XXXIII. Jahrgang, Heft 167
Sep- Dez 2014/3

 
  Inhalt  
  Editorial  
  Frederic W. Nielsen  
  Meinungen - Karawanserei  
  In den Kulissen der Teutozentrale  
  Weitläufige Weltbilder  
  Gegenwart der Geschichte  
  Kultur-Atelier  
  Die Brücke an der Spree  
  Medien-Kultur-Schau  
  Lyrik  
     
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Letzte Änderung:
12.10.2014

 
 

 

 
 

 

 

DIE BRÜCKE AN DER SPREE

   
 
 


GLOB 1 111 4

34
An BRI: Elfneunhättst Du Deine chöönen Chilenen sehn und hören können, im Allendeviertel von Köpenick, Wendenschloßstraße, Hauptmannklub, sitz des bürgervereins, Thorsten Postrachs adresse geht auch. 40 jähre ist es her -- schirmherrin heute war immerhin die stellvertretende bürgermeisterin Ines Feierabend; voll die LINKE, der Zirkel trug bei. Nicolas Miquea an der gitarre; sang eigenes und endemische lieder - hatte sein spezielles plimplim. Es sprachen zeitzeugen, altvorsitzende, kinder verschwundener waren da, ganze familien, 100 mann hoch, es wurde improvisiert, überzogen, rangiert was das zeug hielt. Polinske hatte die lyrik aufgefahren, der sänger mußte noch in die WABE, donnernder abschied. Es gab rotwein und empanadas, und hochlandkaffe; tja, die haben auch schöne Highiands.
Nimmste kontakt auf.

35
"...grüne Insel in Prenzlauer Berg soll er bleiben bzw. werden: der Thälmannpark. ... "Grün, bunt, bezahlbar" - so faßt Stadtbauingenieurin Sabine Eyrich ... zusammen. ... Statt mit hochpreisigen Wohn bauten nachzuverdichten, solle der Bereich entlang der Gleise um den S-Bahnhof Greifswalder Straße zum Grüngürtel für den gesamten Prenzlauer Berg erweitert werden." -al- PRENZLBERGER ANSICHTEN. Anwohnerinitiative: http://thaelmannpark.wordprss.com.
Stört nur der nischl.

35.1
Der nischl? ja, der Thälmannkopf, größer als der in Karl-Marx-Stadt. Warum wollen die den weghaben? weil auf den antreteplatz ein zwölfgeschosser paßt, und diese leute spüren, wie entgangener gewinn in die gösse blutet, solange die schönen quadratmeter gepflastert und nur für surfer geeignet sind: solange
Thälmann im weg steht.

36
Fred Pearce, LANDGRABBING, Schlüsselwort: AGGROBUSINESS. (Und
immer mit schwänzjen)

37
Ernst Haffner, BLUTSBRÜDER, Ein Berliner Cliquenroman, 1932! wiederaufgelegt 2013. Wenn Du (an GU, auch NiGudiX) den Georgie Fynn nur halbso hinkriegst, haste was geleischdet. Ein buch ohne macken, meckern und mucken aus dem lebensfeindlichen biotop großstadt (Metropolit, 2013), bevor der
rächen sich auftat.

38
Lieber schwager, ich lese gerade Beltracchis autobiographie. Stammt aus Höxter; hat in AAchen, Eupen, im Selfkant gelebt; wohnte einmal direkt überm zoll an der Eupener Straße, in den 70er jähren, als wir da rüberfuhren; ist mit einem beigier über die flohmärkte und antikmesssn gezogen, rahmen- und leinwändehalber, kannte die brocanteure Lüttichs: einer der unseren. Hat beim vater vergolden gelernt, bei Beuys scharlatanieren, ist im zeichnen bei sich selbst (mir zu verstrichelt, aber: denkende bildchen) Übertraf die meisten falscher, malte in dutzend Stilen, parodien auch im bachschen sinne, und spürte was einem lebenswerk fehlte. Lernte künstler verstehn indem er sie nachahmte und weiterführte; Campendonck muß ihm gelegen haben. Es gibt originalgenies, epigonen und multimethodiker; Beltracchi ist stilpolyp. Schreibt selbst, er sehe sich nicht verkannt, spricht von seinem beruf, den es eigentlich nicht gebe, da ist handwerksehre drin und unt ergrundzunft. Also, der große blonde hippieske Woifgang Fischer, wie er eigentlich hieß, war in unseren breiten eine bekannte gestalt, vielleicht bin ich ihm in Heike Rönnbergs clique sogar begegnet; meist unter südlicherem licht malend, herumzigeundernd rund ums Mittelmeer. "In Aachen ging man ins Null..." Kennst Du das Null? auch im Domkeller war er Stammgast. Kein One Trick Pony, breitkönner, wollte er nur gut leben, nicht zum nabob werden; gierig wurden seine Unterverkäufer. Barlach konnte nur Barlach, Geibel nur eine Goetheprovinz, Picasso konnte alles, sogar Picassos fälschen, und fast immer war seine musik drin. Auf jeden fall hat dieser falscher mehr fürs epochenbetriebssystem getan als ein dutzend emsiger originaltalente. Das ist mit Shakespearemaß z u messen. Es gibt eben solche, denen geh ört ein
tieferes weltloch.

39
Dr Geschke ist tot. Das GESPRÄCH AUS DER FERNE findet weiter statt in
hörweite Weltkrieg.

40
ICH FURZE VIEL / WÄRE ICH DER DALAI LAMA / WÄRE ICH EIN LUFTKURORT / GERÜCHTE WABERN DASZ ER / SEINE SCHEISZE / ALS HEILPASTILLEN / ZU MARKTE TRÄGT // AWL 31.7. NULL UHR
ZWANZIG gedichtet

40.1
GLÄUBIGE SIND GLÄUBIGER / DER LÜGE / DENN GLAUBE SCHULDET STETS / WAHRHEIT // AWL 31.7. FÜNF UHR
MORGENS gedichtet

41
"Westerwelle mahnte im Januar 2010 bei einem Athenbesuch die Einlösung eines griechischen Kauf Versprechens aus dem Jahre 2000 an: den von der Regierung Simitis avisierten Erwerb von 60 Kampfflugzeugen vom Typ Eurofighter zum Preis von zwei Milliarden Euro. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, daß es Kreditzusagen aus Paris und Berlin nur unter der Bedingung weiterer Waffenkäufe gegeben habe. Im Februar 2010 bestätigte Papandreou in Paris den Kauf von sechs Fregatten vom Typ FREMM im Wert von zwei Milliarden Euro. Von der gleichzeitigen U-Boot-Order (Eberhard Rondholz, GRIECHENLAND, Christoph Links Verlag)
war schon die Rede"

42
An Hans Eisel: Gaza, ich weiß auch nicht. Ich setze auf die Vernunft einzelner, rufweit: israelisch-palästinensische initiativen / Soldaten, die für Israel ihr leben einsetzen, aber den dienst an der Gazagrenze verweigern / besuche, gespräche, freundschaften, auch in der diaspora / In Berlin hat die polizei die linie gezogen: meinungen ja, haßparolen nein / Es gibt die schönsten Spielarten Islam, wie ich von Hadayatullah weiß / Selbst die Linke in Israel ist ratlos: Wo ist die unabhängige schlichtungsebene, von allen respektiert? / denn das ist auch ein stellver-
tretergeplänkel.

43
An UB, 28.6.14: Pankaj Mishra, berginder, schreibt über das 20. jh aus asiatischer sieht: AUS DEN RUINEN DES EMPIRES. Tsushima, die Seeschlacht, bei der der westen den nimbus der unbesiegbarkeit verlor, 1905, das ist sein angelpunkt. Er stellt denker und aktivisten aus Indien, China, Japan und Osmanien vor, die fragen formulierten, auf die Gandhi, Atatürk, Mao antworteten. Jamal al-Din al-Afghani, Lian Qichao: namen, noch nie gehört, inspiratoren der Wiedergeburt Asiens, Lassalesche figuren, Luthergestalten. Im konfuzianismus kommen Stadtstaaten nicht vor, in Europa waren sie entscheidendes element, ebenso wie die Seemacht. Die chinesischen intellektuellen erkannten auch die gefahr des sozialdarwinismus, nicht alle fanden aus dem dilemma heraus. Sie erkannten auch treib- und zerstörkraft des nationalismus. In Japan ochsten chinesische Studenten westliche moderne, dann aber trug Japan seine form von faschismus nach China: eine der dia-
lektiken Asiens.

44
Sennett, Haug, Ziegler parallel lesen, da tanzt carmagnole drin. Und die eselsohren nicht vergessen: Jean Ziegler zitiert Gilles Perrault: "Dieses unübersehbare Heer der Opfer, deportiert von Afrika nach Amerika, zerfetzt in den Schützengräben eines wahnsinnigen Krieges, lebendig verbrannt vom Napalm, zu Tode gefoltert in den Kerkern der Wachhunde des Kapitals, füsiliert am Mur des Fédérés, füsiliert in Fourmies, füsiliert in Sétif, zu Hunderttausenden hingemetzelt in Indonesien, praktisch ausgerottet wie die Indianer Amerikas, massenhaft ermordet in China zur Sicherung des freien Opiumhandels ... Sie alle haben die Fackel der Revolte ... weitergereicht in die Hände der Lebenden, in die bald ermüdenden Hände jener Kinder der Dritten Welt, welche die Unterernährung Tag für Tag zu Zehntausenden tötet, in die abgemagerten Hände der Völker, dazu verurteilt, die Zinsen für eine Schuld zu zahlen, deren Kapital ihre Führungsmarionetten ihnen gestohlen haben; in die zitternden Hände jener immer zahlreicher werdenden Ausgegrenzten, die an den Rändern des Wohlstands vegetieren müssen..."
(Denkt euch das schwänzjen)

44.1
Aufs 246 steht der schöne satz: "Die neue planetarische Zivilgesellschaft ist eine Gesellschaft im Entwurf, eine Gesellschaft im Entstehen; sie ist mit keiner sozialen Formation vergleichbar,
die ihr vorausging."

ToussainT


***


Einmal Grunewald und zurück


Brigitta kam langsam über den Kurfürstendamm gehumpelt.

Wir waren verabredet, ich stand auf der anderen Seite an der Bushaltestelle. Nach einer kurzen Fahrt lag ein schöner Weg vor uns. Rechts flachte das Waldgelände ab, verlor sich in einem zartgrünen Grund, hindurch floß ein kleiner, kaum sichtbarer Kanal. Wie ich im Stadtplan lesen konnte, heißt er Hundekehlegraben.

Wir gingen weiter und nun breitete sich rechts unten der Grunewaldsee aus. Müßig, hier die vielen Hunde, die großen, kleinen, dicken und schmalen zu zählen. Sie rasten, sprangen, gingen aufeinander los, wohl nicht immer gleich zur Begrüßung, beschnüffelten sich, buddelten tiefe Löcher. Bei einem Hund, der besonders emsig war und mit großer Geschwindigkeit an seinem schon tiefen Loch weitergrub, blieben wir kurz stehen. „Er gräbt nach Oel“, erklärte uns sein Herrchen. Es gibt Rassen, die ich mir auf einem anderen Planeten vorstellen könnte - und wir Menschen daneben als unbedeutende Lebewesen. Dort muß es aber auch Wasser geben, denn hier springen die mutigsten immer wieder in den See. Mit der Größe der Hunde stieg auch meine Vorstellung von einer möglichen Größe der Villen der Hundehalter, ablesbar vom Rücken, vom federnden leichten Gang großer schöner Doggen.

Jagdschloß, daneben im Gebäude die Kasse, Bücher, Prospekte und Getränkeverkauf. Wir waren für eine Lesung angemeldet. Nein, heute nicht auf der Schloßterrasse, dafür sei es zu windig und kühl, die Lesung findet im Jagdsaal statt, erfuhren wir beim Bezahlen.

Schnell noch ins Schloß, wenig Zeit blieb uns dafür. So zogen wir uns an der schmalen Wendeltreppe ins erste Geschoß empor. Sein „Schloß zum grünen Wald,“ verkündete der Kurfürst Joachim der II., als er es 1542 erbauen ließ. Heute ist es das älteste Hohenzollernschloß. Seit 1932 wohl oft oder ständig ein Kunstmuseum. Ein nacktes Schloß ohne Inventar, nur die Decke im Kaminzimmer begeisterte mich, eine Holzdecke mit schönem farbigen Muster. Wir bekommen ein kleines Heftchen in die Hand gedrückt.

„Von Angesicht zu Angesicht“, Berliner Porträtmalerei aus drei Jahrhunderten. Jedes Gesicht in der Beschreibung hat eine Nummer, die auf den Scheuerleisten unter den Porträts wiederzufinden ist. Wir waren in Zeitnot, uns blieb nur ein flüchtiges Vorbeigehen. Da schauten die Kurfürsten aus den Rahmen, in prächtiger Kleidung, stolzer Haltung, mit kühnem Blick. Statussymbol.

Doch man sah auch etwas ganz anderes. Nicht wenigen Malern gelang es, etwas vom Charakter oder der Wesensart im Gesicht zu verdeutlichen. Bei Moses Mendelsson von Anton Graff zum Beispiel, oder im Porträt eines Geistlichen von A. Pesne, und, um noch einen dritten zu nennen, das Gesicht des Malers King, ebenfalls von A. Pesne.

Die Frauen sind mit wenigen Ausnahmen faltenlos schön und busenüppig. In Rheinsberg, vor kurzem bei einem Besuch dort im Schloß, erfuhr ich, daß damals gemalt wurde, wie gewünscht und nicht nach dem Aussehen.

„Ich drehte mich zu Brigitta um, „würdest du dich jetzt so malen lassen?“ Sie lachte und schüttelte den Kopf. „Siehst du, ich auch nicht. Das haben die Maler damals gut gemacht“.

Die Lesung fand in einem Nebengebäude statt. Dort hingen Geweihe an den Wänden, lagen in Vitrinen historische Dinge, die mit der Zeit und der damaligen Jagd zu tun hatten. Vieles war mir fremd.

Die Schriftstellerin, wir wurden bereits draußen von ihr begrüßt, war eine zierliche und schlanke Frau. Sie trug ein langes zartgelbes Kleid, hatte ein schmales Gesicht mit ausdrucksvollen großen Augen. Das Haar, halblang und weiß, schmeichelte Ihrem Aussehen.

Sie las ihre gefühlvollen Texte ebenso gefühlvoll, mit langen Pausen für den Nachklang. Sie war, wie sie schrieb, strahlte Wärme und eine fast naive Herzlichkeit aus. Was ihre Augen sehen, wie sie atmet, Augenblicke durchlebt und erlebt, den Morgen, die Blume, die Stille, das Sonnenlicht, darüber schreibt sie.

Ein langes Prosa-Lyrik-Stück war ein Appell an IHR und EUCH, Worte für das Miteinander und eine Erinnerung an Dinge, die wichtig sind in unserem Leben, die an uns vorübergehen, weil wir sie nicht sehen, nicht mehr wahrnehmen. Es fielen Worte wie lieben, verstehen, einander helfen, selbstlos werden, Licht, Farbe, Schatten erspüren, die Schönheit der Natur als Sinnbild des Lebens erkennen. In diesem Augenblick war der Raum für mich eine Kirche und von der Kanzel hörte ich eine Predigt. Eine sehr lange Predigt, die mich auf einmal in ihrer Fortdauer etwas langweilte.

Der Raum war sehr kühl und ich fing zu frieren an. Aber gehen wollte ich auch nicht, dazu fehlte mir der Mut. „Und draußen bist du nur ein Hindernis für die vielen Hundebeine“, sagte ich tröstend zu mir und fror tapfer weiter.

Dem Gesang der kleinen rundlichen jungen Sängerin konnte man lauschen, sie hatte eine klare Sopranstimme. Und dann hörte ich das Lied, „Es war, als ob der Himmel die Erde still geküßt...“, von Joseph von Eichendorf. Niemand nach ihm hat nocheinmal so einen Text geschrieben. Und plötzlich wußte ich, ich saß hier, nur um dieses eine Lied zu hören. Ein wenig überraschend für uns stand plötzlich ein jüngerer Mann auf, vielleicht 35 Jahre alt. Von der Schriftstellerin wurde er als ihren Adoptivsohn vorgestellt, Er las zum Schluß ein Gedicht von Pablo Neruda.

Es war eine aufgeteilte Darbietung, die Verse ergänzte sie mit ihren eigenen Worten. Irgendwann später hörte ich das Wort „Mutti“, als er sie ansprach. Der Gedanke an den Adoptivsohn ließ mich lange nicht los. Vielleicht braucht der Adel, (sie war eine Adlige), einen Erben, vielleicht.

„Du bist so still,“, sagte Brigitta, als wir draußen im kühlen Schatten saßen, weiter froren und an einem Stück Torte schluckten.

„Na ja,“ zögerte ich mit der Antwort, „habe da meine Gedanken, ob es nicht gut sein kann, sich einen Adoptivsohn anzuschaffen.“ Ihr Blick hatte etwas Lustiges, als sie mich ansah, das Stückchen Torte auf der Kuchengabel blieb ein Weilchen in der Luft hängen bevor sie es sich in den Mund schob.

Natürlich sprachen wir über die Texte, urteilten, fanden Gutes. Ihre Mahnung betrifft uns alle, die wir auf dieser Welt, die immer mehr zerstört wird, leben und weiter leben wollen. Und nur eine heile Umwelt, die Natur, kann uns und unsere Seele schützen. Daneben gab es aber auch viel gängige Worte und Klischees in ihren Texten.

Der Oberaufseher des Refugiums wartete, bis die letzten draußen standen, dann schob er alle großen Tore zu. Kurze Verabschiedung von der Schriftstellerin, wir standen noch einmal zusammen. Sie würde demnächst lesen, nannte Ort und Zeit, dort wäre es außerdem warm und es gebe eine hervorragende Küche. Wir bedankten uns und ich verbot mir das Geständnis, vor jedem Restaurant mit guter Küche zu flüchten. Auf dem breiten Weg, der uns zurückführte, lag etwas Schwarzes, nicht allzu Großes, vielleicht ein verlorenes Kleidungsstück. Dieses angebliche Kleidungstück hatte beim Näherkommen kurzes Fell, ein blinzelndes Auge, das andere war verdeckt. An der Seite stand ein Imbißwagen. Ebenfalls seitlich aufgestellt mehrere Stühle. Brigitta, die sich von ihrem Hund, ein Tibet-Terrier, immer Weg und Tempo befehlen läßt, (dadurch bereits zweimal stürzte und als Folge nunmehr ihre Knieverletzung mit sich rumschleppt), kannte sich hier aus und wußte, daß der Hund dem Wagenbesitzer gehört. Mitten auf dem großen Weg lag er, es war sein Revier. Ihr Hund wurde heute der Obhut der Tochter anvertraut. Die wohl nicht gerade glücklich sein wird, von dem Hund an der Leine zu den Kulturen der Welt gezogen zu werden. Dorthin wollte sie.

Mit schnellen Schritten kam uns eine Frau entgegen. „Haben sie meinen Hund gesehen... Wildschweine...“ Sie war aufgeregt. Ich wies auf einen Weg, der kurz zuvor rechts in den Wald hinauf führte, dort lief gerade ein großer Hund entlang. Sie eilte weiter. Und dann sahen wir zwei große Tiere, ungefähr 25 Meter von unserem Weg entfernt, oben im Wald. Sie wühlten am Boden, dazwischen hopsten zwei Frischlinge, mehr konnte ich nicht ausmachen. Plötzlich tobten die Tiere mit großem Krach durchs Gehölz Richtung Weg, den ich gerade beschrieben hatte. Stille folgte. Wir sahen uns um, sahen die Frau mit zwei kleinen niedlichen Hunden, rechts und links an ihrer Seite, zurückkommen. „Es müssen doch mehr Frischlinge gewesen sein“, sagte ich, „nicht nur zwei“. Brigitta fragte, wie ich darauf käme. „Nun ja, die beiden kleinen Hunde wollten sie nicht auch noch“.

Marlies Schmidl

   

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