerk
des Kolonialismus im metropolitanen Terrain bewerkstelligen zu können,
spannen die Soziusse des Migrationstrubels den Mythos der Heimat
sowie der ethnisch markierten kollektiven Identitäten vor ihren
Karren - im karnevalesken Zirkusrund der extra-exotisch bunten Kulturen.
Nach dem Erscheinen des Heftes 127 (Januar-Februar-März
2003/1) bezog die nun mix-farbene Ministerin für Frauen, Arbeit,
Gesundheit und Soziales einen ausgefallen distanzierten Blickpunkt
gegenüber unserem Forum, und zwar anhand eines an die „Redaktion
‘Die Brücke e.V.’ (?)“ gerichteten Schreibens,
in dem sie angeblich auf „die letzte Ausgabe der ‘Brücke’
(!)“ zurückgreift. Gemeint ist eigentlich das Heft 125,
in dem das Vorhaben der neu errichteten schwarz-grünen Stadtrat-Koalition,
eine „Stabsstelle“ für „Migration und Integration“
zu errichten, leidlich thematisiert wird.
Was wollte die ministeriale Patrona der integrationalen
Intima tatsächlich? Hatte ihr Schreiben ein indirekt autoritatives
Drohwort inne? Oder ging es um die konstruktive Kritik am abträglichen
Gestichel einer Redaktion samt der Blatt-Belegschaft, obwohl sie
eben für ihre Marginalie keinen Artikel und keine Stelle zu
nennen nötig hielt? Jedenfalls wurde sie mit einem ausführlichen
Gegenstandpunkt vom 3. März 2003 konfrontiert - und mit dem
Vorschlag, einen konstruktiven Dialog einzuwilligen.
Eine Reaktion ließ lange auf sich warten. Erst
nach einem zweiten Brief vom 19. Mai 2003 rief ein Ministerialer
an, um der Redaktion mitzuteilen, daß die Amtsherrin auf ihrem
Standpunkt bestehe. Und was heißt das? Was ist mit dem Vorschlag
zur Durchführung von Gesprächsrunden über den emanzipatorischen
Gehalt des bombastischen Brockens „Integration“? Ob
es sich bei dem Schriftstück der Ministerin um einen Leserbrief
dreht? Nach einem fühlbaren Zögern bejahte er konfus:
Ja, das muß es sein...
Der Abdruck erfolgte nicht, da es keine schriftliche
Autorisierung vorlag, was in solchen Fällen berücksichtigt
werden müßte. Wie eben DIE BRÜCKE immer auf den
Blütentraum vom Zustandekommen eines Gesprächs stützte,
erhoffte sie ein Einlenken von Seiten der Ministerin. Stattdessen
kam im Juli 2003 der Bescheid, daß es in 2003 „letztmalig“
zu einer Zuwendung kommt. Das ließ sich Anfang November endgültig
bestätigen: Der Titel DIE BRÜCKE verschwand nach über
einem Jahrzehnt aus dem saarländischen Haushaltsplan. Auch
ging der Anstoß der SPD-Fraktion im Landtag des Saarlandes,
die Budget-Patrone der Schwarzen-Union umzustimmen, in die Brüche.
Das Nonplusultra der gebieterisch fabrizierten Fabel
ist der Mahnruf, der den kritischen Foren das Kommando erteilt,
in die Grauzone der Selbstzensur zu galoppieren. Hier darf kein
Dafürhalten in Umlauf gebracht werden, das der volksstaalichen
Gewalträson zuwiderläuft.
Analog diesem Gebot begann auch die Reaktion der Ministerin
Dr. Regina Görner, seit sie mit den „black is beautiful“-trunkenen
Soziussen der neoständischen Noblesse korrespondiert. Mit dem
Privileg ihrer Position der Protektion verschleiert, servierte sie
den Aufsässigen im Kolonisatoren-Konvoi durch einen geheimnisumwitterten
„Leserbrief“ eine züchtige wie züchtigende
Portion Gutleutgetue-Denkzettel. Das Sponsoring tauchte im Dunkel
unter, in dem nun auch die Frage hängenbleibt: Was ist Integration?
Präsentiert sie ein Götzenbild? Oder muß das Wortkunstwerk
nicht auch kritisch interpretiert werden?
Nicht hinwegsetzen läßt sich darüber,
daß DIE BRÜCKE Dialog heißt und verbindet, daß
in diesem Forum sich allerlei - jenseits jeglichen ethno-kulturellen
Scheuklappenblicks - Wortschmiede zusammenfinden und damit auch
Lebenswelten aller Himmelsrichtungen: Okzident und Orient, OneWorld
und Trikont!..
Jeder, der bereit ist auszutauschen, kommt hier zu
Wort. Seit dreiundzwanzig Jahren. Unvoreingenommen.
Die Ministerin lehnt den Dialog ab, besteht auf ihre
Position der Absoluten, hält an ihrer kulturellen Identität
fest, akklimatisiert mit dem Recht des Majoritären, mimt als
Advokatin einer Pressuregroup und nimmt Position gegen abweichende
Gedanken. Eine Schwäche für das Braunen-“Raus!-Gebrüll
hat sie dennoch nicht. Söldlinge braucht das Land, Humankapital
im Status der Leibeigenen. Daher richtet sie ihr kulturalistisches
Augenmerk auf die marginalisierten Quartiere.
***
Der streitige »Leserbrief«
Ministerium für Frauen, Arbeit, Gesundheit und
Soziales, Franz-Josef-Röder Straße 23, 66119 Saarbrücken,
Tel. 0681-501-3114/3115, Fax 501-3135, r.goerner@soziales.saarland.de
Saarbrücken, 27. Januar 2003
Redaktion „Die Brücke e.V.“
Sehr geehrte Damen und Herren,
die letzte Ausgabe der „Brücke“ ist
für mich Anlass, Ihnen einen Eindruck zur Kenntnis zu bringen,
der sich mir bei der Lektüre der Zeitschrift seit einiger Zeit
zunehmend verfestigt. Als jemand, der sich seit vielen Jahren, nicht
zuletzt als Vorsitzende des Vereins „Mach meinen Kumpel nicht
an“, gegen die Ausgrenzung von MigrantInnen in Deutschland
eingesetzt hat, beobachte ich mit wachsendem Unbehagen die Art und
Weise, in der in der „Brücke“ gegen den Begriff
„Integration“ und die damit verbundenen Maßnahmen
polemisiert wird. Natürlich kann man über den einen oder
anderen Sachverhalt, der unter dem Überbegriff „Integration“
subsummiert wird, sehr wohl streiten. Mir drängt sich inzwischen
aber der Eindruck auf, dass sich die „Brücke“ generell
gegen den Integrationsgedanken wendet. Und das halte ich für
eine Fehlentwicklung, von der ich mich ausdrücklich distanziere.
Der Gegenbegriff zu „Integration“ ist
nun einmal „Ghettoisierung“ - und dagegen ist Widerstand
geboten - egal, ob Ghettoisierung von der Mehrheit verordnet oder
von der Minderheit gewählt wird. Eine offene und demokratische
Gesellschaft besteht nicht aus einer Ansammlung von hermetisch gegeneinander
abgeschlossenen Nischen, sondern eröffnet allen ihren Mitglieder
die Chance auf Teilhabe. Und das setzt voraus, dass alle zu gegenseitigem
Respekt und zur Akzeptanz gemeinsamer Spielregeln bereit sind, dass
sie sich nicht gegenseitig ausgrenzen, sich aber ebenso wenig voneinander
abschotten.
„Integration“ ist im übrigen auch
Gegenbegriff zu „Gleichmacherei“. Wer Ängste um
die eigene kulturelle Identität hat, muss sich gegen Gleichmacherei
wenden, nicht aber gegen Integration. Sonst schlägt er den
Sack, meint aber den Esel. Integration setzt nämlich voraus,
dass Menschen unterschiedliche Identitäten haben und auch als
Integrierte behalten.
Integration ist im übrigen ja nicht nur eine
Anforderung an MigrantInnen, sondern eine Grundkompenente menschlichen
Zusammenlebens. Alle gesellschaftlichen Gruppierungen, unterschiedliche
Generationen und Kulturen müssen sich aufeinander einlassen.
Andernfalls sind Ghettoisierungen, Diskriminierungen und Benachteiligungen
unausweichlich.
Dieses Sich-Aufeinander-Einlassen ist kein einmaliger
Akt, sondern ein Prozess, der von allen immer wieder erneuert werden
muss. Er setzt vor allem sprachliche Kommunikation voraus. Und dazu
ist das Erlernen der gemeinsamen Sprache unabdingbar. Nur wer mit
den anderen sprechen kann, kann sich verständlich machen und
erwarten, dass ihm Verständnis entgegengebracht werden kann.
Insofern halte ich die Anforderung an MigrantInnen, die Sprache
ihrer Wohnregion zu erlernen für unverzichtbar, gerade weil
mir daran gelegen ist, dass MigrantInnen nicht unter schlichten
Anpassungsdruck gesetzt werden, sondern sich mit ihrer kulturellen
Identität in die Gesellschaft einbringen können.
Auch wenn es genügend Beispiele für misslungene
Integrationsbemühungen und Ghettoisierungen gibt: Die Geschichte
Europas ist nicht zuletzt durch die vielfältigen Integrationsprozesse
gestaltet worden, die seit der Antike stattgefunden haben. Europa
und die europäischen Staaten haben sich nicht zuletzt durch
die Befruchtungen, die sie über Jahrhunderte hinweg durch Migrationsprozesse
erfahren haben, zu Regionen entwickelt, in denen offene, demokratische
Gesellschaften möglich sind und bleiben werden. Migration,
die zu Integration führt, ist kulturelle Bereicherung.
Als Historikerin weiß ich, dass die Identität
Europas gerade in der Fähigkeit besteht, sich durch Integration
fremder Einflüsse immer weiter zu entwickeln. Als Gewerkschafterin
und auch als Ministerin weiß ich, dass dieses Konzept heute
in Europa und in der Welt ohne humane Alternative ist.
Insofern melde ich heftigen Widerspruch an, wenn in
der „Brücke“ die Integrationsbemühungen von
Menschen lächerlich gemacht werden oder sogar offen gegen das
Konzept „Integration“ polemisiert wird. Das ist nicht
nur unfair gegenüber denjenigen, die sich bemühen, in
ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen und ihren Platz in der Gesellschaft
einzunehmen. Es liefert im übrigen - und das halte ich für
regelrecht gefährlich! - auch denjenigen, die mit dem Rassismus
und den Ausgrenzungen liebäugeln, Vorwände, an ihren menschenverachtenden
Haltungen festzuhalten. Die saarländische Landesregierung und,
da bin ich sicher: die allermeisten BürgerInnen des Saarlandes,
wo immer sie geboren sind, werden eine solche Haltung jedenfalls
nicht akzeptieren.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Regina Görner
Die Ministerin
***
Für eine kosmopolitische Bürgerrepublik
Gegenstandpunkt vom 3. März 2003 (leicht gekürzte
Lesart)
Sehr geehrte Frau Dr. Görner,
herzlichen Dank für Ihr Schreiben vom 27. Januar
2003, aus dem jedoch nicht hervorgeht, ob es sich dabei um einen
Diskussionsbeitrag handelt bzw. um einen Leserbrief. Neben der Klarstellung
dieser Frage versuche ich in folgender recht ausführlicher
Replik, Position auf Ihre Behauptungen zu beziehen im Hinblick auf
einen kreativen Dialog mit Ihnen. Darauf legen die aktiven Fertiger
dieses Blätterwerks großen Wert.
Offensichtlich in Ihrem an die Redaktion der Zeitschrift
DIE BRÜCKE gerichteten Brief ist, daß Ihre Intention
primär meinen Standpunkt zum Integrationsbetrieb attackiert.
Bezogen haben Sie Ihre Vorhaltung auf die „letzte Nummer“,
die jedoch die Ausgabe 125 meint, nämlich die vorletzte, inzwischen
die vorvorletzte. Denn Sie räumen der Frage nach dem Erlernen
der gemeinsamen Kommunikationssprache einen ganzen Absatz ein und
erwecken den Eindruck, als hätte ich dagegen die Klinge gekreuzt.
Im besagten Heft hatte ich auf das Grünen-Verständnis
von der „kulturellen Dimension“ der Integration im Satzgefüge
„Zentral ist hierbei das Erlernen der deutschen Sprache, um
eine gemeinsame Verständigung zu ermöglichen“ sarkastisch
mit dem Hinweis reagiert: „Kann die Verständigung nicht
auch auf einem anderen, leichteren Wege erfolgen? Oder aufgrund
der notwendigen Veränderung des Mehrheitsgewichts?“
Berechtigt ist diese Reaktion nach wie vor. Denn man
reduziert den Sinngehalt der kollektiv kommunikativen Kompotente
auf die bloße „Verständigung“ und ignoriert
oder vergißt sein Gewicht als Hauptglied des allgemein zugänglichen
Zusammenhalts für die Persönlichkeits
entwicklung. Nichts kann notwendiger sein als der Anstoß,
den potentiellen wie realen Bürgern mit migrantischem Hintergrund
den Zugang zu Sprachkursen zu gewährleisten, die nach wie vor
vernachlässigt oder als Randaspekt traktiert werden. Nichts
spricht auch dagegen, wenn die Konzipienten eines Zuwanderungsgesetzes
den künftigen Immigranten die Pflicht auferlegen, an Integrationskursen
teilzunehmen - mit den Fächern Deutsch, Grundlagen der Verfassungs-
und Rechtsordnung, der Geschichte und Kultur Deutschlands. Kritik
verdient diese Sicht der Novelle jedoch, wenn sie von dem bereits
im Lande ansässig gewordenen migrantischen Menschenauflauf
nur beiläufig Notiz nimmt und ihm den Zugang zu dem „Angebot“
nahezu blockiert.
Das selektive »Angebot«: »Integration
contra Ghetto«
Dazu gehört ein ganzes Dossier von Fehlschlüssen
informativer Wesensart, z.B. der stiefmütterliche Augenschein
auf die Existenzgründungen, auf die marktläufigen Begegnungen
in Berufsverbänden, Gewerkschaften und ähnlichen Zusammenschlüssen
als elementare Wirkungsfelder der Gesellschaft. Die Geistesgegenwart
der nationalen Entscheidungsträger richtet sich - ob Wahlkampfgetöse
oder Talkshow - ziemlich einseitig auf den „internationalen
Wettbewerb um die besten Köpfe“. Auf der Strecke bleiben
die vor Jahrzehnten eingewanderten Landeskinder, denen die unter
dem Leitwort Integration verkündeten Angebote weiter verkürzt
werden sollen, wenn nicht ganz vorenthalten. Es geht hier nicht
mehr um den verbalen Lobspruch für ihre sozio-kulturellen Leistungen,
sondern um deren Anerkennung durch das Resozialisieren der positiven
Diskriminierung in den inländischen Modernisierungsprozessen
unter der Globalisierungs-Glocke.
Hingegen erstarrt das Augenmerk des Integrationsbetriebs
in der Hypothese, nach der man sich für eine moralische Sinnesart
gegenüber denjenigen verpflichtet, von denen man annimmt, daß
sie aus eigener Kraft den Anschluß an der Ganzheit nicht in
Gang setzen können. Man ignoriert die Ergebnisse vielerlei
Studien und Erfahrungsprotokolle, nach denen die migrantische Bevölkerung
das dynamische Quantum jener Vorgänge verkörpert, welche
die allgemeine Wohlstandskurve in Fahrt bringen. Dazu kommt ihr
kreatives Talent und künstlerisches Temperament. Man weicht
von diesen Erkenntnismomenten ab und befaßt sich mit der Wahrung
der ethno-kulturellen Identitäten, indem man sie meistens auf
die Religiösität, das Volkstum oder auch auf die Folklore
reduziert. Ob diese Spielart sich innerhalb einer gesellschaftlichen
Partnerschaft einordnen kann, läßt sich nur spekulieren.
In diesem Zusammenhang verliert die Formulierung „Integration
contra Ghetto“ jeglichen fruchtbaren Aspekt. Denn die Konzentration
auf den Affekt der kulturellen Identität bewölkt den Horizont
des Universalen, untermauert die partikulären Potentiale, wirkt
daher rudimentär und kontraproduktiv. Man geht dabei von dem
Trennenden, dem Differenzierenden aus und verliert das humanitär
Bindende, das Gemeinsame aus den Augen.
Rückt man die Etappen des Einwanderungsgeschehens
seit den letzten vier Jahrzehnten innerhalb der Bundesrepublik Deutschland
ins Blickfeld, so läßt sich die Ghettoisierung nicht
als Gegenufer der Integration in Worte fassen, sondern als deren
Folge oder als eine Art Antwort darauf. Natürlich gilt diesem
Panorama der Widerstand. Aber wie?
Immer wenn vom Konfliktstau bezüglich der migrantionsbedingten
Abläufe die Rede ist, verweisen die Träger der gesellschaftlichen
Gewalt und ihre beratenden Begleiter mit starrem Blick auf die Integration
als Allheilmittel, ohne sich die Mühe zu machen, den Terminus
in einen einigermaßen verständlichen Denkhaushalt zu
assimilieren. Verloren geht damit auch der zu erstellende Vertrag
der Verträglichkeit zwischen den sozial grundierten Lebenswelten.
Sollte man sie nicht zunächst als urbane Geburten der Metropolen
erachten, bevor sie als Gefahrenzone konturiert werden?
Oder die »Staatsbürgernation«
Sehr geehrte Frau Dr. Görner,
der Hauptgehalt Ihrer auf Distanzierung gerichteten
Kritik besteht aus der Vorhaltung gegenüber einem zwei Jahrzehnte
alten Periodikum, das „offen gegen das Konzept ‘Integration’
polemisiert“ habe. Es liefere „im übrigen ... auch
denjenigen, die mit dem Rassismus und den Ausgrenzungen liebäugeln,
Vorwände, an ihren menschenverachtenden Haltungen festzuhalten“.
Ihren Denkvorgängen bezüglich des nachbarschaftlichen
Miteinanders kann ich nur zustimmen. Offen bleibt jedoch die Frage
nach dem affirmativen Augenmerk auf den populär kursierenden
Begriff „Integration“, welche der Freiburger Gelehrter
und Vorsitzende des „Rats der Migration“ Prof. Dr. Dieter
Oberndörfer in „Frankfurter Rundschau“ vom 8. Oktober
2002 als ein „Instrument neuerlicher Zuwanderungsblockade“
bezeichnet:
„Integration ist in der Debatte über Zuwanderung
ein normativ aufgeladenes Postulat. Es geht bei ihm nicht um eine
beliebige, sondern um die wünschenswerte Gestalt der Eingliederung
bisher Fremder in Politik, Gesellschaft und Kultur. Übersehen
wurde, dass im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland klar vorgezeichnet
wird, was Integration bedeuten kann und was nicht. ...
Das Staatsverständnis der völkischen Nation
geht von der Vorstellung einer homogenen, für alle verbindlich
definierbaren und vor Verunreinigung durch fremde Elemente zu bewahrenden
‘nationalen’ Kultur aus. Solange sich dieses überlieferte
völkische Staatsverständnis in den Köpfen hält,
bleiben Ausländer von der Nation ausgeschlossen. Gefordert
sind daher jetzt die längst fällige geistige und politische
Aneignung der Prinzipien des demokratischen Verfassungsstaates.
Dieser versteht sich als Staatsbürgernation.“
Gerade für diese „Staatsbürgernation“
statt eines ethnisch homogenen „Volksstaates“ plädiere
ich seit zwei Jahrzehnten. Dabei forderte ich mehr als einmal auf,
sich neben dem „normativ aufgeladenen Postulat“ über
den beifälligen Keim des Terminus „Assimilation“
Gedanken zu machen. Im weiteren betrachtete ich das Plädoyer
für kulturelle Identität als einen Fehltritt, durch den
der zwanglose Prozeß der gleichberechtigten Bürger droht,
ins Stocken zu geraten. Die auf den völkischen sowie rechtgläubigen
Erhalt bezogenen Kulturen haben sich vor allem in den letzten Jahrzehnten
weltweit als destruktiv erwiesen. Daher stellte ich den weit verbreiteten
Tendenzen der kulturalistischen Kommunikationsformen das Kosmopolitische
entgegen.
»Was heißt eigentlich Integration?«
Indes bin ich einer der vielen Autoren in diesem unserem
Forum, die sich über die „Integration“ kritisch
wie affirmativ Gedanken machen. Daher wird DIE BRÜCKE immer
wieder als ein Organ der Integration wahrgenommen: „Mit Interesse
habe ich das Belegexemplar der Zeitschrift zunächst nur durchgeblättert.
... Ein zentrales Anliegen Ihrer Arbeit ist erkennbar die Integration.
... Sie haben ein ehrenwertes Anliegen und professionell einen gewissen
Anspruch,“ lautet zum Beispiel eine Mitteilung anläßlich
eines Probeexemplars der Ausgabe 127 in unserer elektronischen Post.
Es geht nicht um Für oder Wider auf der medial
öffentlichen Plattform der Debatten, sondern um die Frage nach
dem Inhalt eines Schlagworts bei seinem inflationären Gebrauch.
Und es geht um zukunftsträchtige Gedankenfäden, welche
DIE BRÜCKE nur in Ansätzen zu liefern imstande ist.
„Was heißt eigentlich Integration?“
lautet der Titel eines Flyers, den das Düsseldorfer Informations-
und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA e.V.)
vor kurzem publizierte. Kritisch setzt sich das Faltblatt mit dem
Schlagwort auseinander und geht den Fragen nach wie dieser: „Der
Begriff Integration hat sich zu einem der beliebtesten Schlagworte
in Zusammenhang mit Migration und dem Leben von MigrantInnen in
Deutschland entwickelt. Manchmal scheint er unerfüllbare oder
auch unerwünschte Forderung, manchmal jedoch auch eine Art
Allheilmittel für gesellschaftspolitische Probleme zu sein.
Doch wer soll und muss sich integrieren?
Von welchen Personen wird der Begriff Integration
in welchem Kontext und mit welcher Intention verwendet? Welche verschiedenen
Konnotationen kann Integration haben?“ ...
Das Blendwerk »Ethno-Kultur«
Sehr geehrte Frau Dr. Görner,
abgesehen vom polemischen oder provokativen Sprachgebrauch
habe ich meine Kritik an der Integration als gebetsmühlenartig
wiederholter Wahlspruch sorgfältig auf den Ergebnissen verschiedener
Studien und Tagungsprotokollen begründet. Im Angelpunkt meiner
Intention seit über zwei Jahrzehnten liegt der bürgerliche
Ansatz einer Staatsbürgernation. Sie wird ausdrücklich
zum Hauptthema der bundesdeutschen Gesellschaftsformation erhoben,
und zwar von renommierten Gelehrten und Persönlichkeiten dieser
Republik.
Dabei habe ich bewußt eine eigene Sprache entwickelt,
wiederum bewußt auf den aufklärerischen Anspruch verzichtet
und eine gewisse Distanz zum politischen Areal geschaffen. Mein
Ziel bestand hauptsächlich darin, die mental mechanische Form
der menschlichen Begegnungen zu überwinden und sie in einen
humanen Gefühlshaushalt morgenbunter Menschenlandschaften einzubringen.
Nicht als politischer Protagonist wollte ich mich aufspielen, ging
- auf eigenes Idealbild bedacht - meinem Traum vom Einsatz schriftstellerischer
Ästhetik für die Zeitkritik nach und versuchte, mich als
Reimeschmied in die Wortgefechte über den sozialen Brückenschlag
einzumischen.
Die Sprache, die ich mir zu eigen machte, erweckt
zwar gewisse Aversionen, im Endeffekt erwies sie sich jedoch als
beifällig. Denn sie sollte die Menschen dazu animieren, sich
schreibend - in Form der Poesie, Prosa, Kritik oder Rezension -
den Foren sozio-humaner Prozesse anzuschließen. So fanden
in DIE BRÜCKE Hunderte von Autoren eine Heimat. Sie wirken
in ihren Nachbarschaften schließlich als Vermittler von libertären
Weltbildern zwischen Menschen als kosmopolitischen Erdenbürgern
wider den Rückzug in die völkischen Kollektive oder gottesfürchtigen
Brüderschaften.
Es gehört zu meinem Anliegen, dem postmodern
ausgebuchten Zeitgeist entgegenzusteuern, der das Postulat Kultur
hauptsächlich verwässert, ihr den allgemein urbanen Hintergrund
entzieht, sie auf die ethno-fundamentalen Grenzziehungen reduziert
und instrumentalisiert. Kultur ist da nicht mehr die Summe von Resultaten
der materiellen wie geistigen Produktionen, von Organisationsformen
des Zusammenlebens, von Institutionen der Bildung und Kommunikation,
nicht mehr das als Menschenbild und Persönlichkeitsideal der
Gesellschaft, als Ausdruck der theoretischen, praktischen, moralischen
und schließlich ästhetischen Fähigkeiten und Bedürfnisse
der Menschen, nicht mehr das, was dem Naturzustand der Humanität
entspricht.
Gerade auf dieser historischen Definitions-Strecke
der Kultur entwickelte sich aber Europa zu dem, was es heute ist
- ein Terrain der freien Gedankenflüsse. Jede Gesellschaft,
die einen zivilisatorischen Wandlungsprozeß zum Urbanen vollzog,
hatte die Kultur zu assimilieren, die sie vorfand. Dieses Verständnis
von Kultur, die sich ständig entwickelt und verwandelt, ist
gerade für die Festlegung der kollektiven Identitäten
nicht geeignet.
Das darf sie jedenfalls nicht sein, wenn das Menschentum
sich unterwegs zu einem „Eine-Welt“-Ideal bewegen soll.
Denn Identität drückt ein statisches Befinden aus. Sie
hat sich seit den Achtzigern des vorangegangenen Jahrhunderts von
einem individuell-psychologischen Kontext zu einem verkrampft umkämpften
Ausbund der gesellschaftlichen Diskurse etabliert. Sie reflektiert
die Aufwertung des Eigenen im abfälligen Vergleich mit dem
Anderen und artikuliert deswegen die Spaltung der Gesellschaften
in die ethno-kulturellen Identitätsnischen.
Am Rande vermerkt: Ohne die postmoderne Verdrehung
des Kontinuums Kultur in Orwelscher Manier wäre gegenwärtig
von einem in aller Munde kursierenden „Zusammenprall der Kulturen“
nicht die Rede.
Es basiert auf einer inkorrekten Annahme, mir vorzuwerfen,
ich (als Vertreter der Zeitschrift DIE BRÜCKE) sei generell
gegen den Integrationsgedanken. Wahr ist, daß gegen den zentralen
Topos seit seinem Aufstieg zum Politikum bekanntlich die Jünger
der klassischen Rassentheorien operieren und ihm einen Völkergemisch
entgegenhalten, der die intakten Gemeinschaften in den Abgrund stürze.
Sie betrachten auch die Geschichte der Gegenwart als Gladiatoren-Arena
der völkisch kollektiven Konstrukte.
»Multikulturelle Gesellschaft«
Unter dem - wie auch immer - zum Durchbruch gebrachten
Gewicht der postmodernen Ideologie wurde auch die Humanität
als universales Ansinnen aus dem Zentrum sozialer Interaktionen
verbannt. An ihre Stelle rückte die Ethno-Kultur als Medium
in hohem Maße, als Motor der Rivalitäten zwischen Stammes-
und Ständeordnungen.
Aus dieser historisch rückwärtsgewandten
Fontäne entsprang zunächst das Wortkunstwerk „Multikulturelle
Gesellschaft“, welche die faktische Population in die ethno-kulturellen
Segmente parzellierte und sie zum bloßen Nebeneinander verpflichtete.
Dieses Modemodell diente zu nichts anderem, als die sozialen Widersprüche
bzw. humanen Zusammenhänge im Sinne des neorechten Ethnopluralismus
in die kulturalistischen Separationen hineinzustecken. Es führte
zur Lobeshymne der kulturellen Identität, die nach und nach
zum Stützpfeiler der Integration erwuchs. Wenn Integration
die Zusammenfügung der Teile in ein Ganzes bedeutet, dann stellt
sich die berechtigte Frage: Welche universalen Elemente enthält
dieses Ganze jenseits der Summe des Partikularen?
Auf der anderen Seite: Verwenden läßt sich
der Begriff „Integration“ geradewegs nicht als operativer
Leitsatz ohne den kritisch begleitenden Kommentar, sondern als übergeordnetes
Symbol, um das Lehrgebäude der segmentierten Strukturen zu
entschleiern. Dann zielt die Folgerung nicht auf komplette Handhabungen
ab, sondern auf die komplementären Rahmenbedingungen für
die Eingliederung der einströmenden Humankapitalien in die
Systeme der bürgerlichen Verfassungsordnung.
Man kann einen Sachverhalt nicht in Worte kleiden
und ihm allgegenwärtige Gültigkeit verleihen. Wenn die
Integration einen langwierigen Prozeß voraussetzt, so gehört
es dazu, hinter ihrem Habitus auch einen argwöhnischen Blick
zu werfen. Ohne das elementar kritische Denken fehlt den gesellschaftlichen
Gestaltungsakteuren der Kompaß in die Zukunft, damit die Spannkraft
für die Gegenwart, und sie können ohne die intellektuell
kritische Begleitung vollkommen aus dem Konzept geraten, nicht mehr
aus noch ein wissen. Was dann zwischen dem sensationsgeladenen Alarmismus
und dem systematischen Desinteresse aufplustern kann, ist ein kontinuierlicher
Problemstau.
Die Ausbesserung der staatsbürgerlichen Strukturen
setzt mutiges Unterfangen voraus, vor allem aber die Bereitschaft,
sich mit den anfänglich unbequem erscheinenden Geistesblitzen
auseinanderzusetzen. Nur so kann sich diese Republik zu einer Einwanderungsgesellschaft
entwickeln, nämlich zu einer Staatsbürgernation wider
das festgefahrene Verständnis von einem ethnisch fundierten
Volksstaat. Das ist schwieriger als die Begegnung der Menschen,
die selbst nicht in toto auf die Perspektive zugeschnitten ist,
daß beispielsweise der Deutsche vor ihm gleich den Türken
sieht oder der sonntägliche Kirchgänger den freitäglichen
Moscheebesucher. Der Passant erspäht in seinem Pendant zuallererst
den Menschen.
Noch befindet sich die Gesellschaft, in der wir leben
und für deren Fortentwicklung wir uns Gedanken machen, nicht
einmal auf der Etappe des bürgerlichen Bestrebens „gleiche
Rechte für alle“. Mich persönlich interessiert die
Analogie nicht, daß dies anderswo nicht anders bzw. besser
oder schlechter ist. Mich bewegt vielmehr das Ideal von einem kosmopolitischen
Gesellschaftsgebilde der bürgerrechtlich gleichen Bürger
jenseits völkischer oder heilsgewisser Identitätsnischen.
Daß die Bundesrepublik auf dieser Strecke Einiges geleistet
hat, läßt sich natürlich nicht negieren. Das darf
aber dem nicht im Wege stehen, was noch zu leisten ist - auf der
langen Strecke zu einer offenen Republik. Darin liegt auch der Sinn
eines Prozesses. Er bedeutet nämlich, daß man auf immer
Höheres abzielt.
Die konservierte Fata Morgana: »Parallelgesellschaften«
Was uns allen als Diskutanten oder Administratoren
herausfordert, ist die Mühsal, die ethnokulturelle Parzellierung
zu überwinden, sie jedenfalls nicht noch zu fördern. Wir
müssen uns mit den Lebenswelten noch gründlicher befassen,
die gerade in unserer Nähe entstehen. Hierzu noch einmal Dieter
Oberndörfer in „Frankfurter Rundschau“ vom 8. Oktober
2002: „Die immer noch geringe Akzeptanz gesellschaftlichen
Pluralismus in Deutschland, manifestiert sich nicht zuletzt auch
in der Polemik gegen die Entstehung so genannter Parallelgesellschaften
als Folge von Zuwanderung. Eine bunte und zunehmende Vielfalt von
oft wenig miteinander verbundenen Parallelgesellschaften oder Lebenswelten
ist gerade für moderne Gesellschaften charakteristisch. ...
Aber die Bürger freier Gesellschaften haben das
Recht, sich ihre eigene Lebenswelt zu suchen und sich dabei auch
von anderen Lebenswelten zu disasoziieren. Disasoziation kann eine
legitime Technik der Konfliktprävention sein. Es müssen
nicht alle Menschen miteinander Händchen halten. ...
Die Übernahme der Sprache des Aufnahmelands,
sowie die Angleichung sozial und kulturell geprägter Verhaltensweisen
an die Mehrheitsgesellschaft und allmähliche Vermischung sind
in Einwanderergesellschaften meist ein mehrere Generationen dauernder
komplexer Prozess. Dieser Prozess kann in nur sehr begrenztem Umfange
beeinflusst werden.“
Beharrliches Unterfangen für das unbefangene
Gespräch
Meinem Wahrnehmungsempfinden nach leidet die Szene,
die für die Sozialisation migrantischer Abläufe tätig
ist, unter dem Mangel an theoretischen Maximen. Als Folge zeichnet
sich eine Verwechslung zwischen einem historischen und bürokratischen
Auftrag ab. Der demokratisch bemäntelte agitatorische Ansatz
verdrängt jeglichen substantiellen Aufwand. Wie bereits erwähnt,
könnte das Experiment mit den populären Imitationen wie
mit der Ethno-Kultur der Ausweitung der Konfliktfelder den Weg bahnen.
Dagegen hilft das unbefangene Gespräch, ohne die Parteinahme
für den einen oder anderen roten Faden sowie ohne den bürokratischen
Formulierungszwang.
Sie, Frau Dr. Regina Görner, könnten neben
Ihrer Funktion als die für die Belange der migrantischen Bevölkerung
zuständige Verantwortungsträgerin auch als engagierte
Bürgerin und Historikerin Wesentliches zum Zustandekommen einer
Gesprächsreihe in unserem Umland beitragen.
Zum Weltbild einer offenen Gesellschaft gehört,
daß über die Menschenschicksale nicht nur in den fraktionellen
Kulissen, Projektbüros oder Redaktionsstuben gesprochen wird,
sondern auch in den allgemein zugänglichen Debatten. Daher
schlage ich Ihnen die Durchführung einer Reihe von Gesprächsrunden
mit Autoritäten aus dem universitären Bereich vor. ...
In der Hoffnung auf Ihre zustimmende Reaktion und
eine Fortführung der Diskussion in einem Gespräch verbleibe
ich mit den besten Wünschen und kosmopolitischen Grüßen
Necati Mert
(Verantwortlicher und koordinierender Redakteur der
Zeitschrift DIE BRÜCKE)
***
Resolution
– Redaktionskonferenz der Zeitschrift DIE BRÜCKE
–
Bestürzt nahmen wir, die Unterzeichner dieser
Resolution, in der Redaktionssitzung vom 29.11.2003 zur Kenntnis,
dass der Zeitschrift DIE BRÜCKE von Seiten der Regierung des
Saarlandes droht, dem Rotstift zum Opfer zu fallen. Denn der herausgebende
Verein DIE BRÜCKE e.V. wurde aus dem Haushaltstitel für
gemeinnützig tätigen Vereine gestrichen, die seit langem
ihren gesellschaftlichen Beitrag zur Integration der Zugewanderten
leisten. Mit der Einbuße des bisher geleisteten Förderbetrages,
mit dem der Verein seit über zwölf Jahren einen Teil der
Sachkosten decken konnte, kippt ein wesentlicher Pfeiler seines
Fundaments.
Wir sehen den Vorgang in direktem Zusammenhang mit
dem in der BRÜCKE Ausgabe 131 abgedruckten Schreiben der Ministerin
für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales, in dem Frau Dr.
Görner unserer Zeitschrift vorwirft, »offen gegen das
Konzept „Integration“ zu polemisieren« und damit
gefährlichen rassistischen Tendenzen in die Hände zu spielen.
Wir Unterzeichner, Streiter für ein humaneres Zusammenleben
aller Menschen und seit langen Jahren Fördermitglieder, Redakteure
und Autoren der Zeitschrift, fühlen uns missverstanden und
bestraft.
Der Verein zur Förderung politischer, sozialer
und kultureller Verständigung zwischen Mitbürgern deutscher
und ausländischer Herkunft DIE BRÜCKE e.V., bietet seit
über zwei Jahrzehnten den kosmopolitischen Denkern und Protagonisten
einer egalitären Bundesrepublik ein freies Forum, in dem die
Entwicklungen zwischen der Mehrheitsgesellschaft und ihren eingewanderten
Bürgern kritisch beobachtet und begleitet werden. Dabei versteht
sich DIE BRÜCKE als Sprachrohr der in Deutschland beheimateten
Migranten, ein Forum, bei dem der Titel Programm ist und die Diskussion
um eine menschenwürdigere Gesellschaft unzensiert und auf gleicher
Augenhöhe geführt wird.
Als Reaktion auf eine neu erwachte völkische
Strömung, protokolliert im »Heidelberger Manifest«,
mit dem Ende 1981 fünfzehn universitäre »Vordenker«
zum Widerstand gegen »die Unterwanderung des deutschen Volkes
durch den Zuzug von Millionen, die Überfremdung unserer Sprache,
unserer Kultur und unseres Volkstums« aufriefen, entstand
DIE BRÜCKE als Publikation für ein von der Herkunft unabhängiges
Welt- und Staatsbürgerdenken in Deutschland.
Von Beginn an widmet sie sich dabei Themenfeldern,
die in den letzten Jahren immer mächtiger in den Mittelpunkt
öffentlicher Debatten rückten, wie:
Das dauerhafte Plädoyer für eine bundesrepublikanische
Staatsbürgernation und die endgültige Abschaffung eines
überkommenen völkisch motivierten Staatsbegriffs.
Die Ursachen und Folgen einer neoliberalen Globalisierung
und der damit verbundene neue Krisenkolonialismus, der die Welt
unter dem Deckmantel »humanitäre Interventionen«
in Interessensphären der Mächtigen aufteilt.
Die neue Völkerwanderung der enteigneten Erdenbürger
und die Abschottung der »Festung Europa« als Reaktion
darauf.
Der Neorassismus, die globale Apartheid und ein lukrativer
Menschenhandel, als moderne Sklaverei bezeichnet, von dem ausschließlich
die reichen Zentren profitieren.
Eine seit 30 Jahren fehlschlagende und immer wieder
neu propagierte Integrationspolitik, während gleichzeitig die
fortschreitende Ethnisierung Europas gefördert wird.
Die Untersuchung sich verändernder Lebensverhältnisse
zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den eingewanderten Lebenswelten
in den urbanen »Quartieren« Deutschlands.
Im Gegensatz zum etablierten Mediendiskurs richtet
DIE BRÜCKE ihr Augenmerk nicht auf das Ethnisch-Trennende,
sondern auf das Human-Verbindende. Dazu gehört, gerade in einer
Zeit neoliberaler Kälte, eine kritische, aber konstruktive
Streitkultur jenseits wechselnder parteipolitischer Willensbekundungen
in den Zuwanderungs- und Integrationsdebatten.
In diesem Sinne sehen die Mitstreiter und Leser in
DIE BRÜCKE mehr als eine Publikation, sie ist eine Idee –
für ein kosmopolitisches Denken – für eine offene
Gesellschaft – für ein humaneres Miteinander. Soviel
unabhängiges Denken muss sein. Soviel Anspruch darf erhoben
werden.
Für diese Idee arbeiten die Unterzeichner, alle
Redakteure, Lektoren, Autoren und Förderer der Zeitschrift
ehrenamtlich. Der bisher von der Regierung des Saarlandes bewilligte
Förderbetrag bezuschusste ausschließlich die Sachkosten
zur Herausgabe der Quartalshefte.
Deshalb fordern wir die Regierung des Saarlandes auf,
die Streichung des Vereins DIE BRÜCKE e.V. als förderungswürdiges
Projekt zurück zu nehmen.
An der Redaktionskonferenz, verbunden mit einem Meeting zum Thema
»Mediendiskurs in der kosmopolitanen Gesellschaft«,
nahmen vierzehn Personen teil und sprachen sich einstimmig für
eine Resolution aus.
***
Der marinierte Blickfang: Manisch germanisch
Ein triftiger nachträglicher Kommentar
Es war recht bravourös, wie die Ministerin Dr.
Regina Görner mit dem Auslassen einer Antwort den Deckel auf
eine von ihr herbeigeführten Affäre drückte, nachdem
sie manche Eskapaden mißinterpretiert hatte. Der ständige
Verweis auf Grauzone zum rechten Rand des gesellschaftlichen Geflechts
soll sie davor decken, daß ihre gebieterische Vorgehensweise
als kulturalistische Attacke eingestuft wird.
Als Spektakel läßt sich vor allem ermitteln,
wenn unter all den neoliberal gebotenen Gegebenheiten der ökonomischen
Händel die Ministerin sich von den bösen Nachreden gegenüber
den mitleidig Mitwirkenden des kolonisatorischen Szenarios beklagt
und darauf anspielt, daß dies den mit dem Rassismus liebäugelnden
Milieus zugute kommt. „Unfair“ sei das sogar „gegenüber
denjenigen, die sich bemühen, in ihrer neuen Heimat Fuß
zu fassen und ihren Platz in der Gesellschaft einzunehmen“.
Auch als ritterlich gilt scheinbar, dem gebotenen Widerstand gegen
„Ghettoisierung“ beizupflichten. Nonplusultra!
Was nun? Wie geht die Zusammenkunft der Menschen vonstatten,
ohne die ethnisch politierte Scheidewand zu überschreiten?
Mit dem Ausbau der kulturellen Identitäten als Lobeshymne für
das majoritäre Kollektiv? Daß der himmlisch sanktionierte
Teuto-Trabant unter dem Dachwort „Integration“ weiter
kursiert - über den Dächern migrantischer Quartiere? Was
hat die Integration sonst zum Inhalt, wenn nicht das inszenierte
Meeting der Kulturen gemäß der Maxime, daß der
große Fisch den kleinen schluckt?
„Ghettos“ (oder „Parallelgesellschaften“)
gehören zum eingewurzelten Umland der postmodernen D-Metropolen
- auch der Ortschaften an der Saar. Neben der größten
Eingewanderten-Kolonie der Sizilien-Italiener mit ihren dutzenden
Vereinen im Saarland kristallisieren sich auch die Anatolier-Quartiere
in allerlei Stadtteilen als Lebenswelten heraus. Trotz des dreißigjährigen
Gewimmers der „Integration“.
Was man fingerfertig tabusiert, läßt sich
nicht mehr diskutieren. Dafür wird eine drahtige Schablone
zurecht geschnitten, und sie trägt das Prädikat „Zuwanderungssteuerungs-
und begrenzungsgesetz“. Wer im Portal der Majorität eine
Botschaft abgeben will, kann sich an dieses Novellenwerk wenden,
welches das Migrantenpotential als Material im Ressourcenpool ermißt
und es als zu melkende Kuh betrachtet. Das im abgestandenen Schaufenster
„Integration“ servierte Geistesprodukt soll selbst die
eingewanderten Alten besänftigen, daß die Regelwerk-Regenten
sie nicht mehr wie vor drei Jahrzehnten in die eingezäunten
vom Werkschutz beachten Baracken einweisen wollen.
Summa summarum: Von Herzen gern stehen die demokratischen
Postenjäger im anthroposophischen Musentempel vor der Breakdance-Performance
hybrider Teenager fürs Photo. Mehr erträgt ihr Gefühlshaushalt
nicht. Die Schwarzen-Ministerin, die allem Anschein nach anstandslos
auch vaterländisch-grün agiert, ersehnt - dem Volkstum
Pate gestanden - einen Integrationsbetrieb analog dem teutomanen
Reinheitsgebot ohne Einflüsse und Impulse aus den Reihen der
Objektmasse.
Im grauen Einerlei der demokrallten Domäne
Landeskinder, die seit Jahrzehnten in die Hände
spucken, Mehrwert produzieren, Bruttosozialprodukt vermehren, werden
von den Tacherons der Groß-D AG als Konfliktpotential pointiert.
Serviert wird dann die Fabel sogar als Großtat, daß
die Fremdlinge schwerfällig sind, mit einer gesellschaftlichen
Emanzipation Schritt zu halten, also integrationsbedürftig,
daher lauthals in den Himmel heben müssen, was ihnen im Mittelding
der Gutleut-Getue und Zucht-Zunge ins Ohr geflüstert wird.
Das Phänomen Migration weist auf ein Verpacktes
hin, dessen Gewicht in der Rangglosse der imperatorischen Novellen
liegt und hauptsächlich als Problem wiegt. Und das Ensemble
der emanzipatorisch trainierten Troubadour-Tournee singt die Integrationale,
pflegt die Traute der Gentilhommes und läßt sich mit
dem Stückwerk einer heimeligen Gutmenschen-Manier renommieren.
Der Umbau des bisherigen Behördendschungels geht
still und stilvoll vonstatten, wie sich im „Kleinsten Reich
der Mitte“ am Gesicht ablesen läßt. Der bündnisgrün
gegrübelten Gründungspartie eines schwarz übertönten
stadtamtlichen „Zuwanderungs- und Integrationsbüro“
folgte das Büscheln des Referats „Soziale Integration
der Migranten“ beim Ministerium für Frauen, Arbeit, Gesundheit
und Soziales mit dem Büro „Prävention, Kultur und
Sport“ beim Ministerium des Innern und Sport.
Beherbergt wurde das aufgefrischte bzw. neugebackene
Amtsschimmel im „Dienstgebäude“ Mainzer Straße,
dem Hof einer Grünen-Kaserne. Pech für die migrantischen
Mitwelten dunkel-brünetten Teints, wenn sie wegen ihrer Fassade
am Eingangstor zurückgewiesen werden - gemäß der
Maßregel bezüglich der Präventiv-Fehde mit dem Terrorismus.
Schließlich kann die Inkarnation des Teufels überall
hausen. Ins Gesicht lassen sich die Bürolisten sowieso nicht
schlagen - von Angehörigen des widerborstigen Get-togethers.
Der Umzug bzw. Standortwechsel des Ressorts „Integration“
vom Ministerium des Sozialen zu dem des Inneren läßt
sich auf einen Wink hindeuten, daß die migrantischen Angelegenheiten
im Rahmen der eurozentrisch strukturierten zentralen Sicherheitssysteme
gedreht und gewendet werden. Hier geht es primär darum, die
aufgewühlten Sprößlinge der autochthonen Majorität
zu beseligen. Die spaß-programmierte Prävention der ethnophoben
Gewaltakte und übelgelaunten Attacken der völkischen Faktionen
gewinnt Überhand gegenüber der eventuellen Partizipation
der eingewanderten Minoritäten. Investiert wird für jene
Exit-Programme, die fabriziert werden, um die Halbwüchsigen
aus dem Fahrwasser der gewaltbereiten Extremisten-Ekstasen herauszufischen.
Mittel bleiben somit beispielsweise für die Sprachkurse
zugunsten der alteingesessenen Migranten nicht mehr übrig,
wobei die Sprachkenntnisse als maßgebliche Kondition der Integrationspflichten
gelten und die Absicht, sich einbürgern zu lassen, als Grundmauer
steht - auf dem Blut- und Boden-Bürgerrecht. Und dieser Grundtext
findet sich im täglichen Gickgack der Kolonisatoren-Kolonne
im integrationalen Gefilde - als humanitäres Gewächs.
Die präventive Paradigmen-Poesie, welche die
Fraktions-Fabulisten des Gewaltkartells am laufenden Band faseln,
entpuppt sich in allen ihren Phasen als pappesatte Phrasen des Wohlfühlpatriotismus.
Denn pausenlos recken die parlamentarischen Stimmenjäger und
parteienparate Nomenklatur ihren populistischen Stinkefinger Richtung
„Parallelgesellschaften“ und nähren - unstrittig
hinter ihrem neorassistisch notorischen Notschrei - die Flamme des
extrem rechten Randes im volksstaalichen Gesamtgefüge. Man
gibt den halbwüchsigen Prolltypen der Nation, die in neoliberalen
Novellen als Verlierer eingestuft werden und die daher für
ihre Zornröte noch geschwächtere Sündenböcke
erwählen, das Vorgefühl, auf Aufmerksamkeit stoßen
zu können, wenn sie zuvor den starken Mann markieren. Hinter
all dem konzertierten Allerlei steckt die Parodie der völkisch
mentalen Majorität. In einem solchen Amphitheater werden die
Täter gleichermaßen zu Opfern dargetan wie ihre Opfer.
Indirekt werden sie für ihre Mannestat sogar mit kurzweiligen
Garantien, Kumpaneien und Hanswurstiaden honoriert. Die Exponenten
dieses kulturalistischen Szenariums exotisch imitierten Exemplars
treten das Prinzip auf die Hacken: Potentielle Opfer lassen sich
leichter und beherrschter züchtigen als reale Täter.
Die Taufpaten des demographischen Reservoir-Kanaken
und ihrer germanischen Gegröle-Gegner wollen nicht zu Gesicht
bekommen, was sich außerhalb ihrer Sichtgrenze abspielt. Doch
heiter dreht sich auch das Erdenrund der Metöken und Heloten
weiter.
Necati Mert
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